19.04.2015, Conrad Sohm

U.D.O. + SISTER SIN + GARAGEDAYS @ Dornbirn

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 22.04.2015

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Die Liebe zum Metal kennt keine Grenzen sagt man doch, und das trifft auch tatsächlich zu - zumindest für die Fraktion Stormbringer West, die an diesem Sonntag mal eben mehr als 700km runterriss, um sich bei U.D.O., SISTER SIN und GARAGEDAYS im Conrad Sohm in Dornbirn einzufinden. Ist ja fast ums Eck, und es ist ja nicht so dass man dem gleichen Paket nicht schon anderthalb Monate zuvor in München auf den Zahn gefühlt hätte. Aber wie das mit guten Shows so ist, sieht man sie sich gerne noch ein zweites Mal an - wie geplant, so also auch geschehen. Vorm Sohm stolperte man dann auch gleich einmal über Landsleute aus dem Innviertel, die sich über die Anwesenheit eines Autos aus dem Hausruckviertel genauso wunderten wie der Verfasser selbst über die Tatsache sich im tiefsten Vorarlberger Bergland auf einmal mit heimatlichem Dialekt konfrontiert zu sehen. Für weitere österreichische Dialektfärbungen sorgten die Tiroler Stormbringer-Begleitung, sowie die Supportband GARAGEDAYS mit denen sich nach der Show noch ein höchst launiges, alkoholgeschwängertes Interview entspann, das es in Bälde auch hier auf Stormbringer zum nachlesen geben wird. Eine fast volle Location und guter Sound sorgten mit drei äußerst gut aufgelegten Bands für super Stimmung, und fotografenfreundliches Licht garantierte auch noch für eine gute Ausbeute für die Fotogalerie. Warum Stormbringer allerdings den wie es aussah einzigen Fotografen des Abends stellte, ließ sich nicht eruieren - dafür gab es aber auch keinen Fotograben. Egal - denn zwei sehr nette Rollifahrer links und rechts, und eine massive Eisensäule im Rücken ließen ausreichend Bewegungsspielraum zu. Einzig ein wenig arg stickig wurde es dann zu fortgeschrittener Stunde mal wieder...

Als erstes aufs Publikum losgelassen wurde der Tiroler Export

GARAGEDAYS

, deren Musiker bereits seit zwei Monaten mit ihrem Van der Tour hinterher tuckerten, und sich auch auf heimischem Boden einmal mehr den Arsch aufrissen um eine gute Show abzuliefern. Ganz getreu ihrem in einem ihrer Songs festgeschriebenen Motto "Never Give Up", gingen die Vier mit ihren flotten, teils thrashigen NWoBHM-Klängen (Mastermind und Sänger Marco hat Mille von KREATOR stimmlich wirklich verinnerlicht) gleich richtig in die Vollen. Das kam beim Publikum im zu diesem Zeitpunkt schon gut gefüllten Conrad Sohm sehr gut an, denn die Leute gingen vom ersten Augenblick an mit. Obwohl von den Strapazen der Tour bereits ein wenig gezeichnet (zumindest kam Fronter Marco des Öfteren einmal mit den Sprachen durcheinander, und unterhielt das Publikum schon einmal auf spanisch), präsentierten sich GARAGEDAYS so gar nicht wie ein von ihnen besungenes "Piece Of Shit", sondern vielmehr mit richtig Pfeffer im Arsch und einer Soundwand im Rücken bei der die Bude wackelte. Angesprochenes "Piece Of Shit" gab es dann als letzten Song aufs Mützchen der Zuschauer, die die Band schlussendlich auch noch mit "Zugabe, Zugabe!"-Rufen eindeckten. Ein mehr als respektabler Auftritt der Tiroler! Und woher sie ihre Beinamen "100% Nasty Crew" hatten bewiesen die trinkfesten Tiroler dann im Laufe des Abends noch...

Weiter im Text ging es dann mit schwedischer Frowenpower bei

SISTER SIN

. Diese hatten in den Augen und Ohren des sich hier schriftlich mitteilenden Stormbringer-Schreiberlings einiges aufzuholen, war doch der letzte Auftritt in München eher durchwachsen. Auch im Sohm merkte man der Band an dass irgend etwas nicht in Ordnung war, was konnte man nicht sagen, aber Fakt war, dass die Chemie innerhalb der Band irgendwie nicht so ganz stimmte. Abgesehen von diesem Schönheitsfehler, ließen die Schweden aber in Vorarlberg nichts anbrennen, und konnten hier auch auf einen (wie bei allen Bands des Abends) guten Sound zurückgreifen. Die markante Frontröhre Liv agierte dieses Mal stimmlich in einer angenehmeren Lage, ließ die Lauscher in einem verwertbaren Frequenzbereich klingeln, und fegte wie gewohnt wie ein Derwisch über die Bühne. Den lauten Jubel des Publikums holten sich SISTER SIN verdient hab, und woran die Blicke der durchwegs von Angehörigen männlichen Geschlechts besiedelten ersten Reihe in erster Linie hängen blieben, braucht man wohl aufgrund der zwei nicht wegdiskutierbaren Argumente der Sängerin (man konsultiere hierzu das Beispielbild) nicht lange fragen... Gleiches setzte sich übrigens am Merchstand fort, wo Teile der Band noch bis nach dem Auftritt der Hauptband den Fans zur Verfügung standen. Der Andrang dort war zwar nicht allzu groß, aber dafür sorgte ein stetes Eintröpfeln an Kaufwilligen für gute Umsätze. Auch bei U.D.O. ging einiges über die Theke - lediglich GARAGEDAYS hatten ein wenig mit den Umständen zu kämpfen. Recht ungünstig in einem schwach beleuchteten Eck positioniert, beschloss überdies der kurzfristig angeheuerte und leider nicht sehr trinkfeste Verkäufer das Merch schon während des Auftritts der zweiten Band abzubauen. Leider benützte er beim Abbau permanent den Notausgang, dessen Öffnungsmechanismus das Flutlicht im hinteren Bereich der Halle aktivierte, was für verwirrte Besucher und leicht erhitzte Securitys sorgte. Nach einem Neuaufbau des Merchs durch die Band, konnten aber auch die Tiroler noch einiges unter die Leute bringen.

Und dann war es auch schon soweit - der German Tank rollte mitsamt seinem Gefolge im Sohm ein, auf dass mal wieder die Wände wackelten. Trotz zwei Monaten Tour in den Knochen präsentierte sich sowohl der ältere als auch der jüngere Teil der Band in blendender Spiellaune, was auch vom Publikum, dass gleich von Anfang an richtig gut mitging entsprechend honoriert wurde. Dass der Verein von Nebelwerfer und Ausdünstungen des Publikums das Sohm inzwischen ganz schön stickig gemacht hatten konnte man weder der Band auf der Bühne noch dem Publikum anmerken - da wurde fleißig geklatscht und gebangt, und auch die Mitsingrate war sehr hoch. Und das nicht nur bei den aktuellen Titeln vom Album "Decadent", sondern auch bei älteren Songs wie "Black Widow" oder "Metal Eater". Die gut aufgelegten Musiker trieben allerhand Scherze auf der Bühne, und erfreuten das Publikum mit diversesten Grimassen die für so manches Schmunzeln sorgten. Fast schien es, als wollten sie sich gegenseitig mit immer kreativeren Gesichtsausdrücken übertrumpfen. Es sei ihnen gegönnt, denn Fehlnoten konnte man keine ausmachen - zumindest soweit die Show vom Berichterstatter verfolgt wurde. Denn gegen Ende des Akustikparts (der dieses Mal allem Anschein nach um "Mystery" geschrumpft war) stand ein Interviewtermin im Van von GARAGEDAYS an der wahrgenommen werden wollte. Pünktlich zur Zugabe konnte man dann aber wieder die Halle entern, wo man nach der Frischluftkur im Grünen rund um die Halle von stickig-schweren Schwaden beinahe rückwärts wieder aus der Halle katapultiert wurde. Oh du traute Konzertluft, wie wurdest du vermisst! Nach "Break The Rules" wurde das Publikum sodann mit einem Dreierpack an ACCEPT-Klassikern in die Nacht entlassen. Eingeläutet wurde der Reigen vom simplen aber effektiven "Princess Of The Dawn", das wie nicht anders zu erwarten war lautstark mitgegröhlt wurde. Das "Heidi-Heido"-Intro der Hymne "Fast As A Shark" sorgte bei der Hardcore-geeichten Stormbringer-Begleitung aus dem tiroler Land für hochgezogene Augenbrauen - das anschließende Doublebass-Gewitter versöhnte aber recht schnell für den liebenswürdig-kauzigen Ausflug der für Fans längst Kultstatus besitzt. Als Rausschmeißer fungierte dann, wie nicht anders zu erwarten, einmal mehr der Übersong "Balls To The Wall" zu dem Band und Publikum noch einmal alles gaben, ehe sich nach der traditionellen Abschiedszeremonie mit tieffliegenden Drumsticks das Sohm nach langem Schlussapplaus überraschend schnell leerte. Nunja, kein Wunder - es war schon kurz vor Mitternacht, und der Großteil der Leute musste am nächsten Morgen arbeiten. Apropos, da war ja etwas... über die Heimfahrt inklusive halbstündiger Wartezeit an der roten Ampel eines Tunnelportals und einigen weiteren schüchternen Wesen die sich befleißigt fühlten zu erröten sobald man sich näherte und diesen Status dann nervenaufreibend lange beibehielten, breiten wir einmal den Mantel des Schweigens...



Setlist:

- Speeder - Blitz Of Lightning - King Of Mean - Decadent - Independence Day - Black Widow - Never Cross My Way - Under Your Skin - Tears Of A Clown - Secrets in Paradise - Faceless World - Pain - Untouchable - Let Me Out - Metal Machine - Metal Eater - Break The Rules - Princess Of The Dawn - Fast As A Shark - Balls To The Wall Ein äußerst feiner Konzertabend war es, den uns das Conrad Sohm da bescherte. Bereits GARAGEDAYS als Opener verstanden es das Publikum gleich einmal auf Touren zu bringen, und der schwedische Export SISTER SIN bereitete die Zuseher sodann souverän auf den Hauptact vor. Über U.D.O. braucht man nicht mehr viel zu sagen - der German Tank weiß einfach wie es geht, und lieferte mit seiner fast zweieinhalb Stunden dauernden Show einmal mehr eine Kampfansage an die Jungspunde ab denen schon nach einer Stunde die Puste ausgeht. Ein wenig schade dass der Tourabschluss in Skandinavien stattfinden wird, diese Show könnte man sich doch gut und gerne noch ein drittes Mal reinziehen...


WERBUNG: Hard
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