Interview: Crucified Barbara - Mia Coldhearat

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Ich sehe CRUCIFIED BARBARA schon als eine Art feministische Arbeit; wir machen Rock’N’Roll und das ist noch immer eine Männerdomäne.

Am 12. September veröffentlichen CRUCIFIED BARBARA ihr neues Album "In The Red". Grund genug für Stormbringer, ein Gespräch mit Mia Coldheart, Sängerin der Truppe, über Feminismus, kleine Stimmen im Kopf und Stille zu führen.

Text: Suzy
Veröffentlicht am 03.09.2014

Stormbringer: Euer neues Album „In The Red“ erscheint am 12. September. Kannst du uns ein bisschen vom Schreib- und Aufnahmeprozess erzählen?

Mia: Wir haben vor einem Jahr damit angefangen, am Album zu arbeiten. Aufgenommen haben wir’s allerdings innerhalb einer Woche, denn unter Zeitdruck arbeiten wir am besten (lacht). Die Musik haben wir gemeinsam geschrieben, ich bin für alle Lyrics bis auf von „To Kill A Man“ verantwortlich. Clara hat „To Kill A Man“ geschrieben.



Stormbringer: Wie würdest du euren Musikstil beschreiben? Es ist kein traditioneller Hardrock, kein traditioneller Punkrock … was ist es dann?



Mia: Haha, gute Frage - wir sind tatsächlich im Zuge der Aufnahmen zusammengesessen und haben darüber diskutiert, wie wir unseren Sound beschreiben würden … und haben keine Antwort darauf gefunden. Es war ohnehin so, dass wir fast alle Songs auf Drums und Bass geschrieben haben und im irgendwann hat sich alles gleich angehört. Als dann Gitarre und Gesang dazukamen, waren alle Songs total unterschiedlich; aber ein Genre kann ich noch immer nicht dafür benennen.



Stormbringer: Was bedeutet „In The Red“ für euch?



Mia: Eigentlich dachten wir an Lautstärkeregler, die in den roten Bereich gehen, wenn du eine Anlage total aufdrehst. Erst später haben wir gemerkt, dass es auch „rote Zahlen schreiben“ bedeutet. Super, wenn du an die derzeitige Wirtschaftslage denkst.


Stormbringer: Würdest du CRUCIFIED BARBARA als feministisches Statement beschreiben? Die Lyrics zu „To Kill A Man“ sprechen eine deutliche Sprache.

Mia: Sicher sind wir Feministinnen - aber das gehört zum Mensch-sein als Frau dazu (lacht). Clara hat den Text geschrieben, es geht dabei um sexuelle Belästigungen und Vergewaltigungen. Das ist ein heikles Thema, dessen bin ich mir bewusst und wir haben einen ganz schönen Shitstorm erfahren. Manche hassten uns plötzlich wegen dem Text … aber ich bin mir sicher, dass uns die schon vorher gehasst haben.
Ich sehe Crucified Barbara schon als eine Art feministische Arbeit; wir machen Rock’N’Roll und das ist noch immer eine Männerdomäne. Wir haben das allerdings schon immer gemacht, weil wir es tun wollten und nicht großartig darüber nachgedacht; das Nachdenken darüber kam erst später, da mussten wir wohl ein bisschen älter werden.

Stormbringer: Kannst du mir auch noch bisschen was über „The Ghost Inside“ erzählen?

Mia: Da geht’s um einen Haufen Dinge - es ist gegen Bullying, gegen die Gesellschaft. Für junge und für ältere ist es nach wie vor ein Problem, dass sie einen Druck verspüren, umbedingt Teil der Gesellschaft sein zu müssen - sie kaufen teure Klamotten und wollen jemand sein. Es sind aber nicht wirklich die Modemagazine, die dir das suggerieren, eigentlich bist es du selbst, die darauf reinfällt und da gibt es diese kleine Stimme, die dir sagt, dass du nicht gut genug bist.

Ich habe den Song für mich selbst geschrieben, ich war früher selbst so. Ich habe erst mit 14 Jahren begonnen, Gitarre zu lernen, und viele Freunde von damals meinten, dass das zu spät ist - die haben selbst mit 10 Jahren oder früher angefangen, ein Musikinstrument zu lernen. Ich habe aber durchgebissen und mir alles beigebracht, habe die kleine Stimme zum Schweigen gebracht.

Stormbringer: Deine Gefühle kann ich sehr gut nachvollziehen, mir ging’s früher genauso - und manchmal ist die kleine Stimme noch immer da. Glaubst du, dass das so ein Mädchen-Ding ist? Dieses ständige Gefühl zu haben, nicht gut genug zu sein?

Mia: Na wenigstens geht es nicht nur mir so! Der Song soll helfen, die kleine Stimme verstummen zu lassen. Ich glaube nicht, dass das ein Mädchen-Ding ist. Diesen Druck verspüren Burschen wie Mädchen, die Burschen dürfen’s halt nicht so zeigen, meint die Gesellschaft.

Stormbringer: Je länger wir sprechen, desto mehr habe ich das Gefühl, dass hinter Crucified Barbara eine Message steckt. Da ist nicht nur dieses „I wanna party, I wanna drink, I wanna fuck“, da ist mehr dahinter.

Mia: Ja! Ich finde, dass es wichtig ist, wenn die Texte Bedeutung haben - ein anderer Song am Album handelt zum Beispiel über Depressionen (Count Me In), Sex Action handelt von kontrollierendem Verhalten in einer Beziehung … Klar - auf dem ersten Album war es hauptsächlich wichtig, dass wir Bier hatten (lacht), aber jetzt, auf dem vierten Album ist es an der Zeit, ein wenig mehr zu zeigen. Das Album ist eine Möglichkeit, auf Dinge, die in der Gesellschaft passieren, aufmerksam zu machen. Und die Möglichkeit nutzen wir.

Stormbringer: Woher kommt deine Inspiration?

Mia: Als wir aufgewachsen sind, kam die von Hole, Nirvana … diesem ganzen Grunge-Ding. Heutzutage höre ich kaum mehr Musik, ich finde die Inspiration in den ruhigen Moment des Lebens. Dann, wenn ich etwas Raum für mich habe und meine Batterien aufladen kann.
Als wir am Album gearbeitet haben, konnte ich überhaupt keine Musik hören … jetzt, beim Autofahren höre ich gerne einen Rock-Sender und da entdecke ich gerade diese ganzen alten Songs wieder.

Stormbringer: Haha, beim Autofahren plötzlich draufkommen, dass Lynyrd Skynyrd endgeil sind? Das sind die besten Momente!

Mia: Stimmt! (lacht)

Stormbringer: also kann ich mir meine nächste Fragen, was gerade auf deine Playlist ist, sparen?

Mia: Ja, leider (lacht)

Stormbringer: Ihr spielt am 28. September im Viper Room in Wien. Was kann das Publikum von einer Crucified Barbara Show erwarten?

Mia: Uh … alles! Wir kommen mit aller Kraft zurück und werden viel vom neuen Album spielen; es klingt fantastisch live.

Stormbringer: Mia, vielen lieben Dank für deine Zeit und das Interview! Ich freue mich, euch live zu sehen.

Mia: Danke, wir freuen uns auch!


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