31.01.2014, Komma

KATAKLYSM, KRISIUN

Veröffentlicht am 05.02.2014

Obwohl die Vorzeichen sämtlich positiv waren (Freitagabendkonzert, tolles Krawallpackage, ansehnlicher Vorverkauf) stand das Stattfinden der Veranstaltung Spitz auf Knopf. Die meisten der zahlreich Anwesenden hatten davon allerdings vorerst nichts mitbekommen. Motorprobleme beim Bandbus und der massive Wintereinbruch im Süden der Republik führten zu einem verspäteten Eintreffen des Reisetrupps vom slowenischen Ausgangsort Laibach, kurzzeitig stand sogar eine Absage infolge Nichteintreffens der Bands im Raum. Darunter zu leiden hatte vor allem der Opener, der wohl recht geschwind nach dem Eintreffen auf die Bretter mußte. Doch vorweg: Es sollte keiner enttäuscht werden, die starken Performances sowohl von KRISIUN als auch des Headliners schraubten Birnen ab und straften Kritiker Lügen. Wer zu Hause geblieben war, der durfte sich in den Hintern beißen, weil heute im Komma wieder großes Brachialkino zelebriert wurde, Stormbringer mischte sich unter die über 500 Besucher und war wieder für euch vor Ort. FLESHGOD APOCALYPSE Das zügige Bühnen-Entern war dem Auftritt der Italiener nicht gerade zuträglich. Die recht komplexen Soundgebilde inklusive Tastengerät und Trällerelse litten unter dem undifferenzierten Sound, der vor allem bei dieser Art von Musik schon studiotechnisch fordert, heute powerte vor allem das druckvolle Stakkato-Geballer alles nieder. Optisch mit Theater-Reminiszenzen und Schminke aufgepeppt, durfte der Auftritt des Sextetts eher unter ferner liefen eingereiht werden, wenngleich sich in den Pausen des halbstündigen Gigs applaustechnisch schon überraschend viele Anhänger der Band lautstark bemerkbar machten. Es wäre wohl reichlich ungerecht, der Band nach dem Blitzsoundcheck ein schlechtes Zeugnis auszustellen, zu anspruchsvoll und bombastisch ist die Musik von FLESHGOD APOCALYPSE ausgelegt, da sollten zumindest entsprechende Soundvoraussetzungen für eine faire Berichterstattung vorliegen, next time!

KRISIUN Anders ging es im Anschluß bei KRISIUN zu, die voll abräumen konnten. Recht ungewöhnlich für eine Vorband erfreute sich das Trio eines mächtigen Zuschauerzuspruchs. Die knapp 50minütige Breitseite, die den Komma-Besuchern vor den Latz geknallt wurde, hatte sich amtlich gewaschen. Trotz fehlender Bühnenaction vermochte der Dreier dennoch ein Großmaß an Bühnenpräsenz zu erzeugen. Die vom basszockenden Sänger Alex Camargo angeführten Brasilianer überzeugten mit einer reifen Leistung, bei erstaunlich gutem Sound wurde ein Brachialbolzen nach dem nächsten (etwa „Vengeance´s Revelation“) ins Auditorium gewuchtet. Den Knochenjob hatte dabei Drummer Max Kolesne ausgefaßt, der dank des Trommelfeuerdrummings nach dem Konzert wohl um einige Kilos leichter war. Doch auch für den Rest der Band muß so ein Gig Hochleistungssport sein. Tempodrosselungen (wie etwa beim starken "Descending Abomination") würzten das ohnehin wohlgebratene und -schmeckende Blei-Steak zusätzlich, nach der schnell gezockten VENOM-Coverversion von „Black Metal“ wurde mit dem mächtigen „Blood Of Lions“ am Setende noch die ganz große Trumpfkarte gezogen. KRISIUN zerlegten das Komma, die Credibility und das Ansehen, das die Brasilianer völlig zurecht bei den Fans genießen und die überzeugende Liveleistung wurden mit ungewöhnlich viel Applaus bedacht, die Meute darf sich auf das bald in diesen Breitengraden stattfindende VITAL REMAINS-Konzert freuen! Für viele waren KRISIUN die heimlichen Gewinner der heutigen Krawallmette.

KATAKLYSM Diese starke und arschtighte Performance von KRISIUN bedurfte schon eines mächtigen Headliners, der an diese Kraftdemonstration zumindest anknüpfen kann. Und KATAKLYSM wären nicht KATAKLYSM, wären sie nicht der mächtige Headliner, der selbst die tolle KRISIUN-Präsenz im knackig vollen Komma umgehend zu toppen vermochte. Und die Kanadier feuerten gleich von Beginn an aus allen Rohren. „Let Them Burn“, das neuere „Push The Venom“, dann folgte schon das mächtige „Like Angels Weaping The Dark“. Da waren sie wieder, die krachend-rollenden Gitarrenriffs, die mich bis zum heutigen Tage nicht loslassen und auch an diesem Abend die Wegbereiter zu einem weiteren Liveerfolg des Vierers waren. Eine ganz wichtige Rolle bekleidete dabei Frontmann Maurizio Iacono, der als engagierter Dirigent der akustischen Zerstörung seine Mannen durch den Abend geleitete. Der Gig voller Leckerbissen von den letzten Alben mundete bekömmlichst, der Groovemotor vibrierte ebenfalls bestens geölt, brachte die Fans dank der sägenden Riffs abseits der stakkatoartigen Hackeinlagen immer wieder ins Mitwippen und -grölen und ließ die Matten im Takt mitbangen. Und auch auf der Bühne war genug Bewegung zu verzeichnen, die Haare kreisten, die Band schien den aufgrund der Wirren bei der Anreise aufgestauten Druck förmlich wegzubangen zu versuchen. Dass dabei auch optisch viel Dynamik erzeugt wurde, passte nur allzu stimmig zur mächtigen Power, die gleichzeitig aus der PA schallte. Ein Blick auf die Setlist verrät die ganzen Kracher, welche dem Publikum um die Ohren geblasen wurden, neben Fixpunkten wie "As I Slither" oder "Taking The World By Storm" wurde auch das gelungene letzte Album "Waiting For The End To Come" ausreichend repräsentiert, ein wenig plakativ dabei etwa „Kill The Elite“ (samt dem üblichen gesellschaftskritischen Gedöns). Dass auf (eigentlich Pflichtprogramm-)Killer wie „To Reign Again“, "Serenity In Fire", „Where The Enemy Sleeps“ & Co. verzichtet werden kann, zeigt die Qualität des Portfolios, das die Band im Laufe der Zeit und Veröffentlichungen aufbauen konnte.

Auch wenn zuletzt nicht alles Gold war (die Band hatte ihre absolute Hochphase zwischen 2002 und 2006), was glänzte, so darf dennoch nicht daran gerüttelt werden, dass auch die letzten drei Alben ihre Highlights hatten und die Band vor allem LIVE immer noch regelt, wie man belustigend eingedeutscht sagt. In einer Liga mit Melo-Death-Giganten wie AMON AMARTH (zum Livereport) oder HYPOCRISY (zum Livereport) spielend, kann ohne den Begriff der „Livemacht“ kaum adäquat von den Qualitäten der Band berichtet werden. Den einzigen Fehler, den man machen kann, ist, die Band zu oft hintereinander zu sehen (so geschehen etwa 2011, als die Band gleich zwei mal in der Landeshauptstadt Innsbruck gastierte), dann nämlich machen sich Abnutzungserscheinungen breit, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Die Überpräsenz vergangener Jahre wurde zurückgeschraubt, der dadurch erzielte Effekt tat auch der Band gut. Und schließlich fällt auch die in der Vergangenheit bisweilen zu routiniert bzw. zu professionell wirkende Show nicht weiter ins Gewicht, zu spüren am heutigen Tage. Langer Rede kurzer Sinn...KATAKLYSM legten ein mächtiges Set auf die Bühnenbretter, meisterhaft erfolgte die Vollbedienung in Sachen kontrollierter Aggression, mäjestätischer Atmosphäre, mächtiger Druck und groovend-rollender Sägeriffs. Endgültig abgerissen wurde das Komma mit den Abschlußkrachern "In Shadows And Dust" und dem wie immer zerstörenden "Crippled & Broken". Alle Zweifel waren mit enormer Power, Dynamik und wuchtiger Energie vom Tisch gefegt, KATAKLYSM waren trotz der tighten und geilen Wreckingball-Performance von KRISIUN die unangefochtenen Könige des heutigen Abends und entließen die Horden Langhaariger unter großem Applaus derselben in den noch jungen Freitagabend.



Setlist:

- Let Them Burn - Push The Venom - Like Angels Weeping (The Dark) - Like Animals - As I Slither - At The Edge Of The World - Taking The World By Storm - Blood On The Swans - Fire - Blood In Heaven - Kill The Elite - Prevail - Iron Will - Elevate - In Shadows And Dust - Crippled & Broken Weitere Fotos könnt ihr in Tina´s Gallerie sehen!


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