Interview: The Offspring - Dexter Holland

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Für die meisten Fans ist ,Ixnay On The Hombre' unser bestes Album.

"Smash" war vielleicht das bahnbrechendste Album der jüngeren Punk-Rock-Geschichte und THE OFFSPRING kreuzten auf ihrer 20-Jahre-"Smash"-Jubiläumstour auch das Nova Rock mit dem Legendenstück. Stormbringer wurden heiße fünf (!) Minuten Audienz bei Frontmann Dexter Holland gewährt, um im Schnelldurchlauf über das erfolgreichste Independent-Album aller Zeiten zu sprechen.

Veröffentlicht am 22.07.2014

Dexter, ihr tourt gerade durch Europa und spielt zum 20-Jahre-Jubiläum das komplette „Smash“-Album, das euer großer Durchbruch war. Kannst du dich noch an den Aufnahmeprozess erinnern?

Na klar, wir haben das Album verdammt schnell fertiggestellt, ich denke nach drei Wochen war das erledigt. Zudem hat es nur an die 20.000 Dollar gekostet, was schon damals sehr billig war. Wir haben deshalb so Gas gegeben, weil wir unbedingt schnell auf Tour wollten. PENNYWISE haben uns die Möglichkeit gegeben, für sie zu eröffnen, das mussten wir doch nutzen (lacht). Die Vocals wurden als Letztes aufgenommen und während der letzten paar Tage war ich die ganze Nacht über wach bis 5 Uhr morgens, um alles noch fertigzukriegen. Teilweise habe ich da sogar noch Texte geschrieben.

Das Album ist noch immer das erfolgreichste Independent-Album aller Zeiten. Habt ihr den Erfolg schon im Vorfeld fühlen können?

Nie im Leben. Die einzige Band die damals noch besser unterwegs war, waren NIRVANA und die waren eine Rockband. Wir waren aber eine Punk-Rock-Band und keine Band unseres Genres hat es bis zu uns so weit gebracht. Aber mit diesem Erfolg konnten wir natürlich nicht rechnen – das war die Überraschung unseres Lebens.

Würdest du die „Smash“ auch persönlich als das beste Album deiner Karriere bezeichnen?

Wir arbeiten sehr hart an all unseren Alben, deswegen könnte ich jetzt nicht zwingend behaupten, dass es mein großer Favorit ist. Am meisten freut man sich doch immer über das letzte bzw. aktuellste Album. Aber natürlich sind wir stolz auf die „Smash“, weil wirklich sehr viele gute Songs drauf sind und die Welt uns damit erstmals richtig bemerkt hat.

War es nach diesem unerwarteten Riesenerfolg nicht schwierig, den Nachfolger „Ixnay On The Hombre“ aufzunehmen?

Wir haben wirklich versucht, den Druck so gut wie möglich auszublenden, aber als es an die Arbeit ging, war das natürlich unmöglich. Alle um uns herum wollten natürlich den Erfolg der „Smash“ überbieten und daher kommst du unbewusst schnell unter Druck. Obwohl es unser drittes Album war, waren wir bis dahin keine richtige Band, sondern eher ein Haufen begeisterter junger Leute mit Liebe zur Musik. Diese Gedanken mussten wir natürlich umstellen, weil wir so erfolgreich wie möglich weitermachen wollten. Am Wichtigsten war uns, nicht noch eine „Smash“ zu machen und die Leute so gut wie möglich zu überraschen. Das ist uns glücklicherweise gelungen. Kommerziell gesehen war die „Ixnay On The Hombre“ sicherlich nicht das größte unserer Highlights, aber die meisten langjährigen Offspring-Fans sehen dieses Album als ihren Favoriten.

Für mich ist es zumindest das aggressivste Album, das ihr gemacht habt.

Möglicherweise hast du Recht. Vielleicht spielen wir das dann ja auch zum 20-Jahre-Jubiläum durch (lacht).

Würdest du am „Smash“-Album etwas ändern, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?

Nein, eigentlich nicht. Im Vergleich zur davor aufgenommenen „Ignition“ war die „Smash“ für uns in vielerlei Hinsicht ein großer Sprung. Die Songs sind besser geworden und wir mussten uns das letzte Mal einen Verstärker teilen. Wir haben bei der „Smash“ wirklich alle Gitarren an einen Verstärker angeschlossen. Der Sound könnte natürlich besser sein, aber was soll’s. Kein Album klingt perfekt und „Smash“ schon gar nicht. Das ist aber auch der besondere Charme dieses Albums und das finde ich sehr gut.

Die Texte auf der „Smash“ waren noch von jugendlicher Wut getrieben. Sehr rebellisch und anarchistisch. Kannst du dich 20 Jahre später noch immer damit identifizieren?

Das kommt auf die einzelnen Songs an. Ich bin aber natürlich keine 20 Jahre mehr alt und würde wohl kaum mehr über Vorkommnisse auf der Highschool schreiben, aber ich denke, dass die meisten Texte auf diesem Album sämtliche Altersgrenzen durchbrechen und für die ganze Welt allgemeingültig sind. Es geht einfach darum, nicht alles hinzunehmen, Autoritäten zu hinterfragen und sich zur Wehr zu setzen. Ich denke nicht, dass diese Themen nur auf die Jugend bezogen sind.

Steckt immer noch dieser Anarchist in dir, der gegen das System rebelliert?

Ich denke schon. So ganz kriegt man das nie aus einem raus.

Seid ihr eigentlich schon wieder dabei, an einem neuen Album zu schrauben?

Ja, das ist korrekt. Das letzte Mal haben wir etwa eineinhalb Jahre Zeit gebraucht, um das aktuelle Album fertigzustellen, wir haben den Prozess also sehr ernst genommen. So einfach ist das aber nicht, denn wir lieben es unterwegs zu sein und Shows zu spielen, was die Zeit für den Aufnahmeprozess natürlich erschwert. Derzeit haben wir ein paar Songs und versuchen noch heuer eine Single oder so etwas in der Art herauszubringen. Ich hoffe, dass wir das Album bis 2015 fertigkriegen.


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