Interview: The Sorrow - Tobi

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Unser Status in der Metalszene ist ein solider, beständiger,. Wir schaffen es, in regelmäßigen Abständen, gute Veröffentlichungen rauszuhauen, die den Leuten gefallen. Das ist die Hauptsache.

THE SORROW sind zweifellos die Speerspitze der jungen österreichischen Metalszene. Bassist Tobi erklärt uns, was es mit "Misery Escape" so auf sich hat und wie es der Band seit unserem letzten Interview 2010 erging.....

Text: El Greco
Veröffentlicht am 12.11.2012

Hallo meine Herren, bei Stormbringer sind Interviews mit THE SORROW ja bekanntlich bereits so etwas wie eine Tradition geworden. Es freut mich, dass ihr abermals die Zeit gefunden habt, unsere Fragen zu beantworten. Zunächst mal einige Fragen zu eurem neuen Album “Misery Escape“: Wie würdet ihr euer neues Album "Misery Escape" beschreiben? Was hat sich gegenüber dem Vorgängerwerk verändert?

“Misery Escape“ ist mit vier Worten beschrieben: Brutal, melancholisch, episch und trotzdem sehr melodiös. Geändert haben sich eher Nuancen, den Weg den wir mit unserem dritten Album damals eingeschlagen haben, wollten wir auf jeden Fall weitergehen. Die größte Veränderung ist wahrscheinlich der neue, in unseren Ohren frischere Sound.

Was mir an “Misery Escape“ auffiel, ist die leicht zu erkennende musikalische Weiterentwicklung: Die bei “The Sorrow“ schon sehr geschickt eingefädelten Kontraste von harten und melodischen Teilen wurden auf “Misery Escape“ noch mal geschärft: Sowohl bei den Gitarrenteilen als auch bei den Vocals sticht die Kontrastwirkung mMn nun noch deutlicher heraus. Wie seht ihr das? Hattet ihr dieses Mal eine bestimmte Intention beim Songwriting oder entwickelte es sich einfach in diese Richtung?

Mittlerweile besteht eine gewisse Erwartungshaltung an uns, welche Merkmale eine unserer Platten haben muss. Andere Leute werfen uns durch die Verwendung eben dieser hart-/ melodiös und schrei-/ cleanpassagen Stagnation vor, ihrer Ansicht nach passiert nichts Neues. Da das aber die Musik ist, die wir mit THE SORROW machen wollen, werden wir das auch künftig so durchziehen. Das sind eben unsere Trademarks. Also, wissen wir schon was wir für ein Album veröffentlichen wollen, wenn der ganze Songwriting- und Produktionsprozess beginnt.

Für mich klingt “The Escape“ besonders melancholisch, auch wenn diese Wirkung niemals mit weinerlich klingenden Stilmitteln erreicht wird. Worum geht es in diesem Song? “The Escape“ ist ein Ratschlag an eine Person, die eine grobe Kränkung erlebt hat, ihr Leben neu zu orientieren, nach vorne zu blicken und die Krise zu überwinden.... das ist auch die Quintessenz des ganzen Albums, mehr oder weniger.

Einer meiner persönlichen Favoriten ist auf jeden Fall “My Oblivion“. Welche Tracks zählen zu euren persönlichen Favoriten auf dieser Veröffentlichung?

Da hat jeder von uns seine eigenen Faves, ich möchte jetzt eigentlich gar keinen Track im speziellen herauspicken, ich find sie alle gut!

Auch auf “Misery Escape“ kann man einem Song lauschen, der neben aller Härte beinahe balladeske Züge aufweist. Die Rede ist natürlich von “Follow The Lights“. Wie entstand dieser Song und welche Gedanken hattet ihr beim Songwriting bzw. beim Verfassen des Textes? Wird es zu einer Tradition, ein an und für sich düsteres Album mit einem optimistisch klingenderen Song abzuschließen?

Mätze wollte unbedingt mal eine Art von FOO FIGHTERS-Song im Metal Gewand machen, et voila, da war er. Ob er immer noch so „foo mässig“ klingt, bezweifle ich, aber das war so in etwa die Herangehensweise. Was ich für Gedanken beim Schreiben des Textes hatte, kann ich dir nicht mehr sagen, das Ganze läuft oft nach einem Muster ab und ist weit weniger emotional, als man es sich vorstellt. Und wer weiß, vielleicht schleicht sich ja wirklich eine Tradition ein, das Album immer mit einem Hoffnungsspender abzuschließen….

2010 hat mir Matze erklärt, dass für ihn der Gang ins Studio nie ein besonders leichter war - v.a. immer dann, wenn die Zeit drängte. Es klingt so als ob er sich dieses Mal wohl fühlte, da die Gesangsleistung abermals beeindruckend ist. Wie erging es euch dieses Mal im Studio? Wie verlief der Produktionsprozess dieses Mal?

Dieses Mal waren die Gesangsaufnahmen am allerschlimmsten für ihn. Er hat sich ziemlich bald nach Start der Gesangsaufnahmen eine Infektion seiner Stimmbänder zugezogen und war 8 Wochen außer Gefecht. Somit stand der ganze Laden, das Release musste verschoben werden, und, und, und... das wirkte sich ganz erheblich auf den Aufnahmeprozess aus, der dann nicht so entspannt verlief, wie erhofft. Nichtsdestotrotz hat Sky van Hoff eine tolle Arbeit geleistet und uns “songwriterisch“ und musikalisch sehr viel beigebracht.

Abermals überzeugt ihr auch mit einem sehr gelungenen Cover, wenngleich sich eben jenes deutlich vom ebenfalls tollen Cover der letzten Veröffentlichung unterscheidet. Welcher Künstler steckt dieses Mal hinter dem Cover? Was soll es symbolisieren, bzw. was bedeutet dieses Cover für euch?

Wie man die Sache mit den Schlüsseln und den Schädeln nun interpretiert, kann jeder mit sich selbst ausmachen. Verschiedene Interviewer sind schon mit ganz anderen Ansätzen gekommen, die den Zusammenhang zwischen Cover und Titel ergründen sollen, und alle waren sie legitim. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, gar nicht mehr soviel dazu zu sagen. Gemacht wurde das Cover von unserem Freund Robert @grindesign aus Budapest, der das Motiv dann auch noch auf mich und Andi tätowiert hat. Also es bedeutet uns eine ganze Menge….

Was bedeutet euch der Titel “Misery Escape“?

„Misery Esc.“ bedeutet für uns dasselbe, wie hoffentlich für die meisten: Dem Elend entrinnen, Krisen überwinden, nach vorne sehen. Ob es um existenzielle Probleme oder kleinere Dinge geht, ist individuell, aber für jeden sind Sorgen eben Sorgen... den Titel haben wir aber auch gewählt, weil er sich gut anhört und ein doch interessantes Konzept beherbergen kann.

Inzwischen habt ihr für den Song "Burial Bridge" abermals ein sehr schönes Video gedreht. Wie kam es dazu und weshalb fiel die Wahl auf "Burial Bridge"? Was wolltet ihr mit diesem Video ausdrücken?

“Burial Bridge“ wurde als Single auserwählt, weil er gut ins Ohr geht, ich denke das ist der Hauptgrund, warum dies die erste Videosingle ist. Das Video kann jetzt nicht mit einer wahnsinnigen Botschaft auftrumpfen, es ist ja mehr ein Performance Video, also versuche ich mich erst gar nicht in irgendwelchen Interpretationsversuchen.

Ihr seid ja bald auf Tour - wo werdet ihr überall spielen? An welchen Orten bzw. in welchen Locations spielt ihr besonders gerne?

Die Tour führt uns durch Deutschland, Österreich und für ein Date in die Schweiz. Es gibt viele Orte, auf die wir uns freuen, aber die sind auch bei jedem unterschiedlich. der eine kennt da ein paar Leute, der andere dort, der eine freut sich total auf den einen Club, der andere auf eine andere Location. das sind immer ganz subjektive Gefühle, die jemand von einer Location hat.

Welche Songs von “Misery Escape“ werdet ihr auch live spielen?

Das bleibt noch ein Geheimnis...

Wenn ihr euch selbst aussuchen könntet mit wem und wohin ihr auf Tour geht - wie würde eure "Wunschtournee" aussehen?

Ich würde gerne eher exotische Länder und Kontinente betouren, angefangen von Russland, über Asien, Südamerika, Südafrika.... das wäre ein Traum, welcher wahrscheinlich auch einer bleiben wird. Und wenn es wirklich in diese Länder gehen würde, wäre mir der Tourpartner auch egal...

Wenn ihr eure bisherige Karriere Revue passieren lässt - welche Ereignisse sind euch besonders im Gedächtnis geblieben?

Viele Festivalmomente, viele Gänsehautmomente auf der Bühne, die Verleihung des Amadeus Awards... es gab so viele positive Momente, die uns niemand nehmen kann...

Ihr werdet ja nach wie vor als "Metalcore" Band verkauft, auch wenn ich nun keinen "Core" in eurer Musik entdecken kann. Stört euch diese Bezeichnung?

Nein, das stört uns in keiner Weise. Diese Schubladen und Etiketten werden eben benötigt, um den Menschen irgendetwas klar zu machen. Aber es stimmt natürlich, dass wir nicht viel mit der Hardcore Bewegung zu tun haben, aus der der Begriff stammt. Dort gibt es zu viele Dogmen für uns. Wir wollen einfach Musik machen.

Stilistisch artverwandte Bands, die qualitativ sicherlich nicht über THE SORROW zu stellen sind, werden "gehyped". Ich warte nun bereits seit Jahren auf den "THE SORROW"-Hype, doch tatsächlich scheint ihr euch eher in kleineren Schritten eine konstante Fanbase aufzubauen. Wie seht ihr euren eigenen Status in der Metalszene? Salopp gefragt: Warum bekommt ihr nicht noch viel mehr Aufmerksamkeit?

Wir bekommen doch eh schon viel Aufmerksamkeit. Natürlich, es könnte mehr sein und wir glaubten auch einmal daran, wirklich den Durchbruch zu schaffen, aber genauso können wir nichts erzwingen. Unser Status ist ein solider, beständiger. Wir schaffen es, in regelmäßigen Abständen gute Veröffentlichungen rauszuhauen, die den Leuten gefallen. Das ist die Hauptsache.

Hat man es als österreichische Band schwerer, auch international Fuß zu fassen oder ist das nur ein Klischee?

Grundsätzlich ist alles machbar, aber etwas schwieriger ist es schon. Die Gründe dafür sind vielfältig. Wir probieren trotzdem unser bestes...

Eine letzte Frage, die ich euch bereits vor zwei Jahren gestellt habe – wo geht die Reise nun für euch hin? Was sind eure Zukunftspläne als Band? Wo seht ihr euch in weiteren zwei Jahren?

Frag uns am besten in zwei Jahren nochmal...

Vielen Dank für das Interview!


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