01.11.2014, Livestage, Innsbruck

APOKALYPTIC RAIDS - Brasilian Overkill

Text: Laichster
Veröffentlicht am 05.11.2014

Klimatisch wird es langsam Grim und Frostbitten im unheiligen Land Tirol und während die Black-Metal Fraktion wieder die Nagelkeule aus dem Keller holt serviert uns Alpine Steel mit dem heutigen Abend im Zeichen des südamerikanischen Krawalls einen gehörigen Temperaturanstieg in Richtung äquatorialer Verhältnisse. Die brasilianischen Prügelkombos APOKALYPTIC RAIDS, FARSCAPE und WHIPSTRIKER sollten dem alpinen Metalhead mit Unterstützung der lokalen Berserker von KASCHORROS WICIADOS den Schweiß ins Gesicht treiben. " Auf in den Dschungelkampf!" lautet also die Parole einen Tag nach Halloween und dem Vortag sei es geschuldet, dass sich leider nicht die gesamte metalische Elite der Landeshauptstadt zum amtlichen Massaker einfindet, der Rausch des Vortages scheint wohl einigen noch nachzuhängen. Der Stormbringer Abgesandte lässt sich jedoch nicht abschrecken und sammelt noch einmal alle seine Kräfte um in die Innsbrucker Livestage zu pilgern und dem pechschwarzen Terror aus den Untiefen des Amazonas zu frönen und wie im Folgenden berichtet sollte es sich lohnen heute nicht der Couch den Vorzug zu geben!

KASCHORROS WICIADOS:
Die Tiroler Unterländer ziehen pünktlich um 19:30 Uhr mit ihrer D-Beat Thrash Madness in den Kampf und trotz der geringen Zuschauerzahl, zurzeit befinden sich noch mehr Bandmitglieder in der Livestage als Zuschauer, zeigen die Musiker einen extrafetten Auftritt mit tighten Gebolze und der brasilianischstämmige Fronter Rodrigo präsentiert sich als Rampensau vor dem Herrn. Energiegeladen wird die Bühne zerlegt, die Hälfte des Sets bewegt sich der Maniac im Publikum und brüllt seine Vokills in die Nacht und der Rest der Band sprengt derweilen mit brachialen Songstrukturen die Boxen. Wer hier 10 Minuten zu spät zum Gig kommt verpasst schon einmal gute fünf Nummern, Speed wird großgeschrieben und Kleinholzhacken gehört zum Handwerk wie das Amen im Gebet und dass hat man sich augenscheinlich zu genüge im Proberaum antrainiert, und so wird alles in Schutt und Asche gelegt was da kreucht und fleucht.

Nummern wie "Bellosaco De Merda" oder "Zombies" zeigen dass hier viel Potential am Werken ist und das Set wird ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen. Am Ende kann der Band nur Respekt gezollte werden, das was gerade hingelegt wurde ist hart, brutal und echt. Liebe Tiroler Veranstalter, hier steht ein weiteres heißes Eisen in Sachen Thrash-Berserkertum auf der Bühne, ladet KASCHORROS WICIADOS als Support auf eure Konzerte ein und gebt den Wüstlingen die Chance sich breiterem Publikum zu präsentieren, ich will auf jeden Fall mehr von den sympathischen Unterländern sehen!

Setlist:
- Cuidado
- Django
- McGyver
- Godzilla
- Dis Time
- Nieren
- D-Beat "Speed" Thrash
- H+Orange
- Abuso
- Belosaco De Merda
- Late Dog
- Bruce Lee
- Thrash Attack
- Zombies
- L.O.A.D.

WHIPSTRIKER:
Nachdem sich die Location doch noch mit ein paar Zuschauern mehr füllt, geht es direkt weiter im Programm, WHIPSTRIKER dürfen mit ihrem räudigen Sound den im Vergleich mit der Heimatstadt der aus Rio de Janeiro stammenden Band eher mickrigen alpinen Betonjungle beschallen. WHIPSTRIKER sind wie auch der Rest des heutigen zur Zerstörung angetretenen Bandgeschwaders nur den ausgesprochenen Undergroundliebhabern bekannt, doch eine Bekanntschaft mit den beiden Longplayern "Crude Rock´n´Roll" und "Troppers of Mayhem", sowie unzähligen Split EP´s sei jedem ans Herz gelegt, der noch den richtig dreckigen Sound sucht. Heavy, Speed und Rock werden hier im Feuer der brasilianischen Vulkane geschmolzen und als Bastard wieder freigesetzt der es in sich hat, die Einflüsse von MOTÖRHEAD, VENOM und anderen Klassikern sind unüberhörbar und doch eigenständig intoniert.

Über die spielerischen Qualitäten der Bandmitglieder braucht an dieser Stelle nicht viel gemeckert werden, Basser Whipstriker lässt den coolen Fronter raushängen, Gitarrist Felipe Nizuma überlässt das Feld dem Boss und einzig allein Drummer Tom Thrashcrust klingt hier und dort etwas unsauber. "Troopers Of Mayhem" und "Lucifer Set Me Free" stellen heute eindeutig den Höhepunkt der Show dar und den eingeschworenen Maniacs, welche den Underground noch von unten Betrachten und die CD als Erfindung zur Zerstörung des Heavy-Metal betrachten gefällt eindeutig was man hört und sieht und so wird die Performance auch mit ritueller Kopfbewegung und gereckter Faust belohnt.

FARSCAPE:
Nachdem WHIPSTRIKER das Schlachtfeld räumen, hat Mr. Whipstriker nicht sonderlich viel Zeit sich zu erholen, es geht gleich wieder retour an die Front mit seiner Zweitkombo FARSCAPE und hier ist Thrash angesagt. "Primitive Blitzkrieg" heißt der zuletzt veröffentlichte 2013er Longplayer und der Fokus der heutigen Show liegt eindeutig auf diesem Silberling und so föhnt es ordentlich durch die Boxen und doch will FARSCAPE nicht richtig zünden. Brasilien gilt als Hochburg der Hochgeschwindigkeitssaitenkiller und FARSCAPE reiht sich hier in eine endlose Liste an Bands ein und das hört man auch. Qualitativ wird einem ordentliche Hausmannskost geboten, jedoch hervorstechendes Liedgut, welches sich für alle Ewigkeit ins Stammhirn einbrennen würde wird hier nicht geboten, so kommt man in den Genuss von kurzweiliger Unterhaltung welche einen für den Kultbeladenen Headliner warm hält. Für immer und ewig hat sich jedoch Gitarrist Poisonhell ins Gedächtnis des Schreiberlings gebrannt, setzt man doch mit dem viel zu kleinen bauchfreien Shirt bei nicht gerade Vorteilhafter Figur neue modische Akzente... man Tippt auf einen bei uns noch unbekannten Trend direkt vom Strand der Copacabana.

APOKALYPTIC RAIDS:
Um kurz vor 23:00 Uhr war es soweit und der abgründige Kult aus den tiefsten Winkeln der Brasilianischen Wildniss durfte Tirol eine Lektion in Sachen angeblackten Death/Thrash erteilen. Mit "Only Death Is Real" haben, die sich nach der gleichnamigen HELLHAMMER-Scheibe benannten APOKALYPTIC RAIDS 2001 dem Underground gezeigt wo der Hammer hängt und bis heute ist man mit drei weiteren Longplayern und mehreren Split-Veröffentlichung nicht untätig geblieben. Den im Underground verwurzelten Metalhead freut es umso mehr APOKALYPTIC RAIDS heute im Tiroler Land begrüßen zu dürfen und der gebührende Empfang wird von der Band auch mit einem infernalen Gewitter honoriert. Mit "Evil" vom erwähnten Debütalbum bricht das Inferno los und man lässt seinen Kopf kreisen bis das Genick die Belastungsgrenze erreicht. Die Brasilianier wissen wie sie eine Live-Show zu inszenieren haben und verpassen der Livestage ein neues Loch im Deckenboden. Fronter Necromaniac zeigt sich sichtlich erfreut über die Resonanz des Publikums und die Spielfreude ist der Band anzusehen. Brecher wie "Victim O´Velocity", "The Atheist" oder "I Am A Metalhead" putzen dem metalischen Bergvolk die Ohren durch und mit "Never Forgot Who You Are" bricht man zum Abschluss noch die restlichen heil gebliebenen Knochen. APOKALYPTIC RAIDS sind eine Live Wucht und es hielten heute Abend wahrlich brasilianische Temperaturen im herbstlichen Tirol Einzug.

Setlist:
- Evil
- Ready To Go (To Hell)
- Angels Of Hell
- Tyrant Emperor
- The Atheist
- Victim O´Velocity
- Fallen Beyond Hope
- Humankind Dies
- Apokalyptic Raids
- I Am A Metalhead
- Emperors Return
- The Impaler
- Voyeur
- Eternal Gloom
- Never Forget What You Are

Auf der Aftershow gibt es wie immer Bier und die gut gelaunten Bandmitglieder zum Plausch über Heavy Metal, kulturelle Unterschiede und Samba-Klischees. Gerade die Möglichkeit beim üblichen Meet and Greet an der Bar die Musiker aus allen Herren Länder persönlich kennen zu lernen machen immer wieder eines der Highlights von Alpine Steel Veranstaltungen aus, derweilen geht es jedoch in die Winterpause bis es mit dem ersten ALPINE STEEL FESTIVAL am 27. und 28.2.2015 ein extrafettes Line Up hagelt, bei dem sich unter anderem SHIRENC PLAYS PUNGET STENCH die Ehre geben werden und es zu einer Reunion der Kultband STORMWAVE kommen wird. Stormbringer wird wie üblich ordentlich Supporten und ausführlich berichten. Thx für die Pics geht an unsere Fotografin Tina die trotz eines handwerklich ungeschickten und beratungsresisteten Beleuchtungstechnikers das Optimum für uns herausholte. Mehr Fotos könnt ihr wie immer in Tinas Galerie sehen.


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