Interview: Darkhaus - Gary Meskil, Kenny Hanlon

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DARKHAUS ist für uns genauso wichtig, wie alles andere was wir am Laufen haben. (Gary Meskil)

Bei ihrem Auftritt im Backstage in München schnappte sich die Stormbringer-Abordnung Gary Meskil und Kenny Hanlon von DARKHAUS, um mit ihnen entspannt im Backstagebereich des Clubs zu plaudern. Daraus ergab sich ein kurzes, recht spontanes Interview mit spaßigem Ende, bei dem man einiges über die außergewöhnliche Bandkonstellation von DARKHAUS erfahren konnte.

Veröffentlicht am 07.05.2015

Vielen Dank dass ihr euch die Zeit für dieses Interview nehmt! Die erste Frage ist klar - wie ist die Idee zu dem Projekt DARKHAUS eigentlich entstanden? Gary, du bist ja mehr im Hardcore-Bereich aktiv und es war ziemlich überraschend weil das ja so gar nicht nach dem Zeug klingt, das du sonst so machst.

Gary: Also die Idee mal etwas anderes zu machen habe ich schon ziemlich lange und ich habe immer schon so nebenbei in anderen Musikstilen komponiert. Das ist nichts wofür ich bekannt bin, aber Musik in anderen Stilrichtungen habe ich schon immer geschrieben. Und dann, ähm... irgendwann 2011 - das war ein Jahr in dem PRO-PAIN nicht so viel beschäftigt waren - habe ich endlich nach langen Jahren einmal die Zeit gefunden für eine Auszeit und da dachte ich mir, es wäre jetzt eine gute Zeit einmal etwas anderes auszuprobieren. Ich dachte mehr, wenn ich mich mit anderen guten, kreativen Leuten zusammenschließen könnte, dann wäre das die richtige Zeit einmal eine andere Seite der Musik kennenzulernen.

Den ersten den ich angerufen habe, das war Rupert Keplinger, unser Gitarrist, mit dem ich bei einem anderen Projekt in Frankfurt zusammengearbeitet habe, dem Debütalbum von Stefan Weidner von BÖHSE ONKELZ. Wir hatten da eine ziemlich gute Chemie untereinander im Studio und deshalb war er der erste, den ich angerufen habe ob er denn Interesse hätte, dass wir gemeinsam ein Projekt starten. Durchs Reden habe ich dann sein Interesse geweckt und obwohl wir noch keine Ahnung hatten wie die Band klingen sollte, keine richtige Stilrichtung, sind wir einfach mal zusammengekommen, haben eine gute Woche Material geschrieben, weil wir einfach sehen wollten was passiert. Und wenn es uns beiden gefällt, dann können wir weitermachen und die restlichen Komponenten dann mit einer Band zusammenfügen. Erfreulicherweise hat uns das dann auch richtig gut gefallen, was wir da in dieser einen Woche geschaffen haben - der Rest ist Geschichte, sozusagen.


Wo wir schon bei der Entstehung der Band sind - ihr seid ja ziemlich international. Zum Beispiel habt ihr einen schottischen Sänger. Wie habt ihr eure Bandmitglieder zusammengefunden?

Gary: Also, Marshall Stephens war ein Kinderspiel, weil er ja Rhythmusgitarrist bei PRO-PAIN ist und ich dachte mir, er wäre auch perfekt für den Posten des Rhythmusgitarristen bei DARKHAUS. Unser Schlagzeuger Paul Keller ist ein Kollege von Rupert. Die zwei haben einige Projekte zusammen gemacht, bei einigen Aufnahmen zusammengearbeitet, unter anderem mit PETER MAFFAY, glaubt es oder nicht, denn Paul's Bruder ist Gitarrist in dessen Band. Sie waren auch noch in anderen Projekten gemeinsam involviert, so ist Paul auf Empfehlung von Rupert zu uns gestoßen.

Und Kenny, den habe ich in einer Kleinanzeigen-Seite für Musiker aufgetrieben, ob man das glauben mag oder nicht. Weil wir ja nach einer bestimmten Art von Sänger gesucht haben, dachte ich mir warum probieren wir das nicht mal aus? Ich meine, es war echt der letzte Platz von dem ich gedacht hätte, dass wir den Sänger finden nach dem wir suchen und klarerweise auf der letzten Seite, die ich mir angesehen habe, war diese Anzeige von Kenny die auch mp3s oder so mit dabei hatte. Ich konnte mir also ein paar Songs anhören, auch Solo-Songs von ihm und fand sie richtig klasse. Und auch die anderen... ich sagte, vielleicht habe ich den Typen gefunden nach dem wir gesucht haben! Und ich glaube der wohnt in Florida, aber sagte er wäre aus Schottland - das hat mich ein bisschen verwirrt. Dann dachte ich mir, vielleicht ist das ja ein Schotte der jetzt in Florida lebt - und genau das war auch der Fall! Er wohnt also in Jacksonville, ich wohne in Sarasota und Marshall in der West Palm Beach Area. Also haben wir drei Mitglieder die in Florida wohnen und zwei von uns wohnen in Deutschland. Wir haben unterschiedliche Grundlagen, verschiedene Nationalitäten, und... kommen mit einem Haufen unterschiedlicher Stile zusammen. Ich glaube das ist, was die Band ziemlich einzigartig macht.

Du sprichst es ja schon an, einige von euch sind aus Amerika, einige aus Europa - wie macht ihr das dann mit den Proben usw. zum Beispiel für die Tour? Habt ihr da Terminprobleme?

Kenny: (in breitem schottischem Englisch] Oh ja, zumindest kann das schon schwierig sein. Aber zum Beispiel ein Tool wie Dropbox ist ziemlich praktisch, wenn man Ideen und Zeugs untereinander verteilen will. Und natürlich schauen wir alle wann wir die Chance haben verfügbar zu sein und dass wir uns ein paar Tage bevor wir den ersten Gig spielen treffen können. Damit wir dann auch ein paar Tage Zeit haben für Proben und so. Da versuchen wir immer alles auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen so gut es geht, aber weil ja jeder ziemlich beschäftigt ist und teilweise so weit weg... ja, das Internet macht es schon leichter, solche Sachen zu bewerkstelligen und mit ein bisschen guter Bezahlung... (lacht)

Gary: Ähm, also er sagt... (allgemeines Gelächter)


Keine Sorge, ich kenne den schottischen Dialekt schon! Ihr habt ja gerade eine neue EP veröffentlicht. Darauf sind einige Songs, die ihr auf der letzten Tour geschrieben habt und mir ist aufgefallen, dass diese Songs zwar den gleichen Stil haben, aber trotzdem irgendwie härter klingen, mehr Energie haben als das auf dem Album der Fall war - zumindest habe ich den Eindruck.

Gary: Ja das war schon ein bisschen in die Richtung geplant, wir hatten so das Gefühl dass "My Only Shelter" zwar ein tolles Album war, aber um das Material live zu bringen... vieles davon ist sehr melancholisch, aber hat bestimmt auch Temperament drin. Und für die vielen Leute für die wir gespielt haben, in der Situation einer Supportband, zum Beispiel als wir mit SUBWAY TO SALLY gespielt haben, oder auch auf einigen Festivals, da dachten wir, wir brauchen härteres, kompromissloseres Material. Du weißt schon, sodass man auch mit einigen von den härteren Bands konkurrieren kann.

Aber generell finde ich dass die Songs auf "My Only Shelter" fantastisch sind. Wir wollten bloß ein paar mehr Songs die etwas treibender sind, wie zum Beispiel "Hour Of Need" auf "My Only Shelter". Wir wollten nicht, dass die alle so sind, aber für die "Providence"-EP dachten wir... lass uns mal einen Schritt in die ein klein wenig härtere Ecke machen, nicht viel härter, aber ein kleines bisschen. Und ich glaube das passt gut zu der Band und rundet das Set live auch gut ab. Also in dem Sinn, war es glaub ich ein guter Zug.

Ja, das habe ich vor allem bei dem Titelsong "Providence" bemerkt, der für mich irgendwie nach EISBRECHER klingt, bei denen Rupert spielt. Hat er den Song geschrieben?

Gary: Musikalisch, ja! Aber was die Lyrics und die Melodik angeht, nicht. Für "Providence" habe ich die Lyrics geschrieben und auch die Gesangsmelodie, also ist das eine Zusammenarbeit von uns beiden. "Side Effect Of Love" war eine Kooperation zwischen Rupert und Kenny und "The Fire Within" ist auch wieder aus der Zusammenarbeit von mir und Rupert entstanden. Also haben wir drei geübte Songwriter in der Band und wir können unsere jeweiligen Stärken ausspielen. Wenn wir also wissen, dass wir ein bestimmtes Feeling brauchen, dann wissen wir was wir machen müssen. Rupert schreibt echt gute Musik, ist wirklich gut mit den Arrangements und hat natürlich seine Stärken - aber wir haben alle unsere Stärken in der Band, die wir für bestimmte Songwriting-Situationen hernehmen können.


Das heißt also es bleibt nicht bei eurer kürzlich veröffentlichten EP, sondern ihr werdet auch ein neues Album machen? Gibt es schon Pläne wann ihr ins Studio gehen wollt und wann man ungefähr mit dem nächsten Album rechnen kann?

Kenny: Also angesetzt ist bis jetzt noch nichts, aber ich kann definitiv sagen, so bald wie möglich! Jetzt ist wieder jeder beschäftigt und in anderen Projekten involviert. Aber ich würde sagen später dieses Jahr, hoffentlich im Herbst können wir dann ins Studio gehen - das ist bloß eine Frage, wie es sich dann ausgeht und wie es passt.

Ich habe schon ein paar Ideen, Rupert hat auch schon einige Ideen und ich bin mir sicher auch Gary hat schon seine Ideen. Also denke ich, dass wir schon einen Weg finden werden, haltet die Daumen! Ich habe keine Ahnung ob es wirklich noch dieses Jahr sein wird, aber wahrscheinlich, eher definitiv, würde ich sagen Anfang 2016.


Bei den Plänen ist DARKHAUS also definitiv eine Band, nicht nur ein Projekt wie viele glauben.

Gary: Ja, wir haben nicht vorgehabt das als eine art Side-Projekt zu starten, das war nicht in unserem Interesse, dass wir dann nicht wirklich Zeit dafür haben. Denn wenn wir wirklich richtig Arbeit hineinstecken, etwas Cooles gemeinsam zu machen, dann würde das ziemlich sicher eine Art Vollzeit-Band-Sache werden. Wir haben auch andere Bands in denen wir spielen, aber... naja wir müssen unsere Zeit eben sehr strategisch aufteilen.

Also mache ich das eben wenn ich gerade Freizeit von PRO-PAIN habe und Rupert genauso, wenn er gerade Pause von EISBRECHER hat. Aber wir wissen im Vorhinein wann PRO-PAIN und EISBRECHER auf Tour sind und den Rest der Zeit können wir dann für DARKHAUS nützen, was aber nicht heißt, dass das weniger Priorität für uns hätte als die anderen Gruppen. Also ist DARKHAUS für uns genauso wichtig wie alles andere was wir am Laufen haben.

Von eurem persönlichen Standpunkt aus, wo seht ihr DARKHAUS dann in ungefähr zehn Jahren?

Kenny: Ich weiß wo ich uns in zehn Jahren gerne sehen möchte... (lacht) Aber eine realistische Sicht, hmm... wer weiß? Ich glaube... ich meine... ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich uns in zehn Jahren noch immer zusammen spielen sehe. Wir haben hier etwas Gutes am Laufen, also warum nicht? Wir haben eine gute Chemie in der Band, was man auch hören kann, live und auch auf CD. Bezugnehmend auf die Frage, denke ich, wir werden noch immer Musik machen und alles andere ist ein Bonus vermute ich. Wenn wir also in zehn Jahren noch immer zusammen sind, bin ich schon happy!

Gary: Hm, ja... das ist immer eine schwierige Frage. Zehn Jahre - wer weiß? Hmja, ich denke schon, dass die Band zusammenbleibt so lange wir Spaß dran haben das zu machen und so lange wir den Leuten auch noch etwas anzubieten haben, schöpferisch. Ich glaube wir machen gute Musik zusammen, es ist einzigartig, es ist themenbezogen, zeitgemäß, das hat die Presse auch anerkannt, was uns wichtig ist.

Und wir wollen nicht einfach da sein, nur damit wir eben noch da sind. Wir wollen da sein, um gute und interessante Musik gemeinsam zu machen. Und wenn wir das für einige Jahre machen können, das wäre richtig toll und dann hätten wir auch einen netten Backkatalog mit coolen Sachen. Das wäre mehr als wir erwarten können, denke ich.


Natürlich muss ich euch auch noch über den Bandnamen ausfragen! Ist DARKHAUS ein Mix aus Englisch und Deutsch, oder bezieht er sich auf das englische Slang-Wort "haus"? (Anm. d. Verf.: Ein eher selten gebrauchter Ausdruck für eine Gruppe besonders kreativer Personen)

Gary: Es ist eine Mischung aus Englisch und Deutsch. Ich dachte das würde gut zu unserem Musikstil passen und auch zu den Bandmitgliedern, weil wir ja Englisch sprechende und deutschsprachige in der Band haben. Also war das für uns eigentlich perfekt. Es war Teil einer ziemlich langen Liste an Bandnamen, die wir ausgearbeitet haben und die wir uns alle angesehen haben, ohne den jeweils anderen die Favoriten zu nennen. Und jeder hat sich da irgendwie DARKHAUS herausgepickt, ziemlich schnell. Also wurde das der Bandname.

Die letzte Frage ist jetzt mehr eine Spaßfrage: Mit welchem Drink würdet ihr jedes eurer Bandmitglieder vergleichen?

(allgemeines, schallendes Gelächter im Backstagebereich, und auch die Supportband ONE I CINEMA, die sich gerade für ihren Auftritt vorbereitet, entwickelt plötzlich reges Interesse an dem zu Ende gehenden Interview.)

Gary: Äääh... also ich würde für mich Scotch Whiskey auswählen...

Kenny: Hm, das ist eine gute Frage...

Gary: Wahrscheinlich das Gleiche! (lacht)

Kenny: Ja, wahrscheinlich das Gleiche. Aber wir sind in Bayern und ich bin nicht wirklich ein Weißbier-Typ... also bin ich ein Franziskaner Dunkel! Und Marshall wahrscheinlich auch!

Gary: Ja, Marshall ist definitiv so eine Art Weizen-Typ. Und Rupert... Schnaps? Rupert ist... Apfelschnaps! (lacht) Und Paul ist, hm... Fuzzy Navel! Oder Sex On The Beach! Ja, Paul ist Sex On The Beach, yeah! (schallendes Gelächter im Backstagebereich)

Das war jetzt definitiv ein gutes Ende für dieses Interview, vielen Dank für eure Zeit!

Kenny: Gern geschehen!



Fotos (c) Tina Burgstaller