08.03.2014, ((szene)) Wien, Wien

ALL AUSTRIAN METAL NIGHT XXL - Part 2 feat. BLACK INHALE + ENEERA

Veröffentlicht am 14.03.2014

Was soll da jetzt noch Großartiges kommen? Das Groove-Monster ENEERA natürlich, das die Köpfe erst so richtig zum Bangen brachte. "Nothing Pure" war da der perfekte Einstieg in ein Set voller schweißtreibender Energie. Die Riffs sitzten, die Drums rummsten und Frontmann Pujan 'Pu' besaß eine enorme Bühnenpräsenz und hatte stimmlich seine wütenden Growls und Screams fest im Griff. Das verbindende Element auch zum danach folgenden Headliner sind definitiv PANTERA. Und was will eine Meute von Metalfans mehr als Riffs um die Ohren geschnalzt zu bekommen, die das Adrenalin in den Körper schnellen lassen und den Bierdurst erst so richtig entfachen? Songs im Kaliber von "Pest" und "Lack of Diversity", bei denen keiner der Anwesenden noch ruhig stehen kann.

"Open the Gates" bot dann auch noch geile Gitarrenharmonien und durchgehend groovende Gitarrenparts. Einfach lässig, was hier aus den Boxen dröhnte, souverän und cool im großen Stil auf der Bühne präsentiert. "Narcosis" begann ebenso mit geschmeidigen Gitarrenlinien, bevor schnell der Groove wieder die Oberhand übernahm und im Refrain einprägsame Melodien sich ins Hirn fräßten. Der starke Abschlusssong „Stay Strong“ kann dann nur mehr als zusammengefasste Message des Abends verstanden werden.

Als würdiger Headliner betraten dann die meinerseits hoch geschätzten BLACK INHALE die Bühne. Und keinen Auftritt von ihnen, von dem ich Zeuge geworden war, könnte ich je vergessen. Zum ersten Mal eher zufällig am Metalfest 2010 zu später Stunde entdeckt, ließ ich mir nur selten in Wien die Gelegenheit entgehen, mich der Groove-Metal-Maschine zu stellen. Was waren doch die Donauinselauftritte für energiegeladene Shows, die nur durch einen Sommersturm gestoppt werden konnten!

Den Vogel schossen sie aber als Special Guest beim Halbfinale des AUSTRIAN BAND CONTESTs 2013 ab: Sie präsentierten sich im Gasometer als absolute Headliner-würdige Liveband – sie hätten die anfangs erwähnten MACHINE HEAD bei deren letztem Wien-Konzert 2011 wahrscheinlich um Längen besser supportet als die unsäglichen BRING ME THE HORIZON.

Doch nun zurück zum Abend der ALL AUSTRIAN METAL NIGHT, welcher für BLACK INHALE der letzte Auftritt vor einer studiobedingten Pause für eine längere Zeit war. Und da ließ man es sich nicht nehmen, aus dem Vollen zu schöpfen und mit Songs des durchgehend starken Debütwerks "Rule of Force", bei dem echt kein Song in irgendeiner Art und Weise abfällt, die Metal-Vollbedienung abzuliefern, und BLACK INHALE für mich damit zu den "Cowboys From Hell" der Gegenwart kürt.

Mit ein paar neuen, äußert lässigen Songs wurde die Setlist gewürzt, um damit den Fans die Durststrecke bis zum Erscheinen ihres neuen Albums etwas zu erleichtern. Oder auch nicht, denn wenn man bedenkt, dass das, was in den knappen 75 Minuten geboten wurde, so schnell nicht wieder auf den Bühnen dieses Landes zu sehen sein wird werde ich fast schwermütig.

So, lange genug ausgeholt: Der Opener "Red Khmer" mit den Introworten "Look Out" (Rambo höchstpersönlich könnte diese nicht besser wiedergeben) knallte dann schon mal so richtig fett los. Die Mühe, die sich diese Band mit dem intensiven Einsatz und ihre Konzentration auf den Sound gibt, ist deutlich im Ergebnis zu hören. Die Gitarren des Gitarrenduos David Gludovatz und Raffael Trimmal würden jeden Wald in Kürze niedersägen, und die Drums von Boris Balogh machten die Bühne den Erdboden gleich. Der von Michael Bartl bediente Bass drückte ordentlich auf die Tube und die Vocals von Frontmann Raffael waren einfach nur beeindruckend, zwar an Phil Anselmo angelehnt, dafür strahlte der österreichische Frontmann um einiges mehr Sympathie aus.

"Rule of Force" begann ja schon mal mit einem richtig coolen Intro, als die groovenden Gitarren einsetzten, war kein Halten mehr – die auf Platte schon geilen Songs einfach live zu spüren, erweckte die Lebensgeister - Dimebag Darrel wird im Heavy Metal-Heaven dazu seine Matte schwingen. Die Dynamikwechsel innerhalb eines Songs sind phänomenal, kurze Verschnaufpausen mit Vibratosinglenotes machen die restlichen Parts umso brachialer.

"No Weakness" war dann der erste neue Song, der dem Publikum vorgestellt wurde, er überzeugte vollends und gab schon mal die Richtung des neuen Albums vor, das ja offenbar nur ein absoluter Kracher werden kann. "The Worst Is Yet To Come" ist wohl der heimliche Hit von BLACK INHALE, ein perfekter Mitgröler, auf LAMB OF GOD-Niveau. Der pure Metal, der da testosterongeladen dargeboten wurde, ist besser als jedes Fitnessstudio, ich fühlte mich jedenfalls nach diesem Metalkonzert großartiger als der amtierende Mr. Universum.

"Losing My Faith" steht auf derselben Ebene eines "Cementary Gates", die cleanen Vocals im Vers sind absolut emotional überzeugend, im Refrain wird aber wieder Gas gegeben. Das Solo ist einfach Weltklasse, einfach ein rundum gelungener Song. Nach einem weiteren neuen Song erklangen bei "Control" die zusammengeschlagenen Stahlstangen à la "Terminator 2"-Intro der Song ist ein Lehrstück mit perfekt getimten, fetten Drumparts und genialen Doublelead-Gitarrenlinien.

"Face To Face" stampfte dann ins Finale des Abends, der Abwechslungsreichtum der Songs suchte seinesgleichen, da kam nie Langeweile auf, auch wenn die Glieder nach dem anstrengenden Abend schon einzelne Ermüdungserscheinungen aufwiesen. "Hell's Gate" war dann nur mehr der finale Ritterschlag dieser österreichischen Ausnahmeband, für die ich in Zukunft außerhalb unseres Landes Großes prophezeiten möchte.

Die ALL AUSTRIAN METAL NIGHT XXL war in ihrer zehnten Auflage größer, fetter und überwältigender denn je. Ich wünsche der österreichischen Szene mehr so engagierte Veranstalter, die das Risiko auf sich nehmen, auch aufgrund des Konzert-Überangebotes von internationalen Bands, eben auch lokalen Bands die Chance zu geben, sich in würdigem Rahmen präsentieren zu können. Die nächste ALL AUSTRIAN METAL NIGHT kann kommen, XXXL von mir aus!


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