28.11.2013, Kesselhaus

HEAVEN SHALL BURN, HYPOCRISY

Veröffentlicht am 07.12.2013

Nach der AMON AMARTH/CARCASS-Vollbedienung einige Tage zuvor stand schon wieder das Kesselhaus München auf der Tagesordnung, um sich ein weiteres Mal metal-mäßig ordentlichst verpflegen zu lassen. "Ausverkauft" war zwar heute nicht an der Abendkasse zu lesen, dennoch war das Kesselhaus sehr anständig gefüllt. DYING FETUS Nach dem Opener BLEED FROM WITHIN hatten die US-Brutalos DYING FETUS um 19:45 Uhr die Ehre, den anwesenden Fans derbes Gebolze mit technischem Anspruch zu verklickern. Das moderne Schlagzeug bolzte demzufolge eigentlich alles nieder, vor allem die Doublebass tackerte unablässig. Vorne auf der Bühne repräsentierte der restliche Teil des Trio die Band, die technisch gefordert (hier vor allem Gitarrist John Gallagher) war und sich die Vocals teilte. Die Brutal Deather konnten trotz eingeschränkter Bewegungsmöglichkeiten dank ihrer tadellosen und beherzten, halbstündigen Performance wie auch ihrer sympathischen Ansagen sicherlich den einen oder anderen Fan dazugewinnen. Eine recht stimmige Lichtshow ergänzte das Slamgewitter, die ersten Fans kreisten im Pit, der Sound war leider Support-like nicht ganz ausgereift. Setlist: - From Womb To Waste - Your Treachery Will Die With You - One Shot, One Kill - Praise The Lord (Opium Of The Masses) - Killing On Adrenaline - In The Trenches

HYPOCRISY Auf die Schweden hatte ich mich - ähnlich wie vor kurzem auf CARCASS - sehr gefreut. Nach einer endlos erscheinenden Umbaupause (Drum-Eminenz Horgh will schließlich auf seinem eigenen Drumkit spielen) erschallte endlich das Intro zu "End Of Disclosure" und die zuvor aufgebaute Spannung durfte sich entladen. Im weißen GBH-Shirt regierte (Death) Metal-Tausendsassa Peter Tägtgren gleich von Beginn an die Bühne. Wenn er nicht gerade Triumphzüge mit seinem zweiten Standbein PAIN feiert oder die Metal-Elite produziert, läßt er, wie am heutigen Abend, die Moshpits kreisen und die Crowdsurfer aufsteigen. Basser Mikael Hedlund war heute nicht dabei, stattdessen bediente CLAWFINGER´s André Skaug den Viersaiter, Tägtgren bestach wie immer durch seine verhallten Screams, die Band wurde auch von zahlreichen HSB-Fans ob ihrer sehr gelungenen Melange aus Epik, Härte und Melodie gebührend abgefeiert. Leider ging recht schnell alles Schlag auf Schlag, nach dem flotten "Tales Of Thy Spineless" folgte die erste Hymne "Fractured Millennium", "Fire In The Sky" und "Eraser" stellten für mich eher "Durchhänger" in der superknappen, für einen Main-Support recht unwürdigen 35 Minuten-Show dar. Für Versöhnung sorgten noch das live irrsinnig lässige "Adjusting The Sun", das Erklingen der ersten Töne von "Roswell" kündete allerdings schließlich vom sehr frühen Ende der wie immer tollen Death Metal-Machtdemonstration. Obgleich Zugaben eingefordert wurden, war bald klar, dass die Schweden heute soundtechnisch nichts mehr zu vermelden hatten und die mageren sieben Songs eher als Aufwärmrunde durchgingen. Was für den Tage zuvor stattfindenden CARCASS-Gig galt, schien sich auch am heutigen Tage intensiv zu offenbaren ... hier muß eine amtliche Headlinershow mit Vollprogramm her, die Show heute hatte eher Kurzbesuchs- und Teasercharakter. Setlist: - End Of Disclosure - Tales Of Thy Spineless - Fractured Millennium - Fire In The Sky - Eraser - Adjusting The Sun - Roswell 47

HEAVEN SHALL BURN Nach dem groben Knüppel (DYING FETUS) und der getragenen Macht (HYPOCRISY) folgte für mich eine recht große Überraschung. Dass HEAVEN SHALL BURN echte Feger sind, ist jedem bewußt, der schon einmal eine Liveshow der Thüringer gesehen hat. Dass sie aber heute einen Orkan dieses Ausmaßes über das Kesselhaus-Publikum fegen lassen würden, hätte ich mir in dieser Intensität nicht wirklich träumen lassen. Der Headliner fuhr von Anfang des 90 Minuten-Konzerts an vollstes Programm, schöpfte songtechnisch aus dem Vollen und entfesselte pure Energie und kontrollierte Aggression, die, gepaart mit zünftiger Lautstärke eine echte Wonne für die Zuschauer war. Videowalls visualisierten teilweise die Songinhalte, der Lichttechniker zauberte "big time" und auch der Soundmann hatte trotz der massiven "Wall of Sound" einen sehr guten Tag erwischt. Die Massen in HSB-Bandshirts (die Band dürfte neue Merchandise-Kings sein, das Kesselhaus war heute auch weitgehend kuttenfreie Zone) ließen ihre Helden hochleben. Der Fünfer auf der Bühne (übrigens wieder einmal ohne Stammdrummer Matze angetreten) revanchierte sich mit einer hochexplosiven, dichten Show, die songtechnisch kaum Wünsche offenließ und choreografisch stimmig zelebriert wurde. Vom Opener "Die Stürme Rufen Dich" an, gab es kaum ein Halten mehr. Tracks des neuen Longplayers VETO ("Land Of The Upright Ones" oder "Fallen") mischten sich ideal unter Standards und Hits wie "Combat" (mit Fan-Jumps) oder "The Omen", die allesamt brachialst dargeboten wurden. Vor allem "The Disease" war am heutigen Abend ein irrsinnig brutaler Brecher, und auch "The Weapon They Fear" kam irrsinnig wuchtig und phonstark daher. Die Balance aus wüster Sounderuption, rockigem Groove und einprägsamer Meldodik wurde am heutigen Tage wieder perfekt live in Szene gesetzt, die Fans beteiligten sich stimmgewaltig bei "Land Of The Upright Ones" und dem uralten "Behind A Wall Of Silence".

Die Attitüde der Band kam heute u.a. im Engagement für "Sea Shepherd" zum Ausdruck (für die sich u.a. auch NAPALM DEATH einsetzen), deren Trailer über die Videoleinwände flimmerte und dem auch prompt "Hunters Will Be Hunted" folgte. Mehr zur Ausrichtung und Einstellung der Band etc. kann im ausführlichen Interview zum neuen Album nachgelesen werden. Das mittlerweile obligatorische EDGE OF SANITY-Cover "Black Tears" durfte heute ebenfalls nicht fehlen. Sänger Marcus Bischoff führte im Strobo-Gewitter gleichsam als Zeremonienmeister, Agitator und Einpeitscher in Personalunion durch den Abend, sein rotes Hemd war binnen weniger Songs fetznaß, überhaupt schien er ein Fitnessprogramm "light" zu absolvieren und glänzte durch fannahe und authentische Ansagen zwischen den einzelnen Songs. Generell war recht viel Bewegung auf der Bühne zu verzeichnen. Alle Bandmitglieder präsentierten sich sehr agil, bangten und gebärdeten sich wie die Metaltiere. Wer jedoch glaubte, der Zenit des heutigen Abends wäre am heutigen Abend bereits überschritten, der wurde eindrucksvoll eines besseren belehrt, denn der Zugabenblock hatte es in sich. Das Intro zu "Endzeit" kündete unheilvoll von dem Begeisterungs- und Phonsturm, der nun folgen sollte. Aus hunderten Kehlen wurde der Song mitgesungen, ja mitgebrüllt ("We are the final resistance...!!!"), es wurde umgehend klar, dass hier die Hymnen der nachrückenden Generation aufgeführt werden.

Das Publikum ging steil, das HATE SQUAD-Cover "Not My God" schmiegte sich ebenfalls in das HSB-Programm ein. Und glaubte man, das Ausmaß an Überraschungen sei ohnehin schon erfüllt, setzten die Deutschen noch einen drauf. Doch eigentlich agierten HSB eher in Tateinheit mit dem Publikum, das zu meiner großen Verwunderung vehementest das neue, melodische "Valhalla" einforderte und sodann aus vollen Kehlen mitgesang und abfeierte, als ob das BLIND GUARDIAN-Cover ein uralter HSB-Eigenbautrack wäre. Mit schier unglaubigem Staunen ging nach 23 Uhr ein weiterer toller Konzertabend zu Ende, an dem vor allem der Headliner - zumindest, aber wohl nicht nur bei mir - ob der heute zur Schau gestellten Stärke und Intensität für einen offenen Mund sorgte. Heute regierte ein wirklicher, über die Jahre gewachsener Headliner, der sich schon längst über die (MeloDeath/Metalcore-)Konkurrenz erhoben hat und Qualitätsware am laufenden Band abliefert, aber auch eine Band, die eine Meinung vertritt und trotz aller Erfolge immer noch authentisch und fannah rüberkommt. Was bitte kann man mehr erwarten?! Setlist: - Die Stürme Rufen Dich - Counterweight - Land Of The Upright Ones - The Omen - Fallen - Combat - Hunters Will Be Hunted - Behind A Wall Of Silence - The Disease - The Weapon They Fear - Black Tears - Of No Avail - Godiva - Trespassing The Shores Of Your World --- - Awoken / Endzeit - Not My God - Valhalla Thx an Tina für die Pics, weitere Fotos von der Show seht ihr in der Fotogallerie.


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