Interview: Mob Rules - Matthias Mineur

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Wir wollen eine musikalische Brücke zu anderen Kulturen schlagen...

Der MOB RULES Gitarrist im Gespräch über das neue Album "Among The Gods", die kommende Live CD/DVD und das Geheimnis rund um "New World Symphony".

Text: metfrog
Veröffentlicht am 25.05.2004

METFROG: Hallo Matthias, wie geht´s?

MATTHIAS: Ja danke, viel Arbeit und Vorbereitung für die nächste große Geschichte, aber sonst alles im grünen Bereich.

Welche große Geschichte habt Ihr denn vor?

Wir werden am 18. Juni bei unserer Release-Party zu "Among The Gods" im Wilhelmshavener "Pumperk" eine Live CD und DVD mitschneiden. Das heißt wenige Tage nach VÖ des Albums sind wir schon wieder voll in Vorbereitung für die nächste große Aktion.

Da habt Ihr Euch ja schon wieder einiges vorgenommen! Erzähl mal ein bißchen über den Werdegang von MOB RULES...

Die Band wurde 1994, also vor genau 10 Jahren von mir, unserm Schlagzeuger, unserem Sänger und unserem Bassisten gegründet. Wir haben dann zuerst einige Konzerte zu viert gegeben, haben dann aber nach zwei Jahren einen zweiten Gitarristen, den Oliver, geholt, weil wir das Gefühl hatten, daß es für unseren Sound ganz gut ist, wenn wir die Gitarren doppeln. Ende ´96 haben wir ein Demo aufgenommen, womit wir Plattenfirmen bemustert haben. 1997 haben wir die ersten Angebote bekommen und schließlich 1998 bei Limb Music in Hamburg unterschrieben. 1999 haben wir dann unser erstes Album "Savage Land" rausgebracht und anschließend eine Tournee mit IVORY TOWER und MURDER ONE, zwei anderen deutschen Bands, gespielt. Im Jahr 2000 haben wir dann unser zweites Album "Temple Of Two Suns" rausgebracht. Im Anschluß haben wir mit COMPANY OF SNAKES durch Deutschland und Österreich getourt und ein paar Festivals gespielt. Unser nächstes Album "Hollowed Be Thy Name" haben wir dann 2002 bei SPV veröffentlicht. Außerdem hatten wir zu der Zeit auch unser Management gewechselt, weil durch die guten Verkäufe der Ablauf professioneller gehandhabt werden mußte. Zu diesem Album haben wir drei Mal getourt: einmal mit SAVATAGE, dann anschließend die "Wacken Road Show" und schließlich vergangenen Herbst mit HELLOWEEN und RAGE. Anfang Jänner 2004 sind wir dann wieder ins Studio um unser bislang letztes Album "Among The Gods" aufzunehmen, welches seit kurzem erhältlich ist.

Ein paar Worte zum neuen Album, wie bist Du damit zufrieden?

Also ich denke, daß die neue Scheibe eine Mischung aus den typischen MOB RULES Trademarks, welche man auch auf den ersten Scheiben hören kann, ist. Das sind für mich starke Gesangsmelodien, harte Gitarren, aber trotzdem sehr eingängig und sehr songorientiert. Wir haben wieder eine sehr gute Rythmusgruppe, unser Schlagzeuger und der Bassist bringen wieder die nötige Power in den Sound. Und wir haben mit unserem Keyboarder Sascha jemanden, der atmosphärische Stimmung und Soundfarben hinzubringt. Diese Sachen findet man auf dem neuen Album auch wieder, plus ein paar neue Elemente. Wir haben versucht, das letzte Album "Hollowed Be Thy Name" nicht zu wiederholen, sondern auf der neuen CD noch einen Schritt weiter zu gehen. Wir haben da zum Beispiel den Song "The Miracle Dancer" drauf, der südamerikanische, bolivianische Rythmen und Sounds in sich trägt. Auch die Geschichte der Songs handelt von einem bolivianischen Tänzer. Es gibt den Song "Arabia", wo wir so ein bißchen mit orientalischen Sounds experimentiert haben und somit die Gegensätze zwischen den einzelnen Kulturen ein wenig thematisiert haben.

Arabische Themen werden ja von Melodic Metal Bands, wie zum Beispiel KAMELOT, gerne verwendet - speziell mit Euren Rhythmen gefällt mir das besonders gut.

Ja, ganz genau. Hat auch sehr viel Spaß gemacht, weil es für uns Neuland war, mal mit Elementen anderer Kulturen zu experimentieren und damit den Bogen zu unserem Melodic Metal zu spannen. Also den Bogen hinzubekommen, neue Facetten einzubauen ohne den typischen MOB RULES Pfad zu verlassen.

Eure erste Single heißt "Black Rain"...

Richtig, da läuft unter dem Leadgesang ganz leise im Hintergrund so ein Death Metal-Grunt. Da wurden wir auf unserer letzten Tour von AMON AMATH beeinflußt, mal in einem Song etwas düstereres zu probieren. Dann gibt es noch "New World Symphony", ich nenn das immer so unseren Soundtrack.

Habt ihr da spezielle Themen ausgesucht, denen Eure Songs zugrunde liegen?

Auf jeden Fall. Bei "Arabia" ist es zum Beispiel der Irak-Krieg gewesen. Wir haben, wie wahrscheinlich die meisten anderen Menschen auch, sehr viel über diesen Krieg diskutiert und überlegt, warum es diesen Kultur-Clash momentan gibt. Der Punkt ist ja der, daß viel zu wenig über andere Kulturen bekannt ist. Daß indiesem Fall also die arabische Welt sich viel zu wenig in die Welt der westlichen Welt einfühlen kann, und umgekehrt. Das war also der Versuch zu sagen "Laßt uns doch mal eine musikalische Brücke schlagen". Etwas, das beide Kulturen miteinander verschmelzen läßt. Ja, und bei "The Miracle Dancer" habe ich irgendwann im Fernsehen eine Dokumentation über diesen bolivianischen Tänzer gesehen, der in einem ganz abgelegenen Bergdorf wohnt und sein ganzes Leben lang immer nur für den Tanz und vom tanzen gelebt hat. Der sein Geld damit verdient hat. Der von sich sagt, daß er nie einen Psychiater gebraucht hat, denn wenn es ihm schlecht ging, hat er einfach zu tanzen begonnen. Genauso natürlich, wenn es ihm gut ging. Er hat sein ganzes Leben dem Tanz gewidmet. Das hat mich ziemlich beeindruckt und so bin ich damit zur Band gegangen und habe vorgeschlagen, diese Geschichte mal umzusetzen. Wir haben dann im Proberaum ein wenig rumprobiert und am Ende kam dann dieser Song raus, den ich auch sehr gelungen finde.

Wie habt ihr die musikalischen Elemente verarbeitet? Habt ihr Euch da vorher arabische Musik oder südamerikanische Rythmen reingezogen?

Ja. Vor allem Sacha und ich sind sowieso sehr an unterschiedlichen Musikkulturen interessiert. Ich könnte mir auch gut vorstellen, irgendwann mal etwas afrikanisches einzufügen. Ich persönlich mußte mich nicht gezielt auf einen Song wie "The Miracle Dancer" oder "Arabia" vorbereiten. Das ist bei mir so, daß ich zum Beispiel bei Dokumentationen im Fernsehen darauf achte, was dort für Musik gemacht wird. Und dann geht es nur mehr darum, gemeinsam im Proberaum etwas zu finden, was unseren Vorstellungen entspricht.

NIGHTWISH haben auf Ihrer neuen CD ja zum Beispiel auch ein Lied, "Creek Mary´s Blood", wo sie mit einem Shamanen zusammengearbeitet haben...

Ja, genau - hab ich gehört!

...habt ihr auch arabische oder südamerikanische Landsleute miteingebunden?

Nein, also nicht direkt. Wir haben in unserem weiteren Bekanntenkreis einen Südamerikaner, der hin und wieder auch mal mit Liedern aus seiner Heimat ankommt. Das haben wir aber nicht so ganz gezielt in diesem Song verwendet. Aber natürlich saugt man als Musiker viele Einflüsse auf, die man so im Laufe des Jahres bekommt.

Du hast vorhin schon mal kurz den Song "New World Symphony" angeschnitten - da kommen ja auch wahre Ritterscharen aus dem CD-Player. Haben Euch da Science Fiction Filme oder Bücher beeinflußt?

Ich muß Dir jetzt ein Geheimnis verraten...

...wir sagen´s nicht weiter!

(lacht) OK, es ist ja nicht mehr soo ein Geheimnis: dieser Song ist gecovert. Und zwar von uns selber. Auf unserem Debütalbum "Savage Land" gibt es einen Song, der heißt "Rain Song". Und der ist die Grundlage dieses Songs. Auf unserem Debütalbum ist es ein schneller Metalsong, aber mit einer ganz ähnlichen Melodielinie. Das ist der wichtigste Song in unserem Liverepertoire, weil ihn die Fans auch immer wieder fordern. Und wir hatten gleich von Anfang an immer den Eindruck, daß dieser Song mit einem anderen Arrangement auch funktionieren würde. Und wir habe das auch immer wieder mal im Proberaum aus reinem Spaß variiert. Mal langsam, mal unplugged. Und als wir an "Among The Gods" gearbeitet haben, war klar, daß wir auch eine Doppel CD mit Bonustracks rausbringen. Und so entstand die Idee, mal eine andere Version von diesem "Rain Song" als Bonus rauszubringen. Also haben wir den Song umarrangiert, neu aufgenommen und war bereit, als Bonustrack zu erscheinen. Und da standen dann im Studio unser Produzent und der Fanclub und alle sagten, daß der Song so packend und atmosphärisch geworden ist, daß er doch viel zu schade wäre, um als einfacher Bonustrack zu enden. Also haben wir gesagt - gut, wenn der Song so gut ist, wie alle sagen, dann muß er auch auf die reguläre Scheibe drauf. Dafür haben wir halt dann einen Song, der eigentlich fürs reguläre Album gedacht war, als Bonustrack verwendet.

Unterm Strich, wie zufrieden bist Du mit "Among The Gods"?

Ich bin sehr zufrieden. Ich bin mit jedem unserer Alben hochzufrieden, weil sie jeweils für das standen, was wir ausdrücken wollten. Wir haben auch hier also wieder viele kurze und schnelle Lieder drauf und einige lange, atmosphärische Sachen. Ein Album, das man nicht nur einmal hören kann, sondern mehrmals. Ich kann nur sagen, ich bin sehr glücklich mit dem Album.

Wie sind die Reaktionen darauf?

Sehr positve Resonancen. In Deutschland haben wir eine sehr gute Presse, wie schon bei den letzten Scheiben auch. Speziell aus Südeuropa, Spanien, Portugal, Italien haben wir diesmal aber auch ganz viele positive Rückmeldungen bekommen.

"Among The Gods" kling ausgesprochen symphonisch. Habt ihr schon mal überlegt, mit einem richtigen Orchester zusammen zu arbeiten?

Das haben wir deshalb noch nicht überlegt, weil wir ganz einfach bisher die finanziellen Mittel noch nicht gehabt hätten. Ich weiß von anderen Bands, die das gemacht haben, daß das ein Riesenaufwand ist und der ist natürlich auch mit Geld verbunden. Ich könnte mir aber vorstellen, daß viele unserer Songs auch mit Orchester funktionieren würden, aber ich würde es aus zwei Gründen jetzt nicht machen: erstens weil es jetzt so ein bißchen in Mode ist und zweitens wir es uns wie gesagt finanziell einfach noch nicht leisten könnten. Auf unserem Album sind ja zum Beispiel auch Videoclips mit drauf, und da müßten wir uns dann halt für eine Sache entscheiden - Orchester oder Video. Und da waren uns die Bonussachen vorerst einfach noch wichtiger. Aber ich muß zugeben, diese Orchestersache habe ich im Hinterkopf... vielleicht später mal.

Wie haben Euch denn die Shootings zum Video Spaß gemacht?

Total! Wir haben das Videoteam auf der Wacken Road Show kennen gelernt, die haben diese Wacken DVD gefilmt. Und die waren nach ein paar Abenden gleichzeitig unsere Fans und unsere Freunde. Nach der Tour kamen sie dann und sagten, wenn wir irgendwann mal ein Video machen wollen, würden sie das gerne machen. Sie sind uns dann auch preislich so weit entgegen gekommen, daß es uns nicht gleich Haus und Hof gekostet hat. Diese Idee haben wir dann weitergesponnen, haben mit dem Filmteam aus Berlin Pläne gemacht. Das war für uns eine ganz neue Erfahrung, weil wir ja bis dahin nur Livevideos gemacht hatten. Also haben wir einen richtigen Videoclip gedreht, der in Deutschland auch im Fernsehen läuft. War eine ganz tolle Erfahrung und ich würde mal prognostizieren, daß es nicht das letzte Video von MOB RULES gewesen sein wird.

Gut zu wissen...

Gibt´s eigentlich in Österreich Sender, die so etwas spielen?

Es gibt einen Sender, der recht gute Clips liefert und seit Anfang Mai auch in ganz Österreich empfangen werden kann. Das ist "gotv".

Dann werd ich doch glatt mal unserer Plattenfirma den Tipp geben, unser Video auch dahin zu schicken.

Mach das, wir werden die dann mit E-Mails bombardieren und uns "Black Rain" wünschen!

Ja genau (lacht)!

Matthias, eine Frage drängt sich mir besonders auf. Es gibt tausende Melodic Metal Bands und nur eine Handvoll klingt eigenständig und hat, so wie MOB RULES einen eindeutigen Wiedererkennungswert. Wie erklärst Du Dir das?

Das höre ich sehr gerne! Der Punkt ist der, wir haben sechs Bandmitglieder mit sechs unterschiedlichen Einflüssen, die alle an den Kompositionen beteiligt sind. Unser Bassist und unser Schlagzeuger sind zum Beispiel große IRON MAIDEN Fans. Unser Keyboarder ist totaler Prog-Rock Fan, ich steh sehr auf SAVATAGE und QUEENSRYCHE. Unser Sänger ist DREAM THEATER Fan. Wir alle mögen HELLOWEEN. Und so kommen alle Einflüsse zusamen, weil wir alle am Songwriting beteiligt sind. Und ich glaube, das unterscheidet uns von ganz vielen anderen Bands, wo es zwei Songschreiber gibt, die dann sehr charakteristisch in eine Richtung schreiben. Das ist bei uns nicht der Fall. Bei uns ist es so, daß die Bandbreite der Songs deswegen so breit ist, weil die Geschmäcker der einzelnen Beteiligten ebenfalls besonders breit gefächert sind. 

Andrerseits ist es sicher auch schwierig, wenn sich so viele Leute in einen Song einbringen wollen...?

Natürlich ist das oft auch sehr mühsam, einfacher wär´s schon, wenn nur zwei oder drei schreiben würden. Wir streiten da oft auch um jede einzelne Note rum. Jeder Song will hart umkämpft sein. Aber ich hab den Eindruck, es zahlt sich letztendlich aus, weil die Platte, die dann am Ende rauskommt, den Leuten vermittelt, daß es nicht nur eine Spur ist, sonder sehr vielseitig ist. Aber es würde bei uns gar nicht anders gehen, weil wir sechs sehr kreative Musiker sind. Keine Angestellten in dem Sinn, sondern sechs Musiker, die alle das Bedürfnis haben, ihre Einflüsse in die Band miteinzubringen. Und jeder kann dann am Ende sagen, selbst mit seinem Geschmack repräsentiert zu sein. Und darauf kann dann jeder gleichmäßig stolz sein.

Einige von Euch haben ja auch Frau und Kinder. Wie ist das Bandleben mit dem Privatleben vereinbar?

Sehr schwer. Das ist manchmal für die Frauen und die Kinder ganz schön bitter, denn wir sind ja oft auch lange Zeit nicht zu Hause. Wir haben voriges Jahr drei Tourneen gespielt und waren zweieinhalb Monate im Studio. Das ist natürlich mit Entbehrungen verbunden. Wenn man da nicht eine Frau oder eine Freundin hat, die Verständnis für diese Situation hat, wird es nicht funktionieren. Und am Ende einer Produktion liegen da die Nerven oft schon ziemlich blank, weil es da schon dringend Zeit ist, sich mal wieder um seine Familie zu kümmern. Der Lohn, eine fertige CD zu haben und eine erfolgreiche Tournee zu spielen ist eine Sache, aber auf der anderen Seite ist es auch mit ganz vielen Entbehrungen verbunden.

Apropos Tournee: wann wird´s MOB RULES wieder live in Österreich geben?

Wie immer nach einem Album: so schnell wie möglich. Wir wären wahrscheinlich auch schon auf Tour, wenn wir nicht planen würden, Anfang Juni  unser Livealbum aufzunehmen. Wir hatten schon zwei Angebote für Tourneen als Support, die mußten wir aber leider ablehnen, weil die Vorarbeiten für diese Live-Aufnahmen zu aufwendig sind. Wir müssen da 3.000 Sachen vorbereiten, damit das dann anständig funktioniert. Videokameras, Tonaufnahmen und so weiter. Wir werden aber danach gleich ein paar Festivals hier in Deutschland spielen und der Plan ist, gleich danach auf Tournee zu gehen. Wir stehen momentan in Verhandlung mit diversen Bands. Eine andere Überlegung ist, ein sehr lukratives Angebot anzunehmen, erst im September gemeinsam mit einer Band die dann auf Tour geht, durch Südeuropa zu fahren, wo ja das Album sehr gute Resonancen bekommen hat, und erst im Anschluß daran Deutschland, Österreich und die Schweiz zu machen.

Ein paar Mal wart ihr ja schon in Österreich...

Ja, laß mich mal überlegen... wir haben zwei mal in Wien gespielt, einmal in Salzburg, wo waren wir noch...? Also jedenfalls haben wir schon vier oder fünf Mal in Österreich gespielt. Da wollen wir natürlich so schnell wie möglich auch wieder hin, weil es da sehr viel Spaß gemacht hat.

Dann hoffen wir mal, daß wir Euch bald mal wieder live sehen. Danke für das Interview und viel Erfolg weiterhin!

Danke, mein Bassist ist auch gerade gekommen und jetzt gehen wir proben. Wir sehen uns spätestens im Planet Music in Wien!


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