Interview: PANDEMONIUM - Peter

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Es wäre auch eher langweilig, wenn alles gleich von Anfang an klar ist. - 101 des Verfassens von Texten...

Am 10. März dieses Jahres erschien mit "Misanthropy" eine Gewalt an düsterem Metal. Da das Album eine Stärke mit sich trug, die es nur selten gibt, hab ich mich über ihr Label Godz ov War an PANDEMONIUM herangemacht und bekam wenige Tage später von Peter, dem Gitarristen der Band, die Antworten zu meinen Fragen.

Veröffentlicht am 05.04.2012

Am 10. März dieses Jahres erschien mit "Misanthropy" eine Gewalt an düsterem Metal. Da das Album eine Stärke mit sich trug, die es nur selten gibt, hab ich mich über ihr Label Godz ov War an sie herangemacht und bekam wenige Tage später von Peter, dem Gitarristen der Band die Antwort zu meinen Fragen.

Nach hinten lehnen, Füße hochlagern und in das polnische Gedächtnis eindringen:

Gratulation zu Eurem sensationellen Album! Beginnen wir mit der immer wieder erheiternden
Frage nach Eurem Background. Wie seid ihr zur Musik gekommen, was/wer sind Eure Einflüsse?

Wir haben in den späten 80ern, frühen 90ern begonnen. Mit großem Interesse hab ich die Entstehung dieser "neuen Ordnung" im Heavy Metal beobachtet, die sich auf den Fundamenten des früheren, leichteren Metals vollzog. Alles was damals als Death oder Black Metal bezeichnete war eine neue, innovative Bewegung oder auch Idee. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich an der Entstehung dieses Phänomen teil haben durfte. Und wir tun es nach wie vor, auch heute noch. Ich war immer von Musik fasziniert, welche scheinbar leichte Inhalte transportiert, die aber unter der Oberfläche viel zu sagen hat. Mysteriöse, dunkle und bisweilen sogar einfache Musik, die aber eine Menge an wichtigen Inhalten zu Tage brachte. HELLHAMMER, CELTIC FROST, BATHORY, MORBID ANGEL sind gute Beispiele dafür. Diese Musik, diese Bands spielten einen wichtigen Part in meinem Leben und starteten dann auch noch etwas, das nach wie vor blüht und gedeiht.

Erzähl mir ein wenig über deine Teste. Was sind die Inspirationen hinter den Texten?
Bist du in irgendeiner Art und Weise religiös (ja, ich weiß, mein subtiler Fragestil...)?

Um diese Frage zu beantworten benötigten wir eine Definition was überhaupt "religiös" bedeutet. In meinem Land, Polen, wird es sehr oft übermäßig gebraucht und entehrt. Viele Leute sind gar nicht religiös, obwohl sie meinen es zu sein. Das ist ihr großes Problem. Sie sind oft böswillig und heuchlerisch. Sie tragen eine Unschuld als Maske und weiße Handschuhe obwohl sie knietief in der moralischen Scheiße stecken. Wenn ich über Religion rede, dann verwende ich lieber als Bezeichnung die einer spirituellen und sensiblen Person. Das ist für mich die ehrlichste Beschreibung für jemanden, der fühlt wenn es etwas zu fühlen gibt, der sensibel seinem Umfeld gegenüber ist, der liebt und hasst, wenn es an der Zeit dafür ist. Alles, was wir kontrollieren, und das, was wir auch nicht kontrollieren, erschafft unser spirituelles Leben. Es ist ähnlich mit dem Schreiben von Texten. Sie sind für mich sehr persönlich, ich behandle sie sehr vorsichtig, verwende viele Metaphern. Und diese können Elemente von Religion und Spiritualität beinhalten. Was immer du aus den Texten für dich herauslesen willst liegt an Dir.

Einige Songs teilen sich Momente mit CELTIC FROST in deren "Into the Pandemonium".
Nicht, dass hier kopiert worden wäre, aber es gibt da so etwas wie eine gemeinsame
Schwingung. Wie siehst du das?

Das Herunterstimmen der Instrumente und der Charakter verschiedener Gitarrenriffs, welche wir mit PANDEMONIUM präsentieren kann natürlich zu einer solchen Annahme führen. Allerdings sehen andere Leute wieder anderes in unserer Musik. Griesgrämig und aufgewühlt habe ich auch schön gehört, gleich wie experimental, aber auf jeden Fall klar hörbar - und jeder Song mit seinem eigenen Charakter. Aber, und darauf bestehe ich, jeder hat das Recht auf seine eigene Interpretation der Songs. Darum geht es in der Musik. hör dir den Song an und finde das für dich Passende heraus.

Euch Jungs gibt es mittlerweile ja schon seit 1990. Wie hat sich die Szene für Euch
persönlich in diesen langen Jahren verändert?

Wie ich schon anfangs gesagt habe, durfte ich die Entstehung dieses "extremen" Teils der Musik miterleben. Und ich erlebe das nach wie vor bei anderen Stilarten des sogenannten "Metals". Während all dieser Jahre krabbelte dieser Musikkäfer (...) überall in der Welt herum und hat verschiedenste Ausprägungen erschaffen. Ich empfinde das als sehr angenehm, dass es so viel verschiedenartige Musik gibt, und das jeder Stil fortwährend weiter wächst. Es ist ein wenig wie Darwin und seine Theorie der natürlichen Auslese. Nur dass manches schneller entsteht und manches eben Zeit braucht.

Ihr schafft es, genuin morbid zu klingen, manchmal beinahe wie eine schwarze Messe, der Versuch,
etwas herauf zu beschwören. Ihr hört Euch "evil" an, ohne Blast Beats zu verwenden, aber dennoch
spielt Euer Drummer eine enorm wichtige Rolle im Bandgefüge. Jeder einzelne Song ist ein wenig wie
ein Theaterstück. Wie siehst Du das?

Ich bin absolut zufrieden, wie "Misanthropy" klingt. Weil es eben morbid klingt und weil es ist, wie wir auch sind. Wir haben Tage durchgehend aufgenommen, die Aufnahmen angehört und wochenlang analysiert. Dadurch gelang es uns wohl, diese Atmosphäre zu kreieren. Eine Atmosphäre, die nach der Hölle klingt, nach Magie, mysteriös und absolut nicht von dieser Welt. Wir haben während des Songwriting unsere Energie auf dieses eine Ziel fokkusiert. Du (also ich im gegenwärtigen Fall. d. Autor) hast unsere Intention ganz gut gelesen und du scheinst zu verstehen, was wir mit unserer Musik erreichen wollten. Ich will Emotionen wie Angst, Traurigkeit, Sorgen, Magie in unserer Musik zum Leben bringen. Das Unausgesprochene, das, was keinen Namen hat. Und ich bekomme gute Signale, dass das auch wirklich funktioniert. Es gibt keinen besseren Preis als das Feedback unserer Fans.

Welche Philosophie steht hinter Eurer Musik? Sie ist dunkel, das ist offensichtlich,
aber da mir leider keine Texte vorliegen würde ich da gerne etwas nachhaken.

Die Philosophie die unseren Songs und Texten zugrunde liegt ist eine klare, eine eindeutige. Ich benenne Dinge eindeutig bei ihrem Namen. Ich versuche nicht, höflich zu sein. Es geht darum, verschiedene Dinge aus mir heraus zu bringen. Ich denke, meine Texte sind eindeutig und verständlich. Und dann gibt es noch eine andere Seite. Ab und zu verkleide ich Dinge und verwende Metaphern. Und wenn wir diese beiden Schreibarten zusammenfassen ergibt das "Misanthropy". Es ist genau die Art und Weise wie ich schreiben möchte. Klar, und dennoch verworren. Ich weiß, dass es Leute gibt, die die versteckten Anspielungen in den Texten sehr bald herausfinden. Das zeigt, dass selbst hinter Metaphern lauernde Meinungen vom interessierten Fan durchaus erkannt werden können. Es wäre auch eher langweilig, wenn alles gleich von Anfang an klar wäre. "Seek and you shall find", hat ein intelligenter Mensch einst gesagt!

Wie lange habt ihr gebraucht, um dieses Album zu schreiben?
Es scheint sehr aufwändig zu sein, durch die vielen Details in den Songs.

Die Zeit war diesmal auf unserer Seite. "Misanthropy" hatte Zeit, zu entstehen. Genau die richtige Zeit um dieses Ergebnis zu bekommen. Wären wir schneller beim Songwriting gewesen, wäre das Resultat ein ganz anderes. In den letzten beiden Jahren hat sich das Album dann aber in die richtige Richtung entwickelt. Und plötzlich waren wir auf dem richtigen Weg. Zwei Jahre haben wir diesen Diamanten poliert. Lang? Möglicherweise. Aber ich glaube dass es das wert war. Übertriebene Eile kann einem Album nicht gut tun. Musikalisch hätte sich auch, wenn in Eile komponiert, alles anders anhören können. Viele Details und Effekte wurden erst zum Ende hin entwickelt. Die Zeit, in der dieses Album geschrieben wurde war eine extrem komplizierte. Ein extrem komplizierter, aber auch sehr kreativer Prozess.

Wie sieht es mit einer Tournee in nächster Zeit aus?

Wir spielen das Material schon eine ganze Weile live, allerdings ausschließlich in Polen. Wir wollen unsere Position in unserem Heimatland zuerst stärken. Wenn wir von Westeuropa reden, da gibt es eine große Promotionkampagne im Moment im Netz.
Godz Ov War Productions arbeiten wirklich unermüdlich an unserer Promotion. Sie arbeiten zusammen mit Pagan Records unermüdlich an unserer Expansion außerhalb unserer polnischen Grenzen. Wir sehen die Zukunft sehr optimistisch.


Guter Schlusssatz.
Führt Euch "Misanthropy" von PANDEMONIUM zu Gemüte, wenn ihr Freunde von harter, origineller Musik seid.
Es lohnt sich auf jeden Fall.


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