11.07.2014, Balingen Messegelände, Balingen

Bang your Head 2014 - Tag 1

Text: Laichster | Fotos: Michelle
Veröffentlicht am 29.07.2014

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Nach erholsamem, aber zu kurzem Schlaf erhebt sich der Verfasser, noch von der Schlacht des Vortages gezeichnet, aus seinem Lager und richtet seinen Blick zum Himmel, um festzustellen, es wäre doch fast besser, sich wieder hinzulegen. Graue Wolken ziehen übers Land und verfinstern das Festivalleben. Aber da es ja bekanntlich kein schlechtes Wetter gibt sondern nur falsche Kleidung, wirft man sich in die Lederjacke und beginnt sich sein Frühstück zu richten und mit der über alles geliebten Mokka-Kaffekanne sich seine morgentliche Anti--Kater-Koffeindosis zuzubereiten und natürlich wird der Morgenkaffee schwarz genossen! Nach der Nahrungsaufnahme scheinen die Götter des Heavy Metal doch wieder Mitleid mit ihren Anhängern zu haben und die Sonne beginnt sich ihren Weg durch die Kaltfront zu bahnen, also wieder raus aus der Ledernen und rein in die Shorts, Kutte an und nichts wie los in Richtung Festivalgelände. An jenem angekommen, beginnen gerade WARLORD ihr Set, mit welchen im Folgenden die musikalische Berichterstattung beginnt. WARRANT und ACCUSER mussten leider schweren Herzens der Körperpflege und der Essenszubereitung weichen, doch man freut sich noch auf so manchen Killer-Auftritt am heutigen Tag.

WARLORD: Die Kalifornier stellen mit ihrer melancholisch, dramatischen Mischung aus purer Epic und straighten Power-Metal-Riffs den perfekten Einstieg in den jungen Festivaltag ein. WARLORD meldeten sich zuletzt mit dem grandiosen "The Holy Empire"-Album nach langer Zeit in Vergessenheit im Headbanger-Schädel retour und auch live hat die Truppe rund um Neo-Sänger Nicholas Leptops nichts an Gewalt verloren. Erhaben und mit druckvoller Atmosphäre walzen Songs wie "Child Of The Damned" oder die Kultnummer "Deliever Us From Evil" übers noch etwas spärlich versammelte Publikum. Mit "70,000 Sorrows" vom Comeback-Longplayer zeigt man dann am Ende des Sets noch, welch gewaltiges Potential immer in dieser leider nie zu hohem Ruhm gelangten Underground-Perle schlummert.

Setlist:
- Lucifers Hammer
- Child Of The Damned
- Winter Tears
- Aliens
- Kill Zone
- Winds Of Thor
- Deliever Us From Evil
- 70,000 Sorrows

VAIN:
Nachdem man von WARLORD im wahrsten Sinne des Wortes erhellt wurde, gönnt man sich eine Runde zum obligatorischen Shoppen, um sich wieder endlos mit Dingen einzudecken, deren Sinnhaftigkeit spätestens beim Auspacken in den heimischen vier Wänden in Frage gestellt wird. So kommen VAIN gerade recht, um vom Drang den Geldbeutel zu weit zu öffnen abzulenken. VAIN warten heute mit guter Soundqualität auf und spielen engagiert auf, doch kommt der gesamte Auftritt doch ein bisschen zu nett rüber, fehlen doch irgendwie die Glanzmomente mit Wow-Effekt. Schweren Herzens öffnet man doch die Geldtasche, VAIN konnten den Verfasser nicht vom jährlichen metallischen Shopping-Wahnsinn abhalten. Zum Glück erging es anderen besser, die sich sehr wohl an der Leistung der Band erfreuen konnten und vor der Bühne abfeierten. Objektiv betrachtet lieferten die Truppe eine solide Show ab, doch der Kritiker hätte sich doch ein bisschen mehr Action gewünscht.

KISSIN DYNAMITE:
Pünktlich zum Auftritt der Schwaben erobert man sich den Sitzplatz am Verteilerkasten neben dem Metstand, um mit erhöhtem Sitz perfekt das Gelände überblicken und die Bühne einsehen zu können. Man entsendet noch schnell den Kollegen zum Bier auffüllen und kaum kehrt dieser mit einem neuen Becher Gerstensaft zurück, beginnen die Jungen Glam-Metaller rund um den aufgedrehten Fronter Hannes ihre Show. Die Nummern föhnen dem momentan etwas stärkeren Wind entgegen, was zwar hin und wieder zum Verschwimmen des Soundbildes führt, aber bei einem Open Air ist dies eben in Kauf zu nehmen und bis auf die ungünstige natürliche Luftbewegung, gibt es am Auftritt nicht sonderlich viel auszusetzen.

"She's A Killer" und "I Will Be King" vermitteln die KISSIN' DYNAMITE-Attitüde perfekt und die Band ist wie immer cool und locker bei Werke und wird nicht müde, ihr neues Album "Megalomania" anzupreisen und zu Promotion-Zwecken gibt es mit "D.N.A." auch gleich eine Kostprobe fürs Volk, die Lust auf das Gesamtwerk macht. Zum Abschluss wird "Money, Sex & Power" in die deutsche Hügellandschaft geblasen, was von Kollege Tschak mit: "Die sollten endlich mal einen Song mit SAXON aufnehmen und ihn "Money, Sex, Power And The Glory" nennen" kommentiert wird, man darf gespannt sein ob dieser Wunschtraum jemals in Erfüllung geht.

Setlist:
- Sleaze Deluxe
- Sex Is War
- She's A Killer
- Love Me, Hate Me
- Welcome To The Jungle
- I Will Be King
- Operation Supernova
- D.N.A.
- Money, Sex & Power

RIOT V:
Vormals nur RIOT ohne V, dürfen am frühen Nachmittag on Stage gehen und sind für viele Die-Hards das Highlight des heutigen Tages. Seit 1977 im Geschäft, blicken RIOT V auf eine bewegte Bandgeschichte zurück, die geniale Alben wie den 1988er Kult-Longplayer "Thundersteel" hervorgebracht hat und mit dem neuen Sänger Todd Michael Hall, der sich für die Stimme bei JACK STARR'S BURNING STARR verantwortlich zeigt, sollte endlich Ruhe in den nahezu an Sport grenzenden Musikerwechsel der Band einkehren. So erhofft man sich eine kultige Vollbedienung, die alles enthält was den Heavy-Metal-Fan glücklich macht und man bekommt eben jene gnadenlos serviert.

Spätestens ab "Wings Are For Angels" steht niemand mehr still, denn die Wahnsinnstimme von Mr. Hall lässt alle erblassen, dieser Mann kann wahrscheinlich sogar Gläser zum Springen bringen. Als zum Ende des Sets von der technisch sauber und vom Fronter witzig moderierten Show inklusive Seitenhieb auf die Fußball-WM der erste Riff von "Thundersteel" erklingt, fallen sich die härtesten Metal-Warriors sentimental in die Arme und grölen textsicher den unverzichtbaren Klassiker und somit stellen RIOT V wahrlich eines der Highlights des diesjährigen Bang Your Heads dar.

Setlist:
- Narita
- Fight Of Fall
- Johnny's Back
- Wings Are For Angels
- Angel Eyes
- Flight Of The Warrior
- Bloodstreets
- Metal Warrior
- Swords An Tequila
- Warrior
- Thundersteel

EXODUS:
Nachdem RIOT V die Bühne räumen geht es noch einmal schnell zum Bierstand, um sich die für die folgende Thrash-Legende benötigte Erfrischung zu organisieren und dann so schnell wie möglich zurück in die vordersten Reihen. EXODUS dürfen bei mittlerweile traumhaftem Open-Air-Wetter die Balinger Messe in Schutt und Asche legen und mit im Gepäck haben sie ihren wieder eingestiegenen Fronter Steve "Zetro" Souza. Man ist gespannt ob das Revival sich positiv auf die Live-Performance auswirkt, oder man doch besser bei Fronter Dukes verblieben wäre. Mit "Bonded By Blood" legen die Bay-Area-Thrasher ohne Kompromisse los und nach wenigen Minuten ist klar: EXODUS sind so stark wie eh und je. Zetro gibt die enthusiastische Frontsau und Gary Holt zockt cool im Hintergrund und macht nebenbei mit seinem SLAYER-Schweißarmband ein wenig Schleichwerbung für seinen neuen Arbeitgeber und für den beachtlichen Bart gibts Bonuspunkte beim ebenfalls überzeugten Bart-tragenden Schreiberling, oder will Mr. Holt nur Kerry King Konkurenz machen?

Das Thrash-Gewitter fönt derweilen glasklar aus den Boxen und die mit Classics gespickte Setlist lässt die Menge toben. Moshpit und Crowd-Surfen sind die bevorzugte sportliche Aktivität und beim "Toxic Waltz" tut sich das Tor zur Hölle im Balinger Asphalt auf. "Last Song, this is the strike of the fuckin bitch" lässt der entgegen allen Befürchtungen voll überzeugende Fronter von der Bühne tönen und nach endgültiger Eskalation freut man sich auf das angekündigte neue Album einer erfrischend renovierten Kult-Truppe.

Setlist:
- Bonded By Blood
- War Is My Shepard
- Pirnha
- And Then There Were None
- Blacklist
- A Lesson In Violence
- Brain Dead
- The Toxic Waltz
- Strike Of The Beast

MICHAEL SCHENKER'S TEMPLE OF ROCK:
Vom EXODUS-Inferno abgekämpft geht es direkt retour unters Schatten spendende Zelt, um sich gechillt mit einem kühlen Blonden bei der Hand den nun folgenden Gitarren-Großmeister MICHAEL SCHENKER zu gönnen und hier wird qualitativ hochwertige Kost aufgefahren. Songs wie "Lovedrive", "Another Peace Of Meat" oder "Armed And Ready" vermitteln die perfekte Atmosphäre für einen entspannten Gig. Man lässt sich vom Sound tragen und genießt die harmonischen Klänge, welche nur wenige neben Herrn Schenker ihrem Instrument entlocken können. Ganz großes Rock-Kino ohne Abstriche und mit "Rock Bottom" verlässt die Truppe die Stage und macht Platz für einen weiteren altgedienten Haudegen im Business.

Setlist:
- Doctor Doctor (UFO-Cover)
- Where The Wild Wind Blows
- Lovedrive (SCORPIONS-Cover)
- Another Piece Of Meat (SCORPIONS-Cover)
- Assault Attack
- Armed And Ready
- Instrumental
- Before The Devil Knows You're Dead
- Lost Horizons
- Rock You Like A Hurricane (SCORPIONS-Cover)
- Rock Bottom

SEBASTIAN BACH:
Auf den Schönling-Vorurteilen, die SEBASTIAN BACH immer hingehalten werden, will an dieser Stelle verzichtet werden, obwohl einen die Frage ob der ex-SKID ROW-Sänger eingentlich der Erfinder des Duckface ist schon seit längerer Zeit beschäftigt. Nun ja, man will sich jetzt nicht weiter damit auseinandersetzen und erst einmal die gesangliche Verfassung des Traummanns eines jeden 80er-Metal-Chicks begutachten. Leider hat die Stimme des einstigen Top-Sängers doch nachgelassen, was besonders bei der SKID ROW-Jahrhundertnummer "I Rembember You" hervorsticht, welche doch zum Großteil von BACHs Stimme getragen wird und beim Abschluss mit "Youth Gone Wild" merkt man doch schon deutlich dass die Luft knapp wird. Die Fans freut der Gig dann doch und man selbst kommt zu der Erkenntnis - und die erwähnten weiblichen BACH-Anhängerinnen mögen dem Schreiber doch nachsichtig folgenden Seitenhieb verzeihen - Herr BACH hätte vielleicht doch bei seiner Serienrolle bei den "Gilmore Girls" eine längerfristige Schauspielerkarriere in Betracht ziehen sollen, falls es mit der Stimme jetzt doch langsam vorbei zu sein scheint.

Setlist:
- Slave To The Grind (SKID ROW)
- Temptation
- The Threat (SKID ROW)
- Big Guns (SKID ROW)
- Piece Of Me (SKID ROW)
- 18 And Life (SKID ROW)
- American Metalhead (PLAINMUSEUM-Cover)
- Taking Back Tomorrow
- Monkey Business (SKID ROW)
- I Remember You (SKID ROW)
- All My Friends Are Dead
- Youth Gone Wild (SKID ROW)

AXEL RUDI PELL:
25 Jahre on Stage und kein bisschen leise und der Ruhestand ist bei AXEL RUDI PELL noch lange nicht in Sicht - das muss mit einer fetten Jubiläumsshow gefeiert werden und zwar als Headliner des ersten Festivaltages des Bang Your Head. Mit im Gepäck hat der Gitarren-Virtouse eine ausgewählte Setlist mit seinen größten Hits und viele Wegbegleiter, die mit der Legende am heutigen Abend den Werdegang eines Musikers feiern wollen, der aus dem rockenden Musikbusiness nicht mehr wegzudenken ist.

Als es langsam dämmert beginnt die Show mit der angekündigten STEELER-Reunion und es werden von der für den heutigen Abend wiedervereinigten Band vier Songs zum Besten gegeben. Cool, klassisch und top gezockt ist man nach "Undercover Animal" doch etwas wehmütig, dass es nicht eine ausgiebigere Spielzeit für die Kult-Reunion gegeben hat. Doch im darauffolgenden spielt AXEL RUDI PELL ein Best of the Best-Konzert seiner größten Hits, mit Unterstützung der ex-Vokalisten Rob Rock und dem immer noch unglaublich genialen Jeff Scott Soto. Der Hard Rocker mit Hang zu zeitenweise schnulzigen Tönen wird hier voll bedient, was auf keinen Fall als negativ aufgefasst werden soll, hat der Stormbringer-Abgesandte doch selbst einen Hang zu kuscheligen Klängen. "Nasty Reputation" zum Einstieg fährt ordentlich auf und "Mystica" wird zu einer soundtechnischen Reise in andere Dimensionen in der traumhaften Kulisse des Sonnenuntergangs... hatte ich schon das kühle Bier erwähnt, das die Stimmung abrundet? Ganz ohne Abstriche geht es dann doch nicht, setzt doch nach zwei Stunden Show schon langsam die Müdigkeit in den Füßen ein, so kommt an dieser Stelle ein Drumsolo der besonderen Art. AXEL RUDI PELL-Drummer Bobby Rondinelli und ex-BLACK SABBATH-Prügler Vinny Appice liefern sich ein Drumbattle. Ohne die Leistung der beiden Herren schmälern zu wollen, kommt eine solche langwierige Angelgenheit doch nach einem langen Festivaltag nicht richtig zur Geltung. Während auf der Bühne unterm Mondschein die Drum-Kits um die Wette zerschlagen werden, genehmigt man sich doch eine kurze Auszeit und besorgt sich am nächstgelegenen Stand erneut Energie verschaffende Schupfnudeln und hat pünktlich zum Beginn der Zugabe unter dem Titel "AXEL RUDI PELL And Friends" den Pappteller bis zum letzten Krümel ausgeputzt. Obwohl Joey Lynn Turner leider absagen musste, wird im folgenden mit Gastmusikern großen Kalibers geprotzt. Tony Carey, Doggie White, John Lawton und des Verfassers persönlicher Favorit Graham Bonnet geben sich das Mikro in die Hand um die Hard-Rock-Fete zu einem unvergesslichen Abend werden zu lassen. Als "Smoke On The Water" erklingt, kehrt Ruhe in der Balinger Pampa ein und eine großartige Show geht zu Ende.

Setlist:
- Call Her Princess (STEELER)
- Night After Night (STEELER)
- Rockin The City (STEELER)
- Undercover Animal (STEELER)
- Nasty Reputation
- Warrior
- Fool Fool
- Burning Chains
- Strong As A Rock
- Long Way To Go
- Hey Hey, My My (Into the Black) (NEIL YOUNG-Cover)
- Mystica
- Too Late/Eternal Prisoner
- Masquerade Ball/Casbah
- Rock The Nation
- Drum Battle
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- Black Night (DEEP PURPLE-Cover)
- Sympathy (URIAH HEEP-Cover)
- Tush (ZZ TOP-Cover)
- Mistreated (DEEP PURPLE-Cover)
- Since You Been Gone (RUSS BALLARD-Cover)
- Long Live Rock'n'Roll (RAINBOW-Cover)
- Smoke On The Water (DEEP PURPLE-Cover)

Abgekämpft und von der drei Stunden dauernden Show in einen extremen Müdigkeitszustand versetzt, trottet man zurück ins Metal-Camp und sucht nach einem letzten gemütlichen Drink mit den Mitkampf-Campern unterm Pavillion sein Nachtlager auf und ist gedanklich schon in Erwartung der nächsten Gigs, denn der letzte Tag des diesjährigen Bang Your Heads verspricht noch einige Kracher im Gepäck zu haben. Doch während sich der Schreiberling zur Ruhe bettet, hat unser Gastschreiber Didi eisern durchgehalten um sein persönliches Festivalhighlight um 00:50 Uhr in der Halle zu begutachten und freundlicherweise lässt uns frühschlafende Weicheier die Panzer Division an seinen Eindrücken teilhaben:

SHIRENC PLAYS PUNGENT STENCH:
Finster wars, der Mond schien helle, als um 00:50 Uhr viel zu spät eine der besten Bands des Bang Your Head die Bühne enterte und in gewohnter Manier alles in Schutt und Asche legte. "Martin" plays PUNGENT STENCH hatten die Arschkarte des Tages gezogen und durften den ersten Festival-Tag viel zu spät unter die Erde bringen. Angesichts der späten Uhrzeit versammelten sich immer noch 500 Death-Metal-Freaks, die von Martin mit einem stahlharten grandiosen Set belohnt wurden, das es von der ersten bis zur letzten Sekunde in sich hatte! Österreichischer Death Metal, präzise und tight gezockt, keiner der Bandklassiker fehlte und es blieb wahrlich kein Auge trocken. Für den Rezensenten gipfelte die Show mit "For God Your Soul, For Me Your Flesh", das ihn zwang vor der Bühne zu knien und andächtig sein Haupt zu schütteln. Und da soll nochmal einer behaupten, dass Österreich nicht alles in der Hand hat! [Dietmar Königsecker]

Thanks für die Pics an Michaela Schnell / Metal & Rock Impressions Zum Live Report des zweiten Festivaltages kommt ihr direkt Hier.


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