Interview: Isaac James - Joel Ekman und Blackie Starks

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Es wäre ziemlich unhöflich, einfach zu quatschen, während unsere Musik läuft, haha (Joel auf die Frage, wieso die Scheibe den Titel Shut up and listen trägt).

Während ich den neusten Silberling der hierzulande noch kaum bekannten Combo ISAAC JAMES in meinem Review als wenig spannenden Nickelback-Klon abtun musste, entpuppten sich die Bandmitglieder - Joel Ekman (Ex STONE SOUR) und Blackie Starks - im Interview als äusserst unterhaltsame und witzige Zeitgenossen. Aber lest selbst!

Text: symX
Veröffentlicht am 14.04.2012

Die hierzulande noch kaum bekannte Band ISAAC JAMES (gegründet 2008 von Joel Ekman – Ex STONE SOUR) hat alles, was eine Alternative-Rock-Combo zum Durchbruch benötigt: Geschliffene und perfekt produzierte Hits mit wenig Ecken und Kanten. Somit ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis ihre Songs in amerikanischen Radio-Stationen rauf und runter gespielt werden. Zudem wird die unleugbare musikalische Nähe zu Nickelback hierbei alles andere als hinderlich sein. Trotz meines etwas durchwachsenen Reviews zu ihrem neuen Silberling, stehen Joel Ekman (Drums) und Blackie Starks (Vocals) breitwillig und gutgelaunt Red und Antwort.


Das neue Album des Vierers trägt den Titel „Shut up and listen“. Da liegt natürlich die Frage nahe, aus welchen Gründe jemand die Schnauze halten und die neue Scheibe von ISAAC JAMES anhören sollte:

„Wir denken, dass die Leute automatisch ruhig sein und unseren Tracks zuhören werden, da es die Art von Rock ist, die die Aufmerksamkeit der Leute einnimmt“, ist sich Joel sicher – „und im Übrigen wäre es ziemlich unhöflich, einfach zu quatschen, während unsere Musik läuft, haha. Wir hatten anfangs keine Ahnung wie wir unsere neue Scheiben nennen sollten, bis die Ehefrau unseres Gitarristen die Idee mit „Shut up an Listen“ brachte. Wir waren sofort begeistert davon!“

Auf die Unterschiede zum ersten Album angesprochen meint Blackie:

„Das erste Album hatte eigentlich eher Demo-Charakter und wir waren noch am Abtasten, wie wir uns gegenseitig als Songwriter ergänzen könnten. Als wir mit unserer zweiten Scheibe ins Studio gegangen sind, waren wir bereits eine gut funktionierende Band und hatten einige der Songs bereits live getestet und damit gemerkt, welche Songs für uns und das Publikum funktionieren. So hat sich beispielsweise „L.I.A.R." als absolute Live-Granate herausgestellt, was sich dann natürlich auch auf die Aufnahme des Tracks ausgewirkt hat.“

Auch wenn Blackie als Songwriter keine bestimmte Message an seine Fans hat, erhofft er sich doch, dass sich der eine oder andere darin wiederfindet:

„Jeden Text den ich schreibe gründet auf eine Erfahrung, die ich im Leben gemacht habe – und ich habe in meinem Leben wirklich verdammt viele Fehler gemacht! Ich kann nur hoffen, dass jemand der diese Lyrics hört daraus lernen kann und sich dafür entscheidet, nicht denselben Weg zu gehen. Ich fände es wirklich cool, wenn jemand für sich etwas aus meinen Texten nehmen könnte.“

Obwohl viele Stücke sehr eingängig daherkommen und sich teilweise danach anhören, als ob sie am Reissbrett entstanden sind, gibt es gemäss Joel keine bestimmte Songwriting-Formel:

„Wir haben einfach eine grossartige Band-Chemie! Jemand hat immer einen interessanten Vorschlag wie wir einen Song starten könnten – und zum Glück hat auch immer einer der Jungs die rettende Idee, wenn wir mal nicht mehr weiterkommen.“ Und Blackie gibt hierzu ergänzend zu Protokoll: „Es gibt wirklich keinen vorbestimmten Ablauf. Einige der besten Tracks des Albums – unter anderem „Taste“ – sind sogar an Abenden entstanden, wo wir eigentlich ausdrücklich festgelegt hatten, dass wir nichts schreiben wollen – und drei Minuten später war der Song entstanden, kein Witz!“

Den typischen Sound der Band sieht Blackie als Produkt der verschiedenen musikalischen Backgrounds der Jungs:

„Meine Einflüsse waren Heavy und Grunge in den 90ern, gemischt mit ein bisschen Southern Rock und Blues. Gil war begeistert von ZAKK WYLDE und den BEATLES. Joel begeisterte sich für 80’s-Zeugs und war ein riesengrosser Fan von TOMMY LEE, haha. Und John ist der Metaller unter uns.

Blackie ist zudem der Ansicht, dass die Songs seiner Combo erst live ihr volles Potential entfalten, sieht darin aber auch immer die Gefahr, als Band durchzufallen:

„Ich liebe Hallen, die so zwischen 2000 und 3000 Leute fassen. Das ist die richtige Grösse um ein geiles Konzert zu liefern und dennoch in Kontakt mit dem Publikum zu bleiben. Aber natürlich gibt es auch die schlechten Live-Momente. Wobei, ein schlechter Tag mit einem schlechten Gig immer noch besser ist, als ein guter Tag mit einem normalen Schreibtischjob, haha. Aber eben, zum Thema „schlechte Gigs“: Wir spielten vor ein paar Monaten eine Show in Chicago. Die Reaktion des Publikums war dort aber derart schlecht, dass wir sogar spontan unser Set gekürzt haben. Schliesslich haben wir aber herausgefunden, dass das Publikum dort immer sitzen bleibt, wenn neue Bands spielen. Das ist auf jeden Fall alles andere als verlockend um wieder in Chicago zu spielen, haha“

Die Jungs sind aber nicht nur leidenschaftliche Musiker, sondern auch begeisterte Musikfans, wie Blackie erzählt:

„Ich bin ein grosser Fan von THE ALLMAN BROTHERS und BAD COMPANY. Zudem mochte ich Grunge-Zeugs von PEARL JAM und den STONE TEMPLE PILOTS. Aktuell stehe ich ziemlich auf SEETHER. Und sogar Songs von AVRIL LAVIGNE haben durchaus ihre Songwriting-Qualitäten. Auf ungeliebte Bands angesprochen, will sich Blackie nicht festlegen: „Für mich spielt der Musikstil nicht so eine grosse Rolle, sondern alleine die Einstellung. Jede Band die nicht respektiert, was andere Bands machen, kann ich nicht ausstehen! Es ist hart genug, den Weg zu gehen und gegen die Plattenindustrie zu kämpfen. Da braucht es nicht noch Bands, die andere schlecht reden.“

Gegen Ende des Interviews werfe ich den Jungs ein paar Bandnamen zum Frass vor:

„STONE SOUR, kenn ich nicht…“ lässt sich Joel nicht aus den Reserven locken. Und Blackie fügt feixend an: „Spielte da nicht dieser Typ…? Haha“.
„Nickelback? Ich habe Respekt für die Hits die sie geschrieben haben“, gibt sich Joel diplomatisch – und Blackie fügt anerkennend an: „Ob man sie liebt oder hasst – aber Chad Kroeger weiss definitiv was er macht! Ich persönlich mag seine Musik."
Dagegen will sich Joel nicht näher zu CREED äussern. Doch auch zu dieser Truppe hat Blackie ein paar nette Worte übrig: „Die ersten paar Alben haben mich sehr beeindruckt. Danach haben sie sich aber leider von der Industrie reinreden lassen, was ihren Sound ziemlich verändert hat.“

Zum Schluss hat Blackie noch einen Wunsch an alle Fans im guten alten Europa:

„Bitte bitte, schnappt euch eines unserer Alben und helft, ISAAC JAMES nach Europa zu bringen! Wir werden es euch verdanken, indem wir euch Nacht für Nacht die Birne wegblasen! Das ist ein Versprechen!“


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