29.06.2012, Schwarzl Freizeitzentrum

See-Rock Festival feat. GUNS'N'ROSES

Veröffentlicht am 03.07.2012

In jüngerer Vergangenheit hat sich der Schwarzlsee bei Graz zu einem (nicht mehr ganz so geheimen) Geheimtipp für Rock- und Metalfans sämtlicher stilistischer Prägungen entwickelt; und wo man im Vorjahr noch ein mehrtägiges "See-Rock Festival" veranstaltet hatte, da hat man dieses Jahr einiges komprimiert und am 29. Juni 2012 das "See-Rock Festival" mit ALKBOTTLE, SONATA ARCTICA, SOULFLY, THE CULT und dem großen Headliner GUNS'N'ROSES an einem einzigen Tag abgehalten. Ein solches rocktechnisches Großereignis durften natürlich auch wir von STORMBRINGER uns nicht entgehen lassen, und so pilgerte ich am vergangenen Freitag zum malerischen Schwarzlsee, um die Festivalsaison mit einem schmucken Kleinod einklingen zu lassen. Für die Opener ALKBOTTLE und SONATA ARCTICA kam ich leider etwas zu spät an, dafür waren gerade Max Cavalera und seine Mannen von SOULFLY drauf und dran, das gesamte Festivalgelände in Schutt und Asche zu legen. Das versuchten sie hauptsächlich über schon unangenehm hohe Lautstärke, was bei einem Open Air-Gig erstmal geschafft werden muss. Da war auch meine Wenigkeit dann sehr dankbar für die am Eingang verteilten Ohrenstöpsel. Das kurze, aber knackige Set der Brasilianer hatte es nämlich in sich: Da gab man sich mit Eigenkreationen wie "World Scum", "Prophecy" und "Intervention" (inklusive SABBATH-Tribute mit "Iron Man") genauso wenig eine Blöße wie mit den unvermeidlichen SEPULTURA-Klassikern "Refuse/Resist" und "Roots Bloody Roots". Sicherlich die heftigste Band des Tages mit dem härtesten Sound, der wohl für einige Festivalbesucher dann doch zu viel des Guten war. Aber anbrennen haben SOULFLY an diesem Tage sicher nichts lassen.

Setlist SOULFLY:

World Scum Blood Fire War Hate Refuse Resist Prophecy Intervention Revengeance Roots Bloody Roots Jumpdafuckup / Eye For An Eye Anschließend durften die 2006 wiederauferstandenen THE CULT ihren klassischen Achtziger-Rock liefern. Leider präsentierten sich die Mannen für meinen Geschmack einen Tick zu hüftsteif; die Ansagen wirkten gewzungen, es ließ sich auch auf Seiten der Band kaum Spielfreude ausmachen. Der nunmehr zwar von der Lautstärke etwas angenehmere Sound konnte leider auch nicht überzeugen, und so konnten Songs wie "Lucifer", "Fire Woman" oder "For The Animals" nicht wirklich überzeugen. Irgendwie schade, von dieser kultigen (!) Band hätte ich mir etwas mehr erwartet. Vielleicht war's ihnen auch nur einfach ein bisschen zu heiß an diesem Juniabend.

Setlist THE CULT:

Lil' Devil Honey From A Knife Rain Lucifer Phoenix Fire Woman The Wolf Wild Flower Rise For The Animals She Sells Sanctuary Love Removal Machine Nach den leider wenig mitreißenden THE CULT begann dann schließlich das "Große Warten", auch bekannt als Changeover für GUNS'N'ROSES. Geplant war als Startzeit für Maestro Axl Rose und seine Band ja 21.45; immerhin eine stolze Stunde ließ sich der Gute Axl diesmal Zeit, und um 22.45 starteten die "neuen" GUNS dann endlich. Körperlich recht fit, stimmlich nicht ganz so gut wie noch 2010 in der Stadthalle Wien präsentierte sich der Meister dann doch recht gut gelaunt, und legte stimmungsvoll mit "Chinese Democracy" und "Welcome To The Jungle" los. Ein starker Einstieg, der dann mit "It's So Easy" und "Mr. Brownstone" nochmal unterstrichen wurde. Gut gelaunt schien auch die Backing-Band von Herrn Rose; die drei Gitarristen DJ Ashba, Richard Fortus und natürlich Bumblefoot ließen nichts Anbrennen, gelegentlich war aber der Bass-Sound von Tommy Stinson ein wenig zu dominant im Vordergrund. Stets herrschte viel Bewegung auf der Bühne, und auch Axl Rose selbst lieferte natürlich seine patentierten Dance-Moves. Nach "Sorry" und "Rocket Queen" kam dann zwar "Estranged" im Programm, leider konnte mich die Performance dieser an und für sich so genialen Nummer diesmal nicht mitreißen, und erst etwas später beim "Live And Let Die"-Cover inklusive Feuerwerk wachte auch das Publikum erstmals so richtig auf. Irgendwie hatten GUNS'N'ROSES an diesem Tag doch deutliche Startschwierigkeiten, denn trotz der zahlreichen Klassiker im Set wollte der Funke zum Publikum nicht so recht überspringen. Nach dem gelungenen "This I Love" brachte man dann "Shackler's Revenge" noch eine Nummer von "Chinese-Democrazy", ehe man sich dann mit einem von Basser Tommy Stinson vorgetragenen Song namens "Motivation" den ersten Fauxpas leistete: Klarerweise tut sich auch ein Axl Rose schwer, im fortgeschrittenen Alter eine mehr als zweistündige Show ohne Unterbrechung durchzuziehen, allerdings war der seltsame Punkrock-Song, den Basser Tommy hier intonierte, sowas von unpassend für ein GUNS'N'ROSES Set, dass er augenblicklich jede Stimmung im Publikum abtötete. Es brauchte dann erst wieder ein Piano-Solo von Dizzy Reed und die darauffolgenden Kracher "You Could Be Mine" und - natürlich - "Sweet Child O'Mine", um die Leute wieder auf Betriebstemperatur zu bringen. Als diese dann dort angekommen waren, lieferte Axl Rose aber wie schon 2010 in Wien erneut eine Interpretation von PINK FLOYDs unsterblichem "Another Brick In The Wall", ehe er dann in das ebenso unsterbliche Intro von "November Rain" überging, das zugleich auch diesmal das uneingeschränkte Highlight des Abends darstellte. Dieser Jahrhundertsong, dargeboten von Axl Rose höchstselbst in einer lauen Sommernacht vor der malerischen Kulisse des Grazer Schwarzlsees, das hatte schon was. Oh ja, das hatte viel. Aber danach Fauxpas Nummer zwei: Erneut darf die Backing-Band alleine rein, diesmal übernimmt Gitarrist Bumblefoot die Vocals bei "Glad To Be Here", und nach einem Über-Kracher wie "November Rain" konnte das dann wieder so gar nicht mitreißen. Ein erneutes Stimmungstief war also vorprogrammiert. Dann ließ sich Axl Rose aber das große Finale nicht mehr nehmen, und man legte mit einigen der ganz großen Hits nach: "Don't Cry", "Civil War", das unvermeidliche "Knocking On Heaven's Door", das überraschende "Nightrain" und schließlich noch "Patience" und "Paradise City" beschlossen dann das zweieinhalbstündige Set von GUNS'N'ROSES - immerhin bekam der geneigte Gast noch ordentlich etwas für sein Geld geboten. Und auch wenn Axl und seine Mannen diesmal nicht so überzeugen konnten wie noch vor zwei Jahren in Wien, so sind wohl die Fans dennoch zufrieden nach Hause gegangen; dass es die "alten" GUNS'N'ROSES nicht mehr geben wird, wurde aber einmal mehr ebenso deutlich wie schmerzhaft klargestellt.

Setlist GUNS'N'ROSES:

Chinese Democracy Welcome To The Jungle It's So Easy Mr. Brownstone Sorry Rocket Queen Estranged Better Live And Let Die This I Love Shackler's Revenge Motivation Street Of Dreams You Could Be Mine Sweet Child O'Mine Another Brick In The Wall November Rain Glad To Be Here Don't Cry Civil War Knockin' On Heaven's Door Nightrain ---------------- Patience Paradise City


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