Interview: Samsara Circle - Olli, Tobsine und Quinten

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Klingt ein bisschen wie SATYRICON, aber ohne Norwegen sondern eher mit Skihalle Neuss. (Olli)

Eine drei-Mann-Delegation (bestehend aus Sänger Olli, Drummer Tobsine und Bassist Quinten) der fünf Düsseldorfer Modern Metal-Senkrechtstarter SAMSARA CIRCLE nahm sich Zeit und gab sich redlich Mühe, per e-Mail Fragen zu ihrem Debutalbum "Sanctum" zu beantworten. Garniert mit witzigen Anekdoten aus dem Bandalltag, sowie kritischen Gedanken zur Metalszene, kann man das Ergebnis durchaus als unterhaltsam betrachten. Überzeugt Euch selbst...

Veröffentlicht am 20.03.2015

Für alle, die Euch noch nicht kennen: Bitte stellt Eure Band kurz vor und schildert Euren bisherigen Werdegang kurz, vor allem bezüglich. der Probleme mit Euren häufigen Line-Up-Wechsel.

Olli: Wir sind SAMSARA CIRCLE aus Düsseldorf. Ein Haufen Jungs die keine Lust haben vollständig erwachsen zu werden. Nein, ernsthaft...wir sind einfach fünf Kerle, die großen Spaß daran haben, die Musik die wir lieben auch selbst zu machen. Gegründet haben wir die Kapelle offiziell 2012, wobei der Grundstein schon zwei Jahre zuvor unter demselben Namen gelegt wurde. Damals ist SAMSARA CIRCLE aus den Trümmern von THE CITY IGNITES entstanden, wo Micha, Olli und Mille gespielt haben. Das erste Jahr ungefähr hat die Band mit anderem Drummer und Bassisten gespielt und 2011 sogar das Demo „Circles“ mit dieser Besetzung aufgenommen. Nachdem es aber zwischen uns und eben genannten Schlagzeuger und Bassisten ständig Spannungen gab, waren wir bereits kurz davor, die Band aufzulösen. Tobi ist aber dann - als Freund der Band - nach Auflösung seiner Gruppe SINFUL SANITY anno 2012 dazugestoßen. Eike (Gitarre) hat dann im gleichen Jahr das Quintett komplett gemacht, nachdem es seine alte Band N-JECTED zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr gegeben hat. Da haben wir uns gedacht, es wäre doch jammerschade, wenn wir die Energie einfach verpuffen lassen und haben uns daraufhin ca. ein halbes Jahr im Proberaum eingeschlossen und an unseren Songs getüftelt. Da wir auch keine Lust hatten als Proberaumband zu versauern, haben wir dann schnell die kleineren Clubs in Düsseldorf und Umgebung bespielt. Den Umkreis der Gigs konnten wir dann Dank Mille sogar bis in den Schwarzwald erweitern. Schade ist nur, das Mille nach dem Recording unserer „Sanctum“ EP in aller Freundschaft ausgestiegen ist.Doch das hält uns aber auch nicht auf. Eike (vorher Bass) hat jetzt an die Gitarre gewechselt und wir haben nun mit Quinten (Bass) einen super Musiker und langjährigen Bekannten mit im Boot. Passt alles gut zusammen.

Könnt Ihr uns etwas Näheres über die Bedeutung Eures Bandnamens verraten?

Olli: Ja, die Frage kommt immer wieder. Die Idee stammt von Micha und Olli während sie genussvoll einer Pulle Bier im Proberaum leerten. Anfangs haben wir den Namen einfach nur deshalb genommen, weil er sich gut anhört. Doch mit der Zeit hat sich eine Bedeutung heraus kristallisiert. SAMSARA steht im Buddhismus für „Ewiges Wandern“ oder das „Ewige Leiden“. Unsere Musik spiegelt ein wenig die Energie und Stetigkeit wieder, welche man aufbringen muss, um eine ewige Suche nach Etwas durchzuhalten oder aber auch als eine Metapher für die Prüfungen des Lebens.

Bitte schildert die Entstehungsgeschichte Eures ersten Albums bzw. der EP.

Olli: „Sanctum“ ist aus einer Laune heraus entstanden. Zuerst sollte es lediglich ein zwei Track Demo werden. Wir haben uns dann aber entschieden, daraus eine satte EP zu machen. Wir haben eigentlich nicht so viel vorgeplant, denn wir haben ja alles zur freien Verfügung gehabt, was wir brauchten um die Songs einzuspielen (Dank sei Eike). Anfang 2014 haben wir als erstes die Drums, auswärtig bei „Oki“ Neumann in den Red House Studios in Essen, aufgenommen. In mühsamer Kleinarbeit nahmen wir uns über das Frühjahr und Sommer 2014 Zeit, den Rest immer weiter einzuspielen. Eike hat dann im Schweiße seines Angesichtes das Mixen und Mastern übernommen und ist prinzipiell verantwortlich für den guten Sound des Albums. Für das Artwork sind wir unserem Freund Sebastian Schillack von „D-Town Undead“ sehr dankbar. Wir haben „Sanctum“ einfach - ohne viel Planung reinzustecken – aufgenommen. Dafür haben wir aber umso mehr Herzblut investiert und ich glaube, das hört man auch.

Wie unterscheidet sich dieses Album - Eurer Meinung nach - von anderen Veröffentlichungen im Modern Metal Genre?

Olli: Wahrscheinlich ist es - ohne vermessen klingen zu wollen - abwechslungsreicher. Wir spielen weniger mit Breakdowns, sondern mehr mit Melodie und legen viel Wert darauf, dass sich die Songs nicht allesamt gleich anhören.

Tobsine: Das Genre „Modern Metal“ gibt einem nur wenige Grenzen. TRIVIUM, SLIPKNOT und PERIPHERY zählen beispielsweise weitestgehend zu diesem Segment, machen aber alle grundlegend unterschiedliche Musik. Dementsprechend gibt uns das Genre die Möglichkeit, uns voll zu entfalten und wir laufen deshalb weit weniger Gefahr wie Band XY zu klingen, sondern mehr nach uns.

Welchen Song von „Sanctum“ mögt ihr am liebsten und warum?

Olli: „Sundance“ und „A Fire On The Oceans Ground“ sind beide für mich enorm persönlich und tun manchmal sogar ein bisschen weh.

Tobsine: Wir haben bereits mehrfach festgestellt, dass jeder von uns seinen eigenen Lieblingstrack hat. Allerdings war „Cryo Chamber“ für jeden von uns die größte Überraschung auf der EP, da wir nicht damit gerechnet hatten, dass er ausproduziert so mächtig klingt.

Quinten: „Clouds“ sagt mir am meisten zu. Der Song erinnert mich an die späten 90er/frühen 2000er KORN-Zeiten.

Wie entstehen Eure Songs?

Olli: Für das Songwriting sind wir gemeinsam verantwortlich, gehen da aber streng demokratisch vor. Meistens hat irgendwer eine Grundidee und wenn diese Anklang findet, wird sie gemeinsam so lange gedreht und gewendet, bis wir alle damit zufrieden sind. Kann sein, dass ein Konzept dann auch schon mehrmals verworfen wird und am Ende schließlich ganz anders klingt als es zu Beginn eigentlich sollte. Für die Texte bin einzig und alleine ich zuständig

Woher nehmt Ihr Eure Inspiration, sowohl musikalisch als auch lyrisch? .

Tobsine: Ich glaube, wir sind musikalisch viel von unseren Favoriten und auch den Stimmungen im Zwischenmenschlichen inspiriert.
Olli schreibt die Texte und arbeitet in der Psychiatrie...irgendwelche weiteren Fragen?

Wie würdet Ihr Eure Musik jemandem beschreiben, der noch nie von Euch gehört hat?

Olli: Klingt ein bisschen wie SATYRICON, aber ohne Norwegen sondern eher mit Skihalle Neuss.

Wo liegen Eure Einflüsse?

Tobsine: Da ist bei uns wirklich alles dabei. Das geht von 80s Rock über Hardcore und Doom bis hin zu modernen und/oder Extreme Metal. Bei uns hat jeder seinen eigenen Schwerpunkt, was uns im gemeinsamen Songwriting aber doch merkliche Vorteile bringt, da jeder sich und seine Vorlieben einbringt.

Welche Musik hört Ihr privat und welche Bands zählen zu Euren Favoriten?

Olli: Wenn es heftig sein soll, darf es gerne AGORAPHOBIC NOSEBLEED, JAKA oder ACID BATH sein. Hauptsächlich läuft bei mir aber moderates Zeug wie etwa STONE SOUR, IN FLAMES oder PWD.
Herzschmerz bekomme ich bei 90er und 2000er Zeug wieALICE IN CHAINS, SYSTEM und DEFTONES. Bin aber TOOL-Nerd und liebe BJÖRK und THE CURE.

Tobsine: Metal so ziemlich aller Couleur, Rock und gelegentlich auch Punk Rock oder sogar Rap.

Quinten: Ich muss das Gefühl haben, dass die Musik mit Leidenschaft entstanden ist. Von Jazz über Funk, Hip Hop und Drum ‘n Bass höre ich alles, was mir gefällt. Im Metal-Bereich brenne ich für THIS OR THE APOCALYPSE, RAISED FIST, THE AMITY AFFLICTION, OF MICE AND MEN, TOOL, THE GHOST INSIDE, ARCHITECTS, NO BRAGGING RIGHTS, TEXAS IN JULY, KINGDOM OF GIANTS, PENDULUM, DEFTONES...

Mit welchem Musikstil könnt Ihr persönlich überhaupt nichts anfangen?

Olli: Gabber und Techno bzw. das, was man einmal so genannt hat. Pfui...

Tobsine: Alles aus dem „Elektro“-Bereich.

Quinten: Ich habe die langweiligsten Abende meines Lebens mit Minimal Techno erlebt. Danke, nie wieder.

Welches waren die bisherigen Höhepunkte Eurer Karriere?

Olli: Unter anderem der Gig mit MARTYR auf dem Grollfest 2014. Zwar haben wir da so was von überhaupt nicht reingepasst. Aber Mann, war das ein witziger Abend!

Tobsine: Unser erster Auftritt im Schwarzwald, unser zweites Konzert überhaupt! Wir sind acht Stunden dort hingefahren, hatten überhaupt keine Ahnung was uns erwartet und am Ende haben die Leute den Laden in Villingen dermaßen abgerissen und auf den gefühlten 10qm einen geilen Circle Pit abgezogen. Unsere „Sanctum“-Releaseshow war allerdings auch richtig stark!

Und wo lagen die bisherigen Tiefpunkte?

Olli: Zusammen in einem 10qm Zimmer im Schwarzwald nach dem Gig ohne zu duschen...

Tobsine: Den wohl bittersten Nachgeschmack hinterlässt die Erinnerung an unser Debutkonzert, welches wir leider krankheitsbedingt 12 Stunden vorher absagen zu müssen.

Wie sehen Eure momentanen Live-Aktivitäten aus?

Tobsine: Da wir im zweiten Halbjahr 2014 sehr viel Zeit mit der Aufnahme und Produktion von „Sanctum“ verbracht haben, stehen 2015 Live-Gigs natürlich klar im Fokus. Da wir uns zum Anfang des Jahres noch ein wenig Zeit für die Einarbeitung von Quinten nehmen wollten, legen wir erst ab März los. Dann geht es aber den Rest des Jahres schwerpunktmäßig quer durch NRW. Wir machen aber auch den ein oder anderen Ausflug nach Niedersachsen oder Rheinland Pfalz. Die genauen Daten sind natürlich immer aktuell auf unserer Webseite oder den einschlägig bekannten sozialen Netzwerken einzusehen.

Mit welchen Bands würdet Ihr gerne mal „die Bretter, die die Welt bedeuten“ teilen?

Quinten: Spontan gehen mir Namen wie FAITH NO MORE, DEFTONES und die SUICIDAL TENDENCIES durch den Kopf.

Tobsine: Boah, das sind zu viele …

Olli: Mit SATYRICON in der Skihalle Neuss.

Was war Euer erfolgreichster Gig bisher?

Tobsine: „Erfolgreich“ ist ja relativ. Unsere „Sanctum-Releaseshow“ war schon ein dickes Fest. Der Laden war gestopft voll und wir hatten unmittelbar daneben unseren Proberaum. Also war dieses Konzert sozusagen ein „Heimspiel“, sodass wir da mit vielen Bekannten und befreundeten Bands/Musikern eine recht ordentliche Party gefeiert haben. Gleichzeitig war es Milles Abschiedskonzert und deshalb hatte es auch noch eine schöne emotionale Komponente.

Was war Euer peinlichstes Live-Erlebnis bisher?

Tobsine: Uns ist eigentlich nichts peinlich, weil wir am besten über uns selbst lachen können. Aber es gab eine … nennen wir es „unglückliche Situation“: Einmal haben wir aus Spaß nach unserem Track „Worst Case Scenario“ den Anfang von SLAYERs „Raining Blood“ gespielt. Das hat richtig geil geknallt! Da wir aber wie gesagt nur den Anfang (bis zur ersten Strophe) gespielt haben, haben sich „SLAYER! SLAYER!“ Sprechchöre durch den gesamten restlichen Abend und jede weitere Anmoderation unserer Songs gezogen. Aber Spaß gemacht hat es trotzdem!

Könnt Ihr uns sonst noch irgendwelche kuriose/absurde/witzige Anekdoten erzählen, die Ihr mit SAMSARA CIRCLE bis dato erlebt habt?

Olli: Anscheinend sind wir die unangenehmsten Zimmergenossen, die man sich vorstellen kann. Wir haben im Winter 2012 im Süden der Republik gespielt. Der Club hatte eine zusätzliche Band aus Hessen eingeladen (Name wird nicht genannt). Da alle Bands an dem Abend sich den Backstage-Bereich und auch eine kleine Wohnung als Schlafplatz im Club teilen mussten, haben wir es uns (weil wir nach 600km Fahrt als erste da waren) gleich einmal gemütlich gemacht. Und wer uns mal auf einem Haufen länger als eine halbe Stunde erlebt, hat jetzt schon eine gute Vorstellung von dem, was kommt. Die andere Band hat es nach ihrem Gig ungefähr 2 Stunden mit uns ausgehalten und ist mitten in der Nacht, Hals über Kopf, zurück nach Hessen geflüchtet. Wir wissen bis heute nicht genau, was wir so falsch gemacht haben aber wie heißt es doch so schön im Volksmund:“ ett is wie ett is.“

Wie würdet Ihr die aktuelle Lage der Rock/Metalszene in Deutschland und international beurteilen?

Quinten: Es gibt SLAYER-Shirts bei H&M. Metal ist also endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Was wollen wir mehr? Spaß beiseite.
Eine echte Differenzierung zwischen der nationalen und internationalen Musikszene ist kaum möglich. Dank der fast unüberschaubaren und durch die Digitalisierung weltweit zugängliche Vielfalt an Metal- und Rock-Genres (von Pagan Metal, Porn Grind und Technical Death über so verrückte Nummern wie Baby Metal bis hin zu Trance Core) ist die Fan-Szene weltweit vielleicht bunter denn je. Für jeden Geschmack gibt es den entsprechenden Soundtrack,. Ganz egal ob auf Amrum, in Basel oder Sydney. Dieses immense Angebot birgt jedoch auch das Risiko, unüberschaubar zu werden und Musik, in die vielleicht viel Schweiß und harte Arbeit investiert wurde, erfährt nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient. Früher hat man die neue TOOL-Platte mindestens ein halbes Jahr jeden Tag gehört und festgestellt, wie sie mit jedem Mal „gewachsen“ ist. Zündet ein Album heute nicht spätestens nach dem zweiten Durchgang, landet die nächste Band in der Playlist auf dem MP3-Player. Diese Charakteristik überträgt sich auch auf die hiesige Bandszene. Viele eifern überinspiriert - und gelegentlich untalentiert - kaputtproduzierten Bands nach, die es alleine durch ihr durchkonzipiertes Image in die Presse und damit ins Sichtfeld der Masse schaffen. Du denkst, du hörst vielleicht einen nie releasten Song deiner surfenden australischen Lieblings-Metalcore-Truppe und dabei sind es „nur“ die Jungs aus dem Nachbarort. Coolness und Härte zählt oft mehr als Leidenschaft und Tiefgang. Schau' dir zum Beispiel die Hardcore-Konzerte heutzutage an: Ging es früher noch um den Zusammenhalt und Brüderschaft, tritt man sich heute megamaskulin ordentlich die Zähne aus dem Gesicht, egal, ob Beatdown-Band oder Melodic-Hardcore-Kapelle. Traurigerweise hält diese Unkultur auch zunehmend Einzug auf Metal-Parties. War DJENT vor einigen Jahren noch der zweite Frühling des Progressive Metal, stechen heute nur noch Bands oder Projekte wie THE ALGORITHM oder ANIMALS AS LEADERS hervor. Man kann sicher noch ewig und drei Tage darüber fabulieren, wie es um die Musikszene bestellt ist. Zusammenfassend haben alle Veränderungen, und das charakterisiert die Musiklandschaft heute mehr denn je, ihre Vor- und Nachteile. Wir wünschen uns, dass dabei die Leidenschaft, Musik zu machen, niemals dem Wandel zum Opfer fällt.

Bitte hinterlässt hier noch ein paar abschließende Worte an unsere Leser…

Tobsine: Hört Euch unsere Scheibe „Sanctum“ an, kommt vorbei - wenn wir bei Euch in der Nähe spielen - und trinkt ein paar Bierchen mit uns!

Dem bleibt nichts mehr hinzuzufügen. Jeder der die Gelegenheit hat, die sympathischen Jungs von SAMSARA CIRCLE live zu sehen, solte sich diese Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen! Anbei das Video zu "Sanctum".



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