Interview: God Seed - King Ov Hell

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Gaal und ich wollen künftig wieder mehr Musik zusammen machen.

GOD SEED oder GORGOROTH - der norwegische Black Metal mutierte in den letzten Jahren zur Überfarce. Angesichts der Wacken-DVD-Veröffentlichung sprachen wir mit GOD SEED-Basser King Ov Hell, der sich erstaunlich offen und ehrlich zu den pikantesten Themen äußerte.

Veröffentlicht am 23.02.2012

Hey King, die GOD SEED DVD "Live At Wacken" ist unlängst auf die Ladentische geknallt. Ihr wart dort 2008 zu Gast. Wieso ist soviel Zeit vergangen, bis das Teil auch publiziert wurde?

Es hat wirklich etwas gedauert. Es gibt viele Gründe dafür, aber der Hauptgrund ist einfach, dass wir den richtigen Zeitpunkt für die Veröffentlichung abwarten wollten. Die DVD zeigt, dass Gaahls und meine Kreativität der Vergangenheit auch für die Zukunft relevant ist. Wir wollen künftig mehr Musik zusammen machen und die DVD-Veröffentlichung ist einfach wichtig, dass wir unsere künftigen Veröffentlichungen ins richtige Licht rücken.

Die Zeiten waren ja nicht einfach für dich. Nach dem Split mit GORGOROTH waren da plötzlich zwei Bands am Werken. Eben GORGOROTH und GOD SEED. Die Wacken-Show habt ihr damals unter dem Namen GORGOROTH gespielt und viele Fans sprachen von der größten Metal-Soap-Opera aller Zeiten. Wie siehst du diese Problematik jetzt mit etwas zeitlichem Abstand? War es eine gute Idee, GORGOROTH-Songs 2012 zu veröffentlichen?

Ich denke, du machst dir mehr Sorgen um den Namen des Produktes, als um den Inhalt desselbigen. Die DVD beinhaltet Musik, die von Gaahl und mir geschrieben und dann eben in Wacken gespielt wurde. Wichtig für mich ist, dass ich mit der DVD den bestmöglichen Weg gefunden habe, diese Phase meiner Kunst zu präsentieren. Ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis. Es repräsentiert das Ende unserer Vergangenheit und leitet gleichzeitig zu künftigen Projekten. Die Art, wie wir uns damals live präsentiert haben ist endgültig zu Ende und die DVD ist prinzipiell die letzte Chance, uns so zu sehen. Außerdem ist die DVD ein wichtiges historisches Dokument, denn nicht viele Bands haben die Chance, eine Show so aufzuzeichnen, wie wir es in Wacken gemacht haben.

Wie hart war es für dich damals persönlich, den Namen GORGOROTH plötzlich nicht mehr benutzen zu dürfen?

Das war mir nie so wichtig. Ich denke, dass es damals für Gaahl etwas schlimmer war. Zurzeit habe ich mit GORGOROTH absolut nichts mehr zu schaffen, sondern konzentriere mich auf meine Musik, so wie ich es immer gemacht habe. Es hat sich ja nichts wirklich verändert, außer dass meine Musik von einem anderen Namen getragen wird.

Mit GORGOROTH-Gitarrist Infernus und den anderen Jungs hast du also nichts mehr zu schaffen?

Nein.

GOD SEED waren 2009 eigentlich schon wieder Geschichte, weil Gaahl sich in die Metal-Pension verzog. Wolltest du das Projekt nicht irgendwann einmal mit einem anderen Sänger weiterführen?

Gaahl hat GOD SEED niemals verlassen. Das sind mediale Gerüchte, die mit der Zeit als wahr hergenommen wurden. Wir haben GOD SEED nur hintenangestellt und wollen die Band ziemlich bald wieder aufleben lassen.

Nach der GOD SEED-Pause hast du die Band OV HELL ins Leben gerufen, wo all die geplanten GOD SEED-Songs mit neuen Lyrics von Sänger Shagrath eingespielt wurden. Wie würdest du das Album im Vergleich zu deinen Songs mit GORGOROTH sehen?

OV HELL klingt zweifellos nach mir, unterscheidet sich aber beträchtlich von meinen Arbeiten für GORGOROTH oder GOD SEED. Das liegt wohl auch daran, dass Shagrath einen sehr starken Einfluss auf das OV HELL-Album hatte. Es stimmt, dass ich die Songs für GOD SEED plante, gewisse Umstände aber eine Änderung dieses Plans erforderten. Joey Jordison von SLIPKNOT ist in die Band gerückt und hätte eigentlich unser Drummer werden sollen. Er war sehr beschäftigt mit vielen Touren, aber nachdem wir uns in Oslo getroffen hatten, beschlossen wir, die Musik für GOD SEED als Trio zu schreiben. Das ist dann natürlich nicht passiert. Etwas später wollte auch Gaahl ein bisschen Distanz vom Metal, was schlussendlich dazu führte, dass ich die Songs für OV HELL verwendet habe.

Du hast einmal gesagt, dass OV HELL ein reines Studioprojekt sein wird, weil du zu beschäftigt zum Touren bist. Ist das der Letztstand, oder ist da doch die eine oder andere Liveshow drin?

Schwer zu sagen. Momentan bin ich mit meinen Bands zu beschäftigt, um mir Gedanken über andere Dinge zu machen. Ich weiß auch, dass Shagrath bei DIMMU BORGIR mehr als ausgelastet ist. Ich denke, wenn wir die Zeit und Energie dazu haben, werden wir ein neues Album schreiben oder auch mal live auftreten. Es wäre natürlich interessant, künftig eine neue und noch brutalere Version von OV HELL zu präsentieren.

Du warst auch bei der Doom-Band SAHG und bei AUDREY HORNE im Sold. Brauchst du diese beiden Welten, sagen wir die "gute" und die "böse" Welt der Musik, um deine Kunst zu repräsentieren?

Bei SAHG bin ich längst nicht mehr dabei und mit AUDREY HORNE habe ich schon lange nichts mehr gemacht. Wie auch immer, ich finde es wichtig, mich vielseitig auszudrücken und mit den unterschiedlichsten Musikern zusammen zu spielen. Das ist auch der Grund, warum ich in den vergangenen Jahren so viele Projekte und Bands hatte. Für mich ist das wichtig, aber für manchen Fan ist es wohl auch schwierig, mir auf all diesen Wegen zu folgen.

Du bist Lehrer für Kinder in Norwegen. Wie ist es, auf der einen Seite liebevoller, geduldiger Lehrer zu sein und andererseits der grimmige Höllenhund, der den True Norwegian Black Metal zelebriert?

Ich sehe keine Verbindung zwischen meiner Arbeit und der Kunst, die ich mache. Musik mache ich, um etwas für mich Heiliges auszudrücken und ich arbeite, um mir Essen auf den Teller legen zu können.

Was war denn das letzte Album, das dich wirklich beeindruckt hat?

MR. BUNGLE - Mr. Bungle. Gib dem Album ein paar Durchläufe und ich hoffe du verstehst dann, warum ich es jetzt gewählt habe.

Die letzten Worte gehören dir:

I'll Be Back!


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