06.06.2015, Sölvesborg

SWEDEN ROCK FESTIVAL : DAY 4

Text: manfred
Veröffentlicht am 04.07.2015



Samstag

Die drei vergangenen Festivaltage haben schon Spuren hinterlassen, so kommen wir Samstag erst gegen ein Uhr auf's Gelände. Der Besucherandrang ist heute riesig, denn in Schweden ist Feiertag. Die letzten Takte von MUSTASCH, die den umjubelten Opener auf der Rock Stage geben, bekommen wir noch mit, das Publikum ist jedenfalls schon in amtlicher Partylaune. Wen es nicht zum grundsympathischen Ralf Gyllenhammer und seiner Truppe zog, der konnte sich gleichzeitig auf der Sweden Stage optischen und akustischen Ohrenschmaus mit den Metal-Sirenen THE SIRENS gönnen. Durch die verspätete Ankunft bekommen wir leider auch den klassischen Auftakt des letzten Festivaltages nicht mit. Denn dort wird die schwedische Nationalhymne traditionell zu Mittag von einer einheimischen Gruppe performt. In den vergangen Jahren hatten unter anderem schon HAMMERFALL und SABATON diese Ehre. Dieses Jahr sind es MUSTASCH, die die Hymne singen - es muss wie immer eine sehr emotionale Angelegenheit gewesen sein, denn die Schweden haben auch einen gewissen Nationalstolz.

HARDCORE SUPERSTAR

Wie ein Tornado fallen danach HARDCORE SUPERSTAR auf der Festival Stage ein. Kurz nach Mittag ist es dort schon rappelvoll (dem Feiertag sei Dank), und durch die gute Vorbereitung von MUSTASCH saugen die Leute die schmissigen Songs der schwedischen Street-Metaller nur so auf und feiern die Band so richtig ab. Zwischen Krachern wie "Last Call For Alcohol" und "Moonshine" fegen HARDCORE SUPERSTAR über die Leute hinweg als gäbe es kein Morgen mehr. Die Über-Party-Hymne "We Don't Celebrate Sundays" und das lässige "Above The Law" markieren die Schlusspunkte eines Wahnsinnsauftritts einer der besten Bands des gesamten Festivals. Setlist: - Need No Company - Last Forever - Touch The Sky - Last Call For Alcohol - Cry Your Eyes Out - Wild Boys - Liberation - Don't Mean Shit - Run To Your Mama - Moonshine - We Don't Celebrate Sundays

EXCITER

Nahtlos weiter ging es mit einer weiteren Machtdemonstration von EXCITER. Die Kanadier pfefferten in Originalbesetzung ein fettes Set an Klassikern in die Menge, das sehr gut aufgenommen wurde. Willkommen zurück "Heavy Metal Maniac", "Long Live The Loud", "Violence & Force"... zeitlose Klassiker, die in Perfektion dargeboten wurden! Da schwelgt man gerne in Erinnerungen und lässt die Songs auf sich wirken, bevor schon wieder die nächste Band im dicht gedrängten Programm Aufmerksamkeit möchte. Danke meine Herren, für diesen grandiosen Auftritt! Setlist: - Stand Up And Fight - Heavy Metal Maniac - Iron Dogs - Victims Of Sacrifice - Delivering To The Master - Violence & Force - Blackwitch - Pounding Metal - Beyond The Gates Of Doom - I Am The Beast - Long Live The Loud - Evil Sinner



RIOT V

Schlag auf Schlag geht es heute am Samstag. Auf der Rock Stage scharren um halb drei schon RIOT V in den Startlöchern, bereit ein weiteres Feuerwerk aus Klassikern abzubrennen. Fast schon obligat, liefern heute auch RIOT V einen Hammergig ab, der von einer brillanten Rhythmusabteilung (u.a. mit dem Schlagzeuger von VIRGIN STEELE) getragen wird. Sänger Todd Michael Hall singt die Klassiker unfassbar und gehört zu den besten Sängern des gesamten Festivals. Das zahlreiche Publikum sieht das ähnlich und deckt RIOT V mit frenetischem Applaus ein. Setlist: - Narita - Ride Hard Live Free - Fight Or Fall - Outlaw - Metal Warrior - Sign Of The Crimson Storm - Black Leather And Glittering Steel - Angel Eyes - Johnny's Back - Bloodstreets - Take Me Back - Flight Of The Warrior - Road Racin' - Warrior - Swords And Tequila - Thundersteel

ACE FREHLEY

Nur eine Viertelstunde nachdem RIOT V ordentlich Gas gegeben haben, schon der nächste Klassikeralarm auf der gegenüber liegenden Festival Stage. ACE FREHLEY nimmt dort die Bühne in Beschlag und ist auch solo noch immer ein Garant für ein amtliches Konzert. Mit verdammt sympathischer Austrahlung feuerte er einen lässigen Auftritt mit einigen KISS-Klassikern ("Rocket Ride", "Love Gun", "Deuce"...) ins Publikum, der dank der vielen bekannten Songs fast zum Freiluft-Karaoke avancierte, so laut singen die Leute mit. Im Gegensatz zu seinen ex-Kollegen hat ACE FREHLEY allerdings keine aufwändige Bühnendeko und massenweise Pyros notwendig, sondern lässt den Rock 'n' Roll pur sprechen. Und die tolle Publikumsreaktion gibt ihm recht! Setlist: - Rocket Ride (KISS) - Gimme A Feelin' - Toys - Parasite (KISS) - Love Gun (KISS) - Breakout - Snowblind - Strange Ways (KISS) - New York Groove - 2 Young 2 Die - Shock Me (KISS) - Cold Gin (KISS) - Rip It Out - Deuce (KISS)



MOTHER'S FINEST

Derweil auf der Rock Stage MOTHER'S FINEST unter großem Zuschauerzuspruch ihre Show abziehen, gönnen wir uns eine kleine Pause vom straffen Nachmittagsprogramm und schauen uns das Ganze aus der Ferne an. Frontröhre Joyce Kennedy ist Live eine Wucht, führt ein ordentliches Spektakel auf und hat das Publikum damit gut im Griff. Nach dem Klassiker-Overkill der letzten Bands sind wir aber einfach für den Moment übersättigt, obwohl MOTHER'S FINEST wirklich gute Unterhaltung bieten. Setlist: - Angels - Burning Love - Truth'll Set You Free - Can't Fight The Feeling - Cling To The Cross - Niggizz Can't Sang Rock & Roll - The Wall - Shut Up - She Ready - Baby Love - Mickey's Monkey - Piece Of The Rock - My Badd

FIVE FINGER DEATH PUNCH

Und die Wartezeit auf RAGE, Entschuldigung, REFUGE zu überbrücken, schauten wir uns auf der Festival Stage noch einen Teil von FIVE FINGER DEATH PUNCH an. Die amerikanische Groove-Maschine räumte dabei ordentlich ab und konnte sich über riesigen Zuschauerzuspruch freuen. Und das Publikum bekam auch einiges geboten - wo sieht man zum Beispiel einen Kinderchor (da wurden Kids aus dem Publikum auf die Bühne geholt) auf der Bühne, der aus vollem Halse "Burn Motherfucker!" brüllt? Eine herrlich witzige Aktion, die das Programm richtig gut auflockerte! Setlist: - Under And Over It - Burn It Down - Hard To See - Lift Me Up - Bad Company (BAD COMPANY-Cover) - No One Gets Left Behind - Burn MF - Remember Everything - Coming Down - Never Enough - Mama Said Knock You Out (LL COOL J-Cover) - Here To Die - The Bleeding



REFUGE:

Keinen leichten Stand hatten Peter "Peavy" Wagner und seine REFUGE-Mitstreiter, Manni Schmidt und Christos Efthimiadis. Nur eine relative kleine Schar fand sich im Zelt vor der Rockklassiker-Bühne ein. Kein Wunder, zogen doch zur gleichen Zeit FIVE FINGER DEATH PUNCH auf der Mainstage das Hauptaugenmerk auf sich. Davon ließ sich die Band aber nicht einschüchtern und legte enorme Spielfreude an den Tag. Mit "Firestorm" wird von Beginn an Gas gegeben. Auch "Solitary Man" und "Nevermore" werden von den Anwesenden mit Inbrunst mitgesungen. Man merkt, dass das Publikum größtenteils aus Fans besteht, die wissen, was sie sich anschauen. Mit "Don't Fear the Winter" und "Refuge" ist nach einer Stunde aber leider auch schon wieder Schicht im Schacht und REFUGE verabschieden sich wieder von der Bühne. Setlist: - Firestorm (RAGE) - Solitary Man (RAGE) - Nevermore (RAGE) - Death In The Afternoon (RAGE) - Enough Is Enough (RAGE) - Invisible Horizons (RAGE) - Light Into The Darkness (RAGE) - Shame On You (RAGE) - Baby, I'm Your Nightmare (RAGE) - Don't Fear The Winter (RAGE) - Refuge (RAGE)

EXTREME

Musikalisches Kontrastprogramm gibt es dann von EXTREME. Wer kennt "More Than Words" nicht? Aber EXTREME beweisen, dass sie mehr drauf haben als nur diesen Hit, zum Beispiel mit dem sehr guten QUEEN-Cover "Crazy Little Thing Called Love" oder dem geilen Rausschmeißer "Get The Funk Out". Gitarrist Nuno Bettencourt bietet einen tollen Blickfang und kann mit super Gitarrenarbeit punkten, aber insgesamt sind die Songs für meinen Geschmack einfach zu funkig. Das ist nicht wirklich meine Welt, obwohl es bei den Fans richtig gut ankommt. Setlist: - Decadence Dance - Li'l Jack Horny - Comfortably Dumb - Rest In Peace - It ('s A Monster) - Kid Ego - Play With Me - Midnight Express - More Than Words - Cupid's Dead - Take Us Alive - Am I Ever Gonna Change - He-Man Woman Hater - Hole Hearted - Crazy Little Thing Called Love (QUEEN-Cover) - Get The Funk Out

JUDAS PRIEST

Jetzt wird’s noch einmal ernst! 22.30 Uhr Ortszeit, die Menge wartet gespannt, das Licht geht an und "Priest! Priest! Priest!"-Rufe erschallen von der ersten bis weit in die hinteren Reihen. Zu den Klängen von "Dragonaut" kommt der Metal-God Rob Halford auf die Bühne - am Stock gestützt! Einen Augenblick bin ich aufgrund des Stockes beunruhigt, was den jetzt mit ihm passiert sei, doch alle Furcht ist unbegründet und besagtes Utensil gehört nur zur Show. Rob Halford ist in einer lange nie dagewesenen Form – saust förmlich von einer Seite der Bühne zur anderen - und ist auch stimmlich fit. Der Sound ist glasklar und Gitarrist Richie Faulkner ist nahezu ständig cool am Herumposen. Neben aktuellen Material wie "Halls Of Valhalla", "Redeemer Of Souls" befinden sich mit "Love Bites" und "Jawbreaker" zwei Song auf der Setlist, die es eher selten ins Live-Repertoire von JUDAS PRIEST schaffen. Alles andere ist bekannte, aber schön anzusehende Kost. Zu „Hell Bent For Leather" kommt Rob Halford mit einer fetten Harley auf die Bühne und fährt sie bis an den vordersten Rand des Catwalks. Als Encore gibt’s wie fast immer "Electric Eye", "You've Got Another Thing Comin'", "Painkiller" und "Living After Midnight" Alle Songs werden visuell von Videos und Animationen auf den Leinwänden im Hintergrund unterstützt und im Vordergrund gibt Rob sein Bestes. Am Ende des Sets sieht man nur begeisterte Gesichter - der beste Headliner des Festivals! Setlist: - Dragonaut - Metal Gods - Devil's Child - Victim Of Changes - Halls Of Valhalla - Love Bites - March Of The Damned - Turbo Lover - Redeemer Of Souls - Beyond The Realms Of Death - Jawbreaker - Breaking The Law - Hell Bent For Leather - Electric Eye - You've Got Another Thing Comin' - Painkiller - Living After Midnight

Für die Festival-Schlusspunkte THE DARKNESS und BEHEMOTH, die zeitgleich kurz nach Mitternacht aufspielen, sind wir dann aber einfach schon zu platt und ziehen etwas mehr Schlaf vor der Heimreise vor. Somit ist JUDAS PRIEST für uns ein grandioser Schluss eines tollen Festivals. Durch die tolle Organisation gibt es nichts zu bemängeln - wenn jemand ein relaxtes Festival besuchen will, dann kann man das Sweden Rock nur empfehlen. Bloß betrinken kann man sich hier nicht, dazu müsste man sich erstmal einen Kredit aufnehmen. Ehrlich gesagt habe ich noch nie gesehen, dass bei einer Wall Of Death Leute mit Helmen, auf denen Action-Cams angebracht waren, alles aus den Weg geräumt haben ,was sich in den Weg gestellt hat. UNFASSBAR. Deswegen an dieser Stelle ein ganz dickes Lob und Kompliment an das Orga-Team für die erneut starke Durchführung dieses großen Events. Danke, wir kommen sehr gerne wieder!


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