Interview: Zemial - Vorskaath

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Ich gebe lieber ein eigenes Statement ab, als zu klingen wie ein weiterer Klon eines momentan angesagten Trends. Darum geht es bei Musik einfach nicht!

Zemial existieren bereits seit den frühen Tagen des Black Metal Zirkus. Die Band hat sich definitiv entwickelt in diesen beinahe 20 Jahren, wurde aber nie mit der verdienten Aufmerksamkeit belohnt. Mastermin Vorskaath hatte dementsprechend auch viel zu erzählen, und gewährte uns Einlass in seine Gedankenwelt.....

Text: El Greco
Veröffentlicht am 24.02.2008

Hallo Vorskaath! Wärst du bitte so freundlich, uns deine Band ZEMIAL kurz vorzustellen?
Hallo, mein Freund! ZEMIAL gibt es seit 1989 und wir sind immer noch aktiv. Nächstes Jahr feiern wir unser 20jähriges musikalisches Jubiläum. Für etwaige Details über Musiker, die im Laufe der Zeit als Bandmitglieder fungierten und anderen Dingen, die in dieser langen Zeitspanne passiert sind, seid ihr herzlich eingeladen unsere MySpace Seite zu besuchen: www.myspace.com/zemial

Ich muss dir gratulieren! Euer letztes Album „In Momentum“ wurde mit 4,5 Punkten bedacht. Nachdem ich andere Reviews zu dieser Platte gelesen habe, war ich doch sehr beeindruckt: Fast alle Schreiber scheinen meine Meinung zu teilen. Warst du zufrieden mit den Reaktionen der Presse? Wie wichtig sind dir solche Reaktionen?
Ich bin froh, dass du das Album genossen hast! Ja, ich war wirklich zufrieden mit den Reaktionen der Presse und der Fans! Diese Veröffentlichung scheint jene gewesen zu sein, die ein größeres Publikum erreicht hat. Auch wenn wir einige Risiken eingegangen sind, scheint es sich gelohnt zu haben, da die Fans und die Kritiker es zu schätzen wissen!
Normalerweise beschäftigen mich Reviews nicht so, da sie nur die Meinung einer Person sind, unabhängig davon wie sie ist und von wem sie stammt. Natürlich hat jeder das Recht seine eigene Meinung zu haben! Aber wenn die Reviews einstimmig gut sind (ich habe nicht ein einziges schlechtes Review vernommen) stellt mich das natürlich sehr zufrieden, da ich dann weiß, dass unsere musikalische Botschaft tatsächlich verstanden wurde!

Welchen Song auf “In Momentum“ magst du am meisten? Hast du einen Favoriten?
Der Titelsong („In Monumentum) ist mein Favorit, dicht gefolgt von „For a Fallen One“!

Soweit ich weiß, gab es ja einige Probleme beim Vertrieb der Platte. Wo können die Fans das Album (oder auch ältere Alben von euch) kaufen? Sind sie noch verfügbar?
Wir haben “In Momentum“ selbst veröffentlicht und vertrieben. Bis jetzt haben wir (inklusive der LP Version) ca. 3500 Stück verkauft. Der Vertrieb gelang in vielen europäischen Ländern, den USA und Australien. Dies alles selbst zu leiten hat natürlich den Vorteil, dass die Band selbst sich um jene Dinge kümmern kann. Die ZEMIAL Veröffentlichungen bzw. das Merchandise sind bei mir direkt erhältlich – auf unserer myspace Seite findet man Informationen über die Verfügbarkeit der einzelnen Artikel.
Momentan ist die CD “In Momentum“ noch auf Lager. Zudem gibt’s noch einige Exemplare der Picture Vinyl und einige Merchandise Artikel zu erstehen. Wir planen nun den gesamten Backkatalog auf CD und auch auf Vinyl wieder zu veröffentlichen. Den Anfang macht dabei die Face of the Conqueror/Necrolatry CD (inklusive neuem Layout), woraufhin einige Vinyl ReRelases folgen werden!

Eine eher allgemeine Frage: Was bedeutet Black Metal heute für dich?
Eigentlich nicht mehr viel….

Auch wenn ihr auf eurer myspace Seite QUORTHON und HELLHAMMER als Einflüsse eingegeben habt, denke ich eigentlich, dass ZEMIAL typisch griechisch klingt. Bands wie ROTTING CHRIST, SEPTIC FLESH, VARATHRON und eben ZEMIAL haben immer anders bzw. einzigartig geklungen. Stimmst du mir zu? Gibt es da eine Art Masterplan, oder sind griechische Bands einfach stolz darauf anders als der Rest zu klingen?
Danke für deine netten Worte! Obwohl BATHORY und CELTIC FROST/HELLHAMMER mich beeinflusst und inspiriert haben, war es nie mein Ziel sie zu kopieren oder wie sie zu klingen. Ganz und gar nicht! Es war das Gefühl, das ich verspürte als ich deren Musik lauschte – dieses Gefühl hat mich inspiriert solch eine Musik wie mit ZEMIAL zu machen! Musikalisch unterscheiden wir uns eindeutig von diesen Bands, denke ich.
Ich bin auf jeden Fall stolz darauf „anders“ zu klingen! Definitiv! Ich gebe lieber ein eigenes statement ab, als zu klingen wie ein weiterer Klon eines momentan angesagten Trends. Darum geht es bei Musik meiner Meinung nach einfach nicht.

Was denkst du über die griechische Metal Szene allgemein, bzw. über die griechische Black Metal Szene?
Ich denke, wir haben wirklich eigenständige Musik produziert in den späten 80er und frühen 90er Jahren. Aber da ich die Entwicklung der Szene nicht mehr verfolge, gebe ich lieber keinen weiteren Kommentar darüber ab.

Du bist 2006 nach Deutschland gezogen. Gab es dafür musikalische Gründe? Wird der mitteleuropäische (bzw. evt. sogar österreichische) Markt in Zukunft euer Fokus sein?
Deutschland ist in geographischer Hinsicht der perfekte Ort für eine Band, und die Deutschen scheinen Leute zu sein, die die meisten musikalischen Stile ganz abseits von Trends akzeptieren. Deshalb geht wohl auch jede Band in Deutschland auf Tour wenn eine solche ansteht. Da ich eben Musiker bin, ist Deutschland wirklich der beste Ort für mich. Zudem hab ich bereits sehr viel Unterstützung von deutschen Fans, die sehr glücklich damit zu sein scheinen, dass ZEMIAL nun in ihrem Land stationiert sind. Österreich und auch der Rest von Europa sind uns natürlich auch wichtig. Dort will ich – wie in Deutschland – eine Fanbasis aufbauen. Ich bin zurück in Europa um weiterhin Musik machen zu können, und ich bin glücklich in jedem Land und vor jedem Publikum zu spielen, das gute Musik genießt!

Können die österreichischen Fans sich in naher Zukunft auf Auftritte von euch freuen?
Nachdem wir unser nächstes Album „NYKTA“ aufgenommen und veröffentlicht haben, wollen wir erneut in Europa auf Tour sein. Wir hoffen wirklich, dass wir es dann wieder nach Österreich schaffen! Letztes Mal, als wir in Wien spielen konnten, hatten wir dort wirklich eine gute Zeit! Leider sind meine Kontakte in Österreich eher überschaubar. Wenn also Leute interessiert sind daran uns in Österreich zu sehen und dabei helfen können shows zu organisieren, dann meldet euch bei uns!

Eine Frage, die ich mir selbst immer stelle, wenn ich ZEMIAL höre: Ist es nicht verdammt schwierig live zu singen und gleichzeitig Schlagzeug zu spielen?
Nicht, wenn ich das ZEMIAL Material spiele! Ich übe den Gesang nie bei Proben für ZEMIAL! Ich versuche nur, mir die Texte zu merken, und hoffe, dass mein Körper die Drum parts so gut eintrainiert hat, dass ich mir darüber keine Gedanken mehr machen muss. Ich beobachte sozusagen meinen Körper, wenn er spielt. Das erlaubt mir auch eine gewisse Unabhängigkeit beim Gesang.
Die Vocal lines verhalten sich immer komplementär zum Rhytmus, der vom Rest meines Körper gespielt wird. Doch auch wenn die Vokalrhytmen contra synkopiert oder poly-rhytmisch sind, stehen sie in direktem Bezug zum Rest des Körper. Ungefähr so wie Teile eines Puzzles!
Manchmal entsteht das Problem, dass das Gesangs Mikrophon den Klang der Snare oder der cymbals ebenfalls übernimmt und verstärkt. Dies ist natürlich nicht erstrebenswert. In Zukunft plane ich head-set Mikros zu verwenden, die mir erlauben werden meinen Körper freier zu bewegen, da mein Gesicht dann nicht mehr beim Mikro kleben muss. Dies wird sicherlich die Gesangsproduktion bei live shows verbessern!


Die Themen bei ZEMIAL sind sehr unterschiedlich im Vergleich zu z.B. den typsichen, lyrischen Inhalten der skandinavischen Bands. ZEMIAL zielt öfter auf historische, oder sogar dunkle, melancholische Thematiken ab. Wie gehst du an diesen Prozess ran? Hast du einen bestimmten Plan bevor du die Texte schreibst, oder ist das eher ein dynamischer, spontaner Prozess?
Ich hab da verschiedene Methoden versucht. Früher hab ich mir die Zeit genommen explizit Ideen zu sammeln um dann die Texte zu verfassen. Später bekam ich Inspiration durch ganz unterschiedliche Situationen. Aus diesem Grund trug ich immer einen Block mit mir herum, weshalb ich viele Texte während Reisen verfasst habe. Dort konnte ich meine Umgebung komplett ausklammern, und sozusagen eine innere Quelle mobilisieren, die sehr schnell zu fließen begann. Bei “In Momentum“ hab ich die Texte unter großem Druck verfasst, weil wir das Album eigentlich komplett aufgenommen hatten, aber noch keine Texte verfügbar waren. Deshalb hab ich mich im Studio verschanzt mit einigen Büchern, die ich als Inspiration herangezogen hab, und hab so viel wie möglich geschrieben. Danach hab ich den großen Anteil an Ideen etwas eingeschränkt, und konnte mit Hilfe der vorhandenen Musik, die Vokalrhytmen und den dazu passenden Text verfassen. Dies hat sehr gut funktioniert, erwies sich aber als sehr schwer.

Nun bist du als aktiver Teil der Metal Szene seit über 17 Jahren aktiv. Wann und wie wurdest du zu einem Mitglied dieser Subkultur? Wie hat sich deine Identität als Subkulturmitglied entwickelt?
Tatsächlich sinds schon 19 Jahre. Seit einem sehr, sehr jungen Alter war ich vernarrt in Metal, da meine älteren Cousins bereits so um 1980 Fans von Rock und Metal waren, und uns daraufhin alles wissenswerte über BLACK SABBATH, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST etc. erzählt haben. Mein Bruder und ich waren davon schnell fasziniert und so fügte sich eines ins andere. Eine ganze Kindheit und Teenager Zeit voll von Rock und Metal! Allerdings hat mich meine Liebe zur Musik dazu gebracht,
selbst welche zu machen, und nach immer mehr unterschiedlichen Stilen zu suchen, solange bei jenen Emotionen und Intellekt eine Rolle spielen. Heute höre ich wenig Metal, sondern hauptsächlich Prog Rock, klassische Musik, Jazz und Hybridformen dieser Stile.

Auf eurer myspace Seite hast du ein unmissverständliches Statement abgegeben, wonach ihr keine Leute aus „extremen politischen Lagern“ unterstützen wollt. Denkst du, dass die Politik eine große Gefahr für die Metal Szene darstellt? Hattest du in der Vergangenheit ein Problem mit politisch motivierten Musikern?
Nun, da muss ich kurz etwas klarstellen: Grundsätzlich hat jeder das Recht auf eine politische Meinung und darf sie demnach auch publik machen. Auch durch Musik!
Ich teile die deutsche Mentalität nicht, wonach man Politik und Musik strikt trennen muss aufgrund von Deutschlands Vergangenheit. Junge Deutsche werden gelehrt nicht über Politik zu sprechen. Dieses Phänomen ist sicher einzigartig, da die Deutschen nun mal extrem gelitten haben was den zweiten Weltkrieg anbelangt. In anderen Ländern haben die Bürger eine nach außen getragene politische Meinung, die ihren Lebensstil reflektiert.
In den 70er Jahren gab es in Italien eine ganze Bewegung von jungen Leuten, die somit ihre Botschaft zu den einfachen Leuten trugen. In Griechenland war dies ebenso der Fall. In Zeiten der politischen Schwierigkeiten wurden Botschaften des Friedens (die eben auch mit Politik zu tun haben) über die Musik zu den Menschen gebracht. Wir haben das Recht auf freie Meinungsäußerung, und dies inkludiert auch die Freiheit des musikalischen Ausdrucks.
Aber, wenn einige Gruppen mit politischer Macht (egal von welcher Seite) die Ausdrucksfreiheit des Künstlers unterdrücken und eine Situation damit schaffen, die auf den Künstler Einfluss hat, dann ist dies nicht akzeptabel!
Zudem unterstütze ich in keinster Weise extreme politische Ansichten! Also nicht einfach politische Ansichten, sondern extreme Sichtweisen! Da ist es völlig gleichgültig von welcher Seite sie kommen, da Extremismus immer kontraproduktiv ist und gegen die zivilisierten Werte der Gesellschaft sind, für die wir seit der Antike zu kämpfen versuchen. Extremisten agieren durch Mittel wie Angst, Ignoranz und repräsentieren somit das schlechteste der Gesellschaft. Punkt!
Da ich dies kategorisch ablehne, erlaube ich auch keine extremen, politischen Ansichten auf meiner Website, völlig egal ob sie von rechts, links oder vom Zentrum kommen.

Was denkst du über „file sharing“? Bist du dafür oder dagegen? Bitte begründe deine Antwort!
Ich bin dagegen! Ich lebe vom Verkauf meiner Musik und zu wissen, dass es Leute gibt, die meine Musik verkaufen und sich damit an meiner harten Arbeit bereichern ist natürlich ärgerlich und würde niemanden besonders erfreuen, wenn er sich in dieser Situation befinden würde.
Freie Downloads oder trading sind wiederum Sachen, die mir wiederum nichts ausmachen. Es gab mal eine Zeit in der „trading“ die einzige Chance war als junger Teenager zu einer solchen Musik zu kommen. Ich versuche, unsere Veröffentlichungen bewusst zu niedrigen Preisen zu verkaufen (“In Momentum“ kostet z.B. nur 10 €), um es den Fans möglich leicht zu machen sich das Original zu kaufen, was natürlich sowohl für mich als auch für die Fans besser ist! Ich selbst trade oder downloade keine Musik. Wenn ich online oder durch Freunde an Musik gelange die mir gefällt, dann kaufe ich die offizielle Veröffentlichung!

Die berühmten letzten Worte…. Gibt’s noch was, das du den österreichischen Fans mit auf den Weg geben willst?
Danke an alle die uns geschrieben haben! Wir möchten definitiv nach Österreich zurückkehren und dort unsere Fanbasis entwickeln. Wenn ihr Musik mögt, die etwas mehr Tiefe hat, als das Streben eines Fans sich eine Gitarre zu schnappen und damit zu klimpern, dann checkt unsere Musik!

Danke für das Interview und viel Glück in der Zukunft!
Danke für deine Zeit und dafür, dass du Musik unterstützt, die abseits jeden Trends ist!


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