11.06.2013, Arena

SAXON

Veröffentlicht am 15.06.2013

Sie kommen pünktlich wie die Jahreszeiten (wobei, gerade in diesem Jahr ist das ja eigentlich keine solche Selbstverständlichkeit) - doch auf die NWoBHM-Legende SAXON rund um Weißfeder Biff Byford ist in der Tat mehr Verlass als auf Mutter Natur, und dementsprechend melden sich die Herren auch 2013 zum Stelldichein in Wien. Mit dabei haben sie das aktuelle Album "Sacrifice", das natürlich promoted werden möchte, und auch die deutschen Heavy-Rocker von AC ANGRY. In Wien bekam der Rock-Trupp noch lautstarke Unterstützung von den BOOZEHOUNDS OF HELL, die mit ihrem erdigen, sehr von den großen MOTÖRHEAD inspierierten Rock'n'Roll und Metal zu überzeugen versuchen. Ganz gelang ihnen das an diesem Abend bei mir nicht, was aber zu großen Teilen auch daran liegen mag, dass ich mit der MOTÖRHEADigen Ausrichtung - speziell im Vocal-Bereich - nicht so viel anzufangen vermag. Dabei macht die Band eigentlich vieles richtig, und braut sich sich (sic!) ein feines Ale nach erprobtem Erfolgsrezept: Man nehme nicht ganz so ernsthafte Themen (vornehmlich Alkohol-orientiert), kombiniere das mit rotzigem Rock der Marke Motorschädel, NASHVILLE PUSSY oder ALKBOTTLE, und schon ist man der Hit auf jeder Party. Und auch stilistisch passen die Jungs auch gar nicht schlecht zum SAXON/AC ANGRY-Gespann; allein der Funke will nur bedingt überspringen. Nichtsdestoweniger unterhalten Songs wie "Baby (All You Need Is Me)" durchaus amtlich, was zufrieden mitnickende Köpfe im Publikum attestieren. Für die BOOZEHOUNDS sicher eine super Gelegenheit, um sich einem größeren Publikum zu präsentieren, die auch voll ausgenutzt wurde. Interessanterweise schlug auch der Toursupport AC ANGRY in eine ähnliche Kerbe, wobei auch hier mein Hauptkritikpunkt die Vocals sind. Wo Fronter "Mr. Booze" von den BOOZEHOUNDS noch tief und guttural seine Trinkslogans in die durstige Meute bellte, da versucht sich Alan Costa von AC ANGRY eher an einer höheren Lage, ohne dabei aber wirklich stets "in tune" mit der Musik zu sein. Die stärksten Einlagen von AC ANGRY kommen definitiv von Leadgitarrist Stefan Kuhn, der neben amtlichen Eighties-Posing auch richtig schön schneidende Flitzefinger-Soli drauf hat, die zur flotten Rock- und Metalmixtur von AC ANGRY hervorragend passen. Erneut muss gesagt werden: Stilistisch perfekt gewählter Support-Act, der jedoch ebenfalls noch nicht ganz ausreichend eigene Akzente setzen kann, um sich vom Gros anderer, ähnlich ausgerichteter Bands abzuheben. Aber wie auch bei den BOOZEHOUNDS lässt sich auch bei AC ANGRY, die dieses Jahr ihr erstes Full-Length-Album veröffentlichen, einiges an Potenzial feststellen; ein bisschen Feinarbeit wird aber wohl noch nötig sein, ehe man Acts wie SAXON das Wasser reichen kann. Die Altvorderen selbst, nun - über die muss man wohl nicht mehr viele Worte verlieren. Neben den großen IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST waren sie in der internationalen Perzeption immer ein bisschen so etwas wie das etwas unliebsame Stiefkind, und wurden eher als "zweite Liga" nach den genannten Top-Acts abgestempelt. Nach schweren Jahren in den Neunzigern haben sich SAXON aber mit überraschend starken Spätwerken wie dem großen "State Of Grace" und dem epischen "Into The Labyrinth" zurückgemeldet, und veröffentlichen seither mit überraschender Konstanz hochklassige, klassische Heavy Metal-Alben, denen immer der schwierige Spagat zwischen traditionellem Songwriting und modernem Sound gelingt. Und so überzeugt auch der Einstieg mit dem Titeltrack des aktuellen Albums "Sacrifice" ebenso wie das unmittelbar folgende "Wheels Of Terror", aber richtig los gehts dann natürlich klarerweise mit den Klassikern wie "Power And The Glory". Soundmäßig gestaltet sich der Abend leider auch für SAXON durchwegs dürftig; Biffs Vocals sind einen Tick zu leise, dafür die Leadgitarre von Doug Scarratt stets etwas (schmerzvoll) zu laut. Aber sei's drum - die mittlerweile auch gesetzteren Herren rocken trotzdem noch mehr als die meisten Bands, die zwanzig oder dreißig Jahre jünger sind. Das stellen sie eindrucksvoll mit treibenden Songs wie "Motorcycle Man" und "Made in Belfast" unter Beweis, und zeigen deutlich, dass sie auch hinter ihren neueren Alben stehen. So gibt's nämlich neben den bereits genannten Tracks des aktuellen Albums auch noch das atmosphärische "Guardians Of The Tomb" und "Night Of The Wolf" zu hören, ebenso "Stand Up And Fight". Dass man aber freilich auf die ganz großen Klassiker der Bandhistorie trotzdem nicht verzichten muss, ist klar: "Conquistador" hat ebenso seinen Weg ins Set befunden wie "747 Strangers In The Night" und das unvermeidbare "Wheels Of Steel"; zwischendurch erfrischt Fronter Biff sich und die Fans in den ersten Reihen mit kleinen Duschen aus den bereitgestellten Wasserflaschen, und das eine oder andere Mitsing-Spielchen gibt's natürlich auch. Alles in allem eine sicher routinierte, aber dennoch nicht lieblos runtergespulte Show, was die Bewegungsfreude von Biff und seinen Mannen eindrucksvoll attestiert. Und so sagt es auch Biff Byford selbst am Schönsten: "We give 110% every night!" Das kann so unterschrieben werden, und als nach den abschließenden Gassenhauern "Strong Arm Of The Law", "Denim And Leather" und schließlich dem fulminanten Finale in Form von "Princess Of The Night" ein zwar nicht gerade opulentes, aber doch ansehnliches Publikum von etwa 400 Leuten die Band in den wohlverdienten Feierabend entsendet, ist klar: SAXON sind noch lange nicht fertig. Jungs, wir sehen uns dann im nächsten Jahr, wenn wieder SAXON-Season ist!


WERBUNG: Hard
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