23.02.2013, Livestage

UNANTASTBAR

Veröffentlicht am 28.02.2013

UNANTASTBAR machten zum Tourfinale der „Gegen die Stille“ Record-Release-Tour Halt im winterlich verschneiten Innsbruck. Nach den ebenfalls sehr erfolgreich absolvierten Deutschland-Konzerten hieß es am heutigen Abend „Sold Out!“. Dies war die logische Konsequenz aus dem Durchstarten der Band (immerhin Platz 23 in den deutschen Charts) und dem Heimspiel, das die Südtiroler im nahen Nordtiroler Innsbruck feiern durften. Ein eigens organisierter Fanbus sorgte sicherlich noch für einen zusätzlichen Schub im ohnehin vollgepackten LiveStage (Fassungsvermögen lt. Homepage 240 Personen). Mit gleich drei Bands mit Stammheimat jenseits des Brennerpasses sollte der heutige Abend nicht nur fest in Südtiroler Hand, sondern auch fest in der Kralle des Punkrock sein.

HELDEN DER ZEIT

Die Nachwuchshelden aus dem Südtiroler Lana durften den Reigen um 20.30 Uhr eröffnen. Dem Intro folgten 50 Minuten Punk/Ska/Rock des Quartetts, „Drei Akkorde für ein Hallelujah“ lautete das Motto und auch wenn Frontmann Daniel nicht jeden Ton zielgenau traf, tat das der Spielfreude der Band und dem Feierwillen des Publikums keinen Abbruch, war ja schließlich eine Punkrockshow. Auffällig für einen Opener war die doch schon große Anzahl an Anhängern, die ohrenscheinlich mit dem Songmaterial der Jungspunde bestens vertraut waren, der erste Pogo des Abends war ebenfalls schon gestartet und im Ohr hängen bleibende Refrains/Songtitel wie „Ich bleib ich“ oder „Mein zweites Ich“ (man sehe dem Verfasser der Zeilen die Unkenntnis über die genauen Songtitel nach, auch eine Recherche im Internet blieb erfolglos) dürften zukünftig für mehr Breitenwirksamkeit für die Band sorgen. Die etwas zu langen Pausen zwischen den Songs sollten die hoffnungsvollen Jungs jedenfalls zu kürzen versuchen, um nicht zuviel Drive aus dem ansonsten mehr als respektablen Set herauszunehmen. Mit amtlichem Applaus bedacht ging das HELDEN DER ZEIT-Set mit einem „Auf Wiedersehens“-Song jedenfalls würdig zu Ende.



FOIERNACHT

Flott und kompromisslos startete um 21.30 Uhr das ebenfalls aus Südtirol stammende Quartett in ihren Set. Sofort fiel auf, dass ihnen im Vergleich zu den vorangegangenen Helden deutlich mehr Soundvolumen zugestanden wurde. FOIERNACHT ließen sich nicht lange bitten, nutzten diese Auflage und krachten mit deutlich mehr Soundwumms aus der P.A. Die größere Bühnenerfahrenheit der Agierenden, die – allen voran Frontmann Seppo - deutlich lockerer zu Werke gingen, war sofort bemerkbar, bestens gelaunt und den Kontakt zum Publikum suchend geigten sie auf, einer ordentlichen Punk/Oi/Rock-Show stand nichts im Wege. Gastsänger aus dem Publikum frequentierten die Bühne, Stagediver stürzten sich kontrolliert-wagemutig von der Bühne, es wurde Wolle Petry`s „Wahnsinn“ sowie der Saufklassiker „Schenket ein“ angestimmt, für genügend Unterhaltung und Abwechslung war abseits der starken Liveperformance und den lässigen Songs bestens gesorgt. Vor allem der Frontmann und Gitarrist Gogo brachten zudem eine spritzige Rockabilly-Note in das Kleeblatt. Gerade als der Gig voll in Gang war und die Szenerie ordentlich kochte, machte ein minutenlanger Stromausfall auf der Bühne den Elektrogitarren den Garaus. Drummer Schüri und die improvisierende Band retteten in Einheit mit dem Publikum die Stimmung, die sehr bemühten Techniker konnten das Problem (Kurzschluss) nach quälenden Minuten schließlich beheben. Auch bei FOIERNACHT schienen die Fans bestens auf Linie und mit der Band bestens vertraut, schließlich tönte aus verdammt vielen Kehlen der Bandschlachtruf „FOIERNACHT ist asozial“! Songtechnisch war das Set gut abgeschmeckt, besonders im Gedächtnis blieben etwa „Das kleine Stückchen Glück“, „Nur damit du´s weißt“ oder „Bomberjackenblues“. Mit "Durch die Wand" fand die überzeugende und ungekünstelte Performance der Band nach 50 Minuten ihren Schlusspunkt, aufgrund des straffen Zeitplans infolge des verspäteten Beginns des Konzertabends konnte die geforderte Zugabe leider nicht mehr gespielt werden.



UNANTASTBAR

„100% Punkrock aus Südtirol“ – das war auf dem gehissten Backdrop zu lesen… und genau dieses volle Paket bekamen die anwesenden Fans verabreicht. Schon der dem lässigen Intro folgende Opener “Kämpft mit uns“ sprach schon für sich selbst und blies alles weg - was für ein fulminanter Einstieg! Die Initialzündung war erfolgt und einer energiegeladenen, heißen Clubshow stand nichts mehr im Wege. Machten die Anwesenden schon bei den Vorbands mächtig Radau, so startete das Publikum nun kurz nach 22.45 Uhr vollends durch. Durch die vorangegangenen Gigs gut eingespielt, zeigte sich von Anfang an die Klasse des Headliners des heutigen Abends. Doch schon beim zweiten Song „Eure schöne Welt“ schlug der tückische Fehlerteufel wieder zu – Stromausfall auf die Bühne die Zweite. Gleiches Szenario wie bei FOIERNACHT: Enthusiastisches Publikum lässt sich die Feierlaune nicht nehmen, rettet die Stimmung und die Band kann nahtlos ihr mit melodischen Punkrock-Krachern gespicktes Konzert fortsetzen. Die heute gezockten Smasher wie „Abschied“ und vor allem auch das geile „Ich gehöre mir“ bestätigten die sehr gute Note für´s letzte Album “Gegen die Stille“ und fügten sich nicht nur perfekt in das Potpourri aus den Songs von den beiden Vorgängern „Rebellion“ und „Schuldig“ ein, sondern verdeutlichten auch den Qualtitätssprung, den die Band zuletzt absolviert hat. Die Rauheit vergangener Tage a la BÖHSE ONKELZ ist doch etwas zugunsten der furiosen Mitgröl- und Partynummern mit großem Hitfaktor (á la DIE TOTEN HOSEN) gewichen, kein Nachteil wie ich finde!

Besonders Sänger Joggl, der sich mit seinen „Innschprugg“-Ansagen wiederholt ans Publikum wandte, sorgte mit seinen konsequent gestochenen Tattoos für die nötige Authentizität und Street-Credibility. Seine Mitstreiter an den Instrumenten sorgten für die einwandfreie Beschallung der Szenerie, unterstützten den Fronter mit Sangeskräften und steuerten auf der für die Bühnenaction fast zu kleinen Bühne ihren Teil zur samstäglichen Megasause bei. Diese mehr als gelungene Party vermochte auch der laut Joggl teils fehlende Monitorsound nicht zu bremsen. Das Quintett aus Brixen/Sterzing punkte sich geradlinig und konsequent durch ihr energiegeladenes Set, das nur so vor Spielfreude, durchschlagender Power und packenden Hits strotzte. Der alte Oktoberfest-Mitbrüller „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ und die akustische Ode an die Südtiroler Heimat wurden von den großteils in bierseliger Laune schwelgenden Fans nur zu gern aufgegriffen und lauthals mitgeträllert. Ein Highlight stellte schließlich noch „Lass mich los“ dar, zu dem Dunja aus Deutschland auf die Bühne gebeten wurde, welche Joggl sodann am Mikro unterstützte und dabei keine schlechte stimmliche Figur machte. Das macht Spaß, das beweist sympathische Fannähe und sorgt inmitten der professionell aufgezogenen Rockshow für den nötigen Funken Spontaneität. Zur Hommage an den Fußball, zur unglaublichen Hymne “Das Stadion brennt“ wurde es schließlich noch sentimental, Dutzende Wunderkerzen verwandelten das Konzert in ein fast schon kitschig anmutendes Szenario, der typische Duft der Sternspritzer trat in die Nasen der sich in bester Partylaune präsentierenden Meute. Dieser Song ist schon jetzt ein absolutes Highlight im Set und wird wohl aus keinem Konzert der UNANTASTBARen mehr wegzudenken sein. Munter und bester Laune kämpften sich die wackeren Punkrockhelden bis ans Ende des Sets, bei dem noch die einen oder anderen Fan-Leiber von der Bühne ins Publikum flogen. Zu den kurz nach Mitternacht angestimmten finalen Songs wurde noch die Crew auf die Bühne gebeten, um für ihren Teil am Erfolg dieser Minitour entsprechend gewürdigt zu werden.

„Love Music, Hate Fascism“, das war der Slogan, der auf dieser Tour transportiert wurde. Und getreu diesem Motto geriet auch der heutige Konzertabend zu einem friedlichen und triumphalen Erfolg für das Quintett. Alle medialen Kategorisierungen und Vorverurteilungen scheinen wohl übertriebene und ungerechtfertigte Panik- und Stimmungsmache zu sein (zuletzt sagte die Band - um Probleme für den Veranstalter zu vermeiden - ihren Auftritt am diesjährigen With Full Force-Festival ab). Das Konzert stand nur im Zeichen der Musik, für politische Agitation und Symbolik war weder auf noch vor der Bühne definitiv kein Platz. Die heutige finale Show dieser Mini-Tour geriet zum erwarteten Heimsieg. FREI.WILD haben da einen Stein ins Rollen gebracht und die heute hier gastierenden Bands hinterließen in eindrucksvoller Manier ihre Visitenkarten und zeigten die in Südtirol augenscheinlich vitale (Punk)Rock-Szene. Schließlich beschleicht mich noch das Gefühl, dass UNANTASTBAR – so sie den eingeschlagenen Weg – packende Punkrockhymnen mit Attitüde und eine politisch saubere Weste – weiter konsequent fortsetzen, ihren großen Helden auf dem Fuß folgen könnten. (so man die beiden Bands auch in irgendeiner Form braucht, da teilen sich bekanntlich die Meinungen und Geschmäcker... - Anm. Fo)

Setlist UNANTASTBAR

: - Intro - Kämpft mit uns - Eure schöne Welt - Gefangen - Ich gehöre mir - Schuldig - Freiheit - Knast der Liebe - Moment - Abschied - Viel gesehen - Lass mich los - Das Stadion brennt - Hoch das Glas - Neuer Morgen, neuer Tag, neues Glück - Es kommt die Zeit - Dreh dich nicht um! - Halt sie fest! - Danke --- - Rebellion - Zusammen Für die Livepix bedanken wir uns bei www.agf-radio.com, für ein Pic bei Patrick Christ (Thx!)


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