Interview: BEARDFISH - Rikard Sjöblom

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Wir haben diesmal gar nicht erst versucht, das Biest zu zähmen, sondern haben es gleich mal losgelassen!

Mit "The Void" ist den schrulligen Schweden BEARDFISH doch noch der große Wurf gelungen. Farbenfroher denn je hacken sich die Vier durch die Vegetation und streifen dabei viele Genres, vom Jazz-Rock bis hin zum Retro-Prog. Nach so einem Volltreffer muss man natürlich auch die Schuldigen zur Verantwortung ziehen. Was in unserem Fall heißt: Mastermind Rikard Sjöblom gab uns ein paar kurze, aber eindeutige Statements zu seiner Combo und deren neuestem Fünf-Punkte-Album.

Veröffentlicht am 15.11.2012

Erst einmal, Gratulation zu einem 5-Punkte-Album bei STORMBRINGER!

Vielen herzlichen Dank, Leute!

"The Void" klingt ein bisschen weniger verspielt und driftet ein wenig mehr in die Sixties/Seventies-Ecke, gleichzeitig enthält es die härtesten Parts die ich je von euch gehört habe. Ist das jetzt nur mein Eindruck, oder wie ...?

Das ist schwer zu beantworten. Ich denke nicht an so etwas, wenn ich Songs schreibe, und ich glaube die anderen Jungs auch nicht, wenn sie die Songs arrangieren und aufnehmen. Was die heavy klingende Produktion angeht hast du wohl recht, das wollten wir diesmal auch wirklich so haben. Wir haben gar nicht erst versucht, das Biest zu zähmen, sondern haben es gleich mal losgelassen, hahahaha.

Warum denkst du kommen momentan eigentlich so viele Retro-Bands aus Schweden?

Weißt du was? Ich habe keine Ahnung. Vielleicht weil die Sixties und Seventies eben soundtechnisch so einzigartig waren, die Produktionen haben jeden Fehler verraten, du musstest dein Instrument beherrschen und hattest einen einzigartigen Sound. Ich wurde mein ganzes Leben lang von diesen Sounds verzaubert, und fragte mich immer: was genau ließ die Dinge damals so speziell klingen? Die Musiker selber? Die Mischpulte? Die Effekte, Amps, Instrumente? Oder doch eine Kombination aus allem...?

Hat man Sehnsucht nach den "alten Tagen" und der Musik von damals?

Ich denke das könnte so sein. Aber ich denke, die einzige Band aus Schweden die wirklich nach den Sixties klingt, sind DUNGEN.Und die klingen schon wieder eher wie die Sixties, wie sie eigentlich niemals passiert sind ... ein schräger Traum oder irgend sowas (ah, ok ... d.Verf.).

Ist es vielleicht auch Schweden selbst, die Mentalität, das Land, das eine gewisse Melancholie ausstrahlt, die eben zu dieser Art von Musik passt?

Schweden ist doch irgendwie deprimierend, meinst du nicht? (Hm, nachdem ich jetzt zweimal dort war: nein, ganz und gar nicht! Anm.d.Verf.) Diese ganzen Regeln und Gesetze! Vielleicht ist die Musik ja das, wo die Schweden das tun und lassen können was sie wollen?

Aber was für Sachen beeinflussen BEARDFISH denn nun? Eher altes oder eher neues Zeug, oder beides? Und: lassen wir die KING CRIMSON Vergleiche doch mal beiseite ...

Im Grunde genommen beeinflusst uns alles was wir selber hören. Ich denke bei "the Void" waren das Sachen wie ARTHUR BROWN'S KINGDOM COME, ELLIOT SMITH, MASTODON, SOUNDGARDEN, PEARLJAM, INTERSTATE, SHUGGIE OTIS; MASSIVE ATTACK, in etwa zu gleichen Teilen. Und, ach ja ... natürlich KING CRIMSON, hehe.

"The Void" klingt insgesamt sehr bunt und abwechslungsreich, viele Stile werden verwoben, es gibt Death Metal Growls (etwa bei "Voluntary Slavery") neben Seventies-Nostalgie ("Seventeen Again"). Glaubst du das alles ist das Resultat eurer vorherigen Alben?

Also, alles was wir in der Vergangenheit gemacht haben, hat uns letztendlich zu diesem Album geführt. Und das meine ich schon so wie ich es sage. Ich habe SEPULTURA, PANTERA, ja sogar Sachen wie NAPALM DEATH und IMPALED NAZARENE gehört, als ich jung war, das Gegrowle ist also nicht neu für mich. Ich habe als Teenager in einer reinen Metal-Band gespielt, also liebe ich dieses Zeug genauso!

Worum geht es in den Texten?

Das Konzept des Albums ist "Verlust", und wie man mit der emotionalen Leere nach einem schrecklichen Ereignis im Leben, einem Verlust klarkommt. Und wie das Leben weitergeht, wie man nach vorne blickt.

Ist es schon obligatorisch, auf jedem Album mindestens einen Longtrack zu haben, in diesem Fall das fast sechzehn Minuten lange "Note" ?

Das wirkt nach außen sicherlich so. Aber beabsichtigt ist es nicht, es läuft komischerweise nur immer wieder darauf hinaus...

Kann man denkst du das selbe auch mit Dreieinhalb-Minuten Songs aussagen?

Also WIR können das, das weiß ich. Nimm einmal "Sun Is The Devil" vom "The Sane Day"-Album her, das ist rund zwei Minuten lang. Die Aufnahmen dazu haben uns aber unendlich viel Zeit gekostet, weil hier so viel passiert. Diesen Track kann man auch unmöglich live bringen , hahahaha!

Glaubst du, BEARDFISH haben mittlerweile eine sichere Nische im Musikbusiness gefunden, oder werdet ihr beim nächsten Album alles komplett über den Haufen werfen und euch neu erfinden?

Also ich denke, wir werden sicherlich kein Album zweimal machen. Ich wäre wohl sehr überrascht, wenn unser nächstes Album wie "The Void" klingt. Also, ich hoffe nicht dass es so ist....

Hast du noch was, was du unseren STORMBRINGER Lesern sagen möchtest?

Wenn wir mal in eurer Nähe sind, dann kommt zu unseren Gigs! Und bleibt am Ball!
Thanks!


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