Interview: Path11 - GroliG

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Ich halte nichts von True Black oder Death oder was auch immer, das sind fesseln die man sich selbst anlegt und die einen Regeln vorgeben die nicht sein sollten!

Das neue PATH11 Album "A New Direction of Life" ist vor kurzem fertig gestellt worden. Wir unterhielten uns mit Mastermind GroliG über die Band, das Album, geplante Live Auftritte und vergangene Erlebnisse!

Text: Tom
Veröffentlicht am 05.12.2014

Hallo Grolig, vielen Dank dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Wenden wir uns gleich deinem Musikprojekt PATH11 zu. Du hast ja bereits seit Jahren in anderen Bands Erfahrungen gesammelt.

Mit PATH11 hast du dein Solo-Musikprojekt am Start. Wie kam es dazu, dass du auf eigenen musikalischen Pfaden wandern wolltest?

Ja, ich habe eigentlich schon immer vorgehabt, allein Musik zu machen und habe dabei auch schnell begriffen, dass das nicht immer so einfach ist! Am Anfang wollte ich nur Sänger sein und sonst nichts machen!

Nur ist das auch langweilig und man hat zu wenig Kontrolle über die Musik, die ja andere dann machen müssen und genau so habe ich mit EGDE OF NIGHT angefangen. Mich hat aber von Anfang an die Musik angesprochen, daher war es nicht weiter negativ für mich, die Musik anfangs nicht direkt mitzuschreiben, wobei ich sogar einen Song geschrieben hatte, der aber unbrauchbar war. Nur zwei Riffs waren gut und wurden in den Song „Endless Torture“ verwendet. Nebenbei lernte ich von meinen beiden Musiker-Kollegen Andreas (EDGE OF NIGHT - Guitar) und Oliver (Ex EDGE OF NIGHT - Drums) und entwickelte mich schnell weiter.

Außerdem spielte ich auch Bass bei einer anderen Band, die sich aber schnell wieder aufgelöst hat. Ich hatte diverse kleine Projekte und wollte neben EDGE OF NIGHT einfach nur auch etwas anderes machen.

Nach den Aufnahmen zum ersten EDGE OF NIGHT Album „Last Artwork“ war ich so begeistert, dass ich wieder anfing, selber Musik zu schreiben. Diese wurde ein wenig anders, war aber so stark von dem Song ENDLESS TORTURE beeinflusst, dass dies auch der Name des neuen Projektes wurde.

Was waren deine Bewegründe für die Umbenennung und was ist die genauere Bedeutung des Namen PATH11?

Die Sache ist eigentlich schnell erzählt und auch gut nachvollziehbar. Da die Musik anspruchsvoller geworden ist, passte der einfache Name ENDLESS TORTURE nicht mehr zur Musik, also musste ein neuer Name her.

PATH11 war perfekt und ist auch aus meiner Sicht persönlicher. Es bedeutet nicht „der Weg 11“ oder so etwas. Es ist vielmehr so, dass quasi die Zahl 11 den Weg darstellt. In meiner Vergangenheit war die 11 aus verschiedenen Gründen sehr wichtig. Ich bin am 11 August geboren, war bei diversen Aufzählungen in Jahrgangsstufen immer an 11. Stelle, ich überlebte 2011 einen schweren Verkehrsunfall, der noch dazu im November um 0 Uhr 11 war. Bestimmte Hausnummern oder Adressen, die für mich bedeutsam waren, enthielten oft die Zahl 11. Selbst wenn ich auf die Uhr sehe, ist es kurioserweise an vielen Tagen genau 11 Uhr 11 und sogar der Sekundenzeiger steht auf 11.

Die Zahl 11 taucht generell sehr oft auf, nur nimmt man es nicht als besonders war.

Nur die Elf beim Fußball ist mir scheißegal, da ich keinen Fußball mag. Ich sehe mir nicht mal die WM an (lacht).

Wenden wir nun die Aufmerksamkeit deinem gelungenen Album „A new direction of life“ zu. Der Titel lässt mich darauf schließen, dass du einen neuen Lebensabschnitt einschlagen möchtest. Liege ich mit dieser Vermutung richtig, beziehungsweise steckt eine konkrete Message hinter dem Titel?

Ja das ist richtig. „A new direction of life“ ist ein Titel, der theoretisch auch ein Film, ein Buch oder was auch immer sein kann. Vielmehr lässt allein schon der Titel viele verschiedene Interpretationsmöglichkeiten offen und das macht die Sache sehr formbar, wenn man genug Fantasie hat.

Es geht aber um viel mehr als nur darum, ein neues Kapitel aufzuschlagen, nämlich auch um eine Weiterentwicklung der Band von ENDLESS TORTURE zu PATH11.

Andererseits lässt der Titel aber auch eine ironische Sichtweise zu. Ich glaube nicht an Wiedergeburt oder dass sich die Lebensumstände ändern, wenn man es groß hinausposaunt. Hier setzen auch die Texte des Albums an, die diverse Enttäuschungen über das „neue Leben“, das so erwartungsvoll aufgeschlagen wurde, verarbeiten. Denn schon sehr oft kam es in meinem Leben zu Veränderungen und Beziehungen, die nur scheinbar positiv waren. Die Vergangenheit lässt sich nicht schönreden! Hässliche Dinge und Narben werden immer als solche zu erkennen sein, egal wie sehr man versucht, dies durch pseudo-fröhliches Auftreten und Gehabe zu übertünchen und damit letztlich nur seine Mitmenschen nervt!

Mir ist aufgefallen, dass du wieder bei Stefan Traunmüller im Soundtempel aufgenommen hast. Deine Diskographie, auch mit EDGE OF NIGHT, sowie dein Live-Engagement bei RAUHNACHT lassen darauf schließen, dass hier eine freundschaftliche Beziehung besteht. Kannst du uns mehr über die Zusammenarbeit erzählen und über die Arbeit im Studio?

Ja, wir sind schon sehr gute Freunde geworden, der Stefan und ich. Privat haben wir auch viel miteinander zu tun, ich habe ihm sogar das ganze Studio ausgemalt und bei allen möglichen Arbeiten rund um die Renovierung des Studios mitgeholfen.

Von Stefan kann ich viel lernen und habe mir auch vor einigen Monaten das erste Album „The Art of Dreaming“ seiner Band GOLDEN DAWN gekauft. Das hat mich umgehauen, man spürt bei diesem Album eine jugendliche Frische. Okay gut, Stefan macht ja auch seit 1992 Musik und hat zum richtigen Zeitpunkt mit dem Black Metal angefangen.

Du konntest für das Album Drummer Thomas Leitner von IRDORATH engagieren. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Das war Stefans Idee, er hatte zu diesem Zeitpunkt schon einmal mit Thomas zusammengearbeitet und meinte, er wäre gut für den Job geeignet.

Eigentlich wollte ich die Drums wie auf dem ersten Album wieder selbst einspielen, musste aber einsehen, dass das auch eine Wertminderung bedeutet hätte, da ich es einfach anders gespielt hätte... oder besser gesagt schlechter (lacht).

Der Thomas macht seine Arbeit echt gut und übertraf meine Erwartungen bei weitem! Wir sind ebenfalls gute Freunde geworden und nun hat er auch für EDGE OF NIGHT das Schlagzeug eingespielt. Für PATH11 ist er sogar fester Drummer, was mir natürlich sehr gefällt.

Bemerkenswert ist, dass du dich nicht nur gesanglich, sondern auch instrumental auf dem Album weiterentwickelt hast. Man merkt, dass du dich schon lange über den engstirnigen Tellerrand hinausentwickelt hast, den leider viele Zeitgenossen an den Tag legen. Was sind eigentlich deine musikalischen Einflüsse und was hältst du von diesem ganzen „Trve Gehabe“?

Ich halte nichts von True Black oder Death oder was auch immer, das sind Fesseln, die man sich selbst anlegt und die einem Regeln vorgeben, die nicht notwendig sind, da sie einfach nur lächerlich sind und den gesamten Metal in ein schlechtes Licht rücken!

Ich kann nichts Positives an so etwas finden, da solche Leute dadurch leugnen, dass sie auch einmal angefangen haben, Metal zu hören. Und diese Anfänge waren in den meisten Fällen nicht von diesen „truen“ Bands geprägt, was natürlich keiner zugeben will.

Es ist ja so, dass viele sich gerade deswegen der Metal-Szene zuwenden, um sich dadurch über konventionelle Regeln hinwegzusetzen. Mit diesem „True-Gehabe“ macht man aber genau das Gegenteil davon, denn dann gibt es wiederum neue Regeln, die besagen, dass man nur durch das Hören von Band X oder Y der „wahren Szene“ angehört!

Und das empfinde ich schon seit längerer Zeit einfach nur als dumm, da es einfach zu Wiedersprüchen führt. Ich gebe mir Mühe, dass meine Musik authentisch ist, lasse mich aber auch gern von Musik beeinflussen, von der ich absoluter Fan bin - wie etwa von OPETH, ALCEST, MAYHEM oder sogar von MARILYN MANSON. Gesanglich hab ich einen größeren Anteil an Death Metal-Vocals zugelassen, was mich immer ein wenig an meine Anfänge erinnert, als ich noch Grindcore machen wollte.

Jetzt mal ein bisschen weg von der Musik. Du bist ja auch außerhalb der Musik sehr kreativ unterwegs. Erzähl uns dazu ein wenig mehr!

Stimmt, ich zeichne und male seit meinem 5. Lebensjahr. Ich lege mich in Bezug auf die Motive keinesfalls fest, sondern zeichne oder male alles, was meiner Phantasie entspringt, durchaus auch Dinge, die „normale“ Menschen anstößig oder pervers nennen würden. Eine zu konkrete Aussage empfinde ich generell in der Kunst als überflüssig, da man auf jegliche Art und Weise, die einem zusagt, kreativ tätig sein sollte, ohne sich von vornherein durch Bedeutungen oder Schemata einzuschränken. Ich bin sehr von H. R. GIGER beeinflusst und bin von dem von ihm geschaffenen biomechanischen Stil sehr beeindruckt. Seine Bilder sind sehr aufwendig und man kann sie auf mehreren Ebenen wahrnehmen. Leider starb Giger am 12. Mai diesen Jahres, was mich sehr getroffen hat.

Das Artwork stammt ja nicht von dir selbst, oder? Wer hat es designt und welche Bedeutung steht dahinter?

Das Artwork ist eine Sache, die ich zwar immer wieder versuche, selbst in die Hand zu nehmen, dann aber wieder sein lasse, da ich ein freies und unvoreingenommenes Werk haben möchte.

Das ist wie mit dem Einspielen verschiedener Instrumente - wenn man etwas nicht zu 100 % umsetzen kann, sollte man es einfach lassen. Da darf man nicht so egoistisch denken und es versuchen, nur damit man sagen kann: „Das habe ich alles selber gemacht.“ - Das ist Blödsinn! Man muss unterscheiden zwischen den Dingen, die einem persönlich wichtig sind, und den Dingen, die für das Projekt wichtig sind.

Wieder einmal über den Stefan habe ich Kontakt zu einer jungen ungarischen Künstlerin bekommen, die sehr gute Ideen hat und diese auch umsetzen kann. Sie heißt Adèl Leander, ist sehr kreativ und weiß einfach, wie sie aus diversen Vorgaben ein stimmiges Bild schaffen kann.

Live-Auftritte scheinen dir ja im Blut zu liegen, wie man es bei EDGE OF NIGHT und RAUHNACHT schon erleben durfte. Wird es PATH11 einmal mit Session Musikern live zu sehen geben bzw. ist da schon etwas in Planung?

Noch nicht, leider! Ich mag vorher ordentlich üben, da ich selbst singen und Gitarre spielen möchte. Unterstützung ist mir aber schon gewiss, neben dem Thomas an den Drums würde mein EDGE OF NIGHT Gitarrist Andreas die zweite Gitarre übernehmen, sowie Stefan den Bass.

Wir kennen dich live als eine Person mit sehr intensiven Bühnenshows, die oft für Kontroversen sorgen. Die einen sind hellauf begeistert, manchen ist es ziemlich egal und andere wiederum scheinen dich dafür ja zu hassen!

Mich würde eine Stellungnahme von deiner Seite dazu interessieren!

Ich würde sagen, dass ich eigentlich nichts Besonderes auf der Bühne mache! Wer lässt sich denn heutzutage noch von ein wenig Blut schockieren? Anscheinend nur ein paar Leute in Salzburg, oder die Verantwortlichen im Rockhouse. Diese habe ja des Öfteren mit extremen Bühnenshows zu tun und da finde ich es schade, dass etablierte Bands für so etwas abgefeiert werden, bei kleineren Bands dann aber ein Theater gemacht wird und – wie in meinem Fall – sogar mit Rausschmiss gedroht wird. Ich habe noch nie mein Blut ins Publikum gespuckt! Dass ich mich auf der Bühne schneide, ist kein Geheimnis, warum also tun manche Leute so, als wäre das gerade zum ersten Mal passiert? Ich mache das als persönlichen Akt, weil ich mich live sehr intensiv in meine Texte hineinversetze und mich diese stark mitreißen. Noch nie habe ich mich an einer lebensgefährlichen Stelle geschnitten und ich möchte durch meine Show auch niemanden dazu animieren, sich etwas anzutun. Es gab in der Geschichte der Rockmusik vielleicht eine Handvoll Suizide, die man direkt mit dem Konsum gewisser Bands verbinden kann, aber meiner Meinung nach tragen diese Bands keine Schuld an der fälschlichen Missinterpretation ihrer Texte oder ihres künstlerischen Ausdrucks. Somit ist der Tod dieser Menschen auf ihre eigene Beschränktheit zurückzuführen!

Ich belustige mich durch meine Selbstverletzungen auch nicht über Borderliner. Für Betroffene ist dies sicher kein Spaß, sie tragen ihre Wunden bestimmt nicht mit Stolz, sollten sich aber auch nicht verstecken! Ich denke in diesen Momenten auf der Bühne auch nicht großartig nach, es ist wie ein Impuls, dem ich mal mehr, mal weniger nachgebe. Das hat auch nichts mit richtig oder falsch zu tun, das sind nur Worte, damit Menschen kategorisieren können und sich dadurch einen Vorwand schaffen, andere zu hassen. Das ist oft eine unterbewusste Sache.

Zum Schluss würde mich im Moment die aktuelle Situation bei EDGE OF NIGHT interessieren. Ihr habt ja einige Turbulenzen in der Vergangenheit gehabt mit Austritten. Wie ist eigentlich der aktuelle Status der Band und was ist in Zukunft zu erwarten?

Momentan sind Andreas und ich sehr beschäftigt, das neue Album fertigzustellen, das den Titel „Afterlife“ bekommen wird. Es hat sich vieles geändert und wir arbeiten bei diesem Album viel motivierter, da wir auch nur zu zweit sind.

Durch die Erfahrungen in der Vergangenheit sind wir auch stärker geworden und haben keinen Bedarf an zusätzlichen Bandmitgliedern, die die Songs nicht richtig lernen wollen oder können, oder sogar den Chef in der Band markieren wollen.

Beim neuen EDGE OF NIGHT-Album wird man merken, dass zwei Musiker eng zusammengearbeitet haben, um das Beste aus den Songs herauszuholen. Ob das in weiterer Folge auch live mit diversen Session-Musikern umgesetzt werden kann, wird die Zeit zeigen.
Wir sind gerade im Soundtempel Studio mit dem Gesang und dem letzten Feinschliff der Arrangements und des Mixes von „Afterlife“ beschäftigt. Im Vergleich zum Debut „Last Artwork“ haben wir uns in jeder Hinsicht weiterentwickelt, das wird auch deutlich zu hören sein. Auf unserer Facebook-Seite wird es bald eine erste Hörprobe geben.

Ich bedanke mich für das Interview! Die letzten Worte gehören wie immer dir!

Ich bedanke mich ebenfalls für das Interview!


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