18.01.2013, Weekender

MARROK, MIDRIFF

Veröffentlicht am 21.01.2013

Weekender Club-Chef Andy versteht sich nicht nur auf das Buchen hoffnungsvoller internationaler Acts, auch den einheimischen Hoffnungsträgern stehen die Tore seines Clubs weit offen. Der heutige Abend stand daher im Zeichen des österreichischen Rocks und Metals, die Bühne gehörte zwei der heißesten Eisen im lodernden Sound-Feuer: MARROK waren aus Oberösterreich angereist und wurden bestens von den Local Heroes MIDRIFF unterstützt. Gleich vorweg…beide Combos wurden ihren Vorschußlorbeeren mehr als gerecht und lieferten die erwarteten, energiegeladenen Performances ab, die man im Vorfeld ob der ihnen gestreuten Rosen erhoffen durfte.

MIDRIFF

Kurz nach 21.30 Uhr läutete das stimmungsvolle Klavierintro von „Broken Dreams“ einen tollen Konzertabend im Zeichen des Rock ein! Nach diversen Akustik-Sessions im In- und Ausland durfte am heutigen Abend mal wieder die Stromrechnung (in diesem Fall des Weekender) in die Höhe getrieben werden. Akustikklampfen und Cajón wurden kurzerhand gegen Elektrifiziertes und ein echtes Schlagzeug eingetauscht, kurz gesagt: heute wurde wieder einmal ordentlich gestromt! Als ob es eine Selbstverständlichkeit wäre funktionierte auch am heutigen Abend das Konzept der Band mit dem singenden Drummer. Die Lentner-Brothers Jeremy (Bass) und Joshua (Gitarre) flankierten Drummer Paul (der mit seinem rauen Organ Nummern wie „Weekend Rocker“ veredelte) und boten das Höchstmaß an Performance, das aufgrund der Instrumentenbelastung möglich war. Zugute kam ihnen dabei die nicht gerade riesige Bühne, die für ein Trio und für Nähe und Interaktion mit dem Publikum geradezu prädestiniert ist. Die Live-Präsenz der gesamten Band machte den eigentlich fehlenden Posten des mittigen Frontmanns fast vergessen, was wohl nur Ausnahmebands zu gelingen vermag.

MIDRIFF sind hungrig, der Musikwelt die Kunde von ihrem energiegeladenen und kernigen Sound zu überbringen. Die zuletzt gewonnene Bühnenerfahrung schien die drei musikalisch noch näher zusammenrücken lassen, das heute wieder zu beobachtende tighte Zusammenspiel legte Zeugnis darüber ab. Im Gedächtnis bleibende Rockkracher hat das Trio sowieso zuhauf aufzubieten. Vom mächtig rollenden „Pumping Iron“ bis hin zu kernig stromenden restlichen Set, heute wurde der ruhige Aspekt des Songmaterials eher ausgeklammmert, es galt, die Energie des Rock zu entfesseln. Zu jeder Zeit kam der moderne, amerikanisch geprägte Rock mit Southern Einflüssen der drei sympathischen Burschen erdig und authentisch um die Ecke. Besonders lässig war es mitzuerleben, wie das Konzert so ca. ab „Departed“ so richtig Schwung aufnahm. Die Band schien nun einigermaßen eingewöhnt und warm gespielt und geigte so richtig frei und fetzig auf. Joshua Lentner entlockte seiner Klampfe fett rockende Riffs, sein Bruder unterstützte Sänger Paul nach Leibeskräften am zweiten Mikro. Dank des lässigen Sounds, der den Tiroler Unterländern vom Hausmischer auf das Karohemd gezaubert wurde, durften alle ein druckvolles und energiegeladenes Konzert genießen. Dass die anwesende Fanbase durch vehementen Applaus und “Zugabe”-Rufe schließlich noch eine für eine Vorband eher ungewöhnlichen Zugabe abnötigte, zeigte die starke Wirkung der Band und wie lässig das Konzert gewesen ist. Nach dem mit einem Snippet von PANTERAs „Walk“ angereicherten „Bartender“ ließen sich die Unterländer jedenfalls nicht lange betteln und setzten mit „Beast Is Walking“ einen lässigen Schlusspunkt unter das 50 Minuten Set voll donnernden und erdigen (Hard-)Rocks. Setlist MIDRIFF: 1. Broken Dreams 2. Hard Way 3. Flying Dutchmen 4. Weekend Rocker 5. Departed 6. Pumping Iron 7. House Of Pain 8. Before I Wake 9. The Regime Falls 10. Bartender 11. Beast is Walkin' (Encore)



MARROK

MARROK erwischten leider einen nicht so idealen Einstand. War der Sound bei MIDRIFF noch drückend und transparent, so kam es gleich beim Opener ohrenscheinlich zu Soundproblemen, Frontmann Philipp Gödl aka Brian Pearl war anfänglich durch das Mikro kaum zu hören. Zum Glück stabilisierte sich dies und MARROK konnten einigermaßen befreit aufspielen. Und die Oberösterreicher nützten ihre Chance, darum wurde recht bald das vom Video her bekannte und vom Publikum freudig begrüßte „Revolution Of Heroes“ von dem von den werten Redaktionskollegen schwer hochgelobten Album “Days Of Mercury“ nachgeschossen. Bekräftigt durch zahlreiche Votingsiege und Awards waren die hoch gehandelten Steyrer angetreten, auch das Publikum im Westen für sich zu gewinnen, das sich heute allerdings nur recht schwer aus den Schneelöchern locken ließ. Die einheimischen Rockfans zeigten sich einmal mehr von ihrer TV- und Couchaffinen Seite und hatten wohl wenig Bock auf Rock. Davon unbeirrt zockte das Quartett geile Nummern wie das erhabene „Throne Of Agony“ oder das flotte „Borderlands“, sodass die Anwesenden jedenfalls bestens unterhalten waren. Zwar klagte PANTERA bzw. Dimebag-Fan M:Zeven (Markus Kraus) mal über Soundprobleme, ansonsten tönte der New Metal / Alternative Rock der heimischen Rockhoffnung jedoch amtlich aus der Anlage. Auch ansonsten passierte genug auf der Bühne, auch Basser Lycan Radix (Florian Klausner) legte sich bewegungstechnisch ins Zeug, wohingegen sich Fronter Philipp auf Mikro und das Bedienen seiner Gitarre konzentrieren musste. Apropos Fronter - ungewöhnlich die Ausrichtung des Sängers, der nicht wie sonst üblich frontal zum Publikum, sondern etwas schief nach rechts ausgerichtet war. Bei den solo vorgetragenen Nummern wie etwa „Silent River“ erinnerte der Frontmann ein wenig an Brian Molko von PLACEBO. Besonders dem zahlreich erschienenen weiblichen Publikum schien diese Einlage zu gefallen. Für die Jungs ging´s mit dem ebenfalls bekannten, sehr geilen „Red Moon“ flotter weiter.

Der Club empfahl sich ein weiteres Mal als perfekte Location für Konzerte dieser Größenklasse, die effektive Lichtshow ließ die Band abwechselnd in diabolischem Rot oder giftigen Grün aus dem wohldosiert eingesetzten Nebel scheinen. Die Band ließ in der Folge auch DEVASTATING ENEMY-Drummer Tom Urbanek hochleben, der sich innerhalb kürzester Zeit das Liveprogramm der Band draufgeschafft hatte (nachdem man sich von Stammdrummer Mr. Lucky getrennt hatte) und somit das heutige Konzert rettete. Nach rund 75 Minuten beschloß dann „Crying Hope“ den lässigen Konzertabend. MARROK hatten ihre Visitenkarte im Westen abgegeben, die Anwesenden durften ein eindrucksvolles Undergroundpackage erleben und der Weekender hatte ebenfalls einmal mehr seinen unterstützenswerten Teil zur Förderung der härteren Rockmusik in hiesigen Gefilden geleistet. Setlist MARROK: 1. Intro 2. Broken Universe 3. Beautiful Nightmare 4. Revolution Of Heroes 5. Screams Of The Forgotten 6. Borderlands 7. Hunger 8. Burning Age 9. Moment To Remember 10. Throne Of Agony 11. Pseudophobia/Deep In The Shadows (Brian Pearl Only) 12. Silent River (Brian Pearl Only) 13. Red Moon 14. No Time To Die 15. Crying Hope Der heutige Abend setzte ein fettes Ausrufezeichen hinter die österreichische Musikszene. Auch wenn hier erst kürzlich THE SORROW kräftig abräumten und den Club in seinen Grundfesten erschütterten und sich etwa BELPHEGOR mit ihren anstehenden Jubiläumsgigs sowie SERENITY mit ihrem neuen Album zurückmelden, so zeigte das perfekt abgestimmte und gekonnt geschnürte Package des heutigen Abends doch, welche Kapazunder Österreich sonst noch aufzubieten hat. Wir dürfen gespannt sein, welche Überraschungseier im laufenden Jahr noch in der einheimischen Konzertlandschaft platziert werden.


WERBUNG: Hard
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