11.10.2013, PMK

THE NEW BLACK, DIVINE TEMPTATION

Veröffentlicht am 20.10.2013

Eine der wenigen Konstanten in der Innsbrucker Metalwelt und -szene ist unzweifelhaft die "BÜHNE INNSBRUCK", die - mit Unterbrechungen - seit rund 15 Jahren die Metalwelt im lokalen Livesektor am Leben hält. Egal ob Nachwuchsveranstaltung oder sattes Metal-Profipaket, hier wurden trotz der szeneimmanenten Unwegsamkeiten über die Jahre Taten gesetzt und sowohl der heimische Nachwuchs gefördert als auch den Tiroler Fans unvergessliche Konzerte und richtig honorige Metalacts wie DORO oder SAXON präsentiert. Wer erinnert sich nicht gerne an die SKELETON BASH-Festivals, wo TESTAMENT, MY DYING BRIDE oder PUNGENT STENCH ihr Stelldichein gaben oder sich junge Nachwuchscombos ihre Sporen im Vorprogramm arrivierter Metalacts verdienen durften? Jedenfalls wollte dieses Jubiläum würdig begangen werden und so wurde ein abwechslungsreiches und hochkarätiges Konzertprogramm geschnürt, das für einen unterhaltsamen Freitagabend sorgen sollte. Die Interpretation, warum sich trotz freien Eintritts nicht noch mehr Metaller im recht gut gefüllten pmk einfanden, bleibt jedem selbst überlassen, aber wo gibt es eine renommierte Combo wie THE NEW BLACK für lau zu begutachten? Am folgenden Samstag sollten schließlich noch SKYSHAPE und die mit Alexandra Pittracher wiederauferstandenen Gothic Metaller DARWELL (mit Bühne Innsbruck-Mastermind Roland Wurzer am Bass) diese wieder unter dem Banner "FESTIVAL FOR FREE" firmierende Konzertreihe zu einem erinnerungswürdigen Abschluß führen. INTO THE TEMPEST Die vier Jungs aus dem Innsbrucker Umland waren nicht der schlechteste Opener für einen zünftigen Abend im Zeichen der Stromgitarre. Das Quartett ging recht flott und solide zu Werke, zockte ihr 45-Minuten-Set allerdings fast zu artig runter. Hier dürften die Jungs ruhig mit mehr Selbstbewußtsein und Elan an die Sache rangehen, sodass man sich wirklich mitten "im Sturm" fühlt. Zu gediegen auch die Vocals, die etwas vollmundiger ausfallen dürften. Dennoch eine Performance zwischen Uptempo-Metal und Modern Metal-Einflüssen, auf der man aufbauen sollte und muß. Checkt etwa das Video zu "Force Of One"!

DIVINE TEMPTATION Ich bin eigentlich kein Fan des sogenannten "Djent"-Sounds, dennoch konnte ich mich - wie eine Vielzahl anwesender Spitzohren - trotz des teils sperrigen und vertrackten Songmaterials - am Sound der verproggten Spezialisten an den Instrumenten erfreuen. Recht hart und anspruchsvoll agierte die eher introvertierte Instrumentalfraktion mit ihren Achtsait-Gitarren und Fünfsaiter-Bass. Wenn Musiker derart "bewaffnet" auf der Bühne aufmarschieren ist klar, dass hier nicht Metal-Hit-Schmieden a la SABATON auf der Bühne aufgeigen. Der gemeine Metal-Hörer geht in Deckung, wo die Spezialisten und Musiker erst so richtig warm werden. Keine Musik für jedermann, aber wohl auch so nicht gedacht, dennoch ist das Ganze - trotz aller Verspieltheit - erstaunlich homogen, stimmig und hart, wer MESHUGGAH oder Euroblast-Festival-Bands mag, muss ein Ohr riskieren. Mehr Lust sollte etwa "Killer Suites" machen. MAYFAIR-Basser Hannes agierte auf der beengten Bühne eher im Hintergrund, im Rampenlicht standen klar die Griffbrettzaubereien der Gitarrenfraktion, während Drummer Patrick mit stoischer Abgeklärtheit seinem Drumkit abgedrehte Takte und komplizierte Rhythmuswechsel entlockte. pmk-üblich war es zwar wieder satt laut, dennoch war in der Brachialität ein differenziertes Soundbild festzustellen. Wesentlicher Pluspunkt in der trotz aller Komplexität des Dargebotenen sehr tighten Performance war Sänger Chris Rodens, der heute seinen ersten Gig mit den Szeneveteranen absolvierte. Bei seiner Stammcombo SOULDRINKER (von denen es in Bälde neuen Studiostoff geben wird, das aktuelle Video zu "Damn The Machine" ist ebenfalls schon im Kasten) ja an den Bass gebunden, war ich im Vorfeld gespannt, wie sich der Fronter unbewaffnet und voll exponiert machen würde. Chris sprühte über vor Energie und ließ Hingabe und Leidenschaft nicht nur in die stimmliche Darbietung fließen, sondern atmete, fieberte und zelebrierte die entfachten Schwingungen und Emotionen auch in seiner Stage-Performance. Der Sänger scheint ein echter Gewinn für DIVINE TEMPTATION zu sein, davon konnten sich alle Anwesenden am heutigen Abend eindrucksvoll überzeugen, anerkennender Applaus war den Musikern trotz des weitgehenden Mangels an Kommunikation mit dem Publikum sicher und so wurde die Live-Feuertaufe mit neuem Sänger heute mit Bravour absolviert. DIVINE TEMPTATION ließen einfach die Musik für sich sprechen.

THE NEW BLACK Nach der verspielten Brutal-Bedienung traten THE NEW BLACK an, das noch in den Hirnen festhängende Komplex-Soundgeflecht mit straightem, feist groovendem Rock n´ Metal zu durchfetzen. Und dies vermochte dem Fünfer aus Würzburg von der ersten Spielminute an zu gelingen. Schon das als Opener fungierende "Sharkpool" erfüllte seine Mission äußerst gut und zog das feierwillige Publikum mit seinem melodiösen Refrain auf seine Seite. Ich erlebte umgehend ein Deja-Vu, hatte die Band doch schon 2012 an gleicher Stelle mit ihren Breitwandrockern mächtig abgeräumt. Äußerst sympathisch und fetzcool rockend zauberten die Jungs um METAL HAMMER-Redakteur Christof Leim ein Song-As nach dem anderen aus dem Ärmel. Mit dem kernigen und schweißtreibenden Potpourri aus den bislang drei veröffentlichten Alben konnten das Quintett nur gewinnen. Dank lässiger Harmonien und gefühlvoller Grooves, in Tateinheit mit treibenden Rhythmen und einer mächtigen Portion Power, traten THE NEW BLACK mächtig Tiroler Arsch und heimsten mit ihrer fannahen, unbekümmert-lockeren Performance kräftig Bonuspunkte ein. Fetzige Nummern wie "Everlasting" oder das einprägsam-bluesige "Welcome To Point Black" untermauerten wieder einmal eindrucksvoll, welches Format die Deutschen haben, die so ganz und gar nicht nach teutonischer Provinz riechen, was vor allem auch am Gesang von Fludid liegt, der schon sehr viel internationales Flair mitschwingen läßt. Südstaaten-Rock a la BLACK LABEL SOCIETY und hitverdächtiger Mainstream-Rock im besten NICKELBACK-Stil, dies alles in recht intimer Clubatmosphäre dargebracht, war schon je her ein Garant für explosive Livegigs, der heutige Abend bewies wieder einmal, wo alles seine Wurzel hat und erdiger und fannaher Rock/Metal stattfindet...genau hier, bei mit ähnlichem Enthusiasmus augezogenen ähnlichen Underground-Veranstaltungen und nicht nur in den großen Konzertsälen. Frontmann Fludid hielt die Rocker im Auditorium mit Mundharmonika ("Simplify") und mexikanischer Wrestlermaske bei Laune, beim schnellen Banger "Downgrade" nahm der Gig voll Fahrt auf, Basser Günt bangte auf der eng dimensionierten Bühne, wohingegen die Gitarrenfraktion auf ihre melodiöse und starke Performance achtete, aber dennoch nicht den Fun-Faktor vernachlässigte. Dank des fetten Zuschauerzuspruchs steigerte sich die Band mit zunehmender Spieldauer immer mehr, und alles steuerte unweigerlich dem größten Hit der Band, "The King I Was", zu, der dann auch entsprechend abgefeiert wurde. Ein fulminanter Auftritt dieser zu Recht und auf diesen Seiten (etwa im Review zu "III: Cut Loose") seit je her ansprechend gewürdigten Combo beschloß den ersten Freitag Abend dieses Jubiläums in der Tiroler Musikszene. Setlist: - Sharkpool - Cut Loose - Everlasting - Simplify - Welcome To Point Black - Why I Burn - Any Colour You Like (As Long As It s Black) - Downgrade - Into Modesty - Burning D - Superhuman Mission - Batteries& Rust - The King I Was - Drive


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