Interview: RUSTY PACEMAKER - Rusty

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Damit sich der Leser eine Vorstellung machen kann würde ich meine Musik als Dark Alternative Rock/Metal bezeichnen.

RUSTY PACEMAKER, der gerade sein zweites Album "ruins" veröffentlicht hat, sprach mit uns über seinen musikalischen Werdegang und seine prägendsten Einflüsse.

Veröffentlicht am 11.10.2015

Hallo Rusty, vielen Dank dass du dir Zeit nimmst uns ein paar Fragen zu beantworten. Zunächst stell dich doch unseren Lesern einfach einmal vor.

Hallo Eva! Ich danke Dir, daß Du Dir für ein Interview mit mir Zeit nimmst! Als Künstler nenne ich mich Rusty Pacemaker. Rusty war schon immer wegen meiner rötlichen Haare mein Spitzname und als ich einen Namen für mein musikalisches Projekt suchte entschied ich mich schnell für 'Pacemaker'. Zum einen lässt sich aufgrund des Namens kein bestimmtes Genre zuordnen, was mir wichtig war und zum anderen hat mit das Wortspiel ganz gut gefallen. Außerdem gefällt mir die Rhythmik in 'RUSTY PACEMAKER'. Klingt ähnlich wie 'Lemmy Kilmister'. Bislang habe ich zwei Alben über mein eigenes Label veröffentlicht. Mein Debut album 'Blackness and White Light' erschien 2010 auf Solanum Records und mein neues Album 'ruins' im Mai des heurigen Jahres. Ich denke, daß ich genreübergreifende Musik kreiere aber damit sich der Leser eine Vorstellung machen kann würde ich meine Musik als Dark Alternative Rock/Metal bezeichnen.

Als großes Idol gibst du Quorthon von BATHORY an, der ja vor über 10 Jahren recht jung verstorben ist. Wie stark hat er deine Musikkarriere sowohl als Hörer als auch als Musiker beeinflusst?

Ja, ich bin ein riesen Fan von Quorthon und BATHORY. Ich hatte das Glück vor seinem Tod kurz mal e-mail Kontakt mit ihm zu haben. Ich habe über Black Mark eine Frage an ihn gerichtet und bekam ein paar Tage später eine lange Antwort von ihm. Sowohl als Hörer als auch später als Musiker fühle ich mich stark von ihm beeinflußt. Für mich ist er ein Genie und seine Kompositionen sind außergewöhnlich, frei von jeglichen Konventionen. In Wahrheit schaffte er sich seine eigenen Konventionen und scherte sich nicht im Geringsten um Trends. Alles was er machte ist eigenständig, genial und strotzt vor Kreativität. Nachdem ich mich über viele Jahre als Hörer mit seinen Werken auseinandersetzte, bekam ich durchaus einen anderen Zugang zu Musik. Ich glaube ich entwickelte dadurch eine höhere Akzeptanz als Zuhörer und gebe mich neuer Musik unvoreingenommener hin. Voreingenommen zu sein, nimmt dir die Chance Musik so wahrzunehmen wie sie gemeint ist. Quorthon hat das durch sein Schaffen herausgefordert, zum Beispiel als er die beiden Alben Requiem und Octagon veröffentlichte. Der konservative Fan fühlte sich dadurch vor den Kopf gestoßen und konnte wenig mit diesen Alben anfangen, weshalb sie auch ziemlich schlechte Kritiken einfuhren, was ich schon damals nicht verstand. Auch seine Solo Alben zeigen sein Genie als Komponist, vor allem seine Fähigkeiten im melodischen Bereich. Als Musiker gibt mir sein Beispiel den Mut meine Visionen genauso kompromisslos umzusetzen und ich halte daran fest egal was passiert, denn alles andere ist in Wahrheit sinnlos, zumindest für mich und meine Karriere als Solo Künstler. Heutzutage ist man ohnehin allen möglichen Regeln und Gesetzen geradezu ausgeliefert aber wenn es um das Schaffen von Kunst geht, dann möchte ich die totale Freiheit genießen. In dieser Hinsicht fühle ich mich von Quorthon und seinem Schaffen stark inspiriert.

Quorthon war ja mit ein Wegbereiter für Black Metal, jedoch auch für die Viking/Pagan-Schiene. Wieviel stilistischen Einfluss hat das auf dich, bzw siehst du deine Musik in einem dieser Genres verwurzelt?

Ich habe nie versucht BATHORY in irgendeiner Form musikalisch ähnlich zu sein. Wie vorhin erklärt inspiriert mich Quorthon als Künstler, differenziere dabei aber komplett meine Werke von jenen Quorthons. Überhaupt versuche ich nicht wie eine bestimmte Band oder ein bestimmtes Album zu klingen sondern möchte lediglich meine eigenen Visionen umsetzen. Umso interessanter finde ich es, wenn in Reviews erwähnt wird, daß durchaus Einflüsse von BATHORY in meiner Musik bemerkbar sind. Dem Viking/Pagan Genre fühle ich mich überhaupt nicht zugehörig und Black Metal mache ich eigentlich auch nicht. Jedoch bin ich mir bewußt, dass ich ab und zu Stilmittel des Black Metal einsetze, da mich die Stimmung und Atmosphäre dieser Richtung fasziniert. Im Allgemeinen ist es genau das, was ich musikalisch umzusetzten versuche, nämlich Stimmung, Atmosphäre, Gefühle. Das zu transportieren ist ohnehin der einzige Sinn und die Aufgabe der Kunst. Beeinflußt wird man sowieso von allem was man hört, sieht und erlebt. Dem kann man sich unmöglich entziehen. Jeden Song den ich geschrieben habe, hätte ich zu einem anderen Zeitpunkt meines Lebens nie in dieser Form schreiben können. In welches Genre eine Komposition dadurch fällt ist unwichtig. Verwurzelt bin ich natürlich trotzdem im Rock und Metal. Ich mache schließlich gitarrenorientierte Musik. Offensichtlich kann ich mithilfe dieser Klangmittel meinen Gefühle am besten eine Form geben, was sicher daran liegt, daß ich seit meiner Kindheit fast ausschließlich Rock und Metal höre. Ich bin wohl empfänglicher für die Emotionen die diese Musikrichtung transportiert. BLACK SABBATH sei Dank!

Ich habe gelesen du bist Autodidakt - an welchen Instrumenten hast du dir Kenntnisse angeeignet?

Ich habe erst sehr spät begonnen Gitarre zu spielen und nur deswegen, weil ich ein Anfänger-Set bestehend aus einer E-Gitarre und einem Mini Verstärker geschenkt bekommen habe. Das war als hätte man ein Ventil bei mir aufgedreht und die Kreativität sprudelte bei mir nur so raus. Zumindest fühlte es sich so an. Da ich Songideen umsetzen wollte, mußte schon bald eine Akkustik Gitarre und ein Bass her. Wirkliche Kenntnisse habe ich mir also auf diesen Saiteninstrumenten zugelegt. Wenn ab zu Piano in meiner Musik auftaucht, dann probiere ich zwar auf einem Midi Board herum, letztendlich ist dann aber mehr programmiert als eingespielt.

Und wie lange hats gedauert, bis du spielen konntest was du spielen wolltest?

Das wird wohl nie der Fall sein. Wie ich vorhin erwähnt habe, möchte ich beim Komponieren die totale Freiheit geniessen. Eingeschränkt bin ich dabei trotzdem durch meine Fähigkeiten auf den Instrumenten. Dabei möchte ich mich jedoch nicht frustrieren lassen, sondern sehe es als Herausforderung meine Visionen mit meinen bescheidenen Mitteln und Fähigkeiten umzusetzen. Auch mein Gitarrenspiel macht letzendlich meine Individualität aus und ich muss akzeptieren, dass mir hier Grenzen gesetzt sind. Aber letzendlich ist es wertlos und der beste Gitarrist der Welt macht nicht automatisch die beste Musik der Welt. Es ist mir möglich Lieder zu schreiben, kreativ tätig sein zu können und Musik zu komponieren. Allein das fühlt sich wie ein Privileg an und ich versuche das beste aus dem zu machen was mir an Geschick, Zeit und Mitteln zur Verfügung steht.

Hast du nie überlegt mal Stunden zu nehmen, oder wolltest du es einfach selbst schaffen?

An der Gitarre habe ich mir alles selber beigebracht. Ich wollte jeden Ton und jedes Riff neu entdecken und selbst erfinden. Ich hatte nie das Gefühl nicht voranzukommen und solange das so bleibt werde ich wohl auch keinen Unterricht nehmen. Mein theoretisches Wissen hält sich deswegen ziemlich in Grenzen und Noten kann ich sowieso keine lesen. Mittlerweile kenn ich zwar ein paar Akkorde, oft habe ich aber keine Ahnung was ich da gerade spiele. Ich verlasse mich dabei einzig auf mein Gehör und spiele bei meinen Kompositionen manchmal auch bewußt mit sanften Disharmonien. Den einzigen Unterricht den ich genommen habe waren 10 Stunden bei einem Gesangslehrer. Das hat mir im Umgang mit meiner Stimme auch ziemlich geholfen und mehr Selbstbewußtsein gegeben.

Aufgenommen hast du ja das Meiste glaube ich auch selbst in deinem eigenen Studio, wenn ich richtig informiert bin? Wie gut bist du da equipmentmäßig inzwischen aufgestellt?

Richtig. Bis auf die Drums wurde alles bei mir im 'White Studio' aufgenommen. Mein Studio ist recht klein und auch wenn sich ein komplettes Drum Kit ausgegangen wäre, wäre es trotzdem ziemlich eng. Außerdem braucht man für das Schlagzeug Recording viele gute Mikros und viel an Know How und Erfahrung. Deshalb haben wir, also ich und mein Drummer, beschlossen das Schlagzeug in einem professionellen Studio aufzunehmen. Wir entschieden uns damals für das Udio Media Studio von Norbert Leitner in Wien. Für Gitarren, Bass und Gesang reicht mein Studio vollkommen aus. Ich habe die Räumlichkeiten nach den Aufnahmen von 'Blackness and White Light' adaptiert und für eine gute, trockene Akkustik im Aufnahmeraum gesorgt. Ein recht leistungsstarker PC und ein gutes Interface ist bereits die halbe Miete und diesbezüglich bin ich auch ganz gut aufgestellt. Ein gutes Großmembran Mikro für Gesang und Akustikgitarre, Mikro zum Abnehmen der Gitarren am Halfstack und diverse Kleinigkeiten wie Effektboxen, ein Midi Keyboard usw. Da ich bereits vor den Aufnahmen wußte, daß ich den Mix und den Master einem renommierten Studio überlasse werde, ist das wichtigste ein sauberes direktes Signal. Von der Quelle, sprich der Gitarre über das Kabel, Interface bis zum PC habe ich zufriedenstellendes Equipment. Somit kann der Tontechniker auch gute Arbeit leisten. Bei 'ruins' war das Markus Stock a.k.a Ulf Theodor Schwadorf von THE VISION BLEAK und EMPYRIUM. Er zeigte sich mit dem Rohmaterial sehr zufrieden, was mich natürlich gefreut hat. Abhörmonitore könnte ich bessere gebrauchen aber diesbezüglich möchte ich spätestens vor der nächsten Produktion aufrüsten.

Ein bißchen Unterstützung hast du dir für das aktuelle Album "ruins" aber doch geholt, unter anderem von Drummer Franz Löchinger, sowie einer Gastvokalistin. Wie bist du auf die Beiden gestoßen?

Franz und ich wohnen in der selben Gegend. Wir haben uns über Freunde kennengelernt. Er mochte meine Musik und hat sich liebenswerterweise sofort bereit erklärt das Trommeln zu übernehmen. Heute weiß ich was für ein Glück ich mit ihm an den Fellen habe, da er meine Musik bestens versteht und sich perfekt anpasst bzw. meine Songs gut vorantreibt und mit seinem Spiel bereichert. Als Profi-Musiker ist er für mich auch Vorbild. Der engelshafte weibliche Gesang stammt von einer Kollegin die ich schon seit Ewigkeiten kenne. Im CD Booklet wird sie als Lady K angeführt. Weitere Angaben über ihre Person wünscht sich die Dame allerdings nicht.

Wie lange hat der Aufnahmeprozess von "ruins" eigentlich gedauert?

Die Drums waren an einem Tag aufgenommen. Als ich die Drum Tracks dann fein säuberlich geschnitten bekam und bei mir im Projekt anlegte, wußte ich noch nicht, daß es über 2 Jahre dauern würde bis ich den letzten Ton aufgenommen haben werde. Dass die Aufnahmen so lange dauerten hatte natürlich die verschiedensten Gründe und ich werde versuchen mich bei meinen Erzählungen kurz zu halten. Eingeplant hätte ich für den Aufnahmeprozess so in etwa ein Jahr, was ja ohnehin schon sehr lange ist. Da ich mich aber auf jedem Instrument gut einspielen will, nahm ich mir wirklich ausreichend Zeit für das Recording. Natürlich werden immer mehrere Takes aufgenommen und sich dann durch das Material durchzuwühlen und zu schneiden dauerte manchmal länger als das Aufnehmen selbst. Das Gros der Sologitarren und überhaupt viele zweite, dritte und manchmal vierte Gitarrenspuren komponierte ich oft erst während des Aufnahmeprozesses, auch dafür ging also Zeit drauf. Nebenher habe ich einen Beruf und muß vor allem in den Sommermonaten viel arbeiten. Da bleibt oft kaum Zeit über, sich im Studio zu verkriechen. Einschneidende familiäre Veränderungen auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte, hielten mich zwischendurch Monate vom Studio fern. Außerdem ging mir mal der PC ein und bis ich die richtigen Ersatzteile wieder hatte war auch schon wieder ein Monat um. Letztendlich hat alles dazu beigetragen, daß 'ruins' so klingt wie es eben klingt und im Endeffekt bin ich glücklich mit der Scheibe. Trotzdem hoffe ich, daß es nächstes Mal etwas schneller geht.

Zum Vertrieb deiner Alben "Blackness And White Light" und dem aktuellen "ruins" hast du mit Solanum Records gleich ein eigenes Label gegründet. Was hat dich zu dieser Entscheidung veranlasst gleich alles selbst in die Hand zu nehmen?

Als mein Debut Album fertig war wollte ich es natürlich veröffentlichen. Damals war ich schon über 35 Jahre alt. Wenn Du ein unbekannter Solo-Künstler diesen Alters bist und weder eine Live-Band noch Live Erfahrung hast, dann bekommst Du heutzutage sowieso nie einen Plattenvertrag. Selbst wenn sich ein Label findet, dann mußt Du Dich einkaufen, also die Promotion selber bezahlen, gehst aber gleichzeitig vertragliche Verpflichtungen ein. Also habe ich gleich mein eigenes Label gegründet. Natürlich werde ich nie die Promotion erreichen die ein größeres Label für mich stemmen könnte. Dafür kann ich veröffentlichen was ich will, wann ich will und wie ich will. Meine größte Schwäche als Label ist der Vertrieb. Auch in diesem Bereich ist es sehr schwer gut unterzukommen. Meine Alben sind als download in allen gängigen online shops erhältlich, als CD jedoch nur über meine eigene Website. Das bringt Dir wieder Nachteile, denn größere Medien wie zum Beispiel der Metal Hammer schreiben nur über Dich wenn Du einen vernünftigen Vertrieb in Deutschland hast. Alles in allem ist die Branche schwer angeschlagen und es läßt sich kaum Geld verdienen. Dafür ist die Undergeround Szene sehr lebendig. Es gibt hunderte Webzines, Kleinstlabels wie meines und viel Enthusiasmus. Dort versuche ich etwas Aufmerksamkeit zu erlangen.

Warst du mit RUSTY PACEMAKER schon einmal auf der Bühne, bzw falls nicht, hast du vor das Ganze mal auf die Bühne zu bringen, oder ist das ein reines Studioprojekt?

Bislang ist RUSTY PACEMAKER ein reines Studio Projekt und das wird es in absehbarer Zeit wohl auch bleiben. Aus verschiedenen Gründer privater Natur kommt eine Tour für mich derzeit nicht in Frage. Andererseits weiß man natürlich nie was passiert und manchmal entwickeln die Dinge ja eine gewisse Eigendynamik was mich irgendwan vielleicht doch auf die Bühne bringen könnte. Wir werden sehen.

Hat das Cover von "ruins", ein toter Vogel am Gehsteig, eigentlich eine tiefere Bedeutung?

Als der Song 'ruins' fertig war entschied ich mich schnell, daß er auch dem Album den Namen geben sollte. Anfangs wollte ich eine Ruine auf dem Cover haben, jedoch kam mir diese Idee bald zu langweilig und abgedroschen vor. Gerade im Bereich Rock und Metal gibt es gerade dieses Motiv bereits unzählige Male. Also mußte eine andere Idee her und als ich die Lyrics von 'ruins' im Gedanken durchging manifestierte sich bei der Textstelle '...we lie six feet under, still believe we fly, so high. The more we rise the deeper we will fall...' ein toter Vogel vor meinem geistigen Auge. Er versinnbildlicht unseren Zer- und Verfall, unseren Absturz und ruin.

Gibt es ein Konzept hinter "ruins", oder sind die Songs auf dem Album mehr eine Gefühlssache?

Ein echtes Konzept gibt es nicht. Allerdings ziehen die meisten meiner Songs doch ziemlich runter. So gesehen wohnt meinem Werk konzeptioneller Pessimismus inne. Und Ja, die Songs sind reine Gefühlsache.

Zuletzt, nach so viel Einsatz für die Musik, was würdest du dir von der Zukunft wünschen?

Von der Zukunft wünsche ich mir, daß sie stattfindet und ich sie für mein Leben mitgestalten kann. Gleichzeitig muss man sowieso immer alles so nehmen wie es kommt. Was meine musikalische Karriere betrifft wünsche ich mir etwas Gehör bei den Rock und Metal Fans und daß es mir noch lange möglich sein wird Musik zu kreieren und zu veröffentlichen.

Dann sage ich noch einmal vielen Dank für deine Zeit Rusty, und wünsche dir alles Gute für deinen weiteren musikalischen Weg!

Ich danke Dir herzlich, liebe Eva, für Deine Zeit und Aufmerksamkeit, die Du meiner Musik schenkst. Auch Dir und Stormbringer alles Gute für die Zukunft.

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