Interview: Myrath (TN) - Zaher Zorgati

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Es war cool, mit Symphony X zu touren. Erst waren sie Idole, jetzt sind sie Freunde. Das findest du nur im Metal.

MYRATH auf Tour, zugleich kam das neue Video zu "Endure The Silence" heraus. Eine Band, die sich langsam den Weg zu den großen Festivals erkämpft und endlich in Richtung der Bekanntheit strebt, die sie auch verdient. Grund genug, sich ein wenig mit Sänger Zaher Zorgati zu unterhalten.

Text: Lisi Ruetz | Fotos: Lisi Ruetz
Veröffentlicht am 11.10.2016

Gerade habt ihr das neue Video zu „Endure the Silence“ herausgebracht. Wie auch im letzten Video zu "Believer“ spielst du da selbst die Hauptrolle. Ist dieses Schauspielern etwas Spannendes für dich? 

Ja, Ich liebe schauspielern. Generell mag ich ich Filme und Kino ohnehin sehr gern. Das ist es auch schon. Es macht mir Spaß. Wenn ich die Möglichkeit habe, es zu tun, warum nicht? Dann bin ich dabei.

Woher kommen die Ideen für die Videos?

Die Ideen kommen von verschiedenen Leuten. Von Elyes, unserem Keyboarder zum Beispiel, oder von Producer Kevin Codfert. Sie bringen ihre Ideen ein, dann fangen wir an, fügen was Neues dazu oder löschen etwas. Und natürlich Ivan, der Director der Musik-Videos. Er ist sehr offen für neue Ideen. Und wenn es etwas zu korrigieren gibt, dann setzen wir uns zusammen und besprechen und entscheiden das gemeinsam. Er ist nicht der Director, der sagt: Ich mach das nur auf meine Art und nur nach meinem Script. Das ist schon ziemlich cool.

Funktioniert das Songwriting denn ähnlich? 

Wir machen alles gemeinsam. Die Songs schreiben wir hauptsächlich zu dritt: Malek, Elyes und ich. Hauptsächlich schreibe ich die melodischen Parts und die Chorusse. Dann gebe ich meine Ideen an Malek weiter, der schreibt die Gitarrenriffs und Rhythmik dazu. Elyes fügt dann noch die ganzen Arrangements dazu, speziell die arabischen und tunesischen Arrangements. Der letzte Schritt ist dann die Supervision von Kevin Codfert. Er ist so etwas wie das westliche Ohr für uns. Er hört sich die Sachen an und gibt uns Ratschläge, auf welchem Weg etwas besser klingt, ob wir etwas weglassen sollen oder wie wir etwas besser machen können. Natürlich bringen auch der Drummer und der Bassist ihre Ideen mit ein und würzen das ganze sozusagen mit ihrem eigenen Geschmack. Und das ist so in etwa der Prozess des Songwritings. Wir sind nicht diese One-Man-Band, wo einer alles macht und die Entscheidungen trifft. 

Schreibst du die Lyrics alle selbst? 

Ich habe einige Ideen. Ein langjähriger Freund von uns, Aymen Jaouadi, ein Tunesier der in Frankreich lebt – so wie Elyes zum Beispiel auch – hat seit dem "Hope"-Album immer nach Absprache mit uns unsere Lyrics geschrieben. Er fragt uns nach unseren Ideen und Themen, die wir aufgreifen wollen, und dann wird das gemeinsam aufgebaut. Für das nächste Album habe ich mir aber vorgenommen, die Lyrics selbst zu schreiben. Nicht komplett, der musikalische Teil wird im Team geschrieben wie bisher auch. Aber die Lyrics möchte ich schon selbst in Angriff nehmen.

Bezüglich "The Unburnt": Game of Thrones-Fan? 

Ja. Natürlich Game of Thrones-Fan. Für immer! Ich glaube, jeder Metal-Fan ist Fan dieser Serie. Es ist eine unglaublich tolle Serie. Wir wollten etwas dieser Serie widmen, die wir alle lieben. Also haben wir den Song Khaleesi gewidmet. Wir wollten ja immer so etwas machen, aber sowas in Richtung Mittelalter passt halt nicht zu uns. 

Hast du auf dem neuen Album so etwas wie einen Lieblingssong? 

Ja, es gibt drei Songs, die etwas Besonderes für mich sind. „Get your freedom back“, auf alle Fälle. Und natürlich "Duat", weil ich den Song auch selbst geschrieben habe und er für mich persönlich auch sehr wichtig ist; wegen der Melodien, die ich geschrieben habe, hatte ich eine sehnsüchtige Inspiration den Song fertig zu machen. Vielen Dank an alle, die da mitgearbeitet haben, für mich ist der Song ein Meisterwerk, mehr als "Believer", der ja eher kommerziell ist. Und der Dritte ist "Nobody's lives". Diese drei Songs sind für mich persönlich die besten auf dem Album.

Eine Tour mit SYMPHONY X, Epic Fest und Loudpark, Headliner-Tour… Hättest du dir gedacht, dass ihr das alles erreichen und erleben würdet, als ihr angefangen habt, das Album zu schreiben? 

Erst einmal war es richtig cool für uns, mit einer Band wie SYMPHONY X zu touren. Sie waren immerhin Idole und jetzt sind sie Freunde. Das ist die Magie im Metal. So etwas findest du nicht bei Justin Bieber und Miley Cyrus, das gibt’s nur im Metal. Und ja, wir fangen an, große Festivals zu spielen, das ist großartig. Bei Prog Power US spielen wir ja als Co-Headliner. Bei LOUDPARK spielen wir dagegen um 12 Uhr mittags. Es ist eine riesige Sache, beim Loudpark dabei zu sein, aber wir fliegen für 30 Minuten Spielzeit bis nach Japan. Für mich persönlich – ich spreche hier nicht für die Band, nur für mich – ist das der kleine Wermutstropfen an der Sache. Natürlich wäre es besser, wenn wir eine ganze Stunde spielen könnten, aber das passt schon so. Wir werden denen in den 30 Minuten richtig MYRATH-Magic zeigen. Es wird immerhin das erst Mal sein, dass sie unseren Sound live hören und erfahren werden. Und vielleicht spielen wir dann nächstes Jahr wieder am Epic Fest oder Loudpark und sichern uns dann auch einen besseren Spot. Warum dann nicht auch Hell Fest oder Download oder Wacken? Wer weiß das schon? Das werden wir noch sehen. Persönlich hoffe ich natürlich immer auf große Festivals und gute Spots, weil ich denke, dass das, was wir machen, etwas ist, das sonst eben keiner macht.
Es gibt hunderte von Genres und tausende von Bands, die recht ähnlich klingen oder ähnliche mittelalterlich angehauchte Thematiken aufgreifen. Was mich stolz macht, ist, dass wir wie keine andere Band klingen. Da es aber in der Musikindustrie in Tunesien sehr schwer ist, und es auch kaum Unterstützung gibt, müssen wir natürlich härter arbeiten als viele andere Bands. Es gibt viele Leute, die zu uns kommen und sagen: Es ist eine Schande, dass ihr nicht bekannter seid. Ihr verdient viel mehr, ihr solltet viel bekannter sein. Aber ich glaube, das kommt noch. Das ist okay so. Es ist eben harte Arbeit. Das was amerikanische oder europäische Bands in einem Jahr erreichen, dafür brauchen wir drei Jahre. Und das ist nicht wegen unserer Musik, sondern aufgrund unserer Herkunft und wer wir sind. Das ist das Problem in der Industrie. Aber es gibt einige coole Typen und gute Labels im Business. Wir haben glücklicherweise einen tollen Producer, der uns pushed und auch unsere Fans sind großartig. Ich glaube, dass wir bald größere Erfolge erreichen werden, weil wir nicht künstlich oder aufgesetzt sind. Wir machen keinen kommerziellen Shit, unsere Musik kommt von Herzen (der Beweis wurde bei diesen Konzerten erbracht).
Deshalb ist auch die Inspiration sehr wichtig. Wenn wir die haben, können wir tolle Musik machen. Wenn nicht, dann lassen wir es. Wenn wir wirklich wollten, könnten wir wahrscheinlich ein Album auch innerhalb von zwei Monaten schaffen, aber wenn die Inspiration fehlt, es Probleme gibt und unsere Gedanken woanders sind, geht das nicht. Das letzte Album „Legacy“ brauchte drei oder vier Jahre, weil wir uns Zeit genommen haben, es zu perfektionieren und dann erst herauszubringen.

 


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