Interview: Tankard - Gerre

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Auf jeden Fall werde ich nächsten Freitag wieder mal auf das Weight Watchers Treffen gehen weil ich jetzt mal wieder die Handbremse anziehen muss.

30 Jahre TANKARD, 15. Studioalbum, mit Nuclear Blast Records eine neue Plattenfirma und das erneute Verlangen die Weight Watchers wieder mal aufzusuchen. Gesprächsstoff genug um mit TANKARD Fronter Gerre eine entspannte Unterhaltung zu führen.

Text: Reini
Veröffentlicht am 20.07.2012

Hi Gerre, geht’s da gut?

JoJo, war gestern noch auf einer Hochzeit, ein bisschen zerschädelt, aber sonst geht’s ma gut!

Apropos Hochzeit:
War es eine Vernunftehe, eine erzwungene, oder doch die berühmt berüchtigte Liebesheirat mit Nuclear Blast?

Ähem, was heißt Liebesheirat. Der Vertag mit AFM war ausgelaufen und dann hatten wir mehrere Optionen. Irgendwann haben wir uns mit Nuclear Blast unterhalten und die hatten Interesse. Der Andy Siry, der die A&R für NB macht, ist ja schon ein ewig-langer TANKARD Fan und dann haben wir schnell zueinandergefunden. Also eher eine Liebes- denn eine Vernunftheirat.

Also die BIG FOUR des deutschen Thrash Metals, da fehlen ja bei Blast nur mehr SODOM, oder?

Die sind ja noch bei SPV soweit ich weiß.

Yepp

Aber an Euren Tour-Aktivitäten, ich glaub Du hast mal zu mir gesagt so 25-30 Shows im Jahr, keine längeren Tourneen mehr, wird sich trotz NB nichts ändern oder?

Also man soll ja nie Nie sagen, es kommt natürlich auch immer darauf an, was man angeboten bekommt, aber im Moment wird sich daran nichts ändern. Wir sind alle ja berufstätig und eine vier-, oder sechswöchige Tournee, das bekommen wir schon rein urlaubstechnisch nicht gebacken. Es geht jetzt schon mit unseren 30 bis max. 35 Shows im Jahr unser ganzer Urlaub für die Band drauf. Was ich übrigens für gar keinen so schlechten Schnitt halte. Die Medaille hat ja immer zwei Seiten. Auf der einen könnten wir natürlich mehr machen und das ist sicher schade, aber da wir alle nicht davon leben müssen, können wir da schon sehr frei agieren, eben weil wir nicht darauf angewiesen sind.

Jetzt heißt ja der neueste und gleichzeitig 15. Output vollmundig „A Medl namens Bier“ – ich mein so einen Albumtitel, den können de-facto nur TANKARD bringen oder?

Der Albumtitel ja – wie so viele Sachen bei uns – unser Bassist hatte irgendwann mal wieder so einen geisteskranken Einfall… wir waren in Südamerika und er kam damit an, dass eine Frau einfach doch Cerveza heißen sollte usw. - letztes Jahr haben wir das wieder mal ausgekramt und wir fanden sofort, das ist doch der perfekte Albumtitel. Der stand übrigens schon lange fest, bevor wir überhaupt nur eine Note für das Album geschrieben haben.

Ihr wart ja wieder beim Michael Mainx im Studio 23 in Frankfurt – auch aus Bequemlichkeit, weil es gleich um die Ecke ist, oder hat die Qualität beim 14. derart gepasst, dass ihr gar nicht lang über einen Wechsel nachgedacht habt?

Wir haben uns – wie immer – zusammengesetzt und überlegt was wir machen – ich bin ja da immer offen für Alles. Wir hatten ja viele Alben mit dem Andy Classen produziert und waren auch immer sehr zufrieden mit dem Sound und bei der „Vol(l)ume 14“ wollten wir dann mal was anderes machen. Die war zwar transparent und erdig, aber diesmal wollten wir so ein Stück zurück in die alte Richtung, also die Transparenz beibehalten, aber die Gitarre sollte mehr knallen bzw. im Gesamten sollte es mehr knallen. Ich denke mal, jetzt sind wir wirklich auf dem Weg wo wie das haben wollen.

Bequemlichkeit und Studio 23 – das hat sich kurzfristig ergeben. Eigentlich wollten wir bei mit Michael im Odenwald aufnehmen, aber der hatte zu der Zeit so viel zu tun, dass wir gleich bei ihm im Studio bleiben durften – also mit Bequemlichkeit hatte es nichts zu tun. Obwohl es natürlich schon ganz angenehm ist in der eigenen Stadt aufzunehmen, man kann da einfach flexibler arbeiten.

Jetzt hast Du mir meine nächste Frage gleich beantwortet, denn, dass die „Vol(l)ume 14“ doch sehr basisch war und dieses Mal wieder deutlicher in die Tiefe produziert wurde, das hätte ich jetzt auch noch gefragt.

Ja, es ist noch immer total transparent, Du hörst echt jedes Instrument super raus, aber insbesondere die Gitarren knallen einfach mehr. Und das hatten wir im Vorfeld auch so mit dem Michael besprochen. Also momentan bin ich noch sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Ist es von der Musik her nach wie vor so, dass der Andy da das Heft ziemlich in der Hand hat, oder helfen da der Frank und Du auch tatkräftig mit?

Es war eigentlich wie bei der letzten Platte, dass der Andy fast alles selbst geschrieben hat. Wenn der mal so richtig im Songwriting-Prozess drinnen ist, dann ist der fast nicht mehr zu stoppen. Wir arbeiten dann so, dass ich einen Song mit den verschiedenen Gitarrenteilen bekomme und dann bastle ich da irgendwie einen Gesang drauf. Dann fahr ich wieder zum Andy, der hat ein kleines Studio, und dort nehmen wir das Ganze mal auf – ja so entsteht bei uns ein Song. Da schauen wir dann was der Refrain wird, dann machen wir den Aufbau und ja… aber den Hauptanteil hatte natürlich wieder der Andy.

Die DORO habt ihr als Gast auf dem Album, wobei man das schon fast als frech bezeichnen könnte, dass gerade die DORO bei „The Metal Lady Boy“ mitsingt *he he*

Ich war halt letztes Jahr mal auf einen DORO Konzert und bin nach wie vor bekennender DORO Fan und da hatten wir schon vorab ganz gut Party gehabt. DORO erblickte mich dann irgendwann in der ersten oder zweiten Reihe und holte mich sofort auf die Bühne und ich musste bei „All We Are“ mitsingen. Backstage kam mir dann die Idee und ich meinte „Doro wir machen auf dem nächsten Album auch einen Lovesong, wie wär’s hast Du Lust“? Dann haben wir Nummern ausgetauscht und ich hab ihr ein Demo des Songs geschickt, Doro fand ihn geil und dann hat sie das gemacht.

Ich wollte ja eher auf den Text Bezug nehmen…

Den Inhalt des Textes haben wir ihr erst später zugeschickt…*lacht*
Als das Kind schon in den Brunnen gefallen war sozusagen…

Ich hab mal mit dem Peter Tägtgren von HYPOCRISY bzw. PAIN ein Interview gemacht in dem er gemeint hat, es gibt heutzutage keine Alben mehr, wo 10 oder mehr komplette Killersongs oben sind. Auch auf Eurer neuen hab ich zwei Nummern entdeckt, die ich persönlich als OK, aber jetzt nicht komplett herausragend einstufen würde – Magst einmal raten welche das sind?

Das ist schwierig. Wahrscheinlich „Masters Of Farces“

Nein!

Ne? Den findest Du gut? Hmmm dann wahrscheinlich…

Also „Running on Fumes“ ist zwar textlich ähem witzig, aber sonst eher ein bisschen höhepunktlos und auch „Metal Magnolia“ hat mich nicht zu 100% überzeugt.

Echt? Gerade „Metal Magnolia“ finde ich so richtig geil.
Ach Du hast noch die Version wo „Running on Fumes“ der Opener ist richtig?

Ja!

Das haben wir jetzt geändert, der erste Song ist jetzt „Rapid Fire (A Tyrant's Elegy)“. Die Plattenfirma hat noch mal angerufen und gemeint, dass viele Leute gesagt hätten, dass „Rapid Fire“ der stärkste Song auf dem Album sei…

Stimmt, den hab ich noch als letzten da in meiner Trackliste…

Ich finde „Running on Fumes“ einen geilen Song, aber ich lass mich ja auch immer umstimmen.

Und guck mal, das haben wir sowieso nur extra für Dich so gemacht, jetzt hast Du die acht Songs die Dir gefallen am Anfang und ab „Metal Magnolia“ kannst Du abdrehen. *lacht*

Du hast ja stattliche 70kg abgespeckt …

Mittlerweile nicht mehr, ich hab schon wieder zugelegt…

Ja aber im Großen und Ganzen hältst Du dieses Gewicht jetzt auch schon eine Zeit lang, wie sehr schätzt Du diese neue Lebensqualität jetzt wirklich, oder ist es verdammt hart nicht wieder dem Drang zu erliegen sich gehen zu lassen?

Naja das Abnehmen ist immer das geringste Problem, das Gewicht dann zu halten und deine Essensgewohnheiten komplett umzustellen und dann so beizubehalten ist schon schwierig. Von der Seite der Lebensqualität: Ich sag immer so, wenn man in seiner Haut steckt... ich muss ehrlich sagen, ich hab das gar nicht so mitbekommen, sicher ist man fitter auf der Bühne, aber sonst… Auf jeden Fall werde ich nächsten Freitag wieder mal auf das Weight Watchers Treffen gehen weil ich jetzt mal wieder die Handbremse anziehen muss.

Ich hab bei mir noch zwei so TANKWART CDs zu Hause liegen – die 94er Aufgetankt und die 96er „Himbeergeist zum Frühstück“ – habt ihr jemals nachgedacht noch was mit TANKWART zu machen,, oder ist das endgültig gestorben?

Endgültig gestorben kann man bei uns nie sagen. TANKWART gibt es eigentlich nicht mehr, aber wenn einer von uns mal morgens aufsteht und einen genialen Geistesblitz hat, dann könnte ich mir schon vorstellen, dass man da noch was unter dem Namen aufnimmt.

In dem Zusammenhang muss ich aber auf den Song hinweisen, den der Bobby und Ich gemacht haben bzw. den Waldemar geschrieben hat. Der ist auf dem großen Jubiläumsheft des Rock Hard mit drauf und auch auf dem Rock Hard Festival in Gelsenkirchen haben wir den live gespielt. Der kam ganz gut an und vielleicht hat ja mal ein Label Interesse an dem Ganzen und wir nehmen da ein komplett deutschsprachiges Album in Angriff.

Ok Gerre, ich freu mich auf unser nächstes Wiedersehen!

Jo ich auch, wir müssen eh wieder mal nach Österreich kommen.

Ich hoffe bald.

Wir arbeiten dran.

Gut so - schönen Tag noch Gerre!

Alles klar, Dir auch!


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