Interview: Contradiction - Oliver Koffer Lux

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Wir sind eher der Meinung, dass ich im Vergleich zu vielen anderen Thrashshoutern über deutlich mehr Melodie und Feeling verfüge

Seit 20 Jahren Thrashen die Wuppertaler CONTRADICTION nun schon im Metalzirkus herum, nach dem erneut gutklassigen neuen Album " The Essence Of Anger" war es an der Zeit bei einem gewissen 'Koffer' (namentlich Oliver Lux!) nach zufragen was denn so Sache sei...

Text: Reini
Veröffentlicht am 01.11.2009

Twenty Years of thrash Metal! Man möchte ja meinen, ihr seid schon so was wie eine Institution, aber trotzdem noch immer fest im Underground verankert, soll wohl auch so bleiben oder?

Nun, wie du Dir sicher vorstellen kannst ist es nicht so einfach dem Underground zu entkommen. Wir haben inzwischen alle ein Alter erreicht in dem die Band nicht mehr die erste Rolle im Leben einnimmt. Wir haben jeder zwei Kinder nebst Ehefrauen zu versorge, das heißt, dass wir uns gut überlegen müssen welche Gigs, bzw. Touren wir spielen können und in welchem Rahmen wir die Band betreiben. Schließlich laufen alle unsere Bandaktivitäten neben Beruf, Familie und sonstigen Verpflichtungen.

Euer neuestes Geschoss "The Essence Of Anger" erschien ja bei Limited Access Records – warum der Wechsel von Wacken Rec. (formerly Armageddon Music) zu LAR – normaler Business Deal oder steckt da doch mehr dahinter?

Es war ganz einfach so, dass Wacken Records, als auch wir kein weiteres Interesse an einer Zusammenarbeit hatten. Im übrigen fühlten wir uns eigentlich von deren Seite eher stiefmütterlich behandelt und das obwohl wir neben den „großen“ Bands auf dem Label die meisten Live Aktivitäten belegen können. Ich meine: die haben so ziemlich jede Band via ICS verbucht, aber uns am Telefon immer abgewimmelt, wenn wir nachgefragt haben. Die Mitarbeiter sind gemessen am Insutriestandard eher amateurhaft unterwegs, so haben die z.B. innerhalb von 3 Jahren keinen Verlagsdeal zustande gebracht, was uns im Nachhinein eher gelegen kommt.

Aufgenommen quasi zu Hause im BLAST IT! Studio, schon eine bequeme Art und Weise ein neues Langeisen einzuholzen, oder birgt das vielleicht auch die Gefahr, man könnte sich ein wenig verzetteln?

Nee, eigentlich nicht. Da ich zum dritten mal selbst produziert habe und meine Arbeitsweise sehr diszipliniert und ziel orientiert ist und wir außerdem klare Vorstellungen von TEOA hatten haben wir uns nicht verzettelt. Im Gegenteil bin ich der Meinung das TEOA unser reifstes Werk ist, was Songwriting, Arrangement und Attitüde angeht. Neu war für micxh allerdings der Umstand, das ich auch zum ersten mal selber mischen solte, bzw. wollte. Da habe ich eben erst mal drei Monate benötigt um mich mit der Materie vertraut zu machen.

Ich finde ja, dass weiterhin Melodie und Härte die beiden tragenden Säulen Eures Thrashgebräus sind, aber täuscht mich mein Eindruck, oder seid ihr tatsächlich aggressiver geworden, besonders Deine Stimme kommt in meinen Ohren doch rauer und kratzbürstiger rüber.

Hmmm, nun ja, die Schalli ist insgesamt schneller ausgefallen und es gibt ein paar Blastparts, aber andererseits gibt es auch mehr Melodien und meiner Meinung nach eingängige Choruslines. Das mit der Stimme liegt vielleicht daran, das ich mir diese mal mit dem Gesang mehr Zeit nehmen konnte und deshalb auch einen Song gesungen habe bis die Kehle blutete.
Es gibt Leute die mir anlasten ich sei stimmlich nicht variabel genug. Wir sind aber eher der Meinung, das ich im Vergleich zu vielen anderen Thrashshoutern über deutlich mehr Melodie und Feeling verfüge. Ich meine die meisten jungen Old School Kapellen warten doch eher mit deathmetalartigem Gekrächze (z.B. Legion of the damned) auf, oder mit bellendem Geshoute (Evile) und ich bin da schon der Meinung das ich mich da abheben, zumal ich auch versuche den Songs mit meiner Art zu singen die entsprechende Emotion aufzudrücken.

Wenn wir schon von Stimme reden, Euer guter Freund DEW-SCENTED Fronter Leif Jensen hat ja auf zwei Songs von "The Essence Of Anger" einen Gastauftritt (der Kerl hat den Titeltrack und „Domesticated“ mit veredelt) – zufrieden mit seiner Performance, wie war’s so mit dem Blonden im Studio, wir wollen ein paar Anekdoten hören – bitte!

Lustig war es: Leif kam gegen Abend zu mir, wo wir nach kurzem Briefing direkt an die Arbeit gingen. Ich hatte ihm ein Mix auf Kopfhörer vorbereitet den ich schon ziemlich laut fand. Nicht für Herrn Jensen. Der sagte: „Geht es noch etwas lauter, Koffer?“ „Klar!“ „Ähem, geht da noch was?“ „Hmm, ja sicher! Moment!“ „Ähhh, Koffer, könntest Du noch ein klein wenig...?“

Inzwischen waren meine Kinder von dem aus dem Kopfhörer schallenden Lärm wach geworden, die Polizei klingelte Sturm und es gab erste Meldungen im Radio, in denen das Wort Richterskala vor kam.

„Was? Ist der Kopfhörer kaputt? Lass mal hören?“ „Ahhhhh, meine Ohren!!!“ „Bist Du taub?“

Naja, vielleicht ist mein hiesige Darstellung etwas übertreiben, aber wir habe uns auf jeden Fall köstlich amüsiert.

Ansonsten muss ich hier erwähnen, das Leif ein netter Zeitgenosse ist, mit dem wir bei dem einen oder andern Gig schon viel Spaß gehabt haben .

Apropos Anekdoten: Ihr habt ja als erste Thrash Metal Band überhaupt in Island gespielt, habt im April diesen Jahres Maltas Bühnen beackert, laut Eurem Promoter gibt es da einiges zu erzählen, immer her damit, auch würde mich interessieren ob ihr Euch so als Spezialisten für die doch exotischere Schiene seht, wer hat schon in Island bzw. Malta gespielt...

Island war eine sehr runde Sache, wir hatten dort wirklich ein paar wunderbare Tage, die Ihresgleichen suchen. Abgesehen von dem touristischen Aspekt, den wir uns auch genehmigt habe und der damit verbundenen Begutachtung der überwältigenden Landschaft, waren die Menschen dort einfach supernett und die Gigs haben einen richtig Spaß gemacht. Die Bands, vor allem Solstafir, Severed Crotch und Innvortis, sowie Universal Tragedy waren Klasse und nette Burschen. Anekdoten gib es auch ein paar, aber das würde an dieser Stelle zu weit führen. Da solltet Ihr mal auf Youtube.com/thewarchitect schauen.

Malta habe ich mich tierisch gefreut, weil meine Frau mitkam, aber als wir dann dank der deutschen Bahn verspätungsbedingt die Flüge um eine Minute verpasst hatten, war die Stimmung erst mal unter dem Nullpunkt. Wir waren vom Bahnhof um Terminal im Schweinsgalopp gerannt, hatten total schnell die Sicherheitskontrollen passiert umd dann durch die Panoramascheibe den Flieger losrollen zu sehen. Und die wussten das wir auf dem Weg waren, haben aber gesagt das es nicht machbar sei, den Flieger 5 Minuten warten zu lassen. Lächerlich, vor allem wenn man bedenkt das wir beim Rückflug vom Malta 20 min später abgehoben sind, weil irgendein schwuler Passagier Stress mit seinem Lover hatte. Pffff!!!

Aber ich habe, vielleicht Job bedingt, die Eigenschaft unter Stress (wir mussten ja schauen das wir pünktlich zur Show nach Malta kommen) zur Hochform auflaufen zu können und somit habe ich den Mitarbeiter der Malta Air, der zunächst nichts von unserem Problem wissen wollte, eher unfreundlich klargemacht, das ich von ihm Alternativen benötige. Das ging dann ziemlich schnell und letztendlich waren wir dann Abend in Malta, wo wir dann ein paar richtig nette Tage hatten und nebenbei noch 2 Shows gespielt haben. ANGELCRYPT, die Kollegen die das dort für uns organisiert hatten sind auch 'ne dufte Truppe, die ich den Metalfans mal ans Herz legen möchte. (Anm.: checkt doch einfach die Jungs von ANGELCRYPT auf MySpace an - Reini -)

Exotisch geht es ja auch weiter, Russland steht am Programm (vom 20. bis zum 26.11.), ne Tour per Bahn, in einem Land, das weiter und ausufernder (was die Entfernungen betrifft) nicht sein könnte, ich nehme mal an, die Vorfreude ist dementsprechend groß, auch wenn es doch ein Knochenjob werden wird – oder?

Na ja, wie Ihr vielleicht wisst sind die dortigen hygienischen Bedingungen nicht -+mit unserem deutschen Standard zu vergleichen. Ebenso wird es für die Backlines und die Transportmittel sein. In Russland gibt es deutlich mehr Menschen denen es an vielem mangelt, was wir selbst für Hartz IV Empfänger als selbstverständlich erachten (wer weiß, vielleicht bringt unser schwuler Außeneminister ja ein paar wirtschaftsliberale Ideen mit, wenn er mal da zu Besuch war...) und wie mir mal jemand berichtete, werden die meisten Konzerte dort durch die russische Mafia veranstaltet.

Aber dennoch freuen wir uns auf diesen Trip, zumal uns berichtet wurde, dass die Leute ungleich frenetischer sind als hier und wir dort auch eine kleine Fanbase haben. Was die Reise innerhalb des Landes angeht, haben wir unser Equipement auf genau diesen Zweck zugeschnitten: Gigbags für die Instrumente, die man auf dem Rücken trägt und kleine Preamps, mit denen man notfalls auch direkt ins Pult kann. Man muss dann zwar geringfügige Abstriche im Sound machen, aber das machen wir dann durch mehr Aggression auf der Bühne wieder wett, hahaha!!

Bitte hinterlasse hier noch ein paar abschließende Worte an unsere Leser…

Hmm, nun, ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir ein ausgesprochen gute Liveband sind uns jedem empfehlen sich bei Gelegenheit mal blicken zu lassen. Außerdem solltet Ihr uns eine Chance geben und mal in unsere Alben rein lauschen.

Danke Koffer, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!

Gern geschehen. Die Freude ist ganz auf meiner Seite und vielen Dank, dass Du Dich bemüht hast Fragen zu formulieren!


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