Interview: Brainstorm - Torsten

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Wenn wir für uns sagen können, hey das ist das Beste Album welches wir bis jetzt gemacht haben und das dann draußen auch noch auf Gegenliebe stößt, dann ist das umso schöner...

"Downburst" zu Deutsch heißt das in etwa Fallböe, also ein entfachender Sturm, mit so einem Hammeralbum in der Hinterhand lässt es sich leicht mit dem Gitarristen und Hauptsongwriter von BRAINSTORM plaudern.

Text: Reini
Veröffentlicht am 23.01.2008

Hi Todde, Euer neuer Basser - Antonio Leva – der hat ja den Andi Mailänder ersetzt, wie läuft es mit ihm?

Klasse!
Alles andere wäre ja geradezu tragisch. Da haben wir glücklicherweise die richtige Entscheidung getroffen. Wir haben es uns zwar nicht einfach gemacht, es hat ja doch eine Weile gedauert, aber wir denken er ist der richtige Mann.

Ihr habt ja im Oktober 07 vorab schon die „Fire Walk With Me“ Single veröffentlicht, rechnet sich so was heutzutage überhaupt noch, oder war das eher ne Marketing Geschichte um mehr Aufmerksamkeit auf das kommende Album zu lenken? Wobei in Ungarn ist ja das Ding gleich mal auf Platz #1 der Charts geschossen, also hat es sich wahrscheinlich doch rentiert oder?

Ja rechnen tut sich so was schon. Es ist natürlich immer der Werbeeffekt mit dabei, ganz klar, aber so soll es ja auch sein, deswegen macht man ja auch eine neue Platte. Das es dann in Ungarn so gut funktioniert hat ist natürlich umso schöner. Wir wollten aber auch auf jeden Fall 2007 noch was Neues raus bringen. Nachdem wir ja die ersten beiden Platten wieder veröffentlicht haben und die DVD auch noch dazu kam, wir 2007 auch 10 Jahre BRAINSTORM auf Tonträger zelebriert haben, da wollten wir was Neues auch noch mit dabei haben. Fürs Album wäre der Zeitpunkt noch zu früh gewesen, weil wir ja noch im Studio waren, haben wir halt die Single mit eingeplant und die bietet ja auch was, den Japan Bonustrack von der „Liquid Monster“ plus zwei Live Tracks, da ist schon was dabei. Wir wollen, wenn die Leute was von BRAINSTOR kaufen schon das sie auch zufrieden sind.

Jetzt haben sich ja Eure letzten Alben „Soul Temptation“ (2003) und „Liquid Monster“ (2005) nicht wirklich großartig voneinander unterschieden, „Downburst“ dagegen setzt da schon mehr auf Abwechslung wie ich meine…

Ja schon. Soul Temptation“ und „Liquid Monster“ sind ja im Prinzip in der gleichen Welle entstanden. Also wir waren mit der ST auf Tour und haben da schon angefangen ein gutes Stück von der LM zu schreiben. Dadurch sind sich diese beiden Alben schon in einer Weise ähnlich, ohne jetzt zu gleich zu sein sag ich mal. Aber man spürt schon die zeitliche Nähe, diese geringe Zeitdistanz zwischen den beiden Alben. Für dieses Album haben wir uns mehr Zeit genommen, auch weil wir uns 2007 ein wenig mit den ersten beiden Alben und der DVD beschäftigt haben. Aber wir wollten uns für „Downburst“ bewusst mehr Zeit nehmen und auch durch den Produzentenwechsel frisches Blut reinbringen. Wir haben zum Ersten Mal auch die Songs nicht schon vorab komplett fertig gemacht, sondern einige noch im Studio umarrangiert. Das war für uns auch eine Klasse Erfahrung und ich finde, dass hört man dem Album auch an.

Ein weiteres Indiz für diese „Veränderung“ ist ja auch, dass diesmal der Sascha Paeth und der Michael Rodenberg in den Gate Studios in Wolfsburg und nicht mehr der Achim Köhler, für die Produktion zuständig waren?

Ja, die beiden kennen wir ja schon lange. Miro hat bis jetzt ja auch auf jedem Album von uns die Keyboards beigesteuert, aber so intensiv haben wir das letzte Mal 2000 auf der „Ambiguity“ mit den beiden zusammengearbeitet. Dadurch war es halt wieder an der Zeit, dass wir in der Hinsicht wieder mal was anderes ausprobieren. Die Sachen, die die beiden ja schon gemacht haben finden wir alle Klasse. Das sind zwei Superproduzenten, die aber trotzdem der Band noch genügend Luft zum Atmen lassen und nicht nur stur ihren Stil durchziehen.

Darf man den Albumtitel „Downburst“ jetzt auch so interpretieren – heißt ja bekanntlich Fallböe – dass Euer neues Album über die Hörer hereinbrechen soll und auch wird?

Das ist genau der Grund warum wir das Album „Downburst“ genannt haben. Als wir mit den Songs im Proberaum fertig waren, zumindest soweit fertig, dass wir gesagt haben jetzt können wir ins Studio gehen, da haben wir uns die ganzen Sachen noch einmal angehört – und wir fühlten uns tatsächlich so, dass die Songs doch einen richtiggehenden Sturm entfacht haben. Da hat sich „Downburst“ dann natürlich angeboten. Einfach weil die Songs unheimlich viel Kraft haben und von daher war das für uns der einzig logische Albumtitel.

Weil Du gerade die Songs angesprochen hast, aufgefallen ist mir besonders „End in sorrow“ auch wegen der Streicher, die ihr da verwendet habt, kamen die aus der Konserve oder so richtig fettes Orchester?

Nein, wir können uns kein fettes Orchester leisten *ha ha ha*
Aber wir haben uns den Luxus erlaubt ein paar echte Streicher aufzunehmen, was man ja auch hört, aber das sollte man nicht überbewerten, da ja über 90% heutzutage – glücklicherweise – reproduzierbar ist.

Ja und dann noch der Arschtreter „Frozen“, auch wegen dem eingängigen Refrain, Killer Song wie ich finde….an sich könnte man ja sagen, genau der Song könnte BRAINSTORM definieren.

Der Song ist unheimlich typisch für uns, aber auch gleichzeitig sehr klassisch, wenn man sich die Heavy Metal Historie so anschaut. Wir sind nun mal eine klassische Metalband und von daher bietet sich das irgendwie an, dass man sich diesen Song ins Lehrbuch eines BRAINSTORM Albums übernehmen könnte.

Die Reviews so far sind ja richtig gut ausgefallen: ROCK HARD 9/10 – Soundcheck #3, Heavy 10/12 oder im Aardschock 83/100 – Soundcheck #4. War das etwas, wo ihr gesagt habt, das erwarten wir jetzt schon, wir sind mit dem Album so zufrieden, da müssen auch die Reviews dementsprechend kommen.

Du das kann man vorher eigentlich gar nicht sagen, einfach weil man viel zu arg in dem Album drinnen steckt. Alles was wir als Band sagen können, ist dass wir definitiv mit noch keinem Album so zufrieden waren wie mit dem jetzt. Da das ja anscheinend draußen genauso angenommen wird, ist es natürlich umso schöner. Nur tut man sich mit der eigenen Beurteilung wie es die Leute annehmen immer schwer. Man kann da komplett daneben liegen. Wir haben jede Note bestimmt tausend oder fünftausend Mal gehört, da verliert man die Objektivität komplett. Wenn wir für uns sagen können, hey das ist das Beste Album welches wir bis jetzt gemacht haben und das dann draußen auch noch auf Gegenliebe stößt, dann ist das umso schöner, ganz klar.

Kannst Du Dir eigentlich Brainstorm ohne Andy B. Franck vorstellen?

Man soll ja nie nie Sagen, aber ich will mir das gar nicht vorstellen! *Gelächter*
Ich sag mal, so lange wir alle gesund bleiben spricht derzeit nichts für eine Veränderung.

Die Voice Over auf der Promo– wessen Idee war das? und ist das heutzutage schon ein Muss so was zu machen?

Es ist mit Sicherheit ein Mittel das man dazu verwenden kann. Die Band sieht das so, dass wir als Band ja auch unheimlich viel Arbeit reinstecken. Wenn man sich das überlegt ist das mindestens ein Jahr, mit Songs schreiben, aufnehmen usw. Und das dann vier oder gar sechs Woche vor Veröffentlichung ins Netz stellen zu lassen und tausende Leute können sich das runterladen, das widerspricht allem was logisch ist. Wenn wir nichts mehr mit unseren Platten verdienen, können wir die Musik nicht mehr machen. Obwohl wir ja eh nicht viel damit verdienen, aber wenigstens das was uns hilft weiterzumachen und eine gewisse Grundlage zu haben. Du gehst ja auch nicht zum Bäcker und kaufst Deine Brötchen für lau! Das geht halt nun mal ned! Ah Audi kost au ned nix!

Würdest Du mir aber zustimmen, dass es mit heutigem Stand der Technik kein Patenrezept gibt um Promos nicht im Internet vorab auftauchen zu lassen.

Das gibt es natürlich nicht. Es wird immer Leute geben, denen das egal ist, weil Musik halt mittlerweile überall verfügbar ist, gerade im digitalen Zeitalter. Jedoch die Leute, denen das wirklich was bedeutet, die werden sich die Sachen aber nach wie vor kaufen. Da brauchen wir uns glaube ich nicht so die Sorgen machen. Aber gerade in der jungen Generation ist einfach das Bewusstsein, dass die unrecht ist nicht mehr vorhanden. Für viele ist das ja schon normal, dass man sich die Sachen einfach aus dem Netz holt und sich über Künstler jetzt nicht großartig Gedanken macht, sonst würde das ja nicht in dem Ausmaße passieren.

Eure bevorstehende Tournee müssen wir noch ansprechen. Jetzt ist ja EVERGREY abgesprungen, und ihr geht mit PAGAN’S MIND und POWERWOLF auf Reise. Siehst Du das jetzt als Nachteil, oder ist das halt „just happened“, was sollen wir tun?

Da können wir wirklich nur sagen, just happened. Wir können ja wirklich nichts dagegen tun. Ich mein das gibt es immer, das Tourneen abgesagt oder geändert werden müssen. Davor ist man nie gefeit und es war ja auch keine böse Absicht, sondern die haben halt einfach ihr Album noch nicht fertig bis dahin, oder draußen, weil fertig werden sie es schon haben, aber da macht es natürlich wenig Sinn und ist für die Leute auch weniger interessant, als wenn beide Bands mit neuen Material am Start sind. Ich finde aber mit PAGAN’S MIND und POWERWOLF haben wir schon sehr guten Ersatz da gefunden.

Stimmt, vor allem PAGAN’S MIND Hammerband!

Ja Wahnsinn, neue Album echt Klasse! Und POWERWOLF macht eh Spaß. Da brauchen wir uns um einen unterhaltsamen Abend – glaub ich – keine Sorgen machen.

Sind noch weitere Sommer Festivals geplant außer dem Metalcamp, das ja bereits bestätigt ist?

Ja im Gespräch ist vieles, aber zumindest noch nicht soweit spruchreif das man es bestätigen kann. Es werden mit Sicherheit noch einige dazukommen. METALCAMP ist natürlich schön, dass wir das schon so früh im sicheren Hafen haben, auch weil es immer tierisch Spaß macht da unten. Es dauert zwar immer eine Weile bis man ankommt, aber das Festival selber ist einfach unglaublich!

Ok, dann sag ich artig Danke fürs Gespräch!

Ja hat Spaß gemacht, Servus!


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