08.12.2014, Backstage (Club)

GLORYHAMMER + SHEAR + TWILIGHT FORCE

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 12.12.2014

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Montag Abend, Rüstungen knarren und Kettenhemden klirren, irgendwo gleitet scharrend ein Schwert aus der Scheide, und aus dem Inneren des Backstage Clubs in München ertönen Geräusche und Gesänge einer epischen Schlacht. Wohlgerüstete Krieger sowie Fußsoldaten gewandet in mit Zeugnissen ihrer Gesinnung verbrämten Westen zieht es hin zum Ort des Geschehens, wo Fahnen und Schwerter gleichermaßen geschwungen werden, wo böse Zauberer und untote Einhörner wüten, und ein hehrer Held an der Seite eines Barbarenkönigs kämpft. So sah es aus in München, als die schottischen Krieger von GLORYHAMMER ihr Feldlager aufschlugen, begleitet von den unerschrockenen schwedischen Recken TWILIGHT FORCE und einer Gruppe Finnen unter dem Banner von SHEAR. Heroic Fantasy Power Metal hieß dementsprechend die Devise im Backstage Club, und das nahmen sowohl der Großteil der Bands, als auch ein Teil der Besucher ziemlich wörtlich, so konnte man nicht nur auf der Bühne sondern auch im Publikum einiges an Rüstzeug erblicken. Lediglich die Waffen (bis auf die modernen Schussvorrichtungen namens Fotoapparate) mussten draußen bleiben, so blieb das Schlachtengetümmel letztendlich auf die Bühne beschränkt. Aber dort wurde an diesem Abend bis auf eine Ausnahme ausreichend Show geboten um die Zuseher zufrieden zu stellen.

Als erste in die Schlacht zogen

TWILIGHT FORCE

die mit ihren beiden Kriegern elbischer Abstammung mit aschblonder Haarpracht beim anwesenden Weibsvolk gleich einmal punkten konnten. Wohlgerüstet, doch lichtscheu mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze präsentierte sich auch der Tastenhexer, der die beiden elbischen Schlachtäxte unterstützte. Ärmlicher gewandet der Herr der tiefen Töne, sowie der etwas angeschlagene Wortführer der Truppe, der im Verlaufe der Schlacht etwas mit seinem stimmlichen Unwohlsein zu kämpfen hatte. Entsprechend saß nicht jede Note der Schlachtgesänge perfekt, doch das Fußvolk im Club tat sein bestes dieses kleine Manko vollkommen vergessen zu machen. Als "The Power Of The Ancient Force" besungen wurde, übertönten die analogen Gesänge der Anhänger die stromverstärkte Darbietung auf der Bühne. Bereits zu so früher Stunde herrschte ausgelassene Stimmung, und bemerkenswert viel Fußvolk präsentierte sich bei den Schlachtenhymnen der TWILIGHT FORCE höchst textsicher. Während das Fußvolk im Getümmel ausgiebig feierte, wurden auf der Bühne Fahnen und Schwerter geschwungen, und stahlharte Noten garniert mit epischen Fanfaren aus der Konserve in die Menge geschleudert. Es war geradezu eine Wohltat die wogende (doch Aufgrund des beschränkten Platzangebotes überschaubare) Menge im bereits gut gefüllten Club zu beobachten, die die pathosschwangeren Klänge geradezu aufsog. So tolle Reaktionen bereits zum Auftakt eines musikalischen Turniers zu bekommen ist in der Tat nicht alltäglich, doch die Schweden verstanden es das Publikum in der kleinen Arena des Clubs richtig mitzureißen. Den lauten Applaus hatten sich die schwedischen Recken wahrlich verdient, als sie verschwitzt von ihrer Darbietung ihre Waffen wieder verstauten, und direkt anschließend am Tresen (an dem natürlich auch Gunstbezeugungen textiler Natur feilgeboten wurden) ihren treuen Schlachtgenossen Rede und Antwort standen. Der Zulauf zu den Andenken sowohl schriftlicher und textiler als auch bildlicher Natur hielt auch noch an, als sich bereits die nächste Schlachtformation anschickte die Arena zu betreten.

Kurzfristig in eine vollkommen andere Welt katapultiert wurden die Besucher des Clubs, als als nächstes

SHEAR

aufspielten. Normalerweise sind es doch die kostümierten Bands die aus der Reihe fallen, doch an diesem Abend waren die weitestgehend normal angezogenen Finnen diejenigen die für hochgezogene Augenbrauen anhand der Optik sorgten. Einzig annähernd der Thematik nahe kam Sängerin Alexa, die in einem roten Schottenkaro-Gothic-Kleid für einen Hingucker sorgte - nur leider war selbiges speziell um die Regionen zweier gewisser prägnanter Argumente herum um ein paar Nummern zu klein. Das tat aber der Bewegungsfreude der Dame keinen Abbruch, die durch ihre fröhliche und energiegeladene Performance grundsätzlich mitreißend gewesen wäre - wenn an diesem Abend bei SHEAR auch nur irgend etwas funktioniert hätte. Trotz relativ langem zusätzlichen Soundchecks direkt vor dem Auftritt war der Mix der Finnen nicht wirklich gut - die auf CD gehörte Soundwand blieb live flach und ausdruckslos, mit teilweise zu lauten und teilweise zu leisen Keyboards, sowie übersteuerndem Bass der einige Male auch noch Rückkopplungen lieferte dass im Club die Wände wackelten. Zudem litt Sängerin Alexa auch noch an einer schlimmen Erkältung die ihre Stimme sehr in Mitleidenschaft gezogen hatte - so waren die viel zu leise gemixten Vocals fast eine Wohltat, als sich die arme Sängerin auf der Bühne mit wunder Kehle plagte die Töne zu treffen dass sich einem schier die Fußnägel hochrollten. Die euphorische Stimmung die noch bei TWILIGHT FORCE geherrscht hatte machte entsprechend schnell der Ernüchterung breit, und nicht wenige Zuschauer die auf weitere epische Klänge gehofft hatten zogen ein Raucherpäuschen in der kühlen Luft vor dem Club der Darbietung auf der Bühne vor. Wie man es auch drehte und wendete, SHEAR waren klar die Verlierer dieses Abends, und konnten einem ob der soundtechnischen und stimmlichen Probleme einfach nur noch leid tun.

Nach diesem Intermezzo war es an der Zeit für

GLORYHAMMER

das fortzuführen was ihre schwedischen Brüder im Geiste begonnen hatten - den heroischen Kampf Gut gegen Böse fortzusetzen und in einer epischen Schlacht zu Ende zu führen. Wohlgerüstet begaben sich die Schotten in die musikalische Arena, und mussten sich gleich zu Anfang den tödlichen Gefahren untoter Einhörner stellen, als die "Unicorn Invasion Of Dundee" besungen wurde. Heroisch wurden von den Rittern und Barbaren auf der Bühne die Äxte und Langhölzer geschwungen, während der abgrundtief böse Zauberer Zargothrax seinem Tasteninstrument gar liebliche Töne entlockte, und versuchte das anwesende Fußvolk damit einzulullen und auf seine Seite zu ziehen. Gemeinsam mit den Heroen auf der Bühne vollzog man den "Quest For The Hammer Of Glory", und durfte anschließend auf einem "Magic Dragon" seine Runden ziehen. Mit dem nagelneuenm hymnischen "Rise Of The Chaos Wizards" wurde sodann auch noch ein Blick in die finstere Zukunft des nächsten, in Planung befindlichen GLORYHAMMER-Silberlings geworfen. Erneut wird sich also das Böse erheben, um gegen das Gute anzukämpfen, das versuchen wird die Machenschaften des Bösen Zauberers mit dem "Amulet of Justice" zunichte zu machen. Doch bevor man sich Schwert und Streithammer schwingend dem Bösen Zauberer Zargothrax zuwendete, der vom anwesenden Fußvolk abwechselnd angebetet und ausgebuht wurde, galt es noch "The Epic Rage Of Furious Thunder" zu überstehen. Donnernd war sie auch die Geräuschkulisse, vom Zeremonienmeister am Mischpult wohlwollend zurechtgeschliffen, sodass man bis auf das etwas laute Schlagwerk (ein generelles Problem in so kleinen Arenen) den Fanfaren sowie der Arbeit der Streitäxte exzellent lauschen konnte. "Angus, Angus!" schallten die Chöre der Wissenden durch die Arena, als der Prinz des fiktiven Königreiches Fife zur Zugabe erneut in die Arena stürmte, und den bösen Zauberer Zargothrax der das Fußvolk mit einer flammenden Rede auf die Seite des Bösen ziehen wollte mit seinem Streithammer niederstreckte. Anschließend gab sich Angus McFife, triumphierend über dem geschlagenen Zargothrax stehend auch dem Rest zu erkennen, und wurde vom Volke frenetisch zu den Klängen der Hymne seiner Heldentaten gefeiert. Solcherart von dem Bösen errettet, werden noch einmal die Zauberkräfte der "Wizards" besungen, ehe der von Angus McFive besiegte Zargothrax dem erretteten Königreich mit dem Hootsman, der sich durch seine heldenhaften Taten am Langholz hervorgetan hatte, einen neuen König krönte. Zur "National Anthem Of Unst" feierten die Recken von GLORYHAMMER den Sieg gegen das Böse gemeinsam mit ihren jubelnden Anhängern. Ein episch-magischer Abend ging glücklich zu Ende, und ein jeder konnte in der Gewissheit nach Hause zurückkehren, dass das Gute einmal mehr über das Böse triumphiert hatte!



Setlist:

- Anstruther's Dark Prophecy - The Unicorn Invasion of Dundee - Quest for the Hammer of Glory - Magic Dragon - Rise of the Chaos Wizards - Amulet of Justice - Hail to Grail - Beneath Cowdenbeath - The Epic Rage of Furious Thunder - Angus McFife - Wizards! - The National Anthem Of Unst Selbstverständlich mischten sich auch die schottischen Krieger von GLORYHAMMER genau wie ihre schwedischen Mitstreiter der TWILIGHT FORCE anschließend noch unter das Fußvolk, und standen noch lange nach Ende der Schlacht verschwitzt und in voller Kampfesmontur ihren Anhängern zur Verfügung. Die augenzwinkernd und liebevoll-verrückte Atmosphäre des Abends wirkte ansteckend, geradezu elektrisierend auf das Publikum, und die Anwesenden ließen sich fast ausnahmslos von den beiden Abräumern des Abends in eine magische Welt von Drachen, Zauberern und Kriegern entführen. Heavy Metal muss nicht immer bierernst und auf dem Boden der Tatsachen sein, ein kleiner Ausflug in die Gefilde der kindlichen Fantasiewelten sollte immer drin sein. Es geht doch darum einfach Spaß zu haben, und das konnten die Bands trotz diverser gesundheitlicher Probleme quer durch den gesamten Tourtross an diesem Abend so richtig gut transportieren, unabhängig davon ob man kitschig-klebrige Melodien mag oder nicht. Bitte dringend mehr davon, in dieser nebelig-kalten Winterzeit!


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