Interview: Epica - Mark Jansen

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Viele von uns denken,dass wir ja ach so groß seien mit unserem Fortschritt in der Entwicklung. Aber in Wirklichkeit können wir erkennen, dass wir versagt haben. Wir haben die Nähe zur Natur verloren

Epica dürften den meisten Metal Anhängern da draußen mittlerweile ein Begriff sein, so haben sie sich doch in den letzten Jahren unabdingbar gemacht, was den Symphonic Metal Bereich angeht. Mit "Requiem for the Indifferent" ist den Holländern um Mark Jansen und Simone Simons wieder ein Meilenstein gelungen, was genug Anlass gegeben hat, um eben Mark Jansen mal ein wenig auszuquetschen.

Text: Sonata
Veröffentlicht am 28.02.2012

Hi Mark! Erstmal eine simple Frage zum Start, wie geht’s dir?

Mir geht’s super, danke! Ich bin gerade in Mexiko für einen Maya Ruinen Trip für etwa einen Monat. Ich habe bereits 21 Sehenswürdigkeiten besucht. Momentan sitze ich im Bus nach Flores (Guatemala) um die bekannte Stadt Tikal zu besuchen. Währenddessen beantworte ich die Fragen. Dauert gut 8 Stunden, also ein guter Zeitpunkt für ein Interview! :)

Klappt den alles gut mit der Promotion zu eurem neuen Werk “Requiem for the Indifferent?”

Ja alles läuft sehr gut! Es ist jedes mal eine sehr lange Periode vom fertigen Album bis hin zur Veröffentlichung, wo wir den Fans unsere harte Arbeit quasi präsentieren können. Allerdings muss man viel Geduld mitbringen, um der Plattenfirma die nötige Zeit zu verschaffen, die CD möglichst gut zu promoten. Und das ist was Nuclear Blast tut. Sie geben uns die bestmögliche Promotion. Es ist nun weniger als ein Monat bis zum Release und ich bemerke, dass unsere Fans sehr gespannt sind, was das neue Album betrifft.

Deine Aussage bezüglich des neuen Albums war die, dass ihr den Stil des Vorgängers beibehalten wollt und “einfach” bessere Songs schreiben bzw. komponieren wolltet. Denkst du, dass das funktioniert hat?

„Einfach“ nur bessere Songs schreiben klingt ein wenig zu leicht, haha. Ich bin sehr stolz auf „Design your universe“ und ich wusste im Voraus, dass es nicht einfach wird, diese Platte zu toppen, auch was die Lyrics betrifft. Es liegt bei den Fans, welches Album sie letztlich am liebsten mögen.

Wir schreiben unsere Musik immer mit dem Herzen. Wir denken nicht zu viel drüber nach, aber schreiben jederzeit das, was sich gut anfühlt in dem Moment. Genauso war es mit dem neuen Album. Ich denke, dass dies auch die einzige Möglichkeit ist, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. In dem Moment, wo der Verstand einsetzt, denkst du zu viel nach und zweifelst an allem. Du musst einfach deiner Intuition folgen und enorm hart arbeiten mit den richtigen Absichten, denn der Ertrag ist groß.

Wann habt ihr mit dem Songwriting begonnen und ab welchem Punkt war das Album quasi fertig, um auf CD gepresst zu werden?

Mit dem Songwriting haben wir direct nach Fertigstellung von “Design your universe” begonnen. Zumindest ich tat das. Ich kann mich nicht einfach hinsetzen und in einem gewissen Zeitraum Songs komponieren. Ich beginne lediglich dann, wann immer Inspiration vorhanden ist. Und wenn mich genau diese Inspiration packt, muss ich alles stehen und liegen lassen, um an neuen Ideen zu arbeiten. Ich sehe Inspiration als eine Art Geschenk und wenn sie vorhanden ist, solltest du sie so gut wie möglich nutzen.

Die Vorproduktion zum Album begann etwa 3 Monate vor der ersten Studiosession. Das ist eine sehr intensive Perdiode, wenn wir anfangen, mit Sascha Paeth an den Stimmfarben oder den Strukturen mancher Songs zu arbeiten.
Nebenbei ziehen wir auch eine Linie zwischen guten und nicht so guten Songs. Da Sascha nicht weiß, wer welche Songs geschrieben hat, kann er ganz unvoreingenommen seine Meinung abgeben bezüglich der Qualität aller Songs.

Wie schon auf “Design your universe” behandelt das neue Werk ein Konzept. Kannst du da etwas näher drauf eingehen?

“Requiem for the Indifferent” behandelt die Entwickling der westlichen Gesellschaft. Viele von uns denken, dass wir ja ach so groß seien mit unserem Fortschritt in der Entwicklung. Aber in Wirklichkeit können wir erkennen, dass wir versagt haben. Wir haben die Nähe zur Natur verloren und statt einem Paradies einen Drachen erschaffen. Wir befinden uns in einer Sackgasse.

Die Desinteressierten sind die, die das abstreiten. Selbst wenn die Dinfe so offenstichtlich scheinen, versuchen manche, die Probleme zu verschleiern. Bedauerlicherweise haben die meisten hohe Positionen in Firmen oder zumindest viel Interesse an diesen Firmen oder an den Regierungen. Deswegen wird sich nichts (oder zumindest nicht viel) verändern. Eventuell müssen wir diesen Wechsel vollziehen, ob wir wollen oder nicht, denn andernfalls ist es sowieso vorbei mit uns.

In der westlichen Welt schauen wir oft auf bodenständige Menschen mit herablassendem Blick, als wären sie „unterentwickelt“. Ich denke wir sind die unterentwickelten. In der Gehässigkeit jeglichen Fortschritts, den wir bezüglich Gesundheitsvorsorge und anderen Dingen in den Vordergrund gestellt haben, haben wir etwas wichtiges verloren. Zu wissen, wer wir wirklich sind. Die bodenständigen Menschen erinnern sich nachwievor daran, wer sie sind und woher sie kommen. Wir müssen von ihnen lernen, um ein paar Schritte nach vorn gehen zu können. Wir alle brauchen uns gegenseitig und da ist kein Platz mehr für Desinteresse.

Geht’s eigentlich nur mir so oder habt ihr bei „Requiem for the Indifferent“ verstärkt darauf geachtet, dass die Gitarren wieder mehr in den Vordergrund gerückt sind als beim letzten Werk?

Damit liegst du komplett richtig! Es war eine bewusste Wahl, um unserer Musik mehr „Eier“ zu geben. Sascha und wir wollten nicht den Sound von „Design your universe“ kopieren und etwas in einer leicht anderen Richtung ausprobieren. Es ist kein riesiger Unterschied, aber die Tatsache, dass du es sofort bemerkt hast, sagt alles. Das bedeutet, dass wir in diesem Vorhaben erfolgreich waren! :)

Never change a winning team. Das neue Album wurde erneut von Sascha Paeth produziert wie die moisten eurer Alben. Habt ihr jemals daran gedacht, vielleicht mal mit einem neuen frischen Produzenten zusammenzuarbeiten oder war das niemals eine Option? Wir alle wissen ja, was Sascha für großartige Fähigkeiten hat.

Solange Sascha uns motivieren kann, werden wir auch weiter mit ihm arbeiten. Er ist nicht nur ein großartiger Produzent, denn wir brauchen wirklich nur ein Wort, um einander zu verstehen. Er ist nebenbei eben auch ein guter Freund. Des weiteren sind wir immer brutal ehrlich zueinander. Wenn uns was nicht passt, dann sagen wir es auch direkt. Das ist ebenfalls sehr wichtig. Deswegen war es für mich niemals eine Option, mit wem anders zusammenzuarbeiten.

Demnächst werdet ihr mit Xandria auf Tour gehen. Habt ihr ein gutes Verhältnis zu der Band?

Xandria werden uns in Deutschland unterstützen. In den anderen Ländern haben wir verschiedene Support Acts. Wir hätten Xandria gern überall dabei gehabt, aber es hat leider nicht geklappt. Vielleicht ein andermal.

Wir arbeiten immer noch an manchen Support acts für diverse Konzerte, aber mit dem Großteil der Planung sind wir durch.

Was können wir von eurer Headliner Tour erwarten und auf welche Schauplätze freust du dich am moisten, wo ihr spielen werdet?

Da die Ticketverkäufe sehr gut laufen, erwarte ich viele ausverkaufte Shows und große Mengen an Fans! Wir werden mit einer größeren Produktion touren. Ein Truck mit Antrieb wird unserer Reiseparty hinzugefügt. Deswegen freue ich mich wirklich auf diese Shows. :)

„Requiem for the Indifferent“ ist bereits euer 8. Album. Ist es nicht enorm schwer, nach all der Zeit gute Musik zu schreiben und zu produzieren und diese am Ende auch an den Mann zu bringen?

Wenn du „The Score“ hinzufügst, ist das unser 6. Studioalbum, aber eigentlich ist es unser 5. vollständiges Studioalbum. „The Classical Conspiracy“ war ein Live Album.

Aber für mich persönlich ist das wirklich bereits das 8. Studioalbum, wenn du die ersten 2 After Forever Alben dazu packst sowie das MaYaN Album „Quarterpast“.

Solange es mir Spaß macht, Musik zu kreieren, werde ich auch weiter machen. Wenn der Tag kommen sollte, an dem mich die Musik nicht mehr erfüllt, werde ich aufhören. Aber keine Sorge, ich denke nicht, dass dieser Tag jemals kommen wird. ;)

Du selbst durftest auch ein wenig Teil haben am neuen Diabulus in Musica Album. Wie war’s für dich, mit so einer jungen dynamischen Truppe zusammenzuarbeiten?

Wenn mich Bands bezüglich einer Gastperformance ansprechen, möchte ich zuerst mal den Song hören, zu dem ich die Vocals beisteuern soll. Wenn ich den Song mag, diskutieren wir die finanziellen Dinge (Ich lebe davon, Musik zu machen, weshalb ich es bedauerlicherweise nicht umsonst machen kann, auch wenn das wirklich perfekt wäre). Diabulus‘ Song ist wirklich inspirierend und von daher hatte ich auch viel Spaß, die Vocals einzusingen. Vielleicht kann ich den Song ja irgendwann mal mit ihnen zusammen performen.

Okay Mark, vielen Dank, dass du dir etwas Zeit genommen hast, um die Fragen so ausführlich zu beantworten. Ich wünsche dir nur das Beste für die Zukunft! Man sieht sich auf der Tour! ;)

Danke für das Interesse an der band Epica! Wir sehen uns auf der Tour!


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