11.11.2014, Rockhouse

ILLDISPOSED + ZONARIA + EPITOME

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 18.11.2014

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Schauplatz: Rockhouse, Salzburg. In der Bar herrscht Gedränge, das Bier fließt in Strömen, und das Barpersonal kommt kaum hinterher die vielen durstigen Metalheads zu bedienen. Die Schlange an Leuten die weiterhin in die Bar drängen erstreckt sich bis auf die Straße, und erste Gerangel um bessere Plätze in der Warteschlange setzen ein. Die Security hat derweilen alle Hände voll zu tun, die Menschenmassen im hoffnungslos überfüllten Rockhouse in geordnete Bahnen zu lenken. Kein Wunder, steht doch das metallische Event des Jahres kurz bevor! Mitten in diesem Getümmel befinde ich mich, werde von links nach rechts geschoben, gegen ein Absperrgitter gedrückt das mir die Eingeweide unangenehm zusammenpresst, und... lautes Platschen ertönt aus der Kloschüssel. Erleichterung macht sich breit - ich war wohl in Gedanken versunken, ich habe den Einlass ja längst hinter mir. Voller Vorfreude auf das Konzert verlasse ich hochzufrieden nach der produktiven Sitzung das Stille Örtchen, bereit mich todesmutig ins Getümmel zu werfen. Aber, Moment - wo sind die Leute hin? Gähnende Leere herrscht im Rockhouse, der Massenandrang nur eine Halluzination, hervorgerufen von den Ausdünstungen der Abgasproduktion des Vorgängers auf dem keramischen Thron. Triste Gesichter inspizieren einen verwaisten Merchstand im Foyer, und nur einige wenige Unentwegte erwärmen die Barhocker in der Rockhouse Bar. Ein klägliches Häufchen ist es, das sich hier eingefunden hat um dänischem Todesblei zu lauschen. ILLDISPOSED hätten bei ihrem Gastspiel im Rockhouse keine tristere Kulisse erwischen können, als sie an diesem Dienstag Abend herrschte. Die extrem schlechte Besucherzahl war nur ein Synonym für einen Konzertabend an dem so einiges nicht rund lief. Bereits der Beginn verzögerte sich um eine gute halbe Stunde, und die Auftritte so gut wie aller drei Bands waren durchzogen von Problemen.

Bereits

ZONARIA

aus Schweden erwischten keinen glücklichen Start. Die Melodic-Death-Band aus Umeå hatte aus eigenem Wunsch die Slots mit der zweiten Supportband EPITOME getauscht, und erwies sich damit an diesem Abend keinen Gefallen. Das zahlenschwache Publikum verkroch sich hinter den Stehtischen an der Seite oder an der Bar im hinteren Bereich, und spendete nicht einmal verhaltenen Applaus als die Skandinavier die Bühne enterten. Erst nach mehrmaliger Aufforderung konnten fünf Besucher dazu ermutigt werden sich vor der Bühne zu platzieren, wo sie dann auch eher orientierungslos herumstanden. Zu allem Überfluss stürzte auch noch während des dritten Songs "The Abyssmal Womb" der Laptop über den die Samples eingespielt wurden ab, sodass ZONARIA eine Zwangspause einlegen mussten, während der der Drummer das Gerät erneut hochfahren musste. Doch schon beim nächsten Titel ließ der Rechner seinen Besitzer erneut im Stich, und blieb hängen. Die Schweden ließen sich von dem Dauerton aber nicht ablenken, und knüppelten den Song professionell fertig - Bassist Max nützte den Bewegungsraum in der Bar dabei für einen kurzen Ausflug ins Publikum. Nach einer weiteren auf diese Weise erzwungenen Pause ließ man mit den Worten "Fuck Windows! Fuck Microsoft!" ein paar Songs in der Setlist aus, und versuchte es komplett ohne die Samples, was aber zu Pausen in den Songs führte in denen die Band peinlich berührt auf der Bühne stand und einem nur noch leid tun konnte. Zu den letzten beiden Songs "The Armageddon Anthem" und "Rendered In Vain" wurde noch einmal versucht den zickenden Computer in Gang zu bringen, doch es half einfach alles nichts. "Das war der schlechteste Auftritt seit zwei Jahren" seufzte Bassist Max nach dem Gig, und kippte zum Trost ein Bier hinunter. Den zögerlichen Applaus bekamen ZONARIA an diesem Abend aus reinem Mitleid. ursprünglich geplante Setlist: - Arrival Of The Red Sun - Silent Holocaust - TheAbyssmal Womb - Contra Mundum - Descend Into Chaos - Praise The Eradication - Desert Storms - The Armageddon Anthem - Rendered In Vain

Etwas besser danach der Start für die deutschen

EPITOME

, die aufgrund der technischen Probleme von ZONARIA und trotz deren zusammengekürzter Setlist auch erst verspätet die Bühne im Rockhouse betreten konnten. Zwar wurden die Besucher direkt vor der Bühne nicht mehr, aber zumindest war einmal Applaus zum Auftakt zu vernehmen. Aber so richtig Stimmung kam auch hier nicht auf, obwohl sich die fünf Mannen redlich abmühten Schwung in die Bude zu bringen. Geradliniger, melodischer Deathcore wurde in die nicht vorhandene Menge an Zuschauern geblasen, bei der bestenfalls artiges Mitnicken drin war. Mit Fortdauer des Set konnten sich immerhin zwei Besucher dazu durchringen das Haupthaar durch gründliches Schütteln zu entstauben. EPITOME ließen sich von der vorhandenen Nicht-Stimmung und dem spärlichen Applaus aber nicht aus dem Konzept bringen, und holzten sich mit erfrischender Spielfreude durch ihre recht kurze Setlist. Weil es aber so schön zur generellen Stimmung des Abends passte, war auch der deutsche Fünfer nicht vor Problemen gefeit. Zwar machten im Gegensatz zur vorherigen Band die Samples problemlos mit, dafür blieb der Mix über weite Strecken eher matschig, sodass es für einige Besucher schwierig war eine stilistische Identifizierung vorzunehmen. "Wos spün de?" Die Tücken der Technik bekam dafür Sänger David zu spüren, dessen Wireless-Mikrofon etwa auf Hälfte des Sets aufgab, und ihn zu einem fliegenden, eigenhändig vorgenommenem Wechsel auf ein Modell mit Kabel zwang. Zu allem Überfluss litt er an einer Erkältung, durch die er oftmals einfach nicht genug Druck hinter die Stimme bekam. Trotzdem konnten sich EPITOME verdienten, leider erneut verhaltenen Applaus abholen, der hauptsächlich von den Kollegen von ZONARIA angeleiert wurde, die sich mit Bier in der Hand in der ersten Reihe positioniert hatten, und dort mangels Besucheranwesenheit ordentlich abgingen.

Dann war es an der Zeit für

ILLDISPOSED

dem kümmerlichen Salzburger Häuflein ordentlich einzuheizen. Vielleicht 50 Leute trieben sich in der Rockhouse-Bar herum, und verfolgten in lockeren Häufchen stehend wie sich die Dänen mit Bierbechern in der Hand anschickten die Bühne zu entern. Der Jubel blieb wieder einmal eher verhalten, aber dafür wurde er zumindest einmal lauter! Mit "Going Down" stieg der Fünfer in das Set ein, und holzte gleich einmal ordentlich drauflos. Gut abgemischt dröhnte das dänische Todesblei aus den Boxen der Bar, und blies die Gehörgänge der Zuschauer ordentlich durch. Hie und da ließen sich einige Leute dazu hinreißen gründlich die Matten (auch die nicht oder nicht mehr vorhandenen) zu schütteln, und die gute Stimmung auf die man schon den ganzen Abend gewartet hatte zeigte sich erstmals - wenn auch nur in homöopathischen Dosen. Egal, die noch vom Vorabend in Wien verkaterte Truppe schwang die Abrissbirne ins Publikum, und ließ sich von ein paar kleineren Schnitzern nicht die Laune verderben. Lediglich Sänger Bo konnte man den üblen Todeskater des Todes anmerken, blieben doch seine Witzchen auf der Bühne dieses mal spärlich gesät, und auch die Ansagen wurden auf ein Minimum zurückgefahren. Doch der augenscheinlich übel dröhnende Schädel hielt den trinkfesten Dänen nicht davon ab zur Therapie des Katers gleich noch ein paar Bier auf der Bühne zu kippen. Durch die Verspätung und die dem Vortag geschuldete, teilweise suboptimale Verfassung der Musiker, mussten auch Illdisposed ihre Setlist ein wenig einkürzen, was aber nicht allen im Publikum auffiel. Den Zugabenblock zockten Illdisposed überhaupt gleich ohne zuerst von der Bühne zu gehen - so wurde das kurzweilige Set von "A Child Is Missing" und "Now We Are History" beschlossen. Bei letzterem verschwand Fronter Bo überhaupt nach Ende seiner Gesangesdienste komplett von der Bühne, und überließ der Instrumentalfraktion den Abschluss des Gigs alleine. Alles in allem ein solider, wenngleich nicht wirklich guter Auftritt von ILLDISPOSED. Aber, seien wir einmal ehrlich, recht viel mehr als das hatte Salzburg an diesem Abend auch nicht verdient. Manch einer hätte wohl angesichts dieser Tristesse abgewunken und die Bühne gar nicht erst betreten, doch zu dieser Sorte gehören die Dänen nun wirklich nicht. Ein großes Kompliment an alle drei Bands, die sich trotz enormer technischer Probleme, Krankheit, Kater und Zombie-Publikum ihre positive Einstellung nicht verderben ließen! ursprünglich geplante Setlist: - Going Down - I Am What I Am - I Believe In Me - Dark - Weak Is Your God - Light In The Dark - Like Cancer - Throw Your Bolts - The Way We Choose - Tugging At Your Heart - Submit - Stop Running - A Child Is Missing - Psychic Cyclus - Now We Are History

Was bleibt zu diesem Konzert also noch abschließend zu sagen? Eigentlich - nichts. Es ist traurig zu sehen, dass in Salzburg anscheinend niemand zu den Konzerten geht. Es stimmt nachdenklich, dass die Zuschauer in der Mozartstadt wie es aussieht grundsätzlich ab der Hälfte des Sets des Headliners abzuwandern beginnen. Es macht einen wütend, bis auf das hier zu schreiben nichts dagegen tun zu können.


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