13.01.2015, PMK, Innsbruck

DORNENREICH

Text: Laichster
Veröffentlicht am 16.01.2015

Nachdem uns im alten Jahr die Veranstalter der Bühne Innsbruck mit FATES WARNING (zum Livereport) einen famosen Jahresabschluss bescherten, wird im neuen Jahr gleich mit DORNENREICH der nächste Brocken schwer verdaulicher und höchst anspruchsvoller Kost serviert und als Support dürfen die lokalen Pandabären von ERL dem Gehörnten eine schwarze Messe darbieten und das Publikum für die in großen Teilen der Szene als prägend geltenden DORNENREICH anheizen. So pilgert heute, bei nicht sonderlich winterlichen Temperaturen, wieder alles was vorwiegend schwarze Kleidungsstücke im Schrank hängen hat in die Innsbrucker p.m.k. um am heutigen Abend offiziell den Beginn der neuen metalischen Konzertsaison zu begehen. Obligatorisches Aufwärmbier an der Bar, Smalltalk mit den üblichen Verdächtigen und um 21:30 Uhr darf der Opener zeigen was er kann...

ERL:
Wie wurde die Tiroler Black-Metal Kapelle ERL nicht in ihren Anfangstagen von der eingesessenen Altmetalergarde gescholten, sinnloses Geprügel war die vorherrschende Bezeichnung für die musikalischen Ergüsse unter der Regie von Fronter Carcharoth, doch über die Jahre reifte hier eine Band mit viel Eigenständigkeit und songwrittingqualität heran, was man nicht zuletzt durch die Veröffentlichung des ersten Longplayers "The Rise And Reign Of Lucifer" (zum Review) unter Beweis stellte. Der Wechsel im Line Up tat der Band scheinbar gut und im Vorfeld des heutigen Auftritts wurde uns massig neues Material versprochen, welches eine neue Facette der Band mehr in den Vordergrund stellen soll, weg von der Suche nach ultimativer Brachialität hin zu subtil eingebauten Strukturen unter dem Mantel gepaart mit der gewohnten eisernen Härte und so war man schon im Vorfeld aus das nun Folgende gespannt.

Ein mächtiges sakrales Intro im besten WATAIN-Style hallt durch die Location und andächtig betreten die stilecht mit Corpse-Paint angepinselten Protagonisten die Bühne und verharren dort wie im Permafrost festgefroren bis zur unerträglichen Spannungssteigerung um mit "Rise And Reign" das Eis zu brechen und schon mit dem Opener ihres erwähnten Debütalbum zu zeigen, dass sich hier in Sachen Live-Performance wieder ein großer Schritt nach vorne getan hat. Man ist zwar anfänglich noch von einigen Soundunstimmigkeiten geplagt, was sich jedoch schnell legt, das Stage Acting entschuldigt dies allemal. Fronter Carcharoth kotzt sich den ganzen Hass aus seiner Seele und gibt den überzeugenden Hohepriester und segnet seine Anhänger im Rauch von Räucherstäbchen und tropfenden Schweiß welcher ihm von seinem neuerdings kahlgeschorenen Kopf tropft, Nergal lässt grüßen. Aushilfsabbath Eligius macht das wofür er bekannt ist, er verbreitet grim and frostbittene Temperaturen im knackvoll gefüllten p.m.k. Mit fetten Riffs und besten trve Norwegian Posing bringt uns der Mann, welcher laut eigener Aussage vor einem Auftritt in Crushed Ice badet um genügend Kälte in sich zu haben, den Winter zurück ins unheilige Land. Drummer Prometheus sieht man zwar nicht auf der bis ins letzte ausgefüllten Bühne, sein Panzerabwehrgeschütz donnert jedoch unüberhörbar über das Schlachtfeld und lässt Knochen splittern und Blut spritzen. Der Rest der Band fügt sich optimal in das Power-Trio ein und führt die Band zur abgerundeten Einheit, eine ganzheitliche Live-Performance bei der eindeutig die Chemie zwischen den Bandmitgliedern zu stimmen scheint, die Backing Vocals von Skarim und Eligio zerreißen die Luft und lassen den Zuhörer bis ins Mark erschüttert zurück. Das Publikum dankt es rotierender Haarpracht und erhobener Faust als Zeichen der Ehrerbietung.

Mit "Those You Deserve" ist es dann soweit, ein neuer Song darf das Licht der Welt erblicken und es wurde nicht zu wenig versprochen! Mehr Melodie und subtil platzierte Strukturen und Hommagen an die großen Vorbilder lassen eine ganz neue Seite der Band erkennen die zum nackenbrechenden Headbangen aufrufen. Gerade die Schlusstücke "Celebration Of The Death Cult" und "Throne Of Death" lassen eine immense Weiterentwicklung der Band erkennen, die eindeutig Lust auf mehr Material dieser mit neuer Brutalität ausgestatten Krieger macht. ERL brauchen sich wahrlich nicht mehr verstecken und haben den Zuschauern mit ihrem Eissturm einen fulminanten Start in das Konzertjahr 2015 beschert!

Setlist:
- Intro
- Rise And Reign
- Cruor Pro Predatorem
- Those You Deserve
- Tyranniser
- Luzifers Sturmgeschütz
- Necrosterra
- Celebration Of The Death Cult
- Throne Of Death

DORNENREICH: An DORNENREICH scheiden sich je her die Geister, von genialer Band bis zu drittklassiger Schrott wird man hier das gesamte Spektrum an Meinungen auffinden. Der Schreiber selbst war immer schon zwiegespalten wenn es um die Kompositionen der Band ging, irgendwo pendelte sich die Meinung dann in der einfachen, etwas ironischen Feststellung ein: "DORNENREICH spielten Hipster-Black-Metal bevor es den Ausdruck Hipster überhaupt gab!", was im gegenständlichen Fall jedoch keinesfalls als negativ zu bewerten ist, sondern vielmehr eine subjektive Feststellung darstellt die für den Verfasser das Schaffen der Band am prägnantesten in einem Satz zusammenfasst. Objektiv betrachtet verlangt die Band von ihrem Publikum eine tiefere Hingabe zur Musik und den tiefgründigen Lyrics die für manchen Musikliebhaber eine philosophische Grenze darstellen die zu Ergründen nicht jedem gegönnt sei, die Interpretationsmöglichkeiten der durchaus als szenebeeinflussend zu bezeichnenden Band lässt somit ein extrem weites Spektrum offen und so hat wohl jeder DORNENREICH-Fan seinen eigenen Zugang zu der als hoch komplex zu bezeichnenden Klangwelt der Band. Das letzte Album "Freiheit" (zum Review) wurde von den Kritikern hoch gelobt und so lässt man sich heute zum ersten Mal in seiner Kariere als Metalhead auf das Experiment DORNENREICH ein und geht ohne Vorurteile einer Show entgegen von der man sich erhofft endlich erhellt zu werden und sich eine endgültige Meinung über das Schaffen dieses Phänomens zu bilden.

Der erste Teil des Sets wird von Mastermind Eviga und Violinist Inve bestritten, welche nach kurzem Intro mit "Freitanz" vom "In Luft Geritzt" Album den Abend beginnen, aber irgendwie will diese rein mit Gitarre und Geige bestrittene Darbietung nicht richtig zünden. Die Stimme des Fronters kommt eindeutig zu leise aus den Boxen und auch ansonsten scheint es Abstimmungsschwierigkeiten zu geben, zudem erweist sich die stickige p.m.k. nicht gerade als idealer Ort für eine Akkustik Session, das Flair geht verloren, auch wenn man davon überzeugt ist das eine Nummer wie "Des Meeres Atem" vom erwähnten letzten Album wohl im richtigen Ambiente durchaus impressive Wirkung erzielen würde. Schade, zeichnet man sich doch sonst durchaus als Fan der ruhigeren Klänge und so hofft man doch noch durch den voll bemannten Part des heutigen Auftritts überzeugt zu werden. Zu "Der Wunde Trieb" erscheint Drummer Gilvan als Verstärkung auf der Bühne und das Folgende donnert dann doch mächtiger aus den Boxen und stellt den Kontrast zum vorangegangenen Akkustik Programm dar. "Flammenmensch" zeigt impressiv die härtere Seite der Band die sich stehts im musikalischen Wandel befindet, der "Hexe Flammend Blick" ruft beim Publikum euphorische Reaktionen hervor und doch bleibt ein bitterer Beigeschmack, es hackt immer noch am Sound und die introvertierte Unnahbarkeit der Band ist hier nicht gerade dienlich. Fronter Eviga geht voll und ganz in seinen Kompositionen auf, zeigt sich jedoch zwischen seinen Songs nicht gerade als Emotionsbündel, wer Songs wie "Schaut Schwarz Tiefsten Lichterglanz" schreibt muss wohl eine solch in sich gekehrte Ader besitzen. "Wer Hat Angst Vor Einsamkeit" beschließt den Abend und DORNENREICH hinterlassen ihre eingeschworenen Fans durchaus Zufrieden, des Schreiberlings Dilemma in Bezug auf die Band wurde jedoch nicht gelöst, einerseits bleibt man fasziniert von der Art zurück wie die Band ihre Kompositionen auf der Bühne lebt und anderseits ist man mit dem vermeintlich intellektuellen Anspruch überfordert.

Setlist: Teil I:
- Intro - Freitanz
- Im Ersten Aller Spiele
- Des Meeres Atem
- Meer Teil II 
- Der Wunde Trieb
- Flammenmensch
- Jagd
- Der Hexe Flammend Blick
- Aus Mut Gewirkt
- Wolfpuls
- Traumestraum
- Schwarz Schaut Tiefsten Lichterglanz
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- Erst Deine Träne Löscht Den Brand
- Trauerbrandung
- Wer Hat Angst Vor Einsamkeit

Der heutige Abend hat sich als rentabler Auftakt in die Konzertsaison 2015 entpuppt, am 28.01. wird uns die Bühne Innsbruck wieder mit fetten Heavy-Metal in Form der wieder erstarkten WOLF mit Support LIQUID STEEL (FB Event) versorgen und das restliche Jahr verspricht jetzt schon einige Brecher im Tiroler Land auf Lager zu haben von denen euch Stormbringer selbstredend ausführlich berichten wird. Thx für die Pics geht an Christoph Marberger! Weiter Fotos könnt ihr in der Galerie zum Event sehen.


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