20.06.2011, Planet.tt, Bank Austria Halle, Gasometer

Superbeast Rising 2011 feat. ROB ZOMBIE

Text: Suzy
Veröffentlicht am 24.06.2011

Wenn der Mann kommt, dessen Schaffen man seit 15 Jahren aufmerksam verfolgt und von dem man sogar den größten Scheiss gut findet, dann bedeutet das selbst für eine knapp 30jährige, mitten im Leben stehende Frau folgendes: komplette Matschbirne, Tunnelblick und nervöses Zittern. Wenn dann einen Tag vor dem Konzert noch dazu der Anruf der Plattenfirma kommt, dass man vor dem Konzert diesen Mann interviewen darf, dann potenziere man oben genannte Symptome bitte mal 100. Das Interview könnt ihr euch im Übrigen hier ansehen: http://www.stormbringer.at/interviews.php?id=966 Freut euch also hier auf ein Review vom ersten Rob Zombie Konzert in der Geschichte Wiens! Der eigentliche Support Wayne Static musste alle Sommertermine absagen, wodurch die Wiener

Solrize

die Chance bekamen, das Publikum anzuheizen. Apropos Publikum: bunt durchmischt war das, sehr zu meiner Freude. Die Lederkuttentragenden Mittvierziger mischten sich ebenso in die nicht ganz ausverkaufte Bank Austria Halle wie 13jährige Pubertierende Nachwuchsmetaller, die Rob und White Zombie wohl nur von Guitar Hero kennen und mal schauen wollte, was sich da so tut. Zurück zu Solrize: was hier geboten wurde, war grundsolider Rock'N'Roll mit Stoner-Elementen. Sänger Elvis Nine glänzte in einem weißen Zweiteiler, der ihn angenehm vom restlichen in Dunkel getauchtes Bühnenbild abhob. Die älteren Semester im Publikum wussten sehr wohl was mit dem Sound anzufangen, von den Jüngeren war zumindest hier und dort ein Höflichkeitsappläuschen zu hören. Ihr könnt euch die Burschen übrigens nächstens am Donauinselfest anhören, vor Danko Jones.

Nach einer kurzen Umbaupause war es dann soweit - die Spannung war fast zum Greifen nahe. Kleinere Jubelstürme brandeten auf, auch wenn nur ein Roadie (gemeinerweise dem Signature-Zombie-Mundschutz ausgestattet) kleinere Dinge auf der Bühne zurechtrückte. Das Bühnenbild war spartanisch, aber wirkungsvoll: alte Horrorfilmhelden wie King Kong, Nosferatu und Frankenstein begutachteten den Liveauftritt in stilvollem Schwarz/Weiß von überlebensgroßen Leinwänden. Die Mikrofonständer waren mit betenden und / oder flehenden Skeletten verziert. Sweet. Zu den Tönen von Jesus Frankenstein enterten zuerst Zombie's Musiker die Bühne: Ginger Fish, John 5 (beide noch bekannt von Marilyn Manson, wobei sich J5 bereits seit längerer Zeit zur Riege der Zombie-Musiker zählen darf) und Piggy D (spielte auch bei Wednesday 13 und Amen). Bereits die Namen lassen darauf schließen, dass hier absolut versierte und ihre Zunft verstehende Musiker auf der Bühne stehen - bei den ersten Takten wurde die Vermutung gleich Realität: Drei Musiker erzeugen einen Druck, da können sogar Slipknot was noch von lernen.

Anscheinend fand's ein Fan nicht so dolle, oder er wollte einfach nur seinen Becher loswerden: aber Mr. Zombie mal einen Plastikbecher auf die Birne zu schießen, dazu gehört entweder viel Mut oder nur eines: Blödheit. Auf jeden Fall war Rob kurz davor, das Konzert abzubrechen, aber John 5 (versierter Ex-MarilynManson-Deeskalator) wusste ihn zu beruhigen und so ging's nach einer kurzen "fuck you, you asshole"-Ansprache munter weiter.

Song folgte auf Song, auf Ansagen oder Ansprachen verzichtete Zombie großteils ... er ließ lieber die Musik sprechen. Ginger Fish's Drumsolo bei House of 1000 corpses war eindrucksvoll, aber noch lange nicht so eindrucksvoll wie John 5's Solo bei Thunderkiss '65: dass der Mann ein Virtuose ist, war mir schon vorher klar, aber was er hier bot, was quasi Geschlechtsverkehr mit seiner Gitarre. Chapeau, Monsieur John, chapeau. Zwei Stunden Spielzeit und insgesamt sieben Songs als Zugaben lassen wohl darauf deuten, dass es den Amerikanern Spass gemacht hat in Wien. Hoffentlich macht der Zombie seine Interview-Worte nicht wahr und lässt uns wieder 15 Jahre auf seine Rückkehr warten. Dazu war es nämlich viel zu geil.

Setlist, natürlich ohne Gewähr: 1. Jesus Frankenstein 2. Superbeast 3. Scum of the earth 4. Living dead girl 5. More human than human 6. Demonoid Phenomenon 7. Mars needs women 8. House of 1000 corpses + drum solo 9. Electric head pt. 1 (the agony) 10. Meet the creeper 11. Super-charger heaven 12. Demon speeding 13. Never gonna stop (the red red kroovy) 14. Thunderkiss '65 + guitar solo --- 15. Dragula --- 16. American witch 17. Pussy liquor 18. Lords of salem --- 19. Sick bubble-gum 20. What? --- 21. Werewolf women of the SS


ANZEIGE
ANZEIGE