13.12.2014, Olympiahalle Innsbruck

BRYAN ADAMS @ Olympiahalle Innsbruck

Veröffentlicht am 18.12.2014

Die laufende Konzertreise des Rock-Veteranen stand unter dem Motto "Reckless Anniversary Tour" und somit war der erste Teil des heutigen Konzerts auch dem Jahrhundertalbum aus dem Jahre 1984 gewidmet, das zu diesem Anlaß auch komplett durchgespielt wurde. Pünktlich zum Hauptabendprogramm um 20.15 Uhr erloschen die Lichter in der altehrwürdigen Innsbrucker Olympiahalle. Der Star des Abends wollte dem Publikum keine Vorband gönnen, sondern enterte gleich höchstpersönlich die Bühnenbretter. Fast überrascht vom vergleichsweise frühen Einstieg durfte man froh sein, sich gerade noch ein kühles Blondes (um satte 4 Euro!) gekrallt zu haben, um dem Rockspektakel die volle Aufmerksamkeit angedeihen lassen zu können. Den Konzerteinstieg bildete dem Tourmotto entsprechend auch gleich „Reckless“ von der Spezial-Jubiläums-Edition des Albums, der vor dieser Tour wohl noch nie live intoniert wurde. Mit dem Erklingen des Eröffnungsriffs war klar, dass heute alte Emotionen hochgehen sollten und uns der Kanadier auf eine Zeitreise, einen echten Flashback, in die Achtziger mitnehmen sollte! Ab diesem Zeitpunkt ging es Schlag auf Schlag, ein Smash-Hit jagte den nächsten. Der anfänglich sowohl stimmungs-, als auch soundtechnisch ein wenig holprige Set-Einstieg (irgendwie schienen die Meisten vom frühen Beginn überrumpelt gewesen zu sein) ging ebenfalls mit zunehmender Spieldauer in routiniertes und erstklassig dargebotenes Pop/Rock-Spektakel über.

Alle heute gezockten Titel waren vollgepackt mit guter Laune, tollen Refrains, einprägsamen Melodien und einer Riesenpackung Hitklasse. Über die einzelnen Songs zu referieren ist ohnehin irgendwie müßig, jeder der sie kennt, ist im Bilde und der Rest hat dann wahrscheinlich die letzten drei Dekaden in der Abgeschiedenheit der Antarktis verbracht. Persönliche Highlights wie "One Night Love Affair" oder das überirdische "Run To You" ergänzten die Publikumshighlights und Favoriten wie seinen größten Hit "Summer Of 69" oder "Somebody", welche frenetisch bejubelt wurden. Wichtiger Bestandteil des Adams´schen Hitrepertoires waren seit je her die Schmuse-Balladen, welche ihn in der Musikwelt ohnehin unsterblich gemacht haben. Emotionen gingen hoch und Herzen schmolzen dahin, als Adams den Kuschelrocker markierte und Weltnummern wie "Heaven", „Please Forgive Me“ oder "(Everything I Do) I Do It for You" intonierte. Der perfekte Soundtrack für die ohnehin emotionalisierte Vorweihnachtszeit. Erinnerungen an sehnsuchtsvolle Nächte und intensive Liebschaften brandeten auf und verliebte Paare lagen sich in den Armen, bevor der Meister dann wieder rockigere Akkorde auf seiner Sechssaitigen anschlug. Überraschend beliebt beim - Presseberichten zufolge knapp 7.000 Nasen zählenden - Publikum schien dabei "Ain´t Gonna Cry" zu sein, bei "It´s Only Love" erschien unweigerlich auch an seine Duett-Partnerin TINA TURNER vor dem geistigen Auge und auch "The Boys Night Out" kam bestens an. Gleichzeitig mußte man daran denken, welche grandiose Künstler in den Achtziger-Jahren am Start waren, echte Rockviecher im Stile von BRUCE SPRINGSTEEN, welche die Stadien einfach mit ihrer Bühnenpräsenz zum Brennen brachten. Das müssen heutige Superstars wie PINK, ROBBIE WILLIAMS oder LADY GAGA schon mit vielen Showeffekte nachziehen.

Adams schien auch recht frisch und fit zu sein, zudem war er der alte Sympathikus aus längst vergangenen Tagen, einzige Einbußen waren lediglich in puncto jugendlichem Drive zu verzeichnen, was allerdings durch die gereifte und geerdete Klasse des 55jährigen "Altrockers" locker wettgemacht wurde. Bestens ersichtlich auf den High-Qualitiy-Videowänden, welche nicht nur eine perfekte Übersicht für alle Zuschauer garantierten, sondern vielmehr wegen der Videoeinspielungen (teils mit Lyrics) einen integrierten Bestandteil des heutigen Abends im Zeichen der Stromgitarre bildeten. Für die zweifelhafte Akustik der Olympiahalle konnte der Superstar nichts, allerdings schafften es die Tontechniker, das Maximum herauszuholen und BRYAN ADAMS den bestmöglichen Sound zu zaubern. Bemerkenswert auch die in schier blindem Verständnis stattfindende Interaktion mit seinem Altpartner Keith Scott, welcher den Star bereits seit Ewigkeiten begleitet. Zu dem Multi-Platinalbum "Reckless" gesellten sich in weiterer Folge Hits aus über 30 Jahren und boten einen perfekten Überblick über die lange und äußerst erfolgreiche Karriere des hemdsärmligen Rockers. "Cuts Like A Knife" animierte das Publikum mit seinen Mitsingteilen zum Mitmachen, "Can't Stop This Thing We Started" ist ohnehin ein purer Partytrack, wohingegen "Cloud #9" oder das MELANIE C.-Duett "When You´re Gone" die letzten Jahre im langjährigen künstlerischen Schaffen des Kanadiers repräsentierten. Bei „If Ya Wanna Be Bad Ya Gotta Be Good“? richtete sich der Scheinwerfer auf eine Unbekannte auf den Sitzplatzrängen, welche sich – zwar überrascht, aber doch ansprechend locker zum Song bewegte und stilecht abrockte (natürlich die ganze Zeit live auf der Videoleinwand übertragen!) und zum Dank T-Shirts des Stars überreicht bekam.

Auf das ROGER DALTREY-Cover "Let Me Down Easy" hätte ich hingegen verzichten können, da wären "Heat Of The Night" oder ähnliche Kracher besser gewesen, dennoch war auch ich happy, BRYAN ADAMS (nach der verpaßten Show an gleichem Orte 2005 bzw. nach der ausverkauften Akustikshow im Congress 2009) nach lange vergangenen, aber immer noch vital in Erinnerung stehenden Konzerten in München, Imst, Wien und Salzburg auch einmal LIVE in "meiner" Stadt erleben zu dürfen. Um 22 Uhr bildete "The Only Thing That Looks Good On Me Is You" den Schlußpunkt des regulären Sets. Frenetischer Jubel und tosender Applaus waren jedoch ein Garant für eine baldige Rückkehr des Quintetts auf die Bühne. Warum ausgerechnet (die zweifellos guten) "You've Been A Friend To Me" und das Rock n´ Roll-Cover "C'mon Everybody" (von Eddie Cochran) als Zugaben auserkoren wurden, bleibt (zumindest für mich) ein Geheimnis. Auch das neue "She Knows Me" (vom letzten Album "Tracks Of My Years") reichte nicht an die zuvor gebotene Qualität heran. Versöhnung versprach danach der Robin Hood-Track "All For Love" (klarerweise ohne seine Gesangspartner ROD STEWART und STING), bevor die begeisterten Zuschauer um 22.25 Uhr jahreszeitgerecht mit "Christmas Time" in die windig-kalte und schneelose Adventnacht entlassen wurde. BRYAN ADAMS kam, rockte und poppte Innsbruck, allen Nörglern von wegen Weichei & Co. hielt er kernige Gitarrenriffs entgegen und präsentierte dem begeisterten Publikum eine erstklassige Show und perfekte Unterhaltung für den Samstagabend. Während für viele die letzte "Wetten dass..."-Show über die Flachbildschirme flimmerte, zeigte uns der Rock-Haudegen, dass mit ihm wohl noch viele Jahre zu rechnen ist!

Setlist: - Reckless - One Night Love Affair - She's Only Happy When She's Dancin' - Run To You - The Boys Night Out - Heaven - Kids Wanna Rock - It's Only Love - Long Gone - Somebody - Ain't Gonna Cry - Summer Of '69 - Let Me Down Easy - (Everything I Do) I Do It for You - If Ya Wanna Be Bad Ya Gotta Be Good - Cuts Like A Knife - Can't Stop This Thing We Started - Please Forgive Me - When You're Gone - 18 Til I Die - Cloud #9 - The Only Thing That Looks Good On Me Is You --- - You've Been A Friend To Me - C'mon Everybody - She Knows Me - Straight From The Heart - All For Love - Christmas Time


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