03.04.2015, KIKAS, Aigen

EMIL BULLS + TUXEDO + PATHWAYS

Veröffentlicht am 11.04.2015

Das obere Mühlviertel ist für so einige Dinge bekannt. Viele Besucher schätzen die malerische Landschaft, die idyllischen kleinen Dörfer, das vielseitige touristische Angebot und vor allem die Ruhe die man dort findet. Dass man dort aber auch das Gegenteil von Ruhe finden kann, ist den wenigsten bekannt. Doch ein bisschen Insider-Wissen kombiniert mit dem Interesse an neuen Veranstaltungslocations, ließen mich am Karfreitag die Reise von Wien nach Aigen/Schlägl ins noch verschneite Mühlviertel antreten. Dort sollte am Abend ein Konzert der EMIL BULLS im KIKAS der Menge bei den eisigen Temperaturen so richtig einheizen.

Zunächst überraschte der Anblick, der beim Betreten des Veranstaltungssaals geboten wurde. Ich fand die Bühne des umfunktionierten Kinosaals – der Name der Location KIKAS (Kunst im Kinosaal Aigen-Schägl) spricht für sich selbst – schon mal richtig cool. Die Treppe im Saal, mit einem Stangengerüst abgesichert, trennt die wilden jungen Fans an der Front von den eher ruhigeren Konzertgenießern. Und das gemischte Publikum unterschiedlichen Alters erschien auch zahlreich (sicher über 200 Leute) und füllte den Saal angenehm, da er doch für mindestens 300 Leute Platz bietet. Großes Lob gebührt dem Team des KIKAS, das einen in dieser Gegend eher selten stattfindenden „härteren“ Konzertabend bestens organisierte und mit einer Sound- und Lichttechnik auffuhr, die sich hinter renommierten Locations wie der Wiener ((szene)) nicht zu verstecken braucht.

Dieser Abend des Tourauftakts für die EMIL BULLS, der in Österreich (vorerst) sogar ein Exklusivkonzert im Jahr 2015 darstellte, bot mit den zwei Supportbands PATHWAYS und TUXEDO ein gutes Paket um faire 18€ im Vorverkauf. Um 20:45 war es für den Opener PATHWAYS soweit, das Publikum mit einer ordentlichen Portion Hardcore-Metal härtetechnisch gehörigst anzuwärmen. Die halbe Stunde Spielzeit war genug, um zu sagen was zu sagen notwendig war. Eine routiniert groovende Truppe mit motiviertem Frontmann bot kurzweilige Unterhaltung mit fetten Breakdowns, aber auch mit Gitarrensoli allererster Güteklasse. Das war also ein Einstand der sich gewaschen hat.

Die darauf folgenden Österreicher TUXEDO waren mir schon vom AUSTRIAN BAND CONTEST ein Begriff, bei dem sie es sogar ins Finale aufs Wiener Maifest schafften. Und während ihrer Performance musste ich unweigerlich an diesen Bandcontest denken, da ihre Show eben genauso aufgebaut war, um sowohl Fans als auch die Jury mit ihrem partytauglichen Metalcore zu überzeugen. An der Motivation der Burschen, allesamt auch fesch in Lederhose und Trachtenhemd gekleidet als Alpenmetaller zu erkennen, gab es überhaupt nichts auszusetzen. Auch das Ja! Natürlich-Schwein grinste zur Unterstützung hinter der „Mülibitschn“ hervor und trug so zu einer optisch runden Sache bei.

Lediglich der Sound war, ob des Percussion Overkills (da die zwei Frontmänner auch nochmal auf eigene Drums eindroschen) zu wenig differenziert, auch die Gitarren sind da leider zu sehr untergegangen. Im Laufe des Sets konzentrierten sich TUXEDO aber sowieso mehr aufs Publikum und zelebrierten eine regelrechte Metalparty, inklusive eines Covers der Baywatch-Hymne „I’m Always Here“ mit stagedivendem Oben-Ohne Roadie-Rettungsschwimmer. Auch der Einsatz von Kräuterschnaps, der von Jägermeister gesponserten Band, kam nicht zu kurz und es wurde mit dem Publikum geteilt, das spätestens danach definitiv auf Seiten der Österreicher war.

Wie man auch immer zu den EMIL BULLS stehen mag, dass sie seit fast 20 Jahren ihr Ding durchziehen und sich stets auch weiterentwickeln und qualitativ immer fett produzierte Alben mit etlichen Hits abliefern ist unbestreitbar. Wer ein Livekonzert dann auch noch mit dem „The Crown And The Ring“-Intro von MANOWAR beginnt, hat bei mir eigentlich gleich von Beginn an gewonnen.

Da das aktuelle Album „Sacrifice To Venus“ auch mit etlichen Livegranaten ausgestattet ist, bei dem „Hearteater“ als Opener gleich alle Qualitäten der Münchner Band ausspielt, ging die Tour vom letzten Jahr heuer in die Verlängerung. Harte Riffs, knüppelnde Drums und ein ohrwurmtauglicher Refrain zum Niederknien, die Vocalleistung des Frontmanns Christoph v. Freydorf sind auch live unschlagbar und dazu noch diese endgeilen Gitarrenleads. Da muss ich zugeben, dass mir die Mucke unserer Landesnachbarn mehr gefällt, als vergleichbare andere internationale Bands.

„Here Comes The fire“ von „Phoenix“-Album ist sowieso ein Burner wie im Buche steht und da wird vom feierwütigen Publikum auch schon ordentlich gemoscht. Ein sensationelles Hitfeuerwerk wurde dann mit der Single „Not Tonight Josephine“ vom „Oceanic“-Album entfacht und zündete spätestens dann im mitsingtauglichen Refrain auch bei den nicht so hartgesottenen Besuchern. Generell war es unglaublich wie textsicher sich das Publikum zeigte, da waren doch einige richtige EMIL BULLS Fans anwesend. Vor allem jener, der schon vor Showbeginn mit einem gerufenen EMIL und von den Fans vollendeten BULLS, der Menge einpeitschte und den man dann auch laufend als Crowdsurfer in der Menge entdeckte.

Beim Bandklassiker „Smells Like Rock ´n´Roll“, der natürlich bei jenen Konzertbesuchern die schon vor 13 Jahren im KIKAS anwesend waren, nostalgische Gefühle weckte, merkt man im Jahre 2015 am Deutlichsten wie weit sich EMIL BULLS von ihrem ursprünglichen Sound entfernt haben. Damals um die 2000er Jahre noch auf der Nu-Metal Welle schwimmend entwickelten die Deutschen einen eigenen Stil, der sich sicher bei einigen internationalen Bands bedient, davon aber auch mit einer eigenständige Mixtur abhebt. Dies zeigt unter anderem eine weitere Mitsinghymne wie „When God Was Sleeping“, welche eigentlich schon den Abschluss eines gelungenen Konzerts bilden könnte.

Die EMIL BULLS ließen sich aber nicht lumpen und starten nach dem ursprünglich letzten geplanten Song „Between The Devil And The Deep Blue Sea“, der von einem unglaublich einprägsamen Refrain gezeichnet ist, einen Zugabereigen der sich gewaschen hat. Der neue Song „The Age Ff Revolution“ zeigte auf, wie gut die Band noch in der Lage ist fette Songs zu schreiben, ohne sich zu wiederholen. Ein perfekter Abschluss, bei dem die Refrainworte nach Verschwinden der Band noch zigmal vom Publikum wiederholt wurden, auf dem aber sogleich „Jaws Of Oblivion“ folgte und damit den ersten Zugabenblock beendete.

Das war noch nicht der Schluss, die moshenden Fans benötigten unbedingt eine Pause, wenn es noch ein paar Songs weitergehen sollte. Und diese Pause bot dann die Ballade „I Don’t Belong Here“, bei dem die Stimmung aber zugegebenermaßen ein wenig abflachte und das darauffolgende „Nothing In This World“. Aber kein Problem für die BULLS, die danach mit „Man Or Mouse“ unglaublich brachial die Abrissbirne schwangen und nochmal die kurz aufgeladenen Energiereserven fast endgültig entleerten.

Aber auch nach einer erneuten Verabschiedung, ließen die Fans ihre Band noch nicht von Dannen ziehen, was auch verständlich ist, nachdem so ein Abend wohl nicht so oft in der Gegend stattfindet - was sich ja vielleicht ein wenig ändern könnte. Nach dem jetzt aber wirklich letzten Song „World Apart“ muss man zugeben, dass dies ein mehr als gelungener Tourauftakt für die EMIL BULLS, als auch eine sicher erfolgreiche Veranstaltung für das KIKAS war. Da kann ich nur beiden für die Zukunft das Allerbeste wünschen, denn was heute geboten wurde war vorbildlich. Vielen Dank und gerne wieder!

Setlist EMIL BULLS:

  • Intro – The Crown and the Ring (MANOWAR)
  • Hearteater
  • The Most Evil Spell
  • The Way Of The Warrior
  • Pants Down
  • Here Comes The Fire
  • Not Tonight Josephine
  • Lava
  • Smells Like Rock ´n Roll
  • No Hay Banda
  • Rainbows And Butterflies
  • Ad Infinitum
  • When God Was Sleeping
  • Between The Devil And The Deep Blue Sea
  • The Age Of Revolution
  • Jaws Of Oblivion
  • I Don't Belong Here
  • Nothing In This World
  • Man Or Mouse
  • Worlds Apart

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