Interview: Relinquished - Sebastian “Vast” Bramböck

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Das Konzept wäre um ein Haar nicht entstanden, da von unserer und auch von Seiten Noiseheads einige Bedenken, bezüglich eines Konzeptalbums als Debüt CD, waren.

Die Tiroler Doom-Melo-Deather von RELINQUISHED haben mit "Susanna Lies in Ashes" ein wahrhaft beeindruckendes Debütwerk vorgelegt. Wir sprachen mit Sänger und "Susanna" Konzepterfinder Sebastian “Vast” Bramböck

Text: Reini
Veröffentlicht am 03.08.2010

Hey Vast! Sechs Jahre nach Bandgründung das Debütalbum in Händen zu halten, das sind dann schon stolze Momente, oder überwiegt eher die Erleichterung es endlich fertig gestellt zu haben?

Im ersten Moment – Erleichterung hoch drei! Aber danach waren wir einfach nur mehr glücklich über das fertige Produkt. Wir hatten einige Bedenken, als erste CD ein Konzeptalbum rauszubringen, und dann zu erkennen die richtige Entscheidung getroffen zu haben, ist schon eine sehr große Genugtuung gewesen. Es war auch eine Bestätigung dafür, die letzten sechs Jahre nicht verschwendet zu haben. Egal wie es mit Relinquished in den nächsten Jahren weitergeht, das haben wir geleistet und bleibt bestehen. Natürlich soll es aber nicht das Einzige bleiben…

Ihr habt Euch ja auf eine Zusammenarbeit mit Mario und Uschi von Noisehead Records geeinigt, erzähl mal warum Noisehead, waren die die einzig interessierte Company, seid ihr auf sie oder Noisehead an Euch herangetreten….oder wie jetzt?

Wir haben ehrlich gesagt nur 2 weitere Labels (vorwiegend im Bereich Doom-Metal) angeschrieben, von denen wir jedoch bis dato nichts mehr gehört haben. Im Falle Noisehead war es wohl einfach „Glück gehabt“. Ich verwalte außer MySpace ja noch einige andere Internetseiten der Band und auf Twitter, wo wir zu dem Zeitpunkt noch eine bescheidene Anzahl von Fans hatten, viel mir Noisehead natürlich gleich ins Auge. Eigentlich wollten wir nicht mehr Labels anschreiben, und die CD in Eigenregie in Rennen schicken, aber als ich so durch die Noisehead-Website gesurft bin hatte ich einen so guten Eindruck, dass ich auf gut Glück nochmal ein Portfolio rausschickte. Nach ca. einer Woche bekamen wir die Bestätigung, dass Noisehead Interesse an der Zusammenarbeit mit Relinquished hat und wir mit ihnen zusammen das Album aufnehmen können. Auch in weiteren allfälligen Gesprächen machten sie einen vernünftigen und professionellen Eindruck, und haben uns diese Zusammenarbeit wirklich sehr erleichtert.

Aufgenommen wurde in den berühmt berüchtigten Noisehead Studios somewhere out of Space im tiefsten Burgenland. Die Jungs von REPLICA sind da ja mit den komischsten Geschichten gekommen, wie schauen Eure Side Stories zum Aufnahmeprozess aus? War’s auch so kalt wie bei Euren OÖischen Kollegen, die zu mir meinten „Noisehead Studios im Winter nie wieder!!“

Wir haben unsere Parts eigenständig jeder für sich aufgenommen und waren tatsächlich nur einen einzigen Tag alle gemeinsam im Studio. Das war der vorletzte Tag der Aufnahmen. Ich hatte noch die letzten paar Zeilen einzusingen und Florian unser Drummer war dabei um eine Zweite Meinung zu haben. An dem Tag kamen noch Toni und Simon (die beiden Gitarristen) hinterher, da sie am letzten Tag noch kurzfristig „In Ashes“ einspielen mussten. An dem Abend haben wir´s ziemlich übertrieben mit Allem, was das Burgenländer Nachtleben zu bieten hatte. Aber am nächsten Tag haben trotzdem Alles sinngemäß aufgenommen und konnten zufrieden nach Hause fahren.

Eurem Debütalbum „Susanna Lies In Ashes“ liegt ja eine Konzeptstory zu Grunde, die ihr so richtig detailliert noch gar nicht erklärt habt soweit ich weiß – wie steht’s da so um das Empfinden der Little Susie während der insgesamt 54 Minuten und der neun Tracks?

Als erstes will ich an dieser Stelle sagen, dass dieses Konzept um ein Haar nicht entstanden wäre, da von unserer und auch von Seiten Noiseheads einige Bedenken, bezüglich eines Konzeptalbums als Debut, waren. Diese CD wäre sogar beinahe viel Doom- lastiger ausgefallen als sie jetzt ist.

Das Konzept an sich war nie als solches gedacht. Die erste Nummer die wir hiervon schrieben war "Agonized". Der Text an sich war eine kleine Geschichte über ein Mädchen die einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel und Ihrem Freund/Mann/Geliebten der sie daraufhin sucht. Als das Lied fertig war, schaute ich mir den Text an und war sofort der festen Überzeugung, dass da ein Track einfach zu wenig ist. Darum habe ich für mindestens 9 weitere Songs ein Sequel für Agonized ausgearbeitet und es in einer zusammenhängenden Geschichte untergebracht. Dies war auch der Grund warum sich die Aufnahmen um ein paar Monate verzögerten.

In der endgültigen Version der Geschichte, gibt es nicht mal eine Susanna. Es ist lediglich der Leidensweg ihres hinterbliebenen Freundes. Er flüchtet sich aus lauter Trauer über den Verlust von Susanna in diese zwielichtige Scheinwelt in der er schlicht auf der Suche nach ihr ist. Hierbei habe ich mit vielen Sinnbildern gearbeitet, zum Beispiel ein Labyrinth, das Verwirrung und Desorientierung symbolisiert. Oder die Wüste, die Trostlosigkeit und die Abwesenheit von Leben versinnbildlicht. Ab Mitte des Albums findet er sie auf den Treppen einer Kathedrale liegend, anspielend auf Religion in Verbindung mit Begräbnis und Trostspendung. Nachdem er versucht sie wegzutragen, zerfällt sie langsam zu Staub und er merkt langsam, dass er sich fern der Realität befindet ("Vague Recollection"). In „Rouse From Slumber“ kommt er wieder zu sich und merkt, dass er sich in Wirklichkeit in einem Sanatorium befindet. Dies geht in „Padded Cell“ über, wo er auch Aufgrund seines wiedergekehrten Bewusstseins, wieder auf freien Fuß gesetzt wird. Endlich wieder im Alltag angekommen wird ihm schnell klar, dass diese Welt ohne seine Susanna nicht viel für ihn bereithält. In der Mitte von "Rehabilitated" (was somit wohl klar als ironisch zu verstehen ist) nimmt er sich schlussendlich das Leben, in der Erkenntnis nur auf diese Weise wieder bei ihr sein zu können.

Um den Hörern das Hineinfühlen in den Protagonisten möglichst eingängig zu machen habe ich in den Texten jedoch so wenig als möglich direkt dargestellt. Es sollte so oft wie irgendwie möglich das Gefühl aufkommen, das jeder selbst genauso in dieser Situation sein könnte, darum wurden einige Abstriche gemacht, die zwar dafür sorgen, dass Einige die Geschichte als simple Story nicht als so ausgewogen betrachten könnten, aber auf der anderen Seite den Hörern viel Raum für Fantasie und Verarbeitung persönlicher Erlebnisse bietet, was mir hierbei um einiges wichtiger war, als das erzählen der Geschichte selbst.

Mir ist ja bei aller Erhabenheit Eures Debüts schon aufgefallen, dass ihr ein wenig Zeit gebraucht habt um in die Gänge zu kommen. Gerade zu Beginn „Agonized“ und „Complete Mental Vacuity“ hätten eine gewisse Straffheit vertragen, seht ihr das im Nachhinein ähnlich, oder bin ich einfach ein verbohrter Sack, der das Konzept hinter diesen Nummern nicht wahrhaben möchte?

Bei „Agonized“ muss ich wohl oder übel zustimmen, es ist durchaus möglich, dass einigen Hörern dieses Stück besonders im Mittelteil zu lang wirkt. Das hat den einfachen Grund, dass in diesem Teil der Grundriff im Vergleich zu ziemlich allen anderen unserer Songs besteht und lediglich Gesang und Lead sich dabei abwechseln. Jedoch gibt es inzwischen eine verkürzte Version für Konzerte, die wir aber nicht für das Album nehmen wollten, da zumindest eine lange Version von Agonized existieren sollte. Sonst hätte einfach immer irgendwas gefehlt.
Bei „Complete…“ kann ich es nicht ganz verstehen warum es zu lang wirkt, aber es ist vermutlich einfach eine Geschmackssache.

Jetzt hab ich in meinem Review für die Susi geschrieben: Musik die Persönlichkeiten formen kann ist nicht nur selten, sondern auch außergewöhnlich! Wie geht man als Künstler mit solchen Aussagen um, bzw. entdeckt man da ein Körnchen Wahrheit darin, oder sind das einfach irgendwelche Journalistenphrasen, die halt getätigt werden müssen für Euch?

Diese Zeile war natürlich ein kleines Highlight, denn wer hört nicht gerne, dass seine Arbeit gewürdigt wird und die Zuhörer zumindest ein ähnliches Gefühl dabei empfinden wie man es selbst beim Schreiben empfand? Aber diese Art von Kritik ist besonders wichtig, da wir eben genau diese Atmosphären und Emotionen hervorrufen wollen, und daher auch froh sind wenn es uns gelingt.

Auf Eurer MySpace Site steht genau ein (!!!) Livetermin, im Oktober werdet ihr in Stockholm aufgeigen. Gerüchten zu Folge ist aber sogar von einer Europa Tournee die Rede, klärt uns mal auf bitte…

Der Gig in Schweden ist eine Zusammenarbeit mit Rozenhill (ebenfalls bei NHR), die in Schweden beheimatet sind. Bezüglich der Tour – wir werden in den ersten beiden Advent-Wochen zusammen mit Prostitute Disfigurement in Großbritannien spielen.
Es sind weitere Gigs mit anderen Noisehead-Bands in Planung, jedoch stehen noch keine Termine fest, außer dem in Stockholm. Darum nur der eine derzeit…

Bitte hinterlasse hier noch ein paar abschließende Worte an unsere Leser…

Wir sind sehr stolz auf „Susanna Lies In Ashes“ und freuen uns über jeden dem das Album genauso gut gefällt wie uns…

Noch mal Danke, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!


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