Interview: THUNDER - Luke Morley

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I think it’s good to learn from previous mistakes, but life is way too short to have regrets.

Seit ihrer zweiten Wiedervereinigung befinden sich THUNDER zumindest in ihrem Heimatland auf einem Höhenflug. Woran es lag, dass sich der Erfolg der Band in anderen Ländern in Grenzen hielt und noch einige weitere Themen bespricht Gitarrist und Songwriter Luke Morley. (German and English Version)

Veröffentlicht am 23.04.2017

Gratuliere zu eurem neuen Album, "Rip It Up" [Review]! Mit "Wonder Days" habt ihr vor zwei Jahren ein starkes Comeback-album veröffentlicht und nun habt ihr es geschafft eines herauszubringen das mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser ist.

Danke. Wir sind sehr zufrieden damit.

Was ist dein Lieblingssong auf "Rip It Up" und warum?

Ich habe keinen bestimmten Favoriten. Ich denke, die Songs funktionieren gut zusammen im Kontext des Albums, also ist es schwer einen herauszupicken.

Ihr habt ein paar kurze, aber interessante "track by track" Videos auf eurer Website hochgeladen.
Was die Texte betrifft, sind eure Songs eine ausgewogene Mischung verschiedener Themen, von Liedern über Beziehungen, persönliche (aber universelle) Erfahrungen, von Leuten die ihr kennt inspirierte Geschichten, bis hin zu Tony Blair und dem phone hacking scandal [von News International]. Suchst du bewusst nach einer weiten Bandbreite an Themen, oder wirst du einfach durch das inspiriert das dich zurzeit beschäftigt?

Es geht um was auch immer gerade durch meinen Kopf geht, während ich schreibe. Ich lege mir wirklich keinen Plan zurecht. Ich werde immer durch alles motiviert zu schreiben, was in mir eine gewisse Reaktion oder ein Gefühl hervorruft.

Ebenfalls zum Prozess des Songwritings: Bist du jemand, der sich hinsetzt und zu Schreiben beginnt wenn ihr neues Material braucht, oder schreibst du Songs wann auch immer du in der Stimmung dazu bist?

Ehrlich gesagt, schreibe ich wann immer ich kann. Ab und zu nehme ich mir aber auch mal eine Auszeit , da es wichtig ist nach intensiven Perioden des Schreibens und Aufnehmens neue Energie zu tanken!

Ihr sprecht auch offen über den Einfluss von Interpreten wie STEELY DAN, David Bowie, Iggy Pop und LED ZEPPELIN auf bestimmte Songs. Obwohl man diese Einflüsse hören kann, klingen eure Lieder nie nach Plagiaten, da ihr es schafft sie so in euer eigenes Material einzuarbeiten, dass das Resultat originell klingt.
Was würdest du sagen, welche Musiker haben dich am meisten inspiriert (nicht nur auf diesem Album, sondern generell)?

Zu viele um sie hier aufzuzählen! Ich schätze, zu den wichtigsten Einflüssen gehören jene britische Interpreten mit denen ich aufgewachsen bin – THE BEATLES, T.REX, LED ZEPPELIN, Bowie, THE KINKS, CREAM, FREE etc., obwohl, als Teenager habe ich begonnen mehr amerikanische Musik für mich zu entdecken – THE BEACH BOYS, Nils Lofgren, THE DOOBIE BROTHERS, STEELY DAN, Tom Petty etc.

In "The Enemy Inside" singst du über deinen innreren Dämonen, der dich dumme Sachen machen läßt, die du später bereust. Wann hat dein innerer Dämon das letzte Mal zugeschlagen?

Letzte Nacht! Ich hätte die letzte Flasche Wein besser nicht trinken sollen…

"In Another Life" handelt von verpassten Gelegenheiten. Bist du jemand, der auf solche auch Jahre später noch zurückblickt, oder bereust du nie etwas?

Ich denke, es ist gut aus Fehlern zu lernen, aber das Leben ist viel zu kurz um zu bereuen – wir schleppen alle genug Ballast mit uns herum wenn wir in unseren 50ern sind, auch ohne Dinge zu bereuen!

THUNDER hatte niemals für die Band "typisches" Artwork. Die letzten beiden Cover scheinen nostalgische Gefühle zu evozieren. Im aktuellen harmoniert der antike Spiegel mit dem verblassten grauen Bild, aber warum befindet sich auch ein Totenkopf mit floralem Muster darauf?

Da müsstest du Magnus Gjoen fragen, der das Artwork entworfen hat! Uns gefiel der Gegensatz des Totenkopfes, der normalerweise in Verbindung mit Rockmusik als Macho-/Gruselsymbol gilt, und den Blumen, die etwas Feinsinnigeres und Tiefgründigeres repräsentieren. Wir glauben, dass sind Qualitäten, die Leute oft in unserer Musik vermissen und das Bild auf dem Cover drückt das auf seine eigene seltsame Weise aus.

Wie viele Alben mit weißem Label habt ihr signiert und wie viele Stunden hat es gedauert sie zu personalisieren?

Hunderte! Ich glaube, wir haben ganze sieben Stunden am Stück durch signiert. Das war ein langer Tag!

"Rip It Up" ist auch als Musikkassette erhältlich. Verkaufen sich Kassetten heute noch immer, oder gab es da ein kleines Comeback in den letzten Jahren?

Um ehrlich zu sein denke ich, die Kassette war eher ein Marketinggag. Ich vermute unsere jüngeren Fans wissen nicht einmal was eine Kassette ist! Der Typ der uns bei Verkaufsangelegenheiten berät hat es vorgeschlagen und wir dachten das könnte lustig sein!

Wie schlägt sich das Album in den UK Charts?

Sehr gut, danke. Es ist in den nationalen UK Charts auf Platz 3 eingestiegen, unser höchster Einstieg seit 1992 und es verkauft sich noch immer gut.

Im UK seid ihr immer ziemlich erfolgreich gewesen, wo sowohl eure Alben als auch Songs in den Charts recht gut abschneiden, aber leider nicht so sehr außerhalb des Landes. Woran glaubst du liegt das?

Ich glaube, es liegt wahrscheinlich daran, dass wir außerhalb des UK nicht genug getourt haben. Von den Mainstreammedien haben wir nie irgendwo viel Unterstützung erhalten, also ist auf Tour zu gehen die einzige Möglichkeit sich einen Namen zu machen und wir müssen mehr, und an so vielen Orten wie möglich touren!

Glaubst du, dass es vielleicht auch am Timing lag, da die Hard und Heavy Rock Szene in den USA, durch den Aufstieg von Grunge und Alternative Rock, einen ziemlich drastischen Wandel durchlief?

Ich glaube, das hat uns sicherlich nicht geholfen in den USA, aber es macht keinen Sinn sich darüber noch den Kopf zu zerbrechen. Ich denke, wenn wir in den USA getourt hätten, hätten die Dinge anders verlaufen können, aber so ist das Musikbusiness nun mal!

Du, Danny und Gary hattet, vor der Gründung von THUNDER, unter dem Namen TERRAPLANE schon zwei Alben veröffentlicht. Wieso habt ihr den Namen der Band geändert? Was ist der Unterschied zwischen THUNDER und TERRAPLANE?

TERRAPLANE fühlte sich wie unsere Lehrzeit im Musikbusiness an. Das ermöglichte uns den Luxus viel zu lernen und Fehler zu machen, was uns zweifelsohne sehr half als wir THUNDER gründeten. THUNDER ist das Resultat unserer gemeinsamen musikalischen Einflüsse und wir machen Musik ohne uns zu sehr darüber Sorgen zu machen, ob sie den Leuten gefällt. THUNDER ist TERRAPLANE minus der Angst etwas falsch zu machen!

Euer Debütalbum "Back Street Symphony" (veröffentlicht 1989) wurde vom ex-DURAN DURAN Gitarristen Andy Taylor produziert [dessen erstes Soloalbum 1987 zufälligerweise auch "Thunder" hieß]. Wie ist es dazu gekommen?

Als wir mit THUNDER anfingen, wollten wir einen Produzenten der wirklich verstand was wir taten und Andy Taylor war diese Person! Tatsächlich kam der Vorschlag von unserem damaligen Buchhalter, der zufälligerweise auch Andy Taylor vertrat. Ich traf ihn, wir verstanden uns auf Anhieb und schrieben schlussendlich ein paar Songs zusammen, die dann auch aufs erste Album kamen.

Wie war das Arbeiten mit Andy? Leute die nur ein paar DURAN DURAN Songs kennen, halten sie lediglich für eine Popband, aber im Herzen ist Andy ja ein Rocker.

Ich war kein großer Fan von DURAN DURAN, aber ich bewunderte THE POWER STATION – großer Gitarrensound, mächtige Drums und ein großartiger Sänger waren Elemente die man mit THUNDER gemein hatte. Andy Taylors größter Beitrag war es, uns "mehr" zu uns selbst zu machen – Danny wurde mehr zu Danny, ich wurde mehr Luke, etc. Sein Haupteinfluss den er auf uns hatte machte uns sehr viel selbstbewusster und ließ uns an uns selber glauben, und das war etwas, das wir nach der Erfahrung mit TERRAPLANE dringend benötigten.

1999 gab die Band das erste Mal bekannt, dass sie in den Ruhestand ginge und 2009 hattet ihr euch wieder getrennt. Glaubst du ihr werdet euch 2019 wieder auflösen oder hoffst du, dass dieses mal der 10-Jahre Fluch nicht eintritt?

Solange wir 2019 noch alle am Leben sind, werden wir alle glücklich sein! Ich hoffe doch, dass wir 2019 noch gemeinsam weitermachen!

Während eurer Pausen seid ihr anderen Projekten nachgegangen.

Ja. Wir mussten ja noch immer Rechnungen bezahlen!!

Ist deine andere Band, THE UNION, noch aktiv oder auf Eis gelegt?

THE UNION ist derzeit nicht aktiv, weil ich nicht genug Zeit habe um in beiden Bands zu sein und Peter [Shoulder] verfolgt momentan seine Solokarriere. Wenn es sich zeitlich ausgeht, geschieht da noch was in der Zukunft, der Wille etwas zu tun ist bei uns momentan vorhanden.

Im April seid ihr in Kontinentaleuropa auf Tour. Ihr spielt zwar nicht in Österreich, aber es gibt eine Show in der Schweiz und fünf in Deutschland. Es gibt "meet & greets", aber ihr verlangt nichts dafür, stattdessen konnten sich Kartenbesitzer auf eurer Website bewerben und wurden dann zufällig ausgewählt. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Aftershow ‘meet & greets’ haben wir schon seit dem allerersten Gig der Band gemacht und es war immer etwas das wir gerne tun. Ich glaube, es geht zurück auf die Zeiten als das Publikum noch sehr klein war und wir dachten wir könnten sie doch alle kennenlernen! Selbstverständlich ist es nicht möglich jeden kennenzulernen der heutzutage zu einem Gig kommt, also haben wir das Auswahlverfahren nach Zufallsprinzip.

Nachdem es heißt, diejenigen mit "meet & greet" Pass können an der Aftershow teilnehmen, ist die Annahme richtig, dass es sich dabei nicht nur um ein einminütiges Treffen handelt, mit Händeschütteln und einem schnellen Foto oder Autogramm und dann sagt man ihnen sie sollen abhauen, wie es viele enttäuschte Fans (die oft ziemlich viel Geld dafür bezahlt haben) von ihren "meet & greet" Erlebnissen mit anderen Bands berichten?

Wir versuchen unsere Aftershows so informell wie möglich zu halten und wir unterhalten uns mit allen dort so lange es geht. Wie viel Zeit variiert natürlich von Veranstaltungsort zu Veranstaltungsort, aber wir wollen nicht, dass sich die Fans fühlen als wären sie schnell abgefertigt worden.

Wir haben auch VIP Tickets für manche unserer Shows, für die wir etwas verlangen und die es den Fans ermöglichen uns beim Soundcheck zuzusehen, sowie frühen Einlass sobald sich die Türen öffnen, damit sie ganz nach vorne kommen können, wenn sie es wollen. VIPs leisten uns auch bei der Aftershow Gesellschaft. Dafür müssen wir Geld verlangen aus Personalgründen, aber wir versuchen die VIP-Gebühr im Vergleich zu anderen Musikern kostengünstig zu halten.

Was ist deine liebste Tourerinnerung?

Zu persönlich um hier darauf einzugehen! Die besten Dinge habe ich wahrscheinlich vergessen!

Was hoffst du wird die Zukunft für THUNDER bringen?

Ich hätte gerne das wir weiter gute Alben machen und so viel touren wie wir nur können. Alles andere ist eine Zugabe.


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