Interview: Jack Frost - Mournful Morales

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Basisdemokratie gibt's nicht, das ist ein Scheißdreck - auch bei JACK FROST muss schließlich einer der Chef sein!

Groß angekündigt, dann aber doch auf bislang unbestimmt verschoben - das neue Album von JACK FROST braucht noch ein bisschen, die Band nimmt es heute nicht mehr so genau, wie in den Anfangstagen Mitte der 90er-Jahre. Beim Tourauftakt mit ISOLE im Wiener Escape haben wir uns Gitarrist und Bandboss Mournful Morales vor's Diktiergerät geholt, um über das kommende Werk, den Kultfaktor in der Szene, die schwierige Beziehung unter den Bandmitgliedern, privates (Ehe)Glück und die bittere Realität im Metal-Musikbusiness zu sprechen.

Veröffentlicht am 21.05.2015

Mournful, JACK FROST gibt es seit mittlerweile 22 Jahren und sieben Studioalben. Das achte hätte eigentlich schon vor eurer vergangenen Tour mit ISOLE erscheinen sollen, was ging da schlussendlich daneben?

Wir haben im Februar 2014 daran zu arbeiten angefangen und wollten uns dieses Mal nicht stressen. Das haben wir in der Vergangenheit aufgrund von limitierten Studiozeiten oder knappen Budgets schon zu oft gemacht. Dieses Mal musste mir das Album zu 100 Prozent gefallen. Wir bringen es selbst heraus und haben auch keinen Termindruck. Ein paar Sachen gingen natürlich schief. Manchmal hatte jemand nicht Zeit und ein Studio hatte uns auch dauernd versetzt. Jetzt sind die Songs im Grunde fertig, vier davon haben wir auch auf einer Tour-EP mit, damit wir nicht mit leeren Händen auf Reise gehen. Die restlichen vier Songs werden noch verfeinert und dann wird das Album kommen.

Habt ihr gar keine Plattenfirma dafür gesucht?

Nicht sehr ambitioniert zumindest. Die Vertriebe im Einzelhandel kann man von den Verkaufszahlen her gesehen sowieso vergessen. Als kleine Band wie wir verkauft man kaum CDs und wir hatten auch nicht viel Unterstützung von Plattenfirmen – das können wir also selber auch. Carrycoal, die Promoagentur in Berlin hilft uns aber bei der Verbreitung. Wir bringen das Album also physisch raus, um es selbst bei Konzerten zu verkaufen und elektronisch auf den gängigen Plattformen. Wir schauen mal, was geht.

Kein Vinyl?

Naja, wir haben es schon vor, aber da will ich jetzt nichts versprechen. (lacht) Wie viel Nachfrage gibt es da wirklich? Es wäre aber schön, das stimmt.

Kurzfristig habt ihr noch den Albumtitel von „No Place In The Sun“ auf einen neuen geändert. Warum?

Das war nur ein Arbeitstitel, den brauchten wir nach den ersten paar Songs – mehr steckte da aber nie dahinter. Wir haben uns schlussendlich auf „Melaina Chole“ geeignet, das ist ein griechischer Ausdruck für die schwarze Galle. Das ist quasi der Saft, der verantwortlich zeichnet für die Songs, die wir machen. Das ist der Hintergrund.

Eure Songs waren immer schon sehr düster und atmosphärisch – seid ihr selber solche Personen? Düster, atmosphärisch oder gar depressiv?

Nein, aber man muss natürlich zu solchen Emotionen Zugang haben. Ich rede jetzt nur von mir: Man hat natürlich eine Vergangenheit, war mal ein Jugendlicher, hatte Todessehnsüchte und diverse Fantasie. Ich würde aber nicht sagen, dass wir depressive Menschen wären. Aber diese Komponente zieht uns musikalisch an. Musik berührt mich dann, wenn sie die düstere Seite streift. Dazu haben wir schon viel Zugang.

Songtitel wie „Loser In Your Eyes“, „No Place In The Sun“ oder „I Am Nothing“ sprühen nicht über vor Lebensfreude. All die Songs hängen aber schon konzeptionell zusammen?

Konzept ist zu hoch gegriffen. Die Texte hat größtenteils unser Sänger Phred geschrieben und die sind sehr autobiografisch. Wie ich ihn kenne, sind es schon seine Erfahrungen mit Beziehungen, Liebe und Verlust. Das ist zu 100 Prozent Phred Pfinster.

Mittlerweile muss man sogar schon sieben Jahre auf ein neues Album von euch warten – das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ihr von der Musik nicht leben könnt.

Natürlich nicht. Die Ansprüche sind auch geringer geworden. Wir machen das schon seit Mitte 20. Da hatte man natürlich Träume. Man spielt vielleicht ein großes Festival, schnuppert diese Luft und denkt sich, das wäre ein passender Lebensentwurf. (lacht) Spätestens mit dem allgemeinen Einbruch der CD-Verkäufe hat uns die Realität aber eingeholt. Unser Höhepunkt von den Verkaufszahlen war 2000 mit der „Gloom Rock Asylum“. Als es dann bergab ging, schwanden auch die Ambitionen. Uns war klar, das machen wir nur für uns und für den eingeschworenen Haufen, dem das gefällt. Das ist aber auch genug und dafür lohnt es sich auch, weiterzumachen.

Dafür aber mit größter Beharrlichkeit, denn ganze viele Bands ziehen ihr Ding fernab des großen Rummels nicht so lange durch.

Wir haben schon erbitterte Kämpfe ausgetragen, haben uns aufgelöst und jahrelang nicht miteinander geredet. Unterm Strich war aber klar, dass wir ohne einander nicht können. Sobald es um die Musik ging, haben wir uns stets aufs Neue zusammengerauft. Dann sprang auch der Funke wieder über, weil es nur mit uns vier funktioniert. JACK FROST sind wir vier Persönlichkeiten und anders würde es gar nicht gehen.

Privat verbringt ihr somit nicht allzu viel Zeit miteinander?

Gar nicht. Natürlich haben wir alle auch Jobs und es gab eine Zeit, da habe ich meine ganzen Urlaube für Plattenaufnahmen und Konzerte verplempert. Das würde ich nicht mehr machen, weil es keinen Erholungswert hat. Erstmals seit sieben Jahren sind wir jetzt mal wieder für zehn Tage auf Tour. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich dann immer draufkomme, dass ich das nicht mehr brauche. Ich bin froh, wenn ich wieder daheim bin. Unterwegssein im Bus und von Frau und Kinder weg sein ist nicht lustig. Die Rockstar-Träume sind ausgeträumt, ich weiß mittlerweile schon, worauf es im Leben ankommt.

Gab es diese Rockstar-Träume anfangs? Dass du mit der Musik so viel Geld machen könntest, sodass du sonst gar nichts machen müsstest?

Jeder der behauptet, er hätte diese Phase nie gehabt, der lügt. Das war die Initialzündung schon mit zwölf, als ich Gitarrespielen lernte und BEATLES hörte. Als wir mit JACK FROST begonnen haben, schwappten wir schnell nach Deutschland und da gab es dann natürlich diverse Fantasien, vielleicht etwas Großes zu werden. Nach der „Gloom Rock Asylum“ hatten wir wirklich viel Medienpräsenz, waren zweimal auf Tour und merkten, dass das überhaupt nichts heißt. Interviews in Zeitungen und Magazinen sind zwar schön, brachten uns aber nicht voran. Wenn man die Leute erreichen will, muss man richtig groß rauskommen. Aber unseren Status hatten auch zigtausend andere Bands.

Würdest du heute, 2015, im deinem Alter von 1993 noch einmal mit einer neuen Band anfangen?

Freilich. Ich mache es ja nicht für den Markt, auch wenn man ein paar Jahre braucht, bis man draufkommt. Vielleicht sind es nur eine Handvoll Leute weltweit, aber für die zahlt es sich aus. Ich freue mich über jeden Interneteintrag, der uns betrifft. Wenn da mal ein Typ in Chicago sitzt und meint, wir wären die Größten für ihn, dann hat unsere Existenz als Band schon durchaus Sinn. Ich würde jetzt von vornherein gar nicht die Idee entwickeln, dass wir uns erfolgreich auf dem Markt platzieren könnten.

Habt ihr Kontakt zu euren internationalen Hardcore-Fans? Trefft ihr die hie und da auch?

Kommt immer darauf an, wie weit die weg sind. Süddeutsche oder Holländer treffen wir schon regelmäßig. Teilweise gibt es die in Amerika oder England und die fragen natürlich, wann wir endlich kommen. England wäre theoretisch möglich, aber bislang gab es keine Anfrage. Amerika halte ich ohnehin für unrealistisch.

Würdest du heute für ein gutes, mehrmonatiges Tourangebot etwas von deinem gewohnten Leben aufgeben?

Es kommt darauf an. Wenn es darum geht, Geld zu verdienen, wäre es möglich, aber es ist auch unrealistisch. Ich bin in einer Lebenssituation, wo mir meine Familie das Wichtigste ist und ich für eine Underground-Tour keine zwei Monate herumfahren.

Ist der Stellenwert von JACK FROST über die Jahre für dich gesunken?

Sicher sogar. Viele Jahre war die Band das Wichtigste im Leben und ich hatte viele Beziehungen dafür geopfert. Man war halt mal besessen von dem Gedanken, dass es was richtig Großes werden würde. Es wäre doch gelacht, wenn es nicht einer Million Menschen gefallen würde. (lacht) Aber man kommt einmal an einem Punkt wo man realisiert, dass man dafür im Leben auch richtig viel kaputt gemacht hat. Die derzeitige Präsenz von JACK FROST in meinem Leben genügt mir auch. Es ist okay, wenn wir uns fünf Monate nicht sehen. Wenn wir dann zusammenkommen, ist es eine Explosion. Wir haben jetzt auch die besten Songs unseres Lebens geschrieben.

Gemischt hat das kommende Album wieder Michelle Darkness von END OF GREEN. Mit ihm verbindet euch eine besondere Freundschaft.

Bereits seit 1997. Wir haben damals in Linz ein Festival veranstaltet und wir haben END OF GREEN, die soeben ihr erstes Album veröffentlicht haben, eingeladen. Wir haben damals sehr viel miteinander gespielt und auch sehr viel miteinander getrunken und Spaß gehabt. Wir reden immer wieder vom gemeinsamen Musikmachen, erst unlängst haben wir darüber geredet. Vielleicht schaffen wir es einmal. (lacht)

Als ihr die Band 1993 gegründet habt, war in Österreich mit PUNGENT STENCH, DISASTROUS MURMUR, DISHARMONIC ORCHESTRA und Co. der Death Metal sicher wesentlich populärer, während ihr schon von Beginn weg mit eurer Gloom/Goth-Richtung eigenständig wart. Wie kamt ihr damals zu dieser eher unpopulären Richtung?

Ganz offen gesagt – wir haben nie auf Trends geschaut. Wir sind alle zusammen auch überhaupt keine Metaller, diese Sozialisation hatten wir nie. Unser zweiter Gitarrist Gary Gloom, der später kam und jünger ist, ist eher Hard Rocker, ich habe viel Dark-Wave gehört und erst später härtere Musik. JACK FROST ist ja ein Song von SAINT VITUS und das fanden wir gut – hart und langsam.

Nur habt ihr nie wie SAINT VITUS geklungen.

Überhaupt nicht. Wo nimmt man das Düstere? Das kam von Dark-Wave und New-Wave-Geschichten. Wir waren eher von FIELDS OF THE NEPHILIM inspiriert als von harten Metal-Bands.

Nach eurem dritten Album „Glow Dying Sun“ (1999) gab es aber eine prägnante stilistische Veränderung.

Das hatte sehr viel damit zu tun, dass wir dann einen zweiten Gitarristen bekamen. Anfangs waren manche Songs wirklich etwas SAINT VITUS-mäßig, aber dann hatten wir mit Gary einen Leadgitarristen und wir waren vielseitiger bei den Harmonien und integrierten Soli. Ich bin halt der Rhythmusgitarrist, der das Gefühl für Riffs hat und so funktionieren wir beide auch gut zusammen. Da müssen wir nicht einmal reden darüber, wir ergänzen uns da perfekt.

Gab es auch mal die Überlegung, vielleicht auf einen anderen Trend aufzuspringen, weil der vielleicht mehr Erfolg garantiert hätte?

Natürlich sagt bei so einer Frage jede Band nein. Wir haben uns lange als Doom-Band gesehen mit allen Facetten, die dazuzählen. Irgendwann war uns aber einfach scheißegal, wie wir kategorisiert werden. Wir wollen einfach Songs machen und darum geht es uns auch heute noch. Selbst wenn was so weich klingt, dass es HELENE FISCHER auch singen könnte, wenn es uns passt, ist es ein JACK FROST-Song.

Aus der „Scheißegal-Position“ heraus kann man machen, was man will, das ist doch angenehm.

Stimmt. Es war dann um 2000 herum als wir wussten, dass Doom Metal nicht mehr auf uns zutrifft. Wir waren damals auch auf die Szene beleidigt. Die haben uns ignoriert und wir waren für sie die „Gothic-Pussys“. Das waren wir aber nie. Wir waren einfach eine düstere Rockband und somit haben wir für uns selbst Gloom Rock definiert. Es beschreibt uns nichts besser. Den Anspruch düster zu sein, den habe ich schon. Wenn ein Song happy klingt, dann muss er weg. Das passt auch nicht zu uns. Die Etikette muss passen.

Wie perfektionistisch bist du beim Songwriting?

Das Songwriting an sich sind gar nicht das Thema, sondern die Arrangements und die Qualität des Gesangs. Ich muss auch sagen, dass ich mir viele unserer Alben gar nicht mehr anhören mag, weil mir der Gesang nicht gefällt. Jetzt singen wir die Nummer halt zehnmal und wenn es nicht passt, dann kommen wir ein Monat später wieder. Der Phred ist halt ein Typ, der funktioniert nicht in einer Laborsituation. Er darf nicht zu viel gesoffen haben, aber auch nicht zu wenig. Er darf keinen argen Kater haben, aber auch nicht ganz ausgeschlafen sein. Das muss man wirklich genau erwischen und das ist eine echte Herausforderung, die uns schon viel Zeit und Geld gekostet hat. (lacht) Im Grunde mussten wir da schon viel wegschmeißen. Er wird mich killen, wenn er das liest, aber das ist einfach so. Es ist für ihn natürlich auch frustrierend, wenn sich drei gegen seine Meinung stellen.

Der Gesang steht nicht unter deiner Kontrolle. Ist das schwierig für dich zu akzeptieren?

Ein bisschen hast du mich durchschaut. (lacht) Ich bin schon ein Kontrollfreak und will nicht, das irgendein Ton ohne meine Anwesenheit aufgenommen wird. Ins Studio geht ohne mich niemand, das ist einfach so. Wir tüfteln aber auch viel an den Gitarrenarrangements, das war früher überhaupt nicht der Fall. Da hatten wir die fertige Platte in Händen und waren unzufrieden, einfach weil wir nicht genug Geduld hatten. Es ist lässig, dass unsere neuen Songs jetzt schon mehr als ein Jahr alt sind, oft verändert wurden und sie fertig sind. Dieses Gefühl hatte ich so überhaupt noch nie.

Zu sagen, die neuesten Songs wären die besten ist aber der Stehsatz schlechthin.

Ich war noch nie mit einem Album zufrieden. Hier habe ich aber ein gutes Gefühl, ich habe die Songs oft gehört und mir gefallen sie noch immer. Ich habe beim Herfahren gerade die Songs der EP meiner Frau vorgespielt und auch ihr gefallen sie.

Ist deine Frau immer das erste Testobjekt, wenn es darum geht?

Na sicher doch. (lacht) Die engeren Personen in der Umgebung müssen vorabhören. Das weiß ich wenigstens, dass ich eine grundehrliche Antwort kriege.

Eure Heimatstadt Linz hat ja eigentlich schon seit jeher eine extrem aktive Metal- und Hard-Rock-Szene. Habt ihr heute noch alle miteinander zu tun?

Früher war da natürlich viel mehr Kontakt, ganz klar. Wir haben glaube ich Mitte der 2000er-Jahre, als die „Pay To Play“-Geschichten salonfähig wurden, hat Jürgen von den Mortus, angefangen, selbst Metalkonzerte zu veranstalten, um sich gegen diesen Szenetrend zu stellen. Wir nannten das „Negative Action Group“ und waren eine Gruppe, die sich aus harten Linzer Bands gründeten. Wir spielten eben nicht, wenn wir selber dafür zahlen mussten. Das war ein idealistisches Ding, das irgendwann im Sand verlief. Daraus entstand aber die „Metal Overdose“ im Linzer Posthof, wo Jürgen über Jahre alle drei Monate gute Nachwuchsbands holte, die zu super Konditionen dort spielten. Das sind jetzt aber auch alles Familienväter und das verläuft sich natürlich. Aber klar, MORTUS, THIRDMOON, ASTAROTH und wie sie alle heißen – wir waren schon gut miteinander.

Und keine der Bands hielt so lang durch wie ihr?

THIRD MOON weiß man ja nicht so genau. Was macht der Rothbauer Wolfi jetzt überhaupt?

ZOMBIE INC. und EDENBRIDGE auf jeden Fall mal. Wahrscheinlich hat er noch viele andere Projekte, die mir jetzt nicht alle einfallen.

Die OLEMUS haben auch unlängst gespielt, sind aber auch schon alte Herren. Wir sind sicher die konstantesten. So ein „Special-Familien-Konzert“ wäre es wirklich. Gute Idee eigentlich.

Wenn ich jetzt sagen würde – spielt mir bitte von eurem dritten Album die Songs herunter, wie viele Nummern würdet ihr vom Stand weg auf die Reihe bringen?

(lacht) Da müssen wir jetzt unterscheiden. Ich wahrscheinlich relativ viel, der Phred wahrscheinlich ziemlich wenig. (lacht) Wir haben schon immer wieder alte Songs live probiert. Bei unserem 20-Jahre-Jubiläum haben wir auch Songs vom zweitee Album „Elsewhere“ (1996) gespielt, aber das sind einfach nicht mehr unsere Songs. Die passen zu uns heute nicht mehr.

Werden die ganz alten Nummern bei den Konzerten von euch verlangt?

Natürlich. Wir haben einen holländischen Fan, der liegt mir seit Jahren in den Ohren, dass wir die Nummer „Bleed“ vom allerersten Album spielen sollen. Wir haben dann in einer Kneipe im Göppingen als Warm-Up des „Doom Shall Rise“-Festival gespielt. Er war da und beim Gitarrenstimmen, quasi beim Soundcheck, haben wir „Bleed“ angespielt für ihn. Nach zwei Takten kommt die Barkeeperin auf die Bühne, nimmt das Mikro und sagt ein Kennzeichen eines Autos durch, das draußen falsch parkte. Wir haben die Nummer eben abgebrochen, denn das war für uns ein Zeichen, dass das nichts wird. Wir waren ja selbst stinksauer, denn wir bricht schon gerne eine Nummer ab, nur damit ein Autofahrer sein Auto wegstellen kann? Das Kapitel war bei uns dann beendet. Aber er fragt noch heute danach. (lacht)

Ihr habt euch schon relativ früh eure Pseudonyme verpasst – steht ihr heute noch dazu?

(lacht) Vielleicht würden wir uns heute andere geben, aber im Prinzip stehen wir schon noch dazu. Der Grund dafür ist total banal. Da wir nicht wussten, wie erfolgreich wir werden würden dachten wir uns: „Nicht, dass das Finanzamt genau schaut, wer da eigentlich wo draufsteht und ob die Leute CD-Verkäufe ordentlich versteuert haben“. Ich muss schon sagen, dass wir damals viel nebenvorbei eingesteckt haben. (lacht) Aber die Pseudonyme blieben dann einfach.

Willst du weiterhin alle heiligen Zeiten ein neues Album aufnehmen, oder hast du mit JACK FROST noch andere, vielleicht größere Ziele?

Gute Frage, denn nach jedem aufgenommenen Album sage ich mir immer, dass das jetzt wirklich das letzte war. Es ist ja doch mühsam und anstrengend, aber wenn wir ein paar Songs haben, wollen wir sie sicher wieder aufnehmen. Definierte Ziele, dass ich etwas erreichen will, die habe ich nicht.

Wolltet ihr nicht mal einen Film-Soundtrack einspielen?

Es gab einmal einen Film von der Kunsthochschule Linz, die haben gefragt, ob wir den Soundtrack dazu machen würden. Aus Kostengründen haben sie das dann aber einen Programmierer machen lassen und es verlief im Sand. Einen Song haben sie dann aber von uns für den Film verwendet. Bilder zu sehen und dazu Musik zu schreiben, das entsteht schon aus einem sehr persönlichen Zusammenhang und das ist nichts für mich. Lustig ist aber, dass mir die Ehe jetzt bei der Tour dazwischengekommen ist.

Wie meinst du das?

Naja, meine frisch angetraute Frau und ich kennen uns ewig und haben uns wiedergefunden und relativ schnell geheiratet. Kurz nach der Hochzeit hat eben diese Tour hier begonnen. (lacht) Wegfahren, wenn man frisch verheiratet ist und zwei Kinder hat, das ist schon schwierig und gefällt mir eigentlich nicht mehr. So leichtfertig würde ich bei so etwas nicht mehr zusagen.

Und nach zehn Tagen auf Tour werdet ihr wohl auch untereinander froh sein, euch nicht mehr so schnell zu sehen.

Nein, das war noch nie ein Thema. Das passiert eher, wenn wir Songs miteinander machen, weil es dann Reibereien gibt. Ich weiß nicht, ob die anderen das gerne hören würden, aber ja, ich spiele zumindest gerne den Chef. Basisdemokratie gibt’s nicht, das ist ein Scheißdreck. Wir kennen uns schon so lange und fassen uns nicht immer mit Glaceehandschuhen an. Es gibt dann schon Beleidigungen und wir streiten so richtig. Vor 15 Jahren haben wir uns während einer Tour auch mal richtig geprügelt untereinander. (lacht) Andererseits steht aber nie was zwischen uns – wir können JACK FROST schließlich nur miteinander.


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