Interview: Trivium - Corey Beaulieu

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Wir haben gigantische Schritte gemacht, insbesondere in Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien etc. haben wir deutlich mehr Bekanntheit erlangt.

Kaum eine Band hat in den vergangenen Jahren so an Popularität zugelegt wie die US-Amerikaner von TRIVIUM. "In Waves" stellte sich als das bisher erfolgreichste Album der Bandgeschichte dar und die ausgedehnte Tour zur Platte war ebenfalls als großer Erfolg zu werten. Mit "Vengeance Falls" erscheint nun das sechste Studioalbum der Band und da bot sich uns doch glatt die Gelegenheit, uns mit Gitarrist Corey Beaulieu zu unterhalten!

Text: Sonata
Veröffentlicht am 01.10.2013

Euer neues Album “Vengeance Falls” geht in eine andere Richtung als eure letzte Platte “In Waves”, wenn man mich fragt. „In Waves“ gestaltete sich ziemlich düster und heavy mit Songs wie „Dusk Dismantled“ oder „Chaos reigns“ z.B.. Das neue Album klingt melodischer und bietet allgemein mehr Clean Vocals und weniger screams. Wolltet ihr euren stil ein stückweit verändern in Relation zu „In Waves“ oder passierte das einfach während der Arbeit am neuen Werk?

Auf der “In Waves” Platte hatten wir sozusagen Scream Songs, Clean Songs und eine Mischung aus beidem. Diesmal wollten wir eine klarere Struktur ausarbeiten. Die Songs sind von grundauf etwas aggressiver, auch was die Lyrics betrifft. Es ist ein sehr hasserfülltes aggressives Album, aber wir wollten die Songs mit mehr Melodien ausstatten. Statt viele Screams auf dem Album einzubauen, haben wir diesmal mehr Hooks und Melodien geschrieben, während wir gleichzeitig eine klare intensive Message verfolgt haben. Wir wollten einfach, dass die Platte größer wird, haben größere Hooks geschrieben, vor allem auch mehr davon. Die Screams haben wir diesmal bewusst seltener genutzt, damit sie einen größeren Impact darstellen. Sie sollten hauptsächlich dann im Vordergrund stehen, wenn sie das verkörpern, was der Text bzw. die Musik wiederspiegelt anstatt sie einfach nur für das zu nutzen, was sie im eigentlichen Sinne sind. Die Platte ist quasi einfach so entstanden. Matt wollte seine Vocals auf ein höheres Level bringen und Songs bzw. Melodien um Screams herum aufzubauen, ist wesentlich einfacher als dasselbe bei Clean Vocals zu tun, die im Prinzip ja schon eine Melodie inne haben müssen. Wir wollten auch einfach sicher stellen, dass wir uns der Herausforderung stellen, interessantere Songs zu schreiben und das fing damit an, dass wir Matt’s Vocals quasi als den Hauptpart für diese Platte gesehen haben und alles andere drumherum ist quasi dafür zuständig, Akzente zu setzen als ein sog. Backup.

Wo du gerade von Matt’s Vocals sprichst, ihr habt ja mit David von Disturbed gearbeitet für die Produktion. Hat er Matt bezüglich des Gesangs auch an sein Limit gepusht?

Wir wussten schon vorher, in was für eine Richtung die Platte und dementsprechend auch die Vocals gehen sollten, dahingehend hat uns David geholfen, dieses Ziel auch wirklich zu erreichen. Mit David hatten wir jemanden an unserer Seite, der selbst ein klassisch ausgebildeter Vocalist ist und der genau weiß, was es heißt, Vocals im Studio aufzunehmen und sie auch live auf die Bühne zu bringen. David hat Matt definitiv geholfen, die Dinge so anzugehen, wie wir sie uns vorgestellt haben und er hat Matt auch wertvolle Tipps gegeben, was z.B. Atemtechniken angeht bzw. einfach die Dinge, wie man seinen Gesang verbessern kann. David hat Matt in dem Sinne supported, dass er dazu in der Lage war, Matt dazu zu verhelfen, seine Vocals bei den jeweiligen Takes zu verbessern, die Dinge einfacher zu gestalten und während der Aufnahme viele Sachen zu lernen, die ihn als Sänger weiter bringen. David hat Matt auch spüren lassen, dass er mit seiner Stimme Regionen erreichen kann, von denen er es nicht glaubte und seine Stimme mit so viel Power zu füllen, dass die Intensität nochmal ein stückweit mehr rüber kommt. Alles in allem hat er Matt’s Vocals ganz simpel nur verbessert, indem er ihm ein paar einfache Techniken beigebracht hat.

Hat David mit euch als Instrumentalisten auf dem selben Level gearbeitet wie mit Matt, zu dem er als Sänger ja sicherlich eine andere Verbindung hat?

Er hat natürlich mit Matt sehr eng zusammengearbeitet, was die ganzen Vocals angeht und auch an den Arrangements der Melodien viel mit ihm gewerkelt, u.a. aber auch bezogen auf die Harmonien. Daher war es einfach klasse, mit jemandem zu arbeiten, der selbst auch singt. Aber er hat definitiv mit der ganzen Band gearbeitet, saß mit uns während der gesamten Pre-Production zusammen, hat mit uns Veränderungen an den Arrangements vorgenommen oder daran, Riffs interessanter zu gestalten. Es ging um das kleinste Feintuning, dass jeder Part lang genug war oder sich am richtigen Platz befand. Wir haben einfach an den Songs rumgeschraubt, bis die besser und interessanter klangen. Auch Nick musste sich einer besonderen Herausforderung stellen. David meinte, dass dieser ganze Double Bass Kram totaler Standard wäre. Daher hat er mit Nick einen Drumsound kreiert, der dich einen Song sogar erkennen lässt, wenn du ausschließlich die Drums hörst ohne den ganzen Gitarrensound. Das sehen wir als neues kreatives Element in unserer Musik. Wir sind zwar immer noch TRIVIUM, aber wir empfinden diese Dinge als neues Gefühl in unserer Musik, die weit weg davon ist, wie der ganze Standardkram zu klingen. Er hat uns also dazu verholfen, dass unsere Musik einzigartiger klingt.

TRIVIUM ist eine Liveband, wenn du mich fragst. Eine der wenigen Bands, die den Sound der CD auf die Bühne transportiert und es sogar noch gewaltiger klingen lässt. Ihr habt ja auch z.B. ein paar beeindruckende Rehearsal Videos geposted mit dem Release von „In Waves“. Wie bereitet ihr euch vor, um all das mit Perfektion auf die Bühne zu bringen?

Es ist im Prinzip sehr einfach, weil wir auf unseren Platten nie etwas aufnehmen, was wir nicht auch live spielen könnten. Auf unseren Alben gibt es keine Parts, die irgendwer aus der Band nicht auch live spielen könnte. Wir nutzen Vocals, Bass, Gitarren und Drums. Symphonisches Zeug, Chöre, Keyboards oder irgendwelche Spuren, die im Hintergrund laufen, nutzen wir ja z.B. gar nicht und dementsprechend ist es für uns relativ einfach, die Songs auf die Bühne zu transportieren, weil wir eben im Studio auch nur das aufnehmen, was uns als Band möglich ist ohne großartige Hilfsmittel. Wir ziehen das auf, was wir als Band sehen wollen. Wir selbst sehen und ja auch einfach als eine Band, die zusammen auf der Bühne steht und das spielt, was sie drauf hat. Wir legen großen Wert darauf, sowohl visuell als auch spielerisch eine Show aufzuziehen, die unsere Fans genau so bevorzugen würden.

„Vengeance Falls“ ist das sechste TRIVIUM Album innerhalb von 13 Jahren. Was siehst du, wenn du auf all eure Errungenschaften zurückblickst und wo glaubst du, habt ihr euren größten Schritt in eurer Karriere gemacht?

Wir hatten definitive viele Situationen, die man als großen Sprung in unserer Karriere betrachten kann, aber insbesondere seit der “In Waves” Platte haben wir beobachten können, wie sehr die Band TRIVIUM weltweit an Ansehen gewonnen hat. So viele Menschen, die total hinter dieser Band stehen und wir hatten in den letzten 2-3 Jahren unsere besten Shows und die Leute sind einfach richtig aufgeregt, was unsere Band betrifft. Wir haben gigantische Schritte gemacht, insbesondere in Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien etc. haben wir deutlich mehr Bekanntheit erlangt. Die Crowds wurden größer und wir spüren eine Energie in der Band, die wir so selten verspürt haben, insbesondere mit der neuen Platte, die jetzt genau zur richtigen Zeit erscheint. Wir haben eine wahnsinnig positive Resonanz erfahren, nachdem wir bereits zwei Songs vom neuen Album veröffentlicht haben und wir spüren dahingehend, dass die Spannung bei unseren Fans steigt. Das waren also alles Schritte in der Vergangenheit, die uns dazu gebracht haben, genau dieses Album zu machen. Alle Höhen und Tiefen, die ganzen Touren usw., alles ist eng damit verbunden. Wir sind extrem aufgeregt, was die neue Scheibe und allgemein die Zukunft für uns bereit hält.

Seit eurem Debütalbum „Ember to Inferno“ habt ihr nie wirklich eine Pause eingelegt. Wie ich bereits vorher angedeutet habe, habt ihr bereits sechs Studioalben veröffentlicht. Besteht da die Gefahr, dass man sich schnell überarbeitet oder in irgendeiner Form Müdigkeit auftritt, was das Musik machen betrifft mit all den Touren etc.?

Glücklicherweise haben wir Pausen, die wir nach ausgedehnten Touren für uns nutzen. Wir sind z.B. 5-6 Wochen unterwegs und haben dann eine kleine Pause von 2-3 Wochen für uns, wo wir zuhause sind. Wir haben definitiv unsere kleinen Pausen, wo wir unsere Akkus aufladen und vom ganzen Reisen erstmal runterkommen. Wir genießen diese Zeit auch immer wieder aufs neue, holen uns dabei aber auch gleichzeitig die Vorfreude, wieder auf Tour zu gehen. Wir legen sehr großen Wert darauf, dass jeder klar im Kopf bleibt, hin und wieder nach Hause kommt, um mal von allem loslassen zu können. Klar, wir spielen enorm oft und viel live und arbeiten auch hart für das, was wir tun, aber wir können uns aktuell viel besser mit dem arrangieren, was wir tun als es noch vor zehn Jahren der Fall war. Wir lieben es, zu touren, die Welt zu bereisen, unsere Musik zu spielen und neue Musik zu schreiben. Genauso ist uns immer daran gelegen, neue Herausforderungen an uns zu stellen, nicht immer wieder aufs neue exakt das gleiche Album zu produzieren. Wir wollen immer kreativ sein, wenn wir an einem neuen Album arbeiten, wollen daher auch eine gewisse Vorfreude verspüren, wenn wir an frischem Material arbeiten. Letztlich wollen wir also unser Leben leben und gleichzeitig gute Musik machen, was uns auch definitiv viel Spaß bereitet. Wir haben immer genug Zeit, um von all dem auch mal wegzukommen und um anschließend mit frischem Enthusiasmus zurückzukehren, um das zu tun, was wir eben tun. Es geht also immer darum, das zu genießen was du tust und das tun wir auf jeden fall.

Vielen Dank für deine Zeit Corey! Ich hoffe, dass wir uns in Wien sehen, wenn ihr wieder auf Tour seid!

Ja klar! Wir haben eine Europa-Tour so um Januar/Februar rum, dementsprechend wird man sich bestimmt sehen!


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