10.11.2013, ((szene)) Wien, Wien

HARDCORE SUPERSTAR + BUCKCHERRY + VENREZ

Veröffentlicht am 15.11.2013

Dass dieser Sonntag ein Partyabend werden würde, war aufgrund des Lineups schon seit Langem abzusehen. Es war schwer, bei HARDCORE SUPERSTAR und BUCKCHERRY trotz der vorangegangenen anstrengenden Konzertwoche in Wien dem Alkohol zu entsagen. Propagierten doch beide Bands das Motto "Sex, Drugs & Rock 'n' Roll" wie kaum eine andere. Musik, die in den 80ern mit AEROSMITH und MÖTLEY CRUE abgefeiert wurde, bringen nur mehr diese modernen Varianten im Jahre 2013 zustande.

Doch bevor die Party so richtig abging, wurden die bereits frühzeitig erschienenen Musikbegeisterten von der kalifornischen Altherren-Rockband VENREZ in Fahrt gebracht, die bereits überpünktlich um 19:45 Uhr ihr Set starteten. Die "Szene" war zu diesem Zeitpunkt aber schon gut gefüllt, und so stand einer Aufwärmrunde nichts im Wege, außer die Band sich selbst. Kamen die ersten Songs noch überraschend wuchtig und cool daher, wurde im Laufe des Sets immer klarer, wieso VENREZ trotz ihres Engagements nie den Durchbruch schafften und wohl auch nicht so schnell werden.

Das Songmaterial war zu beliebig, und die Band hatte außer ihrem gemeinsamen Faible für schräge Frisuren kein stimmiges Auftreten. Das Begann mit dem Sänger, der zwar mit keiner schlechten Stimme gesegnet ist, aber am liebsten der nächste Sammy Hagar wäre. Am Schrägsten war aber der Leadgitarrist, der so überdreht war, als wäre er unter Drogen gestanden, und poste, was das Zeug hielt, gerade so, als ginge es dabei um sein Rocker-Leben. Bei ihm war das Bewusstsein darüber am deutlichsten zu sehen, dass diese Tour wahrscheinlich die letzte Chance sein würde, sich in Europa zu präsentieren. Der langbärtige Bassist machte da noch den coolsten Eindruck, obwohl dieser am allerwenigsten zum Rest der Band passte, sondern eher zu AMON AMARTH.

Instrumental waren auch der Rhythmusgitarrist und der Schlagzeuger von VENREZ sicher nicht die schlechtesten, aber in dem Hard-Rock-Genre, in dem es solche Bands am Sunset Strip wie Sand am Meer gibt, muss schon etwas mehr geboten werden, um herauszustechen, und den besten Beweis dafür zeigten dann die Headliner Bands HARDCORE SUPERSTAR und BUCKCHERRY.

Dass HARDCORE SUPERSTAR die Gewinner des Abends werden würden, war eigentlich schon abzusehen – da karrten ganze Busse aus Tschechien und Ungarn "Hardcore-Fans" in die Wiener „Szene“. Und auch ihr Auftritt am "Novarock“ 2012 dürfte einige 18-jährige Jungspunde so beeindruckt haben, dass sie auch unterm Jahr von ihren Eltern von der Leine gelassen wurden. Schon seit meinem erstmaligen Kontakt mit Metallicas Ennio Morricone-Intro "The Ecstasy Of Gold" ist mir klar, dass eine gute Show mit einem coolen Intro beginnen muss. Und dazu schrieben HARDCORE SUPERSTAR auf ihrem 2009 Album "Beg for it" gleich ihr Intro "This Worm's for Ennio" selbst und läuteten eine fulminante Show ein, die gleich zu Beginn mit "Moonshine" die Textkenntnisse des Publikums herausforderte. Aber die Zeilen "Don't talk about moonshine, don't talk about white wine…" sind an Eingängigkeit kaum zu überbieten und wurden somit lautstark mitgesungen.

Mit Krachern wie "Kick On The Upperclass" und "My Good Reputation" konnte aber auch überhaupt nichts schief gehen. Sänger und Über-Rampensau-Frontman Joakim "Jocke" Berg brillierte mit seiner Stimme und blies mir damit das Hirn weg. Das hätte ich bei der Scheiß-drauf-Attitüde in dieser Form nicht erwartet, da auch eine dreckig schlampige Stimme genauso zur Band passen würde, aber seine Screams waren einfach nur geil!

Die Publikumsinteraktion funktionierte perfekt und die Fans fraßen ihm aus der Hand. Der Bassist Martin Sandvik hatte nicht nur Aufgrund seiner Erscheinung eine gewichtige Rolle inne. Er war das Fundament der rockigen Songs und legte eine Spielfreude an den Tag, dass es ein Vergnügen war, ihm dabei zuzusehen. Er schenkte auch fleißig Plektren an die exaltierten Fans der ersten Reihe. Gitarrist Vic Zino zauberte ein geniales Partyriff nach dem anderen aus dem Ärmel und Drummer Magnus "Adde" Andreasson warf nach seiner fetten Show seine gefühlte komplette Drumsticksammlung ins dankbare Publikum.

Einzelne Songs herauszuheben ist bei diesem Best-of-Set eine Herausforderung, zündeten doch alle Partyhymnen vorzüglich. Besonders nach der frenetischen Forderung einer Zugabe war klar, dass HARDCORE SUPERSTAR an diesem Abend der eigentliche Headliner waren. Stimmungsmäßig war dann das rein von Jocke Berg zu einem Backingtrack dargebotene "Run To Your Mama" kein schlechter Einstieg in den Zugabenblock, für meinen Geschmack ist diese Ballade allerdings schon arg kitschig.

Aber keine Sorge: Mit "Last Call For Alcohol" ging die Party weiter, und einige glückliche Fans wurden zu einer Jägermeisterrunde auf die Bühne eingeladen. Wie es der Zufall wollte schaffte es auch ein asiatisches Paar rauf, das ohne den obligatorischen Fotoapparat anscheinend nicht auskam. Einen passenderen Abschluss als den Über-Hit "We Don't Celebrate Sundays" an einem Sonntag „ad absurdum“ (Zitat: Kollege Robert Fröwein) zu führen kann man sich nicht vorstellen. Eine großartige Vorstellung einer der größten europäischen Hardrock-Bands unserer Tage ging damit zu Ende.

Setlist HARDCORE SUPERSTAR:

  • This Worm's for Ennio
  • Moonshine
  • One More Minute
  • Kick On The Upperclass
  • My Good Reputation
  • Into Debauchery
  • Guestlist
  • Long Time No See
  • Dreamin' In A Casket
  • Wild Boys
  • Someone Special
  • Above The Law
  • Run To Your Mama
  • Last Call For Alcohol
  • We Don't Celebrate Sundays

BUCKCHERRY, endlich als Headliner in Österreich, wurden von einigen langjährigen Fans schon lange herbeigesehnt, und diese erhielten an diesem Abend auch in einer der fanfreundlichsten Locations Wiens ein volles Programm geboten. Mit einem Backkatalog voller Hits war das auch nicht schwer, das Hauptproblem war aber einfach die zu starke Vorband HARDCORE SUPERSTAR. BUCKCHERRY, die es gewohnt sind, in ihrer Heimat vor tausenden Fans zu spielen, passten irgendwie nicht in die kleine „Szene“. Bei Club-Gigs haben die Schweden HARDCORE SUPERSTAR einfach die Nase vorne. Und dieses Gefühl ließ im Laufe der Show auch nicht so recht nach, fühlt sich die Truppe rund um Frontmann Josh Todd wohl doch auf großen Stadienbühnen deutlich wohler. Ich fragte mich unentwegt, wieso sich diese Band das antut. Europäische Fans der Band hatten an diesem Abend zumindest das Glück, die Gruppe in einem intimen Rahmen zu erleben, der den amerikanischen Fans vorenthalten bleibt.

An den Songs kann die Schwerfälligkeit des Auftrittes nicht liegen, Hits wie "Rescue Me" und "All Night Long" blasen die auf Radiotauglichkeit getrimmten Megaseller von NICKELBACK definitiv weg. Die Textzeilen von "Gluttony": You say I drink too much, you say I fuck too much. So what the hell am I supposed to do?" sprechen für sich und der Refrain "I want it, I need it, I love it" lädt naturgemäß zu Publikumschören ein. Besonders das final dargebotene "Crazy Bitch": "You're crazy, but I like the way you fuck me", überzeugte vollends. Passende Supportshows wie z.B. bei AEROSMITH und Festivalauftritte würden den ehrlichen aber wahrscheinlich zu amerikanischen Rockern vielleicht eher den erwünschten Erfolg bringen.

Setlist BUCKCHERRY (ohne Gewähr):

  • Lit Up
  • Rescue Me
  • All Night Long
  • Dead Again
  • Everything
  • Sorry
  • Slammin'
  • Imminent Bail Out
  • Ridin'
  • Gluttony
  • Nothing Left But Tears
  • The Truth
  • Crazy Bitch
  • Wrath
  • Dirty Mind

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