Interview: ADEPT - Robert Ljung

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Ich will uns jetzt auch umbenennen in „Robert and Band“. Das wäre schön!

Das Album fertig und doch alles andere als bereit zur Veröffentlichung, mussten es ADEPT dieses Jahr komplett neu aufnehmen. Aber auch wenn sie mit einigen Problemen zu kämpfen haben, geben sie noch nicht auf: Sänger Robert spricht über die Erfahrungen der Band und Kochrezepte in Songtexten.

Text: Lora
Veröffentlicht am 28.12.2015

Robert, das Jahr neigt sich dem Ende zu, aber ich habe das Gefühl, bei euch fehlt noch etwas. Was ist denn mit eurem neuen Album passiert, dessen Veröffentlichung jetzt auf den 19. Februar verschoben wurde?

Wir haben es im Jänner aufgenommen, mussten es aber im September nochmal komplett neu aufnehmen. Wir hatten Probleme mit unserem vorherigen Label, da gab es ein Missverständnis. Sie dachten, sie hätten für das Album bezahlt, wir dachten aber, wir hätten es bezahlt. Wir durften es also nicht veröffentlichen, sondern mussten es neu aufnehmen, um alle Vereinbarungen zu berücksichtigen. Jetzt wird es im Februar erscheinen. Mann, das ist ein richtiger Albtraum und zieht sich schon ein knappes Jahr!

Im November habt ihr bei Napalm Records unterschrieben, wie läuft das so momentan? Hast du Hoffnungen oder Erwartungen?

Ich habe sehr hohe Erwartungen und viele Hoffnungen. Das Ding ist, wir haben erst neulich unterschrieben aber noch niemanden persönlich getroffen. Die ganze Kommunikation lief nur übers Internet. Aber sie scheinen verdammt nett zu sein und es fühlt sich gut an ein Label hinter sich stehen zu haben, das an dich glaubt. Letzte Nacht oder heute zum Beispiel, da haben sie uns einen "Merry Christmas"-Text geschickt. Das ist keine große Sache, aber einfach eine kleine nette Geste. Ich mag das, ich mag es wenn das Label so zu dir steht. Für die ist das wirklich keine große Sache, aber mir hat es viel bedeutet.

Die Band wurde vor elf Jahren gegründet aber ihr seid relativ schnell erfolgreich geworden und seit eurem ersten Album auch mit wirklich sehr bekannten Bands unterwegs. Wie hat sich das bisher so angefühlt?

Wir haben 2004 angefangen, aber wirklich ernsthaft als Band Musik zu machen haben wir erst so 2008 begonnen. Unsere erste Tour war auch 2008, mit RAISED FIST, einer schwedischen Hardcore-Band. 2009 waren wir mit BRING ME THE HORIZON und A DAY TO REMEMBER unterwegs, also durchaus mit großen Bands. Das konnten wir wirklich erst ab diesem Zeitpunkt machen, davor war das Ganze eher nur zum Spaß. Es ist immer noch zum Spaß, aber wir haben davor nie daran gedacht, uns damit auch finanzieren zu können. 2009 oder 2010 wurde das alles erst richtig ernst für uns. Seitdem versuchen wir auch stetig besser zu werden.

Gibt es Bands, die euch in den letzten Jahren beeinflusst haben?

Oh ja, zum Teil sehr stark! Wir mögen Bands wie HOPESFALL oder FUNERAL FOR A FRIEND, also Bands, die sehr viel Gitarre und viele Riffs einbringen. Das sind auch Bands, die uns am meisten beeinflusst haben. Ja klar, wir haben auch Breakdowns, aber es gibt Bands, die spielen ständig Breakdowns und davon habe ich die Nase voll. Ich will mehr von den Gitarren hören!

Ihr habt mit einer Demo und zwei EPs angefangen, zum Teil selbst aufgenommen und selbst finanziert, ganz ohne Label. Habt ihr da schon erwartet, irgendwann wochenlang auf Tour zu sein, neben den Shows auch auf Festivals zu spielen, mehrere Alben aufzunehmen?

Wir haben das niemals so geplant. Wir kommen aus einem kleinen Ort mit nur 3.000 Leuten. Also kennen wir uns schon, seit wir fünf sind, ebenso wie die Geschwister und Eltern der anderen. Wir haben dann 2009 zwei Bandmitglieder eingewechselt, die aus einer anderen Stadt kommen. Alle anderen Kids haben Fußball oder Basketball gespielt, ich halt nicht, dazu war ich zu klein. Jeder hat Sport gemacht, auch sowas wie Skateboarden, nur wir wollten eben lieber Musik machen. In unserem Ort gab es nicht so viele, die das auch wollten, so haben wir zusammengefunden und begannen mit Coverversionen von NIRVANA oder RAGE AGAINST THE MACHINE. Aber es ging eben immer nur rein um den Spaß. Als wir dann plötzlich mit A DAY TO REMEMBER und BRING ME THE HORIZON auf Tour waren und da dann auch Tausende Leute vor der Bühne standen haben wir gemerkt, dass wir wirklich etwas daraus machen können.

Gab es schon mal einen Zeitpunkt an dem ihr überlegt habt, mit der Musik aufzuhören und euch einen Plan B zu suchen?

Ja, dieses Jahr sogar. Wir haben nie wirklich darüber geredet, aufzuhören. Aber dieses Jahr waren wir vor dieser Tour wirklich ganz kurz davor, abzusagen und aufzuhören. Wir haben dann gemerkt, dass jeder von uns irgendwie keine Lust mehr hatte. Keiner von uns wollte Musik machen, nachdem wir so viel gegeben und auch so viel gezahlt hatten, um unser Album „Sleepless“ rauszubringen, dann aber nochmal so viel zahlen mussten, um das alles komplett neu aufnehmen zu können. Wir hatten die Songs alle seit Anfang des Jahres fertig, aber wir konnten das Album einfach nicht veröffentlichen. Einen Song haben wir auf Spotify hochgeladen, aber er wurde sofort wieder rausgenommen, weil wir nicht die Rechte daran hatten. Die letzten Monate waren wirklich ein Albtraum!

Habt ihr abgesehen von der Band noch andere Jobs zu Hause?

Ja, jeder von uns hat noch andere Jobs. Anders funktioniert das einfach nicht. Ich habe letztes Jahr eine Tochter bekommen, also haben wir ein Jahr pausiert, damit ich bei meinem Kind sein kann. Wenn du aber ein Jahr lang nicht auf Tour gehst, brauchst du noch einen Job, um am Geld zu kommen. Die Einnahmen aus dem, was digital verkauft wird, sind nicht sehr hoch, man muss also auf Tour gehen und Merch verkaufen. Machst du das eine Zeit lang nicht, brauchst du einen anderen Job.

Wir haben es vorhin schon angesprochen, ihr wart in den letzten Jahren mit vielen bekannten Bands auf Tour. Gibt es eine Band, mit der du unbedingt einmal auf der Bühne stehen willst?

Meine absolute Lieblingsband ist BIFFY CLYRO. Nur wird das wohl nichts mit einer gemeinsamen Tour, wir spielen ja nicht mal die gleiche Musik. Ich habe die 2002 oder so gesehen, da haben sie vor zwanzig Leuten gespielt und jetzt sind die so verdammt bekannt worden! Aber selbst damals fand ich sie schon so toll, ich liebe sie!

Wo denkst du, ist eure stärkste Fanbase und in welchem Land hast du bisher am liebsten gespielt?

Russland! Man muss aber dazusagen, jede Band geht gut ab in Russland. Die Community in Russland ist großartig, es kommen so unglaublich viele Leute zu den Shows, jeder will Merch kaufen oder will ein Meet And Greet oder Singing Sessions haben. Und jeder singt die Songs mit! Die größte Überraschung war aber für mich China. Wir haben nicht damit gerechnet, dass dor überhaupt Leute kommen.

Ursprünglich kommt ihr ja aus einer kleinen Stadt in Schweden. Wie wichtig ist es für die Entwicklung von Bands, woher sie kommen?

Praktisch wäre es natürlich, aus einer Gegend zu kommen, in der Local Bands unterstützt werden und dir vielleicht sogar Proberäume zur Verfügung gestellt werden. Bei uns gab es sowas nicht, wir hatten bei Gabriels Eltern eine Garage als Proberaum, es gab auch einfach nirgends Raum zum Proben. Es gibt manche Gegenden, in denen man auch finanziell unterstützt wird, wenn man zum Beispiel in anderen Ländern oder auf anderen Kontinenten touren möchte. Wir kommen aus einem kleinen Ort, bei uns gibt es sowas nicht, schon gar nicht in finanzieller Form. Schweden ist an sich auch in meinen Augen der schlechteste Punkt, wenn man als Musiker etwas erreichen möchte. Die Lage ist das Problem: Schweden liegt in Europa einfach absolut im Norden. Es kommt schon vor, dass wir 20 Stunden zu einer 30-minütigen Show und danach 20 Stunden wieder nach Hause fahren. Da ist es dann schon stressig als Musiker aus Schweden zu kommen. Gott sei Dank kommen wir nicht aus dem Norden Schwedens!

ADEPT zeichnen sich in meinen Augen durch verschiedene Teile in ihren Songs aus, es ist eine Mischung aus härteren Parts, die ideal für Moshpits sind, und andererseits Teilen, die zum Mitsingen einladen. War das von Anfang an geplant oder ergab sich das im Laufe der Zeit oder durch bestimmte Einflüsse?

Wir wollten immer dynamische Songs schreiben. Auf dem neusten Album wollten wir die härteren Teile einbringen. Jeder Song sollte eine Art Reise darstellen können und besteht aus verschiedenen Teilen. Die Leute wollen halt die härteren Sachen sehen, wenn du auf Tour bist – sie wollen dass du Vollgas gibst und keine Balladen mit dir singen. Man braucht da eine gute Mischung mit einigen guten Songs, die wirklich auf die Zwölf gehen.

Ihr seid gerade auf Tour mit CALLEJON und TAMAS. Wie läuft‘s so? Habt ihr euch zuvor schon gekannt?

Super gut läuft's! Ich habe TAMAS vorher nicht gekannt, aber die sind auch verdammt gut. TAMAS ist ja eigentlich der Name des Sängers. Das hat mich inspiriert: ich will uns jetzt auch umbenennen, in „Robert and Band“, das wäre schön! Mit CALLEJON haben wir ja schon mal 2013 gespielt, da waren AUGUST BURNS RED und ARCHITECS mit dabei. Da haben wir CALLEJON kennengelernt und wir mochten sie direkt. Sie waren supernett zu uns, haben sogar auf uns aufgepasst. Es ist halt schade, dass wir bei der Tour jetzt nur Support auf den Pässen stehen haben…

CALLEJON singen auf Deutsch, warum singst du nicht auf Schwedisch?

Oje! Schwedisch ist so etwa die unbekannteste und seltenste Sprache, die ich kenne. So gesehen wäre es schon ganz cool, auf Schwedisch zu singen, aber eben nur einzelne Teile in den Songs, zum Beispiel mal eine Punchline. Da wären alle so schön verwirrt, weil keiner verstehen würde was wir da singen. Eigentlich könnten wir dann auch Kochrezepte singen und keiner würde das merken. Aber nein, auch wenn wir mal ein paar Zeilen Schwedisch einbauen, wird’s bei Englisch bleiben.

Zurück zum Anfang und dem neuen Album. Ihr habt ja vor ein paar Wochen „Dark Clouds“ online als erste Single veröffentlicht. Im Internet sammeln sich da direkt Kommentare, dass der Song so viel softer und anders ist, als eure bisherigen Songs. Ist da wirklich was dran, war das so geplant?

Das liegt am Ende ganz daran, wie das komplette Album klingt. Wir haben den Song eigentlich schon im April veröffentlicht, mit dem gleichen Video. Doch auch das mussten wir neu veröffentlichen. Das Video vom April hätte jetzt bestimmt um die 300.000 Views und sehr viele gute Kommentare. Aber dann haben wir es eben neu aufgenommen und nicht über unseren Kanal, sondern über den von Napalm Records veröffentlicht. Napalm orientieren sich eigentlich eher an anderen Metal-Genres, also deren Fans sehen jetzt unsere Musik und kommentieren, dass der Song so soft ist. Wir haben den Song ja schon davor veröffentlicht und auch schon live gespielt, also wissen wir, wie ihn die Fans aufnehmen. Wir achten nicht so sehr auf die Kommentare.

Kannst du vielleicht schon irgendwelche Details oder Geheimnisse zum neuen Album verraten? Vielleicht auch, was das Album ausmacht, also was die besonderen Aspekte daran sind?

Wirkliche Geheimnisse auf dem Album gibt es nicht. Wir haben keine Gäste auf dem Album. Es sind sanftere Songs dabei, ein stärkerer Schwerpunkt liegt auf Refrains. Es ist vermutlich das melodischste Album, das wir je gemacht haben. Mehr Refrains, mehr Gitarren, das macht es aus. Wie bei „Dark Clouds“ haben wir auch gesprochene Teile eingebaut. Wir haben sowas ja schon mal versucht, auf den ersten EPs die wir ohne Label gemacht haben. Da hatten wir einige gesprochene Teile, also wir haben uns nie weit von dieser Richtung entfernt. Jedenfalls freue ich mich auf die Reaktion der Leute.

Wir haben schon Ende Dezember, hast du denn Wünsche oder Vorsätze für 2016?

Weniger auf Tour gehen, mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, mehr trinken und danach wieder mehr touren. So in etwa. Wir möchten einfach das weiterführen, was wir bisher gemacht haben. Wir mögen das Touren schon sehr, aber manchmal braucht man auch Zeit mit der Familie.


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