15.08.2013, Dinkelsbühl, Dinkelsbühl

Summer Breeze 2013 - Tag 1

Veröffentlicht am 03.09.2013

Das SUMMER BREEZE FESTIVAL hatte ich schon einige Zeit auf dem Radar, war das Line-up doch von Jahr zu Jahr abwechslungsreicher und wies einige meiner Lieblingsbands auf. Da das zeitgleich stattfindende FREQUENCY FESTIVAL für den geneigten Metal-Fan lediglich SYSTEM OF A DOWN, TENACIOUS D und NICK CAVE zu bieten hatte, nahm ich gerne den um einiges längeren Anreiseweg (7 Stunden) nach Dinkelsbühl in Kauf, um mir das SUMMER BREEZE zu Gemüte zu führen. Aber jeder einzelne Kilometer sollte sich lohnen.

Da ich wieder einmal alleine im Auftrag von "stormbringer" unterwegs war, kann ich hier zwar nicht mit professionellen Fotos dienen, war dafür aber deutlich flexibler und konnte mir genau jene Bands heraus picken, die ich sehen wollte. Aufgrund des LAKE ON FIRE FESTIVAL-Besuches und meines etwas voran geschrittenen Alters habe ich mich dann doch entschieden, erst am Donnerstag anzureisen, da drei Festivaltage mehr als genug sein würden – was sich auch tatsächlich wieder einmal bewahrheiten sollte. Leider versäumte ich dadurch die Performances von VADER, EXODUS und DESTRUCTION am Mittwoch, die zwar auf meiner Personal Running Order Liste rangierten, ich aber alle schon einmal gesehen hatte und lieber Kräfte für den letzten Festival Tag sparen wollte, der Line-up-technisch für mich am meisten zu bieten hatte.

Am Donnerstag war für mich das Ziel, rechtzeitig zu MUSTASCH im Partyzelt zu sein. Vor einigen Jahren durfte ich diese Band bereits im Rahmen der Planet-Music Neueröffnung im Gasometer erleben. Meine Begeisterung für MUSTASCH macht es natürlich schwierig, eine objektive Sichtweise zu bewahren, ich hoffe aber mal, auf Verständnis zu treffen. Während ich von der Ferne den Schunkel-Piraten von ALESTORM lauschte, machte ich mich auf den Weg zur Party-Stage. So ein riesiges Zelt habe ich noch nie gesehen, Fassungsvermögen mindestens 5000 Leute, sicher doppelt wenn nicht dreimal so groß wie in Wiesen. Bei Schlechtwetter ein sicherer Zufluchtsort, bei Sommerwetter schattenspendend. Somit wurde um 16 Uhr Nachmittag der Tag zur Nacht.

Mein persönliches Highlight des Festivals, die schwedische Band MUSTASCH, mit Ralf Gyllenhammar, dem meiner Meinung nach coolsten Frontman seit James Hetfield, fegte alles hinweg. Beginnend mit den Zeilen "I like my Skeletons, I don’t want them gone…" startete der erste Song "It’s Never Too Late" mit voller Wucht. Der selbsterklärende Titel "Destroyed By Destruction" machte dann Nägel mit Köpfen, die bei diesen Grooves einfach gebangt gehörten.

Genauso wie bei "Speed Metal" drückte die Band das Gaspedal durch und brachte die Köpfe auf eine hohe Umdrehungszahl. Zeilen wie "Baptized in Steel" bedienten dann auch meine "MANOWAR“-Affinität. Und das orchestrale "Tritonos"-Intro zum Song "Heresy" bestätigte den Rockstar-Stauts, den die Schweden in ihrem Heimatland innehaben, bei denen live einfach jeder Song ein totaler Überkracher ist. Zum Schluss hin kam der scheißgeile Song "Double Nature" an die Reihe und mit "I Hunt Alone", ging ein leider viel zu kurzer Gig zu Ende. Die parallele Spielzeit zu SOILWORK raubte ihnen leider zusätzlich einige Fans.

Nach einer Bier-Runde am Campingplatz waren dann alsbald FEAR FACTORY auf der Mainstage angesagt, und ich hatte über den gesamten Gig den Eindruck, als wollten Burton C. Bell und Dino Cazaress den Fans beweisen, dass sie es noch immer drauf haben. Den eher lahmen Auftritt vom METALFEST im letzten Jahr konnten sie diesmal überbieten, und bei den aggressiven Shoutparts ist Burton fast unschlagbar, jedoch waren es wieder einmal es die cleanen Parts, wo er sich sichtlich anstrengen musste.

Die Setlist ging quer durch die gesamte Diskographie, jedoch immer nur ein Song von den neueren Alben, von „Obsolete“ gab‘s zwei. Hauptaugenmerk wurde auf das legendäre "Demanufacure"-Album gelegt. Und auf diese Songs musste der geduldige Fan eine Weile warten. So dauerte es eine Zeit, bis die Party mit "What Will become?" startete und die Menge zum ersten Mal tobte und Zeilen wie "…When we can see our eternity?" mitsang.

Nach zwei weiteren Songs war dann endlich der Moment für Fans der ersten Stunde gekommen und FEAR FACTORY starteten mit dem titelgebenden Song "Demanufacture". Danach gab es kein Halten mehr, das Publikum war sichtlich begeistert, den Wumms der stilprägenden Drums in ihre Trommelfelle aufzunehmen. Noch drei weitere Stücke von diesem Modern Metal-Meisterwerk ("Self Bias Resistor", "Zero Signal" und "Replica") durften genossen werden, bevor der "Dinosaurier" mit seinen Mannen das Feld räumte. Danach stolperte ich mit einigen Bieren intus über den Campingplatz und traf zufällig Bandmitglieder der deutschen Melodic-Death-Metal Band BLOODWORK, die gerade erst von "stormbringer" sehr positiv rezensiert wurden und mich unter anderem deswegen für den Rest des Festivals in ihre Runde aufgenommen hatten.

Und da hatte ich schon die passende Begleitung für mein nächstes Highlight: die isländische Band SOLSTAFIR, die Songs ihres Meisterwerks "Svartir Sandar" im Zelt zum Besten gaben. Atmosphärisch gibt es wohl momentan kaum eine Band, die besser imstande ist, das Gefühl der Natur in Musik umzuwandeln. Die Bandmitglieder sind auch allesamt saucoole Typen, das Leder-Outfit war auch in "Waterworld" kaum besser. Fast wie in Trance lauschte ich den Klängen dieser Ausnahmeband und musste mich nach dem Gig erst mal wieder in die Realität zurück finden.

Da ich meine Highlight-Bands an diesem Tag schon gesehen hatte, waren für mich an diesem Abend die Hauptbands auf der Mainstage POWERWOLF und SABATON nur mehr nebensächlich, war mir doch die Menschenauflauf zu massiv. Die Texte von POWERWOLF von der Weite waren genug, um mir den Rest der Show in meinem geistigen Auge vorzustellen, da ich die Band schon des öfteren unter anderem am Metalfest 2010 um 12 Uhr Mittag vor gemütlichen 50 Leuten sah.

Und als ich SABATON zum ersten Mal als Ersatz für POWERWOLF erlebte, die als Support bei der BRAINSTORM-Tour 2008 in der Szene Wien einsprangen und vor zehn Leuten spielten, war das noch angenehm. Ich will diesen Bands ja keinen Unterhaltungswert absprechen, haben doch beide eingängige Ohrwurm-Melodien, fette Gitarren und charismatische Frontmänner zu bieten. Auf diesem Festival war ich jedoch mehr im Dienste der Musik, die mich auch berührt, unterwegs und das ist bei diesen zwei Party-Bands eher nicht der Fall. Zu SABATON bin ich dann aber doch noch zur Bühne, um festzustellen, dass ich auch am Novarock nichts Neues erlebt hätte. Als ich dann zufällig an der Bar auf einen Journalisten aus Sibirien traf, der eine zehnstündige Flugreise hinter sich hatte, waren seine Geschichten über Russland dann doch interessanter als SABATON.

Nachdem ich mich von meinem russischen Saufkumpanen verabschiedet hatte, waren SALTATIO MORTIS an der Reihe, bei denen mir in meinem alkoholisierten Bewusstseinszustand deutlich zu viele Musiker auf der Bühne standen (acht an der Zahl). Mit der Stimme des Sängers hab ich mich auch nicht wirklich anfreunden können, und da ich dann zufällig auch noch den Sänger der Wiener Thrash-Metal Band MORTAL STRIKE getroffen habe, war mir bandtechnisch eh schon alles ziemlich egal. An was ich mich noch erinnern kann, waren dessen Worte: "Wir müssen jetzt zu DYING FETUS!" Da ich aber schon ziemlich erledigt war, konnte ich dann aber DYING FETUS nicht mehr beiwohnen, im Nachhinein habe ich allerdings erfahren, dass sie ziemlich Ärsche getreten haben. Am nächsten Tag habe ich dann beschlossen an den kommenden Tagen den Alkohol ein wenig kontrollierter zuzuführen.


WERBUNG: Hard
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