04.02.2015, Tonhalle München

SABATON + DELAIN + BATTLE BEAST @ München Tonhalle

Veröffentlicht am 12.02.2015

Grim and frostbitten draußen, heiß und stickig drinnen war das Motto als SABATON in der Tonhalle in München einfielen. Einfallen, diesen Begriff konnte man auch auf die Besucher verwenden, denn die Tonhalle präsentierte sich ausverkauft, und die Schlange am Einlass erstreckte sich vor Beginn desselben schon fast bis zum Eingang der Kultfabrik. Unterstützung bei der Invasion Münchens erfuhren die Schweden dabei von DELAIN und BATTLE BEAST.

Ein bißchen eng war es schon auf der Bühne, als

BATTLE BEAST

den Abend eröffneten. Zwar kann man die Bühne der Tonhalle nicht gerade als klein bezeichnen, doch nahmen dieses Mal die Aufbauten der Hauptband SABATON so viel Platz in Anspruch, dass für das Drumkit der Vorbands nur noch ein schmales Podest auf der Seite übrig blieb - so war BATTLE BEAST-Drummer Pyry für einen Teil des Publikums gar nicht zu erblicken, da von den ausladenden Aufbauten verdeckt. Von den beengten Platzverhältnissen ließen sich die Finnen aber so gar nicht beeindrucken, und knallten der Partyhungrigen Meute erst einmal ein ordentliches Brett vor die Köpfe. Gleich der Opener "Far Far Away" vom aktuellen Album "Unholy Saviour" kam beim Publikum gut an, und die ersten Matten kreisten im Takt. Textsicher erwiesen sich die Zuschauer auch bei "Black Ninja", ehe es zu dem extrem 80er-lastigen "Touch In The Night" etwas ruhiger wurde in der Halle. Man merkte dass der Großteil der Leute mit dem Titel mit dem Disco-artigen Beat nicht wirklich etwas anfangen konnten - zumal das Gros der extra für den schwedischen Hauptact angereisten Fans doch eher mit schnellen Nummern unterhalten werden wollte. In dieser Richtung wurde das Publikum dann aber mit dem flotten "Madness" und dem etwas älteren "Iron Hand" gut bedient. Letzteres fand sich eher überraschend im Set, hatte man doch aufgrund der extrem kurzen Spielzeit von gerade mal einer halben Stunde eher mit dem bekannteren "Kingdom" gerechnet. Richtige Partystimmung brach dann beim Abschluss des Sets von BATTLE BEAST an, als die Finnen ihren von Sabaton gecoverten Titel "Out Of Control" anstimmren. Hier erwiesch das Publikum hundertprozentig textsicher, und spendierte en Finnen anschließend auch den mehr als verdienten Applaus.

Setlist:

(Ohne Gewähr) - Far Far Away - Black Ninja - Touch in the Night - Madness - Iron Hand - Out of Control

War der Sound bei BATTLE BEAST noch recht gut, aber nicht unbedingt überragend, fällt die Qualität des Mixes bei

DELAIN

dann ziemlich ab. Parallel mit der Qualität des Sounds sankl leider auch die Stimmung - was nicht an der Einstellung von DELAIN lag, die auf der Bühne alles gaben. Es ist eher die Erwartungshaltung des Publikums, die die Niederländer nicht erfüllen konnten - obwohl sie dem musikalischen Gesamtpaket geschuldet auf die härteren Nummern ihrer Diskografie setzten, ließen sich nur wenige Besucher von den melodischen, leicht poppigen Klängen mitreißen. Wie schon bei BATTLE BEAST, mussten auch DELAIN platztechnische Einbußen hinnehmen - der monströse Bühnenaufbau der Hauptband ließ auch hier gerade einmal zwei schmale Podeste an den Seiten der Bühne zu, auf denen Schlagzeug und Keyboard positioniert werden konnten - welche dort von der jeweils gegenüberliegenden Seite der Halle kaum bis gar nicht eingesehen werden konnten. Trotz widriger Platzumstände, schlechten Sounds mit sehr leisen Vocals und mangelnden Zuschauerzuspruchs ließen sich DELAIN nicht die Laune verderben, und Fronterin Charlotte Wessels konnte mit ihrer sympathischen, einnehmenden Art doch noch einige Leute zum Mitklatschen bewegen. Auch Bassist Otto Schimmelpenninck (Anm. d. Verf: Laut Bandhomepage heißt der Herr mit vollem Namen "Otto Asueer Jacob Baron Schimmelpenninck van der Oije" - es kostete mich mehrere Anläufe mit anhaltenden Lachanfällen diesen Namen korrekt zu schreiben! Nicht böse gemeint, aber ich hab zuerst etwas GANZ anderes gelesen... vor allem nach einem kürzlich publik gewordenen, prekären Bühnenunfall desselben... Ahum. Wen es interessiert, der möge bitte selbst danach googeln. Und ja, ich höre schon auf mit Anmerkungen! Also wo waren wir... Auch Bassist Otto ließ sich nicht die Laune verderben, und poste mit der sympathischen und trotz ihrer geringen Körpergröße ziemlich beeindruckenden jungen Dame an der siebensaitigen Gitarre um die Wette. Generell konnten sich aber Titel wie "Mother Machine", "Not Enough", oder auch das abschließende "We Are The Others" nicht wirklich durchsetzen - zu groß war die Kluft zwischen opulentem niederländischen Symphonic Metal und schwedischem Kriegs-Partymetal. Ein wenig schade für Delain, die eingekeilt zwischen zwei Partybands eindeutig unter ihrem Wert geschlagen wurden.

Setlist:

(Ohne Gewähr) - Mother Machine - Get the Devil Out of Me - Army of Dolls - Go Away - Pristine - Sleepwalkers Dream - Stardust - Not Enough - We Are the Others

Krieg und Party - passt das zusammen? Ja, das tut es, wie die schwedische Hit-Maschine

SABATON

seit inzwischen auch bald 10 Jahren beweist. In dieser Zeit haben sich die Mannen um Joakim Brodén und Pär Sundström an die Spitze des melodischen Powermetal gespielt, und bewiesen ihren Ausnahmestatus auch mit diesem Auftritt in München einmal mehr. Viel hat sich getan, seit den Tagen als SABATON noch im Vorprogramm von Bands wie GRAVE DIGGER und THERION spielten, und die wenigsten im Publikum den Text der Über-Hymne "Primo Victoria" mitsingen konnten. Vom leicht peinlichen Leder-Fransen-Look zum einheitlichen Militäroutfit - das Markenzeichen von SABATON ist heutzutage nicht mehr wegzudenken. Und wird inzwischen sogar auf die Crew ausgeweitet, die sich samt und sonders im Kriegsoutfit präsentiert, und sich perfekt in die Szenerie aus Tarnnetzen und Militärutensilien einfügt. Apropos Militärutensilien - der monströse Bühnenaufbau der Teilen der Zuschauer die Sicht auf Schlagzeuger und Keyboarder der Vorbands teils versperrte, war nichts anderes als der Schlagzeug-Panzer der Schweden. Nomen est omen, auch wenn der Song "Panzer Battalion" sich schon länger nicht mehr in der Setlist findet. Nach ersten "Noch ein Bier!"-Chören, dem obligatorisch eingespielten "The Final Countdown" von EUROPE und ihrem Intro "The March To War" eröffneten SABATON ihren Auftritt mit den beinahe schon legendären Worten 'We are SABATON from Sweden! We play Heavy Metal, and this is "Ghost Division"!'. Mehr brauchte es nicht, und das Publikum ging steil. Da fiel es auch kaum auf, dass SABATON ähnlich wie schon DELAIN an diesem Abend soundtechnisch ziemlich schlecht aufgestellt waren. Zwar besserte sich das im Verlaufe des Konzertes, aber speziell bei dem zweiten Titel "To Hell And Back" war bis auf die prägnante Ennio Morricone-Keyboardmelodie kaum etwas vom eigentlichen Song zu erkennen. So wirklich machte der schlechte Sound im Publikum aber wie es aussah niemandem etwas aus - zwischen "Noch ein Bier", einem launigen Cover-Medley mit Jocke an der Gitarre und Zuschauervoting welcher Song denn nun gespielt werden sollte feierte die Meute eine feuchtfröhliche Party. SABATON unterstützten die losgelöste Stimmung noch mit Freibier für die ersten Reihen (inklusive sofortigem Exen des Bieres selbstverständlich), und gaben der Meute einfach das was sie wollte: schnelle Mitsingsongs mit prägnanten Refrains wie 40:1 oder White Death, die Geschichtsunterricht mit seichter Unterhaltung verbanden. Und es zeigte sich einmal mehr, dass die Schweden scheints alles richtig gemacht haben, um zu DER Metalband der Stunde zu werden. Über gewisse Dinge kann man natürlich geteilter Meinung sein - trotz der wahnsinnig geilen, mitreißenden Stimmung die die Schweden ein ums andere Mal zu generieren wissen, ist ein gewisses Ballermann-Feeling auf dem Konzert nicht mehr zu leugnen. Zu viele nicht nur ein wenig, sondern schon arg Angetrunkene wankten durch die Halle, und auch die Aussage eines Konzertbesuchers zu seinem maßlosen Alkoholkonsum, "Wennst dich am nächsten Tag noch dran erinnern kannst, wars kein geiles Konzert!", stimmte eher nachdenklich. Aber kann man es der Band verdenken, wenn sie durch die von Alkohol gelöste Stimmung sogar Marken-Shirts um 75 Euro an den Mann zu bringen weiß? Trotz dieser kleiner Schönheitsfehler über die man entweder großzügig hinwegsehen kann oder sie als kritisches Zeichen sieht, haben vor allem Titel wie die Hymne "Primo Victoria" - natürlich am Ende des Sets angesiedelt - nichts von ihrer Faszination verloren. Selbst mehr als 10 Jahre nach Veröffentlichung, ist der Song noch immer der Höhepunkt jeder SABATON-Show, und wenn mehr als tausend Konzertbesucher zu dem treibenden Beat springen, dann wackelt wortwörtlich die Bude - so wie das auch an diesem Abend wieder der Fall war. Als Rausschmeißer gab es danach dann noch den Spaß-Song "Metal Crüe" der mit seinem wunderbar bescheuerten Text (Von Jocke laut Eigenaussage auf dem Klo geschrieben - Zeilen wie 'When a priest killed a maiden in the metal church' verdienen definitiv eine Medaille!) selbst dem letzten noch grimmig dreinblickenden Besucher ein dickes Grinsen ins Gesicht zauberte.



Setlist:

(Ohne Gewähr) - The March To War - Ghost Division - To Hell and Back - Carolus Rex - Soldier of 3 Armies - The Art of War - 7734 - Cover Medley - Resist and Bite - 40:1 - Swedish Pagans - A Lifetime of War (schwedische Version) - Far from the Fame - White Death - Night Witches - Primo Victoria - Metal Crüe Was kann man über so einen Abend sagen? Soll man sich darüber freuen dass es noch Bands gibt die die Massen bewegen, für ausverkaufte Hallen sorgen, und es verstehen richtig Stimmung zu machen? Oder soll man beunruhigt darüber sein, dass Heavy Metal mehr und mehr in eine seichte, glattgebügelte Partyecke gedrängt wird, und sich der feuchtfröhlichen, enthemmten Ballermannstimmung zunehmend angleicht - gerade die Sangria-Kübel fehlen noch... Unabhängig davon aber das wichtigste: SABATON polarisieren, entweder man mag sie, oder man mag sie nicht. Und genau dieses Hervorrufen von sowohl positiven als auch negativen Emotionen ist das was in der gleichgeschalteten "tu niemandem weh"-Zeit gebraucht wird, und vermutlich auch genau das worauf der Erfolg der Schweden fußt. Vielen Dank für die Fotos an Kollegin Tina Burgstaller, weitere Fotos des Konzertes findet ihr in der Galerie!


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