19.04.2013, Tauberfrankenhalle

KEEP IT TRUE FESTIVAL 2013 (Tag1)

Veröffentlicht am 01.05.2013

Ein Jahr war seit dem Keep It True Festival 2012 (Livereport Tag 1 & Livereport Tag 2) ins Metal-Land gezogen und das beschauliche Örtchen Lauda-Königshofen mutierte im April 2013 wieder zum ultimativen Nabel der Metalwelt. Und wenn hier von „Welt“ gesprochen wird, dann ist das durchaus auch so gemeint. Aus vieler Herren Länder waren die rund 2.000 Metal-Verrückten angereist, vornehmlich die südländischen (Italien Spanien, Griechenland…) Fraktionen zeigten sich sehr präsent, doch auch Besucher aus Skandinavien und Übersee (Asien, USA etc.) fanden sich am KIT ein, um im zehnten Jahr des Bestehens des Festivals den wahren Metal zu lobpreisen! Seit Dezember 2012 hieß es „Sold Out“ und wer sich nicht frühzeitig sein Ticket sicherte, durfte sich die Metal-Messe der Extraklasse, die in der Tauberfrankenhalle zelebriert wurde, nur von außen anhören und die vielfältigen Soundtracks auf der Parkplatzparty reinpfeifen. Signing-Sessions, zahlreiche buntbestickte, sich wie Comics lesende Kutten, langgediente Szeneoriginale und Nachwuchsmetaller und ein reichhaltiges Einkaufsprogramm im bestens bestückten „Underground-Metal-Paradise“ rundeten das wie immer bestens organisierte Festival ab, lediglich das Wetter präsentierte sich nicht so erstklassig wie die letzten Jahre, was der Sause aber keinen Abbruch tat. Vorweg möchte ich mich noch beim Vorarlberger Metal-Spezialisten Heinz Konzett bedanken, der euch im Folgenden von den Gigs von HOLOCAUST und LIEGE LORD berichtet…



BORROWED TIME

Die Amerikaner durften den heutigen Konzertreigen eröffnen und schickten sich um die Mittagszeit an, den bei einigen Besuchern vorherrschenden Kater von der donnerstäglichen Keep It True Warm-Up-Party (diesmal Open Air vor der Halle in Dittigheim und mit der Anwesenheit von LIEGE LORD und MEDIEVAL STEEL-Mitgliedern) zu verscheuchen. Dies vermochte BORROWED TIME auch zu gelingen…absolut sympathisch und bestens gelaunt wuchteten die Amerikaner ihr klassisches Heavy Metal-Gebräu aus den Boxen und präsentierten auch neue Songs. Mit der Verpflichtung dieser Band wurde in Lauda-Königshofen ein weiteres Mal der Beweis erbracht, dass besonders die handverlesenen Opener immer ein Grund sind, zeitig in der Halle zu erscheinen. Neben der melodisch agierenden Gitarrenfraktion (die ihre Instrumente wohl von ihren deutschen Kollegen IRON KOBRA geliehen hatten) sorgte der Retro-Sänger sowie der recht agile Basser für Schwung auf der Bühne, lässige Titel wie „Sailor Of The Seas Of Fate“ vervollständigten die absolut stimmige Performance.

AIR RAID

Nach den Briten

ELIMINATOR

, die ich wegen organisatorischer Probleme leider verpasste, spielten die Schweden AIR RAID gleich von Beginn des Sets an stark auf, die ideale Vorlage für den heutigen Auftritt bildete das tolle 2012er Debut „Night Of The Axe“. Auch live bewies das Quintett ihre auf Tonträger nachzuhörenden Qualitäten. Den sonst teils eher gleichförmig agierenden jungen Wilden ist dieses Nordmann-Kommando um eine Nasenlänge voraus, was nicht zuletzt an der geilen Schreistimme des griechischstämmigen Fronters Michael Rinakakis liegt. Showtechnisch wurde das klassische Metalprogramm abgezogen, dennoch hinterließen AIR RAID mit diesem starken Auftritt ihre metallgefaßte Visitenkarte beim Publikum, die „AIR RAID“-Sprechchöre zeugten von diesem Erfolg, gerade Nummern wie der Album-Titeltrack sind dermaßen bärenstarke Nummern, dass kein Haupt ungebangt zurückbleiben sollte.



HIGH SPIRITS

Das im Autoradio laufende HIGH SPIRITS-Album verkürzte und versüßte die Anreise zum diesjährigen KIT und machte schon auf der Hinfahrt immens Spaß. Und genau diesen Spaß in den Backen und den Boogie im Bein zauberten die Mannen um Bandchef Chris Black (sonst auch bei PHARAO und DAWNBRINGER aktiv) mit spielerischer Leichtigkeit auch auf die KIT-Bühne. Flott und unbeschwert aufgeigend (und sämtlich uniformiert mit schwarzen Shirts und weißen Hosen) konnte sich kaum einer der Anwesenden gegen den flockigen und packenden Charme des Album-Titeltracks oder „Full Power“ zur Wehr setzen. Die mit dem "Another Night"-Album von 2011 sowohl bei Kritikern wie Fans hoch im Kurs stehenden Amerikaner machten alles richtig und begeisterten mit ihrer fetzigen und charmant retro angehauchten Hardrock/Metal-Mischung, wobei besonders das hammermäßig melodisch agierende Gitarrentandem punktete!

MORBID SAINT

Doch die unbeschwerte Metalwelt sollte jäh unterbrochen werden, gleich danach sollte das pure Thrash-Inferno losbrechen! Die DARK ANGEL/KREATOR-Epigonen absolvierten heute ihre erste Deutschland-Show überhaupt. Wo die letzten Jahre schon FUELED BY FIRE, WHIPLASH oder SACRIFICE die Marschrichtung vorgaben und für großen Zuschauerzuspruch sorgten, hakten die Underground Thrasher ein und wuchteten alles nieder. Der irre ins Publikum und in den sich im Nu bildenden Moshpit blickende Sänger Pat Lind gab die Kommandos vor, seine im Bühnennebel etwas farblos agierende Band lieferte ihm die entsprechend harten Stakkatoriff-Steilvorlagen. Mit (nur mit einer Gitarre geholzten) wüsten Thrash-Brechern vom hammermäßigen „Spectrum Of Death“-Album wie etwa “Lock Up Your Children”, „Scars“ oder „Damien“ lieferten die Amerikaner ein standesgemäßes Europadebut. Das Genick wurde jedenfalls perfekt für die spätabendliche Headliner-Show vorgewärmt.

HOLOCAUST

Nach der HIGH SPIRITS-Boogieeinlage und der sprichwörtlichen MORBID SAINT-Genickwatschn war erst mal Luftholen angesagt, sodass die NWoBHM-Kulttruppe

QUARTZ

leider geopfert werden mußte, von der HOLOCAUST-Show berichtet euch Heinz Konzett: Nach dem fulminanten Auftritt im letzten Jahr von John Mortimer mit ROXXCALIBUR standen nun die wahren HOLOCAUST auf der Bühne. Legendäres aus der klassischen NWoBHM Küche, serviert von einem - überraschenderweise - Trio. So übernahm der ergraute, aber immer noch erstaunlich fitte John als einziger Gitarrist auch die Leads, was den Gesamtsound ein wenig drucklos machte. Dafür entschädigten allerdings fein gespielte Klassiker wie „Death Or Glory“ von ihrem besten Album „The Nightcomers“ und natürlich ihr von Hunderten Fans mitgesungener Gassenhauer „Heavy Metal Mania“, ein Statement, das für die Ewigkeit Gültigkeit besitzt: „I got Heavy Metal music in my blood, and I'd like to get it to you if I could“. Nie war ein Refrain treffender als dieser! Gute Leistung der Schotten. (Heinz Konzett)



MEDIEVAL STEEL

Den Auftritt der Stahlkocher aus Memphis, Tennessee hatten sich wohl viele der anwesenden True-Warriors herbeigesehnt. Die Kultband setzte über den Atlantik, um heute ihre erste und exklusive Europashow zu absolvieren. Der sagenumwobene Ruf der Band gründet sich zum Großteil auf die Bandhymne, deren Erschallen heiß erwartet wurde. Im allgemeinen Wartemodus wurde dabei allerdings aber übersehen, dass sich das Set mit „To Kill A King“ oder “Tears In The Rain” nicht unbedingt hinter den sonst oft in der Tauberfrankenhalle zelebrierten Metalsausen verstecken mußte! Am Ende des Sets sollte schließlich die Erlösung folgen…schon das Spoken Word-Intro sorgte für kollektive Gänsehaut, das war die Epik, welche die Besucher erwarteten, danach gab es kein Halten mehr, die Meute zelebrierte eine wahre Metal-Messe, aus aberhunderten Kehlen erschallte der Refrain, auf den das ganze Set unweigerlich zusteuerte. Hier ist die Band in gewisser Weise wohl ein Opfer ihrer selbst. Die erste große Metalschlacht des Abends war geschlagen, zwei weitere großformatige Battles sollten allerdings erst noch folgen.

LIEGE LORD

Der Headliner am Freitag, LIEGE LORD, spielte auf ausdrücklichen Wunsch der Band vor POSSESSED. Eine gute Entscheidung, denn die Fans waren zu dieser Stunde bestens aufgelegt und in Laune, um echten Metal zu feiern. Beste Voraussetzungen also für eine Prise traditionellen US-Metal. Es war von vorneherein klar, dass Paul Nelson nicht dabei war. Immens schade, da dieser fantastische Gitarrist noch beim Reunion Gig beim Wacken Open Air erhaben auftrumpfte. Wer will, kann ihn ja bei Johnny Winter klampfen genießen. Die Side-Kicks um Sänger Joe Comeau waren aber auch erste Güteklasse. Ein fetter Sound unterstützte die Stampfer von der „Master Control“-Scheibe auf formidable Weise. „Feel The Blade”, das RAINBOW-Cover “Kill The King” oder “Eye Of The Storm” - so hat US Metal zu klingen. Starker Auftritt, der von Joe als Frontman getragen wurde und bewies, dass Songs - wenn sie so gut und tight gespielt werden - auch 23 Jahre nach ihrem Debut „Freedom's Rise“ zeitlos ihre Wirkung entfalten. Verdienter Tagessieg für LIEGE LORD. (Heinz Konzett)



POSSESSED

Nach dem erfolgreichen Abfeiern der letztjährigen Thrash-Attacken hörten die Veranstalter wohl die Rufe der Fans, welche besagten, dass Thrash Metal durchaus sehr angesagt ist bei den ansonsten soundmäßig eher traditionell orientierten Fans. Und so kam es, dass ich nach dem lässigen LIEGE LORD-Auftritt meiner POSSESSED-Livepremiere entgegenfiebern durfte und das KIT nicht nur die volle Thrash-Keule, sondern quasi auch seine Semi-Death Metal-Premiere feiern durfte. Schon das Intro jagte Wonneschauer über so manchen Rücken, von da an brach mit „The Heretic“ ein wahres Inferno los. Getreu dem alten Motto „Thrasher sind fescher“ kehrten viele ihre wilde Seite hervor und feierten die kutlverehrte Thrash/Death-Band um das einzig verbliebene Originalmitglied Jeff Becerra amtlich ab. Seit einem Schußunfall an den Rollstuhl gefesselt, freute sich der Bandchef sichtlich über den Zuspruch der Fans, strahlte ein ums andere Mal wie ein Honigkuchenpferd und genoß die akustische Hölle, die er und seine Mitstreiter über die gierige Meute donnern ließen. Apropos Donnern: manche der Zuschauer monierten den ohrenscheinlich zu verwaschen und breiig geratenen Sound, was sich wohl negativ zu Buche schlägt. Wie eine Mini-Armee flankierten seine bangenden und tight aufspielenden Mitmusiker den trotz Bewegungsbeeinträchtigung erstaunlich agilen Frontmann auf der zumeist rot ausgeleuchteten Bühne. Besonders der hammergeile, ultra-krachige Gitarrensound begeisterte neben dem standesgemäßen, ungezügelten Brüllen der Bay Area-Legende Jeff Beccera. Die Death Metal-Urväter wurden ihrem legendären Ruf mehr als gerecht und holzten in wüster Manier ihr legendäres, meinerseits bereits im Rahmen eines Classic Reviews gewürdigten 1985er „Seven Churches“-Album vollständig herunter. Mit „The Crimson Spike“ wurde zudem noch ein neuer Song vorgestellt, ansonsten gab es mit „Swing Of The Axe“ und „Tribulation“ im Programm wenig zu mäkeln. Ein toller, brachialer Auftritt beschloß den ersten KIT-Tag, selbst altgediente und liveerfahrene Fans der Legende attestierten dem Auftritt die volle Wucht und eine Annäherung an den Original-Spirit, den die Combo in den 1980ern versprühen konnte. Soundprobleme trübten leider den Genuß vieler Besucher, denen das Geschehen vielleicht einfach zu verrückt, laut und hart anmutete, zu toppen wäre das Ganze wohl nur durch eine Reunion mit Originalmitgliedern. Tag 1 des heurigen KEEP IT TRUE-Festivals fand sein brachiales Ende...den Report zu Tag 2 findet ihr

HIER

.

Setlist POSSESSED:

- Intro / The Heretic - Swing Of The Axe - Tribulation - Seance - The Crimson Spike - Storm In My Mind - Intro / The Exorcist - Pentagram - Burning In Hell - Evil Warriors - Seven Churches - Satan's Curse - Holy Hell - Twisted Minds - Fallen Angel - - Death Metal LIVEPIX: Edgar Rauch (AIR RAID, HOLOCAUST, LIEGE LORD) & Michaela Schnell (http://www.metal-rock-impressions.com/, POSSESSED) – THX!


ANZEIGE
ANZEIGE