19.09.2014 - 20.09.2014, frei.raum St. Pölten

STP Metal Weekend 2014

Veröffentlicht am 25.09.2014

In der österreichischen Festivallandschaft längst etabliert hat sich das STP Metal Weekend, das Jahr für Jahr alles auf die Bühne bringt was die metallische Musikgemeinde in Österreich so zu bieten hat. Zur achten Auflage der am 19. und 20. September im St. Pöltener Frei.Raum stattfindenden zweitägigen Festivität wurde nun auch erstmals auf internationale Verstärkung im Billing gesetzt. So durfte man sich Freitags von Deutschen, Dänen und sogar Mexikanern (!!!) beschallen lassen, während man sich Samstags noch eine Dosis Schwermetall niederländischer Erzeugung abholen konnte. Aber auch die einheimischen Bands kamen selbstverständlich nicht zu kurz, und so manche Premieren und Jubiläen wurden in St. Pölten gefeiert. Vom ersten Gig bis zum 100. Auftritt, von der CD-Releaseparty bis zum 20-Jahr-Jubiläum war von Allem etwas dabei. Und das ergab schlussendlich eine heiße Mischung die die Temperaturen im neuen Frei.Raum gehörig in die Höhe trieb! Wem es dann drinnen zu heiß wurde, der konnte sich vor der Halle ein kühles Bierchen genehmigen oder mit Leberkässemmel und Chili (letzteres auch in vegetarischer Form) stärken, und anschließend standesgemäß im kleinen Biergarten vorm Eingang bei angenehmen Temperaturen entspannen.

Freitag:

Für im Stau stecken gebliebene Besucher (auch Stormbringer-Mitarbeiter wurden von dem diabolischen Verkehrssyndrom bei der Anreise eingebremst) startete das Vergnügen ein wenig verspätet, so musste die female fronted Death Metal-Formation

HALO CREATION

aus Wien ihren allerersten Auftritt vor noch relativ wenigen Besuchern bestreiten. Bei den Lokalmatadoren von

DEFILED UTOPIA

war das Publikum dann schon etwas zahlreicher, und Berichten zufolge wurde zu den Melodic Death-Klängen auch schon fleißig gemosht. Anschließend feierten als dritte österreichische Band des Abends die ebenfalls aus der näheren Umgebung kommenden

AEONS OF ASHES

ihre CD-Releaseparty - allerdings ohne ihr Debütalbum "Shutdown" auch verkaufen zu können! Laut Aussage der Band hatte wohl das Presswerk geschlampt, und die Tonträger waren schlicht noch nicht geliefert worden. Doch die Band zeigte sich erfinderisch, so konnte man das Album vorbestellen und an Ort und Stelle zahlen, um es dann entweder im Underground in St. Pölten persönlich abzuholen, oder sich zuschicken lassen. Den Zuschauern war der kleine Schönheitsfehler des Auftritts aber herzlich egal - es ging zu den von der Band selbst als "Modern Melodic Death Metal" bezeichneten Klängen ziemlich gut ab. So war es auch nicht weiter verwunderlich dass hartnäckig eine Zugabe verlangt wurde - die dann in Form von Sepulturas "Roots Bloody Roots" (mit Gastgitarrist) auch erfolgte, und richtige Partystimmung erzeugte.

Danach waren

UNDERTOW

aus Deutschland an der Reihe, die das Tempo etwas herausnahmen, und anspruchsvollere Thrash-Kost mit gelegentlicher Doom-Schlagseite vortrugen. Bei den auch schon gute 20 Jahre aktiven Deutschen regierte die Professionalität, aber auch der Spaß auf der Bühne kam nicht zu kurz, wie die Schwänke bewiesen die Fronter Joschi im Verlaufe des Sets ausplauderte. Teilen des Publikums schien die formvollendete, teils anspruchsvolle Kost von UNDERTOW zur abendlichen Stunde ein wenig zu schwer verdaulich zu sein, sodass ein auffälliges Kommen und Gehen während des Auftrittes der Deutschen herrschte. Musikalisch gesehen war das abwechslungsreiche Programm von UNDERTOW definitiv das Highlight des Abends, auch wenn die strategisch gut verteilten Doomlastigen Brocken im überwiegend Thrashigen Set in den Ohren der partyaffinen Leute im Publikum wohl recht zäh klangen. Aber es waren genügend Fans der Deutschen anwesend, um das auszugleichen! Leichtes Spiel hatten anschließend

ILLDISPOSED

, die mit geradlinigem Death Metal das Publikum buchstäblich niederwalzten. Auf inzwischen zwölf Alben und massig Liveerfahrung zurückblickend, ließen die Dänen nichts anbrennen und gaben dem Publikum genau die "Alte Scheiße" und "Neue Scheiße" die sie wollte (O-Ton: "Und wir sind noch immer Scheiße!") . Auch der Spaß kam, wie bei ILLDISPOSED üblich, nicht zu kurz. "Wir sind alle schwul!" posaunte Frontgrunzer Bo in kauzigem dänischen Akzent von der Bühne, ohne dass sich einer seiner Bandkollegen daran störte. So ganz ernst nehmen kann man die Dänen nie, aber eines beherrschen sie wie wenig andere: eine richtig mitreißende Show zu liefern. Auch wenn man auf CD nicht viel mit ihnen anzufangen vermag, so sind sie live doch immer ein Auge wert! So wie auch an diesem Abend, was sich auch in den Publikumsreaktionen und den Zugabe-Forderungen niederschlug.

Ein paar Verzögerungen hie und da, sowie die ausladenden Zugaben von ILLDISPOSED sorgten dafür dass erst zu relativ spätnächtlicher Stunde das Dessert in Form von Perverse Gore Grind serviert werden konnte. Die vier vollschlanken Mexikaner von

SEMEN

trümmerten sich mit sichtlicher Freude durch ihr Set, wenngleich das Publikum die hingebungsvolle Performance ein wenig zwiespältig aufnahm. So tackerte das Gegröhle, Gegrunze und Gekreische von SEMEN so einigen Besuchern ein breites Grinsen ins Gesicht, wohingegen andere ob der Grindcore-typischen Geräuschentwicklung (und ja, das muss so laut!) dann doch lieber die Flucht ergriffen, und gleich mit der Aftershow-Party im Underground weitermachten.

Samstag

Die Eröffnung des zweiten Festivaltages im Frei.Raum oblag

BRUTE

, die den Platz von HARBRINGER einnahmen, nachdem diese ihren Auftritt am STP Metal Weekend leider absagen mussten. Die Gewinner des METALCHAMP-Bandcontests von 2014 boten dem Publikum einen mitreißenden stilistischen Bastard aus Rock und Metal, garniert mit Elementen aus Grunge, Doom und Funk. Eine echte Überraschung, und eine wahre Freude dem Trio zu lauschen, und zu sehen wie sie allesamt in ihrer vielschichtigen, überraschend ausgereiften Musik aufgingen. Cooler Groove ging Hand in Hand mit lässigem Stageacting, so müssen sich BRUTE keinesfalls vor den alten Hasen im Geschäft verstecken, und bewiesen eindrucksvoll dass sie ganz und gar nicht zu Unrecht Gewinner des METALCHAMP 2014 wurden. Während drinnen fleißig zu den Schwarzwurzeln von

WARCULT

gebangt wurde, fanden vor dem Frei.Raum gar seltsame Dinge statt. Eine Abordnung aus Oberösterreich stürmte die Bar, und ein in deren Gefolge befindlicher Luftballonkünstler deckte alle Umstehenden mit Marienkäfer-Armbändern, bunten Krönchen und süßen Giraffen und Mäuschen ein. Mittendrin die blendend aufgelegten Musiker von THIRDMOON, denen die schräge Aktion galt.

Bevor es allerdings für die Oberösterreicher auf die Bühne ging, gab es zunächst noch Death Metal niederösterreichischer Bauart auf die Ohren, und zwar von

EPSILON

. Die Band in dem orangen Arbeitshosen-Einheitsoutfit, bei dem auch einer der Veranstalter höchst selbst am Bass fuhrwerkte, ging dabei stellenweise ganz schön brachial zu Werke und sorgte für ordentliche Stimmung im Frei.Raum. Passend zum Jubiläumslastigen Samstag, absolvierten EPSILON an diesem Abend ihren 100. Auftritt. Mal melodisch mal brutal konnten die St. Pöltener auf die volle Unterstützung des örtlichen Publikums zurückgreifen, und hatten dabei augenscheinlich auch eine ganze Menge Spaß auf der Bühne. So solls sein! Mit Spaß und Spielfreude ging es dann auch weiter bei

THIRDMOON

. 20 Jahre und kein Bißchen leise, begingen die Linzer MeloDeath-Legenden ihren Jubiläumsgig - mit gerade mal drei Proben im Rücken pfiffen sich die Fünf so gar nichts, und knallten ihre hochmelodiösen Ohrwürmer gnadenlos ins Publikum. Die Meute war sichtlich angetan, und schüttelte pflichtbewusst die Haare. Kleine Patzer hie und da fielen in dem gut abgemischten Sound kaum auf - so wie alle Bands am STP Metal Weekend konnten auch THIRDMOON auf tolle Soundqualität bauen, die die fette Wand aus drei Gitarren so richtig zur Geltung brachte. Auf der Bühne gratulierten die Veranstalter mit Bier, und im Publikum wurden zu den letzten Stücken die vor der Halle ausgebrüteten Krönchen durchgereicht, und so manches niedliche Luftballontier fand auch noch seinen Weg auf die Bühne. Bei solchen Auftritten möchte man THIRDMOON doch am Live-Sektor gerne wieder öfter erblicken... Zum Abschluss des Festivals spielten schließlich noch die Niederländischen Death Metal-Heroen von

HAIL OF BULLETS

auf. Da rappelte es noch einmal gehörig im Karton, als die Oldschool-Deathmetal-Walzen der fünf Niederländer durch den Frei.Raum rollten, und die anwesende, schon gehörig verschwitzte Meute in der stickig-heißen Halle noch einmal ordentlich das Haupthaar kreisen ließ. Während drinnen die Abrissbirnen aus dem Land der Tulpen regierten, wurde draußen versucht den angesetzten Interview-Termin mit THIRDMOON-Fronter Wolfgang Rothbauer wahrzunehmen, welcher aber schlussendlich doch vertagt werden musste. So durfte man sich noch über rohen Death Metal von HAIL OF BULLETS freuen, bei dem noch einmal der Todesmetallische Hammer geschwungen wurde, bis nur noch verbrannte Erde zurück blieb. Nicht mehr alle schafften es nach diesem musikalisch würdigen Abschluss dann auch noch zur obligatorischen Aftershow-Party im Underground...

Die achte Auflage des STP Metal Weekend war sowohl gut organisiert als auch gut besucht, und konnte mit moderaten Preisen und einer coolen Bandauswahl punkten. Ein zusätzlicher Pluspunkt die Lage der Location - der neue Frei.Raum in St. Pölten liegt direkt neben einer großen Parkgarage, womit sich keiner der Besucher Sorgen zu machen brauchte keinen Parkplatz zu finden. Der gut gelaunte Wettergott sorgte dafür dass der Vorplatz mit Biergarnituren ausgestattet zur Partyzone umfunktioniert werden konnte, und sich eine angenehme, heimelige Atmosphäre einstellte. Auch die Besucher verteilten sich gut, da sich durch die Außenanlage nicht alles in der mit Fortdauer des Abends ziemlich stickig werdenden Halle abspielte. Ein klares Daumen Hoch für zwei wunderbare Abende, gefüllt mit schwermetallischer Kost vom Feinsten!


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