Interview: Ekpyrosis - Christian Gruber

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Wir wollen einfach keine Zeit mehr vergeuden und auf Antworten von Plattenfirmen warten.

Ekpyrosis haben kürzlich ihr fünftes Werk "All You Can Eat" als Doppel-CD in Eigenregie veröffentlicht. Lest wie es dazu kam, und was die Band sonst noch Interessantes über ihre Geschichte zu berichten weiß.

Text: Django
Veröffentlicht am 23.01.2009

Hallo Christian! Vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst, unsere Fragen zu beantworten. Für alle, die euch noch nicht kennen: kannst du die Band kurz vorstellen und euren Werdegang schildern?

Hallo! Wir sind EKPYROSIS aus der Steiermark! Wir, das sind Thomas Prethaler (Vocals, Bass), Mario "Luis“ Scheiber (Guit., Backing Voc.), Richard Edlinger (Keybords), Helmut Winter (Drums) und meine Wenigkeit Christian Gruber (Vocals, Guit.)
Unseren gesamten Werdegang hier zu schildern, würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Daher werde ich versuchen, mich bei dieser Frage so kurz wie möglich zu halten.

Philosophie: Der Begriff EKPYROSIS stammt aus der griechischen Mythologie und wurde vom großen Philosophen Heraklit von Ephesos geprägt.
Wörtlich übersetzt bedeutet das Wort "ausbrennen"; tatsächlich gemeint ist der Kreislauf in dem die Erde aus dem Feuer entsteht und auch dorthin wieder zurückkehren wird.

Musik: Ausgeklügelte Arrangements, harte Power-Riffs, mehrstimmiger Gesang und melancholisch schöne Akustikpassagen.

Texte: Das Spektrum der EKPYROSIS-Songtexte reicht von bizarr-surrealistisch bis zeitbezogen-sozialkritisch. Den Musikern liegt daran, klare Statements abzugeben. So erteilen sie etwa Ausländerfeindlichkeit eine klare Absage und erklären sich mit unterdrückten Minderheiten solidarisch.

Die Gruppe EKPYROSIS wurde 1988 von mir, meinem Bruder Martin Gruber (von ihm stammt auch unser Schriftzug), Stefan Ebner, Markus Kronsteiner und Helmut Winter gegründet. Nach dem Ausstieg von Martin Gruber und Stefan Ebner wurde Ende 1990 Markus Reichl als Gitarrist dazugewonnen. Im Frühling 1998 wurde Richard Edlinger (Keybords) als fünftes Bandmitglied aufgenommen. Im Frühling 2002 verließen Markus Kronsteiner (Bass) und Markus Reichl (Guit) aus persönlichen Gründen die Band. Im August 2002 wurden sie durch Thomas Prethaler (Bass) und Mario "Luis“ Scheiber (Guit.) ersetzt.

In den 20 Jahren Bandgeschichte wurden bislang 2 Demo-Tapes "Alone“ (1991) und "Eternal Darkness“ (1992), sowie 5 Studio-Alben "The Last & Only“ (Eigenprod.1995), "Grey“ (Sledgehammer/Radiation/Nuclear-Blast 1999), "After War“ (Mausoleum-Records 2003), "Irrational“ (Eigenprod.2005), und unser aktuelles Doppel-Album "All You Can Eat“ (Eigenprod.2008) veröffentlicht.

Wir spielten Support-Gigs für Acts wie Deep Purple, Helloween, Kreator, Kingdom Come, Skyclad, Metal Church, Gotthard, Paul DI’Anno, Machine Man, Destruction, Dissection, Caliban, Heaven Shall burn, Sonata Arctica....ja und sogar einmal vor Dr. Kurt Ostbahn!

Ein weiteres Highlight war eine Promotion-Tour durch Venezuela, wo wir einige Radio-Auftritte absolvierten, und eine TV-Aufzeichnung gemacht wurde.

So, ich hör jetzt sofort auf, da diese Antwort schon wieder viel zu lange geworden ist, und ihr ja sowieso unsere Band-Biographie auf www.ekpyrosis.com genauestens nachlesen könnt.

Wo seht ihr eure Einflüsse? Und woher nehmt ihre eure Inspiration, sowohl musikalisch wie auch lyrisch?

Wir sind fünf sehr unterschiedliche Charaktere, die auch sehr unterschiedliche Musik hören. Dazu kommt noch, dass der Altersunterschied in der Band auch beachtlich ist. So haben wir eine ganz interessante Mischung wie ich meine. Es ist von allem etwas dabei. Daher kann unsere Musik auch nicht so leicht kategorisiert werden. Die Inspiration für einen Song oder Text hat man, oder hat man nicht. Man muss einfach seine Sinne schärfen und die Augen auf unserem Planeten offen halten.

Wer ist bei euch für das Songwriting verantwortlich?

Was das Instrumentale angeht, sind immer alle Bandmitglieder daran beteiligt. Die Texte stammen von Thomas und von mir.

Wie beschreibt ihr jemandem, der von euch noch nichts gehört hat, mit eigenen Worten eure Musik?

Wenn du selbst für vieles offen bist, sei es musikalisch oder in deiner Einstellung dem Leben gegenüber, dich nicht irgendwo festklammerst und nur eine ganz bestimmte Schiene fährst, dann wirst du an unserer Musik Gefallen finden und sie auch verstehen. Die Kunst wiederspiegelt sehr oft etwas vom Leben eines Künstlers, das in diesem Fall sehr vielseitig ist.

Welche Bands mögt und hört ihr selbst gerne?

Wir haben einen extrem breitgefächerter Musikgeschmack in der Band, der von der Klassik, wirklich bösem Death Metal bis hin zu guter Volksmusik reicht. Deswegen möchte ich mich hier nicht festlegen.

Welches war der bisherige Höhepunkt eurer Karriere, und was war euer persönliches Tief?

Unser Höhepunkt liegt sehr eng mit unserem persönlichen Tief zusammen. Unser Höhepunkt war bestimmt die weltweite Veröffentlichung von "Grey“, und das europaweite Release von "After War“.
Unser Tief war, dass das Ganze so schnell wie es angefangen hatte, auch schon wieder vorbei war. Natürlich gab es noch viele andere Hochs und Tiefs in unserem Leben, wie bei jedem anderen Menschen auch. Daher sind solche "Karriere-Tiefs“ auch ganz gut zu verkraften, denn es gibt viel, viel Schlimmeres im Leben.

Ich hatte ja die Gelegenheit, euer aktuelles Werk "All You Can Eat" zu rezensieren. Könnt ihr etwas zur Entstehungsgeschichte des Albums sagen?

Wir begannen im Frühjahr 2006 mit den Aufnahmen zum Nachfolger von "Irrational“ und hatten eigentlich die Absicht, das Ding 2007 zu veröffentlichen. Doch es kam ganz anders. Die Ideen sprudelten nur so aus uns heraus, so dass wir letztendlich mit 16 Songs dastanden und uns entscheiden mussten, was wir tun sollen. Da wir gerne jeden einzelnen Song auf CD haben wollten, kam es zu dieser Entscheidung, ein Doppelalbum zu machen.

Es handelt sich um eine Doppel-CD mit über 80 Minuten Laufzeit. Das ist für ein reguläres Studioalbum sehr ungewöhnlich. Wie kam es zu dieser Länge?

Ein plötzlicher Überschuß an Kreativität, wenn man so will.

Wäre nicht eine einfache, kürzere CD vermarktungstechnisch sinnvoller gewesen?

Bei uns zählt in erster Linie die Musik die wir machen und nicht der Gedanke einer Vermarktung. Wobei ich mir sicher bin, dass man auch ein Doppelalbum gut vermarkten kann.
Es gibt ja auch dicke und dünne Bücher.

Ihr habt "All You Can Eat" in Eigenregie produziert. Früher wart ihr schon bei Labels wie Nuclear Blast unter Vertrag. Woher rührte diese Eigenproduktion? Wollte sich kein Label des Albums annehmen oder wolltet ihr eure Entscheidungsfreiheit nicht einschränken lassen?

Wir wollen einfach keine Zeit mehr vergeuden und auf Antworten von Plattenfirmen warten, bis wir unsere Musik einer breiteren Masse vorstellen können. Daher machen wir das Ding fix fertig, veröffentlichen es in Eigenregie und in der Zwischenzeit wird nach einem Label gesucht. Bei „Grey“ und „After War“ war’s genau so!

Ich vermute, ohne Label im Rücken ist die Vermarktung eines Albums ebenfalls schwierig, oder? Über welche Quellen kann man "All You Can Eat" beziehen?

Da gebe ich dir Recht, solange es sich um ein angemessenes Label handelt. Denn wer sich heutzutage schon alles als Musik-Label bezeichnet, ist mehr als seltsam. Zur Zeit kann man das Album über unseren Online-Shop auf www.ekpyrosis.com unter der Rubrik Merchandise beziehen.

Worin unterscheidet sich "All You Can Eat" – abgesehen von der Albumlänge – von euren bisherigen Werken?

Ein wesentlicher Unterschied ist, dass wir es dieses mal mit 2 Lead-Vocals versucht haben. Thomas und ich wechseln uns dabei ab. Aber nicht so, dass einmal ich einen Song singe und dann wieder er, sondern auch innerhalb eines Liedes werden unsere Vocals passend zu den Lyrics abwechselnd eingesetzt.

Könnt ihr noch ein wenig auf die Lyrics von "All You Can Eat" eingehen? Steht ein durchgehendes Konzept hinter dem Album?

Nein, es gibt kein durchgehendes Konzept. Unsere Lyrics handeln von vielen verschiedenen Dingen, die einem so im Laufe des Lebens unterkommen. Es geht um die Liebe, den Tod, um Selbstzerstörung, Drogen, Geisteskrankheit, um die Natur, aber auch um diverse Probleme, die in unserem System auftreten und uns Menschen belasten.

Welchen Song des Albums mögt ihr selbst am Liebsten?

Mir persönlich gefällt "Earth-Bound“ sehr gut. Aber es hat jeder so seinen eigenen Favoriten. Helmut gefällt "Dear Sophie“, Richard "Behind The Mask“, Thomas "Behind The Mask Part II“ und Luis mag "My Hands Are Tied“ sehr gerne.

Wie sehen eure derzeitigen Live-Aktivitäten aus? Kann man euch demnächst in Österreich und/oder dem deutschsprachigen Raum auf Tournee sehen?

Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keine fixen Dates, die ich dir mitteilen könnte. Aber ich hoffe, das wird sich bald ändern.

Mit welcher Band würdet ihr gerne mal auf Tournee gehen?

Mit jeder!
Ich gehe davon aus, dass du bei dieser Frage auf eine Europa-Tournee, oder so etwas ähnliches in dieser Größenordnung andeutest!

Welche anderen österreichischen oder deutsprachigen Bands kennt ihr persönlich?

Conspiracy Unmasked, Hellsaw, Valfeanor, Asatyr, Sanguis, Darkfall, Ars Moriendi, Dyers Eve, Asmodeus, Illuminata, Varulv, Cremation, Scarecrow NWA, Perishing Mankind, Outrage, Erebos, Wolfpack Unleashed, Azrael, Firestorm, Visions of Atlantis, Force.

Wie beurteilt ihr die Lage der Metal-Szene in Österreich?

Zu einer guten Szene zählen gute Bands, wie auch Leute, die diese Bands gut vermarkten können. Man möchte doch auch seine Brötchen damit verdienen. Bands gibt es meiner Meinung nach genug, auch qualitativ hochwertige. Aber es scheitert eben an der professionellen Vermarktung. Österreich ist nun mal kein Land des Heavy Metals, daher gibt es auch kaum gute Labels in unserem Land. Was aber nicht heißen soll, dass es immer und ewig so bleiben muss. Ich bin überzeugt davon, würden große Medien wie TV und Radio ihre Augen nicht verschließen, sondern der „harten Musik“ endlich mal eine Chance geben, dann könnten Plattenfirmen mit Sicherheit den gleichen Umsatz erzielen, den sie bislang mit heimischer Pop oder Volksmusik erwirtschaftet haben! Gib einer guten, talentierten Rockband nur annähernd die gleiche Medienpräsenz, wie sie unsere „Stamania-Marionetten“ genießen, und du wirst überrascht sein, was für ein Potential an Fans im Underground vorhanden ist.
Aber auf der anderen Seite ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn die Rockmusik das bleibt was sie ist - nämlich Revolution! Sie ist die Stimme des Volkes. Du kannst einfach deine Meinung sagen, ohne dir ein Blatt vor dem Mund zu nehmen. Die Musik ist das beste Transportmittel dafür. Wer von den Politikern duldet schon Bands im Fernsehen, die das Volk mit ihren Texten wachrütteln?

Zum Abschluss möchte ich gerne noch ein wenig Brainstorming mit dir machen. Bitte sage mir zu den Stichwörtern, was dir spontan einfällt.

Steiermark: Kernöl.

Heavy Metal: Zeitlos

Hiphop: We don’t like it !!!

Edenbridge: Das muss eine Band sein

Metalcamp: Slowenien

Bier: schmeckt hervorragend

Obama: US - Präsident

Stormbringer.at: österreichische Webzine

Nochmals danke für die geduldige Beantwortung unserer Fragen. Möchtet ihr unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

Carpe diem!


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