24.09.2014, Reigen

RICHIE KOTZEN

Veröffentlicht am 26.09.2014

Ein ganz besonderes Schmankerl für Freunde der bluesigen Gitarrenkunst hatte der Kulturverein Reigen für das Wiener Publikum am 24. September 2014 parat: Nach dem großen Erfolg der letzten Show beehrte uns Saitenhexer RICHIE KOTZEN wieder in der Hauptstadt, und da der ehemalige Gitarrenmann von MR. BIG und aktuelle Saitenzupfer der WINERY DOGS zu den besten seiner Zunft zählt, ließ sich natürlich auch die STORMBRINGER-Crew diese Gelegenheit nicht entgehen, und pilgerte in den 14. Wiener Gemeindebezirk, um sich mit ein bisschen Rock, ein bisschen Blues und ein bisschen Jazz vom Maestro musikalisch verwöhnen zu lassen. Den Abend durften jedoch - pünktlich um 20.30 - THE KONINCKS aus der Schweiz eröffnen. Die Schweiz, als Vaterland des Blues? Ja kann das denn funktionieren? Die Antwort ist - ja, es kann! Das Vierergespann rund um Sängerin Jules Herzog macht nämlich von Anfang an gleich eine solide Figur, Herzstück der Musik der erst 2013 gegründeten Band ist aber klarerweise Frontlady Jules, die mit rauchig-kratziger Stimme nicht unbewusst gelegentlich an die große JANIS JOPLIN zu erinnern versucht, was auch streckenweise ganz formidabel gelingt; für wirkliche Parallelen ist jedoch der Sound der KONINCKS letztlich doch etwas zu Blues- und zu wenig Rock-lastig. Nichtsdestoweniger wissen die meist kurzen und prägnanten Songs der Band dem doch schon recht zahlreich vorhandenen Publikum zu gefallen, zu hören gab's übrigens vornehmlich Material der ersten (und bislang einzigen) EP "Electric Brew", und mit Songs wie "Backwards" und "Doing Fine", aus denen man die Inspiratoren der Truppe wie CREAM, JIMI HENDRIX, JANIS JOPLIN oder auch die WHITE STRIPES deutlich heraushören konnte, gelang es der jungen Band sicherlich, einige neue Fans dazuzugewinnen. Nach schicklicher Umbauphase enterte dann aber das Trio rund um Maestro RICHIE KOTZEN die Bühne, und sofort ist die Stimmung im für einen Mittwochabend doch beinahe sensationell dicht gefüllten Reigen da - zwar kocht sie noch nicht gerade über (dazu bedarf es erst mehrerer feiner Gitarrensoli des Meisters), aber man spürt, dass Mr. KOTZEN hier geliebt wird; und er dankt es dem Publikum auch gleich mit Songs wie "War Paint" und "Love Is Blind".

Kein Mann der großen Worte, dafür der umso größeren Töne (man lese: Gitarrentöne), verschwendet RICHIE KOTZEN kaum Zeit für banale Anmoderation oder Publikumsumschmeichelungen, sondern kommt direkt zur Sache - mit "Cannibals" gibt's auf der Tour auch exklusiv einen neuen Song eines seiner kommenden Alben zu hören; das freut natürlich die Fans. Das erste richtig große Highlight des Abends gibt's dann aber mit "Doing What The Devil Says To Do", bei dessen gefühlvoller Darbietung die Herzen der im Publikum versammelten Damenwelt (und vermutlich nicht nur dieser!) reihenweise zu schmelzen beginnen, sorgt für Begeisterungsstürme und aufbrausenden Applaus - und das völlig zurecht. Pluspunkte gibt's auch für den immer wieder erstklassigen mehrstimmigen Gesang vom Maestro mit seiner Backing-Band, und natürlich für die zahlreichen feinfühligen und auch technisch beeindruckenden Gitarrensoli. Gut, das Drum- und Bass-Solo im Mittelteil hätte man sich vielleicht schenken können, dafür animiert man mit "What Is" das Publikum auch lautstark zum Mitsingen. Auch "Peace Sign" darf im Set nicht fehlen, und nach zwei Stunden gehobener Rock- und Blueskunst entlässt Mr. KOTZEN sein dankbares Publikum in den Feierabend. Was bleibt, sind Eindrücke eines der besten Gitarristen unserer Zeit, den man in diesem Forum vielleicht in einer etwas anderen als der gewohnten Art erleben kann. In jedem Fall eine Empfehlung für alle Freunde der hohen Gitarrenkultur.


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