Interview: Communic - Oddleif Stensland

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Wir machen einfach Musik, die wir selbst gerne hören würden...

Mit Ihrem Debütalbum "Conspiracy In Mind" sorgen die drei Norweger für hohe Wellen. Mastermind Oddleif Stensland erzählt uns, wie alles begonnen hat und wie es nun weitergehen wird...

Text: metfrog
Veröffentlicht am 20.02.2005

METFROG: Hi Oddleif, danke daß Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst!

ODDLEIF: Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, ich danke Dir!

Bitte erzähl´ uns doch mal kurz über die bisherige Geschichte von COMMUNIC...

Ja, wir sind ja eine komplett neue Band. Ich spielte früher in einer norwegischen Band namens SCARIOT, die bereits ein paar Alben veröffentlicht hatten, als ich einstieg - auf dem letzten kannst Du mich als Sänger hören. Dort lernte ich auch unseren jetzigen COMMUNIC Drummer Tor Atle Andersen kennen. 2003 entstand dann die Idee, ein eigenes Sideproject zu gründen, denn ich war bei SCARIOT nur der Sänger. Mein Wunsch war aber, auch Gitarre zu spielen, denn immer nur singen - das war einfach langweilig! Ich hatte einige wirklich coole Ideen, die ich bei dieser Band nicht verwirklichen konnte, denn das Songwriting war den anderen Jungs vorbehalten und... wow! Also das sind halt so gewisse Probleme, wenn man in eine Band einsteigt, wo die Positionen bereits festgefahren sind. Also wie gesagt: so entstand die Idee auf ein Sideproject. Ich fragte also den Drummer, ob er das mit mir machen würde und er sagte "Klar, warum nicht?". Die Stelle des Bassisten bekam Eric Mortensen, den ich von einer früheren Band (INGERMANLAND, Anm.) kannte. 2004 nahmen wir dann unser erstes Demo auf. Wir versuchten, das so gut wie möglich hinzubekommen, um unser Potential möglichst gut zu repräsentieren. Innerhalb von nur einem Monat unterschrieben wir einen Vertrag mit einem Management in Dänemark. Gemeinsam mit denen machten wir uns auf die Suche nach einem Label. Bis hierhin lief also alles wirklich unglaublich schnell (lacht). Das Demo erhielt unheimlich gute Resonancen und knapp ein Jahr später hatten wir eine ganze Menge Angebote von Plattenfirmen am Tisch liegen. Wir einigten uns schließlich mit Nuclear Blast und - hey! Ich könnte nicht glücklicher sein - das Album ist fertig alles sieht verdammt gut aus soweit. Das ist die kurze Story (lacht).

Wie seid Ihr auf Euren Bandnamen gekommen?

Naja, ich hatte ein da paar Ideen auf Lager. Der erste Einfall war "Communichate", also ein Wortspiel. Man spricht es aus wie "Communicate" doch es beinhaltet am Ende das Wort "Hate", haha! Das war schon irgendwie cool, doch es machte eigentlich keinen wirklichen Sinn. Unser Musik ist weder besonders agressiv, noch kennen wir jemanden, den wir hassen müssen. Also kürzten wir das Ganze auf COMMUNIC, was immer noch deutlich von "Communication" kommt - und das ist es worum´s in unserer Musik hauptsächlich geht: wir kommunizieren.

Kommen wir nun zu Eurem sensationellen Debütalbum "Conspiracy In Mind". Was kannst Du mir darüber erzählen?

Naja, drei Songs des Albums waren ja ursprünglich schon fertig - das waren die, die auch am Demo drauf waren. Wir haben die dann noch ein wenig verändert und begonnen, mehr Songs zu schreiben. Drei wären ja für ein Album etwas wenig gewesen (lacht). Anschließend machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Studio und wurden in Dänemark bei Jacob Hansen fündig. Er hörte unser Demo und war sofort begeistert. Also nisteten wir uns zu dritt für drei Wochen bei ihm ein und nahmen das Album auf...

Auf "Conspiracy In Mind" verwendet ihr auch einen Gastkeyboarder...

Genau, das war ein Sessionmusiker, Peter Jensen. Er kommt auch aus Dänemark. Er kannte unsere Nummern nicht wirklich, sondern hatte eigentlich nur die Pre-Production des Albums vorabgehört. Die Keyboards wurden in nur einem Tag aufgenommen, das finde ich auch ziemlich cool. Es ist aber auch so, daß wir nicht besonders viel Keyboards auf "Conspiracy In Mind" verwenden. Es dient mehr dazu, atmosphärische Stimmungen zu erzeugen.

Man kann ja sagen, daß der Titelsong Eures Albums, "Conspiracy In Mind", recht tiefsinnig ist. Welche Beziehung habt Ihr zu diesem Song?

(lacht) Ja, das kann man so sagen... Das war genaugenommen der allererste Song, den wir gemeinsam geschrieben haben. Eigentlich hatte ich ja einen anderen Titel für dieses Album im Hinterkopf, doch als es darum ging, dem Kind einen Namen zu geben, war "Conspiracy In Mind" einfach genau passend. Der Song war einfach seit Anbeginn von COMMUNIC immer da. Das Demo, mit dem wir den Plattenvertrag ergattern konnten, trug ebenfalls den Namen "Conspiracy In Mind". Irgendwie sind wir damit schon verwachsen (lacht). Es ist definitiv die richtige Entscheidung gewesen.

Ihr hab zu dieser Nummer ja auch ein Video produziert. Wie ist das gelaufen?

Toll! Wir haben hier in Norwegen eine richtig coole Location gefunden, mit verlassenen Bunkern aus dem zweiten Weltkrieg und so. Dort hat die holländische Firma Lowlife Media hat dieses Video in einer Woche mit uns abgedreht. Das war eine coole Erfahrung für uns, denn keiner von uns ist davor je vor einer Kamera gestanden. Die Jungs waren sehr professionell, die haben ja auch schon für Bands wie EXODUS oder PRIMAL FEAR gearbeitet. Die wußten schon, was zu tun war, und ließen uns aber trotzdem auch unsere eigenen Ideen miteinbringen. Den fertigen Clip kann man übrigens auf unserer Homepage downloaden.

Klingt, als ob Ihr die Arbeit wirklich genossen hättet?

Ja, das haben wir wirklich, es hat viel Spaß gemacht. Es war harte Arbeit, aber es war mindestens ebenso witzig. Und wenn das Resultat dann noch so gut wird, wie dieser Clip - was gibt es besseres? Anfangs hatte ich schon ein wenig Angst, für uns war das ja alles komplettes Neuland. Doch schlußendlich hatten wir mit Lowlife einen kompetenten Partner, der uns perfekt durch die Arbeit führte.

Das Coverartwork des Albums gefällt mir sehr gut. Es erinnert mich ein wenig an frühere DREAM THEATER Covers....

Ja, jetzt wo Du es sagst - richtig. Ich hatte diesen Gedanken auch schon mal, obwohl es überhaupt nicht beabsichtigt war. Vielleicht liegt das an dem kleinen Mädchen im Lehnstuhl. Ich finde, das Cover beschriebt perfekt den Stil, den wir spielen. Das Artwork stammt übrigens von Mattias Norén. Mir gefällt es...

Wie bist Du sonst mit dem fertigen Album zufrieden?

Ehrlich gesagt, als ich nach den Studioaufnahmen wieder zu Hause in Norwegen war, war ich nicht besonders glücklich damit. Der Grund war, daß wir mit dem Abmischen nicht wirklich fertig wurden. Das Studio stand uns nur für drei Wochen zur Verfügung und wir hatten schon unsere Tickets gebucht, die 'Deadline zum Einsenden der Mastertapes stand fest und alles mußte also rechtzeitig fertig werden. Du kannst Dir vorstellen, daß es am letzten Tag ausgesprochen hektisch zuging und wir mußten den ersten Mix nehmen wie er war. Ich war also überhaupt nicht glücklich. Doch jetzt, wenn ich mir die fertige CD mit der gewonnenen Distanz anhöre, kann ich sagen, daß ich im Großen und Ganzen zufrieden bin. Klar gibt es da und dort Details, die ich lieber anders gemischt hätte, doch das fällt wohl nur mir allein auf. Spielerisch gibt es eigentlich nichts, was ich kritisieren würde. Es sind einfach ein paar kleine Details, die ich nicht ganz in Ordnung finde - doch das liegt wohl einfach daran, daß ich viel zu sehr Perfektionist bin (lacht).

Welcher der Songs auf dem Album liegt Dir besonders am Herzen?

Hmmm... das wechselt eigentlich ständig. Ich finde alle Songs ausgesprochen stark. Der Song, den ich wirklich am liebsten live spiele, ist "Silence Surrounds", die letzte Nummer am Album. Dieser Song hat einfach alles und ich muß mich jedes Mal voll konzentrieren, wenn ich ihn spiele. Da passiert einfach so viel, was kein Wunder ist - der Song dauert ja immerhin gut elf Minuten. Er ist unglaublich intensiv. Ich freue mich schon darauf, diese Nummer live zu spielen,weil da so unglaublich viele Elemente drinnen sind. Das ist sicher mein Lieblingssong, was das Spielen betrifft. Was das Hören betrifft, kann ich mich nicht festlegen, denn alle Songs auf dem Album gehören irgendwie zusammen. Ich finde sie einfach großartig!

Nicht nur Du - die Pressereaktionen sind ja größtenteils überwältigend...

Oh ja! Fantastisch! Viele der großen Magazine haben uns mit der Höchstwertung ausgezeichnet. Die deutsche "Rock Hard" bewertete das Album mit 10/10. Im "Metal Hammer" haben wir 7/7. Wir wollten ja gar nicht glauben, daß wir wirklich so gut sind, aber langsam müssen wir es wohl so akzeptieren (lacht).

Woran liegt es Deiner Meinung nach, daß Ihr so gut ankommt?

Schwer zu sagen. Die Songs sind sehr lange und so... wir haben einfach die Musik gemacht, die wir selbst gerne hören würden und haben uns nicht allzuviele Gedanken darüber gemacht, wie die Leute es wohl finden würden. Aber wie es scheint, mögen es die Leute...

Wie entstehen Eure Songs eigentlich? Kommen die Ideen hauptsächlich von Dir, oder wie läuft das bei Euch?

Hauptsächlich stammen die Ideen zu den Songs von mir. Aber ich schreibe die Songs nicht im Alleingang. Es ist vielmehr so, daß ich mit Teilen in den Proberaum komme, die wir dann gemeinsam zusammenfügen. Auf diese Weise bringt jeder seine eigene Handschrift mit ein. Jeder von uns hat ja seine eigene Persönlichkeit und eigene Vorlieben, die wir auf diese Art miteinbringen. Also die Hauptideen zu den Melodien und Texten kommen von mir, doch die Songs als solche entstehen im Kollektiv.

Was sind, musikalisch gesehen, Deine persönlichen Vorlieben?

Zu meinen Favorites zählen auf jeden Fall die späten Achziger. Prog Metal von FATES WARNING und so. Genauso natürlich Prog Metal der frühen Neunziger. Ich mag aber acuh Thrash recht gerne, die frühen MEGADETH zum Beispiel haben mir schon immer gefallen. Wir haben in der Band einen recht unterschiedlichen Geschmack. Unser Drummer hört zum Beispiel Modern Metal und Death Metal und so Zeug. Der Bassist hingegen fährt auf der MANOWAR Schiene und hört auch DEEP PURPLE und so. Es ist schwierig einen gemeinsamen Nenner zu finden - vielleicht ist es auch deswegen nicht ganz so einfach die Musik von COMMUNIC zu beschreiben.

Am 11. April werdet Ihr gemeinsam mit GRAVEWORM und ENSIFERUM das Wiener Planet Music zum Kochen bringen. Wie sehen die weiteren Aktivitäten aus?

Ja, diese Tour beginnt am 1. Aril mit unserem allerersten gemeinsamen Auftritt überhaupt, was sehr spannend wird (lacht). Anschließend fahren wir mit den beiden Bands zweieinhalb Wochen durch Europa. Außerdem werden wir heuer am Rock Hard Festival auftreten, das ist auch schon offiziell. Das wir aufregend - in jeder Hinsicht (lacht).

Mit welcher Band würdest Du am Liebsten touren?

Wow.... schwierige Frage.... also einer meiner größten Träume wäre wohl, für einen AYREON Gig zu öffnen. Ich bin ein Riesenfan von Arjen Lucassen und seinen Bands, also das wäre schon ein Wunschtraum.

Dann würdest Du vermutlich auch nicht nein sagen, wenn Arjen Dich eines Tages anruft und fragt, ob Du auf seinem neuen Album mitmachen willst...

Ha! Nein, das würde ich mit Sicherheit nicht ausschlagen (lacht) Das wäre das Allergrößte für mich. Ich liebe seine Arbeit als Songwriter, ich bin wirklich ein großer Fan von Arjen.

Gegebenenfalls mußt Du mir dann unbedingt vom "Electric Castle" (Arjen Lucassen´s Studio, Anm.) erzählen...

Das werde ich machen, versprochen (lacht)

OK, Schlußfrage: was ist der beste Rat, den man Dir je gegeben hat?

Hm..... wenn Du Musiker bist, ist es wichtig immer an Dich zu glauben. Man sollte nie darauf hören, was andere sagen. Was die Presse, Manager, Trends von Dir wollen - man muß seinen eigenen Weg finden und gehen. Für sich selbst. Nur das zahlt sich am Ende aus. Nur nicht darum kümmern, was andere meinen.


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