Interview: KONTRUST - Stefan Lichtenberger

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... vielleicht sind wir dann bald in der Ganzen Woche zu finden - auf meine Frage, ob KONTRUST nach dem Interview im Profil im Establishment angekommen sind

Die österreichische Vorzeige-Rockband KONTRUST kann im Moment nicht viel falsch machen. Das Album "Explositive" rennt wie das gute Puntigamer bei einer Billa-Bieraktion und die Konzerte sind ausverkauft, wo immer sich der Sechser auch hinbegibt. Zeit, dem Sänger Stefan ein paar Fragen zu stellen...

Veröffentlicht am 18.12.2014

Ein paar Eckdaten, damit sich die wenigen, die noch nicht viel mit KONTRUST anfangen können, wissen, worum es geht:

Gegründet von Stefan Lichtenberger und Roman Gaisböck (Schlagzeug) Ende der 1990er. Unter KONTRUST firmiert man seit 2003, dabei waren dann auch schon Manuel Haglmüller (Percussions), Gregor Kutschera (Bass) und Michael Wolff (Gitarre). 2005 kam dann noch die polnischstämmige Sängerin Agata Jarosz dazu, das Puzzle war vollständig und seitdem geht es eigentlich immer aufwärts.

Ihre herrliche Volksmusikhomage/parodie "Bomba" wurde gerade jetzt zum 3.571.751igsten Mal (Germanisten bitte wegschauen...) angeklickt und das neue Video "Just Propaganda" steht dem um nichts nach, wird auch wie besessen auf Youtube angeschaut.

Die Band wird zwar unter dem Obergebriff Crossover subsummiert, im Endeffekt ist es aber eine Mischung aus guter, harter Rock/Metalmusik mit allen möglichen Einflüssen, die den Herrschaften in den Sinn kommen. Stefan und Agata lassen sich da quasi gehen und entwickeln ihre Songlinien, die dann an die Mitstreiter weitergegeben werden. Dieses Hin und Her lässt dann im Endeffekt die Songs entstehen.

Sänger und Gründungsmitglied Stefan ist nach seiner Zeit in Wien wieder nach Ried gezogen, wo er auch in der Werbebranche arbeitet. Die Arbeit über diese Distanz mit KONTRUST sieht er dabei aber nicht als schwierig an. Musikalisch ist man inzwischen sattelfest und Ideen und Songs kann man in diesen digitalen Zeiten auch leicht über das Netz austauschen.

Auf meine Frage, wieviele Songs man im Hause KONTRUST pro Album schreibt erzählt mir der Oberösterreicher dass es dann doch gut 18 Songs für "Explositive" waren. An manchen Songs hängt man mehr als an anderen, aber im Endeffekt sind es wohl die stärksten Songs die auf dem Hammeralbum (meine Einschätzung, und ich bin wohl nicht allein).

Dass das Album im Gegensatz zu "Second Hand Wonderland" etwas rockiger, ungeschliffener geworden ist wird von Stefan einfach als natürlicher Prozeß angesehen. Der Vorgänger war recht breit und bombastisch produziert und diesmal ist es dann eben wieder etwas direkter geworden. Das wird nicht so von der Band geplant, das entsteht im Songwriting und dann weiter im Studio. Auf meine Frage, wer denn für die eher freakigen Songs zuständig ist ("Bulldozer") verweist Stefan auch hier auf seine Gesangspartnerin und ihn selber. Ein Lachen konnte ich ihm entlocken als ich diese schrägen Momente mit den schwachsinnigsten (positiv besetzt) Momenten der EAV vergleiche.

Er selber aber könne eigentlich nicht viel über das fertige Album sagen, ob es nun härter, softer, direkter oder was auch immer ist. Als Mitglied der Band fehlt ihm dazu die nötige Distanz.

Auf die Frage, was er zu den Kritikern sagt, die meinen, dass das neue Album nicht die Klasse des Vorgängers hat zuckt er akkustisch nur mit der Schulter. Man kann es nicht jedem recht machen und das ist wohl ein Phänomen, mit welchem viele Bands konfrontiert werden, die dem Untergrund entwachsen. Die Fans der ersten Stunde empfinden es wohl so, als ob ihnen die Band weggenommen würde.

Spannend ist es auf jeden Fall, die neuen Songs dann live zu präsentieren. Die alten Hits gröhlt mittlerweile schon jeder mit, die Reaktionen auf die neuen Songs sind aber, das, was noch immer eine gewisse Spannung entstehen lässt.

Im Moment laufen noch die letzten Konzerte für dieses Jahr. Ab Februar geht es dann wieder weiter. Auf die Frage ob es denn nicht ein wenig stressig ist, neben dem Beruf dann auch noch die Freizeit am Wochenende für die Band aufzugeben sagt mir Stefan dass man sich mittlerweile diesbezüglich arrangiert hätte. Andere Leute haben ihr Wochenendprogramm, gehen saufen, KONTRUST spielen eben Konzerte.

Das graphische Konzept, die Promofotos wurden bewusst nicht vom PR-Profi Stefan selbst gemacht oder konzeptioniert. Das wird extern vergeben und "ich erspare mir dann die Anrufe von fünf Leuten die meinen, dass das und das vielleicht auch anders gemacht werden könnte" erklärt er mit einem Lachen.

Auch das Promovideo zu "Just Propaganda" wurde nicht von ihm entworfen. Das Video ist im ursprünglichen Sinn des Wortes KONTRUST entstanden, ein lustiges Video zu einer eher ernsten Thematik.

Die Band stellt es dem Konsumenten, dem Fan, bewusst frei wie sie an die Musik von KONTRUST herangehen wollen. Es ist legitim, sich nur die Musik anzuhören genauso wie auch das eher tiefsinnigere Herangehen an die Songs und die Lyrics, wie eben im gegenständlichen Fall, dem Song "Just Propaganda".

Die Band versteckt ja gerne immer wieder einige Anspielungen und Zitate in ihren Lyrics. Die Beatles werden in "Bulldozer" zitiert und Falco´s "Vienna Calling" scheint auch kurz durch den Songhorizont der Wiener/Rieder Musikgemeinschaft. Da freut sich der alternde Interviewer...

2015 soll nun ein Live-Jahr für die Band werden nachdem 2014 eher für die Produktion des Albums und die Releaseshows verwendet wurde. Dazu kommt in Bälde noch eine Singleauskoplung (gibt es das eigentlich noch, physisch mein ich?) mit Video.

Außerdem wird an einem Projekt gearbeitet, dass so noch nie von KONTRUST gemacht wurde. Details dazu ließ sich Stefan nicht entlocken.

Wie man sieht, geht es mit der Band weiter nach oben, sogar ein Profil-Interview dürfen sie auf ihrer Habenseite verbuchen.

Ist man deshalb in der Mitte, im Establishment angekommen? Wohl erst dann, wenn man in der "Ganzen Woche" oder in der "Österreich" gefeatured wird.

Vielen Dank, Stefan, für die Worte und viel Erfolg und Spaß auch weiterhin für KONTRUST.


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